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Getrieben von dem Ehrgeiz, das gesamte Wissen der Menschheit in einem einzigen Raum zusammenzuführen, bestückten Sammler ihre Wunderkammern mit allen möglichen Gegenständen künstlerischer, wissenschaftlicher und intellektueller Art und bildeten damit zugleich den Ausgangspunkt moderner Wissenschaft.
Den toskanischen Großherzog Francesco I. de' Medici, den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Rudolf II. sowie Erzherzog Ferdinand II. aus dem Hause Habsburg zeichnete eine wahre Sammelleidenschaft aus, für die sie ein Vermögen ausgaben, um dann ihre Sammlungen als dreidimensionale Kataloge zu
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Produktbeschreibung
Getrieben von dem Ehrgeiz, das gesamte Wissen der Menschheit in einem einzigen Raum zusammenzuführen, bestückten Sammler ihre Wunderkammern mit allen möglichen Gegenständen künstlerischer, wissenschaftlicher und intellektueller Art und bildeten damit zugleich den Ausgangspunkt moderner Wissenschaft.

Den toskanischen Großherzog Francesco I. de' Medici, den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Rudolf II. sowie Erzherzog Ferdinand II. aus dem Hause Habsburg zeichnete eine wahre Sammelleidenschaft aus, für die sie ein Vermögen ausgaben, um dann ihre Sammlungen als dreidimensionale Kataloge zu präsentieren, die die ganze Welt enthalten sollten: Architektur, Inneneinrichtung, Malerei, Bildhauerkunst, Gemmologie, Geologie, Botanik, Biologie und Taxonomie, Astrologie, Alchemie, Anthropologie, Ethnografie und Geschichte.

Staunen Sie über die "echten" Hörner des Einhorns (Narwal-Stoßzähne), über Edelsteine, seltene Korallen, Glas aus Murano, Gemälde sowie verblüffende mechanische Automaten. Blättern Sie durch Abbildungen exotischer und mythischer Wesen und entdecken die berühmten "Coburg Elfenbein-Schnitzereien", eine großartige Auswahl erlesenen Kunsthandwerks. Die Sammlungen führen Sie weit zurück, bis in die Renaissance und von da aus über die Ära der Entdeckungen, Epochen wie Manierismus und Barock bis in die Gegenwart. Viele der ehemaligen Sammlungen existieren längst nicht mehr, wurden aber so sorgfältig rekonstruiert oder neu eingerichtet, das ihr einstiger Zauber erhalten blieb.

Dieser XXL-Band ermöglicht unmittelbaren Zugang zu diesen großartigen, teils bizarren und kuriosen Schätzen der Menschheit. Um dieses gewaltige Projekt zu verwirklichen, bereiste Massimo Listri während mehrerer Jahrzehnte sieben europäische Länder. Das Ergebnis ist eine Sammlung prächtiger Fotografien, die ergänzt wird durch eine kompetente Einführung sowie detaillierte Beschreibungen aller 19 Wunderkammern, deren bedeutendste Stücke besonders hervorgehoben werden. Entdecken Sie, wie dieser zeitlose Bereich zwischen Imagination und Wirklichkeit unsere Zivilisation, die moderne Museumskonzeption und unser Wissen von der Welt geprägt haben.
Autorenporträt
Antonio Paolucci hat nach Abschluss des Kunstgeschichtsstudiums bei Roberto Longhi in Florenz seine Laufbahn bei den Beni Culturali begonnen. Er war Generaldirektor der Museen in Venedig, Verona und Mantua, leitete das Opificio delle Pietre Dure in Florenz und fast zwanzig Jahre den Museumsverbund Florenz. Zuletzt war er von 2007 bis 2016 Direktor der Vatikanischen Museen. Als italienischer Renaissancespezialist verfasste er zahlreiche Museums- und Ausstellungskataloge, sowie Publikationen u. a. über Donatello, Piero delle Francesca, Michelangelo, Raffael und Benvenuto Cellini.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für die Rezensentin Rose-Maria Gropp ist dieser Prachtband mit Fotografien von Massimo Listri ein Festschmaus. Fasziniert blättert die Kritikerin durch die Wunderkammern, die Listri an zahlreichen Orten in Europa fotografierte, betrachtet in Lumpen tanzende "Tödlein" und katzenköpfige Menschen, Edelsteine, Korallenstöcke und andere "Mirabilia und Artificilia" und erfreut sich nicht zuletzt an Listris "eindrucksvollenr Lichtregie". Die instruktive Einleitung des Kunsthistorikers Antonio Paolucci rundet den Band für Gropp ab.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.10.2020

