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In 1900 a group of sponge divers blown off course in the Mediterranean discovered an Ancient Greek shipwreck dating from around 70 BC.

Produktbeschreibung
In 1900 a group of sponge divers blown off course in the Mediterranean discovered an Ancient Greek shipwreck dating from around 70 BC.
Autorenporträt
Jo Marchant
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.03.2011

Als der Computer noch Zahnräder hatte
Jo Marchant erzählt von der Erforschung der frühesten astronomischen Uhr
Was, wenn die alten Griechen nicht nur in Philosophie und Kunst Europa die entscheidenden Impulse gegeben hätten, sondern auch in der Technik? Gleich das erste antike Schiffswrack, dessen Inhalt im Jahr 1900 vor der Insel Antikythera geborgen wurde, enthielt Überreste auch eines bedeutenden technischen Artefakts, die man im Archäologischen Nationalmuseum zu Athen bezeichnenderweise lange übersah. Der „Mechanismus von Antikythera“ zeigte, wie man inzwischen weiß, mittels eines Zahnradsystems auf seiner Vorderseite den Umlauf der Sonne, des Mondes und wahrscheinlich der Planeten im Tierkreis und Kalenderjahr sowie die Mondphasen. Auf der Rückseite – mathematische Annäherungen funktionieren auch in einem geozentrischen Weltbild – ließen sich weitere wichtige Kalenderzyklen mit dem Sonnenjahr abgleichen sowie vergangene oder zu erwartende Sonnen- und Mondfinsternisse anzeigen.
Das nur wenige Zentimeter hohe Maschinchen ist, wie die britische Wissenschaftsjournalistin Jo Marchant nun in „Die Entschlüsselung des Himmels“ schreibt, „das erste bekannte Beispiel eines Objekts, das Menschen gebaut hatten, um für sie zu denken, mittels mathematischer Gleichungen zu arbeiten und die Antwort auf einer numerischen Skala anzuzeigen“. Die Perfektion der Zahnräder legt zudem nahe, dass es sich im ersten vorchristlichen Jahrhundert – das Schiff befand sich zwischen 70 und 60 v. Chr. auf dem Weg nach Rom – nicht mehr um ein Einzelstück oder einen Prototyp handelte. Wobei viele Details umstritten sind.
Zum einen ermöglichte erst der technische Fortschritt in den vergangenen Jahrzehnten die Erforschung der nur wenige Zentimeter großen bronzenen Bruchstücke. Dass lange einzig die geborgenen Statuen wie der „Jüngling von Antikythera“ interessierten, liegt zum anderen auch daran, dass astronomische Uhren solcher Komplexität erst im Europa des 13. Jahrhunderts erwartet wurden. Dort tauchten sie allerdings überraschend plötzlich auf. Eine faszinierende Überlegung: Wenn die Griechen, die ihre astronomischen Kenntnisse von den Babyloniern hatten, das Prinzip der Zahnradkonstruktion über Byzanz – man kennt ein Artefakt aus dem sechsten Jahrhundert – über den Islam – der im elften Jahrhundert eine Beschreibung verzeichnet – an das Mittelalter weitergegeben hätten, dann wäre technischer Fortschritt doch ein Strom, der sich, wenn auch manchmal verborgen, aber nie gebremst durch die Vergangenheit schlängelte, um in der Potenz gegenwärtiger Forschung triumphal an die Oberfläche zu schießen.
Jo Marchant veranschaulicht die Bedeutung des Antikythera-Mechanismus, indem sie seiner Erforschung Jahr um Jahr folgt. Und siehe, Wissenschaft ist doch noch eine Sache für Cowboys, Helden, Pioniere. Da finden Dilettanten, was die Experten übersahen. Da setzten Forscher im Wettlauf gegen die Zeit, gegen eine kleingläubige Bürokratie oder in unerbittlicher Konkurrenz zueinander alles auf einen letzten Versuch, bauen Modelle aus irgendwelchem Schrott oder können sich von Geheimnissen erst auf dem Sterbebett lösen. Da greift ein Zahnrad ins nächste und bringt nebenher schicksalhaft nie gekannt neue Techniken hervor. Marchant versteht das Handwerk des Wissenschaftsjournalismus. Auch der Laie erfährt jederzeit bestens verständlich eine Menge über Datierungsmethoden, über Tauchgänge oder die Entwicklungen der Röntgentechnik.
Einen Haken offenbart der Verlauf des Buches doch: Der entscheidende Schritt von der Zeitbetrachtung hin zur Zeitmessung – auch Renaissance-Uhren verbildlichen noch konkret den Lauf der Gestirne – ist die Erfindung der sogenannten Hemmung, die Uhren „in Gang“ hält. Da dem Antikythera-Mechanismus eine umfangreiche Bedienungsanleitung eingraviert ist, handelte es sich definitiv nicht um ein Instrument, etwa in der Werkstatt eines Astronomen, sondern um ein Luxusobjekt. Mit seiner Hilfe vermochte der Besitzer über die Ordnung, über den Kosmos zu staunen. Und über die menschliche Fähigkeit, über die „Technik“, ihn zu begreifen und nachzuahmen.
Dass die Griechen auch die Dampfmaschine entwickelten, wohl um Aristoteles zu widerlegen, aber nicht, um sie zu „benutzen“, hat innerhalb unseres Weltbildes bekanntlich schon viele Erklärungsversuche ausgelöst. Doch taugen nicht auch Jo Marchants Akteure exakt deshalb zur Identifikation, weil sie nicht-utilitaristisch handeln? Das Bild von jenen älteren Philosophen und Ästheten jedenfalls ergänzen sie um eine jener Farben, die wir auf deren Statuen so schmerzlich missen müssen. MICHAEL STALLKNECHT
JO MARCHANT: Die Entschlüsselung des Himmels. Der erste Computer – Ein 2000 Jahre altes Rätsel wird gelöst. Aus dem Englischen von Monika Niehaus. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2011. 304 Seiten, 22,95 Euro.
Und siehe, Wissenschaft ist
eben doch eine Sache für
Cowboys, Helden, Pioniere
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Though it is more than 2,000 years old, the Antikythera Mechanism represents a level that our technology did not match until the 18th century, and must therefore rank as one of the greatest basic mechanical inventions of all time. I hope [this] book will rekindle interest in this artefact, which still remains under-rated Arthur C. Clarke