Im Riesenkoffer steckt die Welt

Was sich aus Kunst und Natur an Wunderbarem sammeln lässt: Ein stattlicher Bildband rückt die Objekte der Kuriositätenkabinette ganz nah vor Augen.

Die Kunst- und Wunderkammern treffen einen Nerv unserer Gegenwart. Was für lange Zeit als Kuriositätenkabinette belächelt, wenn nicht gar beargwöhnt war, findet nun wieder hohe Aufmerksamkeit. Entstanden sind sie im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert, bevor die Museen, wie wir sie heute kennen, mit neueren Ordnungsprinzipien ihren Siegeszug antraten. So kommen die Wunderkammern in allen ihren Variationen mit ihrem enzyklopädischen Ansatz einem Bedürfnis entgegen, das schon länger unter Crossover firmiert und das nicht zuletzt bei der Klientel der privaten Sammler starken Anklang findet. Es scheint fast langweilig geworden zu sein, Kunstwerke und andere Objekte nach Epochen oder Herstellungsarten, wie nach Alten Meistern, Skulptur der Moderne oder Fotografie, zu sortieren und zu kombinieren.

Viel interessanter sind Konfrontationen und Korrespondenzen über solche Grenzen hinweg geworden, chronologisch wie von der Entstehung her, also Kunst und Künstlichkeit versus Natur und Natürlichkeit. Dazu lässt sich eine neu entflammte Begeisterung für handwerkliche Perfektion beobachten, deren Erzeugnisse noch bis vor kurzem eher als Dekorationsmaterial im Schatten standen. Und nicht zuletzt: Hinzu kommt die, freilich über alle Zeiten hin nie erloschene, Faszination für Monstrositäten aller Art, für die Allüre exzentrischer Darstellungen und die Launen der Natur. All das lässt sich in dem großformatigen Prachtband "Das Buch der Wunderkammern" betrachten, er ist ein Panoptikum des Staunens.

Im Vorwort erläutert der italienische Kunsthistoriker Antonio Paolucci, der von 2007 bis 2016 Generaldirektor der Vatikanischen Museen war, die Entstehungsgeschichte: "Wegweisendes Vorbild für die Kunst- und Wunderkammer aus der Zeit des Manierismus und des Barocks war das studiolo, das Studierzimmer. In der italienischen Renaissance galt es als klassisches Requisit des humanistischen Intellektuellen, fand aber auch im Hochadel Verbreitung, quasi als Aushängeschild der geistigen Ambitionen des Landesfürsten, der sich dorthin zurückzog, um sich eingehend mit historischen, künstlerischen und philosophischen Fragen zu beschäftigen."

Was bedeutet, man versammelte da "archäologische Fundstücke, seltene Metalle, Edel- und Halbedelsteine, Goldschmiedearbeiten, Bücher, wissenschaftliche Geräte, Gemälde und Skulpturen, Exotica und Naturalia". So zog sich der Condottiere Federico da Montefeltro in seinem Palast ins Studierzimmer zur Lektüre zurück wie es auch Isabella d'Este tat oder der Kardinal Alessandro Farnese.

Wie unterschiedlichen Ausdruck solche Neigung zu Einsicht und Wissen fand, zeigen die Beispiele der Wunderkammern im Buch. Der Streifzug beginnt mit der glitzernden Wucht des Grünen Gewölbes in Dresden, in dessen barockem Gesamtkunstwerk sich August der Starke gespiegelt sehen wollte. Der Weg führt über Österreich, Dänemark und Schweden nach Italien, Frankreich und England, dabei an manche Orte, die abseits der üblichen Besichtigungsroutinen liegen.

Im Kunsthistorischen Museum in Wien ist bewahrt, was nach Dreißigjährigem Krieg und Zerstreuung von den Schätzen übrigblieb, die einst der Habsburger Rudolf II. für die berühmte Wunderkammer seiner Residenz in Prag angesammelt hatte. Und wer einmal im Schloss Ambras in Tirol war, wo die "Sammelwut" von Erzherzog Ferdinand II. von Habsburg "fast wahnhafte Züge" annahm, so schreibt es Paolucci, der wird nie vergessen, dass auch Mirabilia und Artficialia zur Systematik des Inventars gehören konnten. Am finsteren Ort erscheinen Bildnisse katzenköpfiger Menschen oder das Porträt von Vlad III. Dracula. Korallenstöcke bäumen sich langfingrig, erst die Nahsicht erlaubt zu erkennen, dass sie von unbekannter Hand zu einer Kreuzigungsszene feinst beschnitzt wurden. Ein grade zwanzig Zentimeter hohes Tödlein aus Birnbaum tanzt in Lumpen um seine Knochen. Ein anderes Skelett aus Kalkstein steht mit lächelndem Schädel und lässig gekreuzten Beinen da, verträumt mit Überresten seinesgleichen spielend, von einem Schrein mit bunten Steinen eingefasst. Eleganter nicht könnte jenes "Media vita in morte sumus" inszeniert sein.

Am Ende will sich ja all dieses menschliche Anhäufen gegen das Wissen um die Vergänglichkeit stemmen. So steht, ganz anders, in Schweden "Det Augsburgska konstskapet" aus Ebenholz, der überreich verzierte Kunstschrank im Museum Gustavianum in Uppsala. Es ist eine Art Riesenkoffer, den einst Gustav II. Adolf von der Stadt Augsburg geschenkt bekam. Das Kabinett enthält in seinen Schubladen und Geheimfächern Tausende von Objekten aus Elfenbein, Emaille und Stein, "ein Abbild der gesamten Welt in einem einzigen Möbelstück", so Antonio Paolucci. Die Fotografien im Buch zeigen aus nächster Nähe die Details eines spektakulären Prunkmöbels, samt seinen Miniaturmalereien auf den Intarsien aus Alabaster oder Pietra dura.

Es ist immer wieder das abenteuernde Verwirrspiel zwischen Natur und Künstlichkeit, zumal in ihren hybriden Formen, zwischen forscherischem Streben und blanker Zurschaustellung, das in den einstigen Kunst- und Wunderkammern auf die Spitze getrieben ist. Nicht erst seit heute sind diese Zeugnisse in kostbaren Vitrinen und Schaukästen weggesperrt, der direkten Ansicht schützend entzogen. Im Buch holt sie der Fotograf Massimo Listri aus ihren Schränken heraus. Mit eindrucksvoller Lichtregie führt er sie vor Augen, als wären sie zum Greifen nah.

ROSE-MARIA GROPP.

Massimo Listri: "Cabinet of Curiosities. Das Buch der Wunderkammern. Cabinets des Merveilles". Einleitung von Antonio Paolucci, Katalog Giulia Carciotto.Taschen Verlag, Köln 2020. 356 S., geb., 100,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Es gibt Pracht_ban_de, die uns beim Blat_tern vom Wohn_zim_mer aus durch Raum und Zeit wandeln lassen. Ganz analog, mit Hilfe von bestem Papier gelingt das Massi_mo Listri meisterhaft... Aus Minu_ten werden kurz_wei_li_ge Stun_den, in denen man sich in Listris Wunder_kam_mern regel_recht verlie_ren kann..." Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung