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Auch Männer kommen in die Wechseljahre, «Andropause» heißt das. Eine Tragödie für Paul und seine Freunde. Dass die Augen schlechter und die Haare grau werden, geht ja noch. Aber Herbst auch in der Hose, da hört der Spaß auf. Und so sitzen die gedemütigten Mannsbilder auf rückenfreundlichen Sofapolstern und sprechen sich gegenseitig Trost zu, während der Testosteronpegel stetig abnimmt ... Ralf König verschließt nicht die Augen vor dem Älterwerden und hat ein Trostmittel: Lachen. Ein Werk der Reife und eine so komische wie ehrliche Auseinandersetzung mit dem Unvermeidlichen.

Produktbeschreibung
Auch Männer kommen in die Wechseljahre, «Andropause» heißt das. Eine Tragödie für Paul und seine Freunde. Dass die Augen schlechter und die Haare grau werden, geht ja noch. Aber Herbst auch in der Hose, da hört der Spaß auf. Und so sitzen die gedemütigten Mannsbilder auf rückenfreundlichen Sofapolstern und sprechen sich gegenseitig Trost zu, während der Testosteronpegel stetig abnimmt ...
Ralf König verschließt nicht die Augen vor dem Älterwerden und hat ein Trostmittel: Lachen. Ein Werk der Reife und eine so komische wie ehrliche Auseinandersetzung mit dem Unvermeidlichen.
Autorenporträt
Ralf König, 1960 in Soest geboren, Studium der freien Graphik an der Kunstakademie Düsseldorf, ab 1980 Comic-Veröffentlichungen in diversen Schwulenmagazinen. Durchbruch mit Der bewegte Mann (1987), der als Comic wie als Film ein großes Publikum eroberte. Vielfache Auszeichnungen (u. a. 2010 mit dem Max-und-Moritz-Preis für den besten Comic-Strip für Prototyp und Archetyp). Seine Comics sind in 18 Sprachen übersetzt. Zahlreiche Ausstellungen, z.B. 2012 Das Ursula-Projekt im Kölnischen Stadtmuseum zu den Elftausend Jungfrauen. 2014 erhielt er den Max-und-Moritz-Preis für sein Lebenswerk.
Rezensionen
Der Humor von Ralf König ist derb und gern auch vulgär. Diesmal gelingen ihm aber auch starke leise Momente. Christoph Haas Tages-Anzeiger 20171011

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.07.2017

Potenzhirsch in der Andropause
Ralf König erzählt vom Altwerden seines schwulen Comic-Paares Konrad und Paul: „Herbst in der Hose“
Szene-Comics kommen gerne wild daher, sind aber in Wahrheit ziemlich bieder. Allzu liebevoll bedienen sie die allen Subkulturen eigene Neigung, sich narzisstisch von der großen, bösen Welt abzuriegeln und kollektiv gültige Verhaltensregeln einzuklagen. Was den einen ihr Bauernroman-Heft, das sind dem bejahrten Kiffer seine „Freak Brothers“.
Ralf König ist der Gefahr, es sich in einer exklusiven Kuschelzone gemütlich zu machen, allerdings schnell aus dem Weg gegangen. Seit er in den frühen Achtzigern mit dem Zeichnen angefangen hat, sind die diversen Facetten des Schwulseins zwar Dreh- und Angelpunkt seiner Geschichten. Aber er hat sich stets neue Stoffe und Themen erarbeitet, sei es mit freien Adaptationen von Aristophanes („Lysistrata“, 1987) und Shakespeare („Jago“, 1988), sei es in seinen kritischen Auseinandersetzungen mit Islam („Dschinn Dschinn“, 2005-2006) und Christentum („Prototyp“, „Archetyp“, „Antityp“, 2008-2010). Über dem Speziellen hat König das Universelle nie aus den Augen verloren. Mit seinem neuen Comic ist er nun beim allgemein Menschlichen schlechthin angekommen: bei der Tatsache, dass wir alle altern und sterben müssen.
Im Mittelpunkt von „Herbst in der Hose“ steht das in Köln lebende Paar Konrad und Paul, dem König schon mehrere Bände gewidmet hat. Konrad ist ein sensibler, introvertierter Musiklehrer, Paul ein notorisch untreuer Draufgänger – im Internet-Portal „GayRomeo“ hat er sich das prahlerische Pseudonym „Potenzhirsch“ gegeben.
Umso härter trifft es ihn, als er, gerade 48 geworden, von einer Freundin Konrads erfahren muss, dass es auch für ihn ein Klimakterium geben wird, die Andropause: „Das ist Griechisch: Andro heißt Mann und Pausis heißt Ende.“ Ein Leben, erst mit weniger Sex, dann mit gar keinem mehr? Paul vermag es nicht zu fassen. Aber die immer zahlreicheren Indizien des Älterwerdens sind nicht zu übersehen. Erst ist es nur die geliebte, in vielen heißen Nächten getragene schwarze Lederhose, die sich über dem Bauch nicht mehr schließen will; später muss eine Brille sein, die Paul wie einen verdutzten Maulwurf dreingucken lässt. Die ergrauten Bart-, Brust- und Bauchhaare, sorgfältig gefärbt, verraten beim Oben-ohne-Tanz im Schwarzlicht der Disco ihre ursprüngliche Färbung. Und schließlich, in einer nicht allzu fernen Zukunft, sitzen Paul und Konrad im Altersheim für Schwule, wo die Sitztanzgruppe zu „If I could turn back time“ von Cher mühsam die Arme hochreißt.
Das Motto zu „Herbst in der Hose“ stammt von George Michael: „Unser Grauen davor, alt und dick zu werden, ist bemerkenswert, weil die meisten Menschen auf der Welt keines dieser beiden Probleme haben.“ Dieser Ton einer selbstironischen Relativierung prägt den ganzen Comic, der zudem in erzählerischer Hinsicht sehr abwechslungsreich ist. Zwischen die Kapitel sind einseitige Gags eingeschoben – auf solche One-Pager war König als junger Zeichner spezialisiert –, und an einer Stelle findet sich ein Auszug aus der Komödie „Die Falten“, in der sich der (erfundene) antike Dichter Haematokrit mit den Schrecknissen des Alters auseinandersetzt.
Der Humor von Ralf König ist derb und gerne auch mal richtig vulgär. Hier aber gelingen ihm auch sehr starke leise Momente, etwa wenn Konrad, mit einem Keyboard ausgerüstet, seine demente Mutter aufmuntern will oder wenn am Beginn jedes Kapitels in einem Kästchen steht: „Wenig später …“ Das ist ein Satz, der sich in zahllosen Comics findet, um klarzumachen, dass seit dem letzten Panel ein bisschen Zeit verflossen ist. Nur ist es hier eben meistens ein größerer Zeitraum – auch wenn Paul und Konrad dies gar nicht empfunden haben. Aus einer Floskel wird so ein lakonisch-melancholisches Statement zum unmerklichen Ablaufen der Lebensuhr.
„Herbst in der Hose“ beginnt und endet an Silvester. Am Anfang schießen zu dem Ruf „Frohes neues Jahr!“ reichlich Raketen empor. Am Ende sind es, in kurzem Abstand, allein zwei. Es bleibt still. Dann sind, auf der letzten Seite, nur die weiße Silhouette der Stadt und der tiefschwarze Himmel zu sehen.
CHRISTOPH HAAS
Ralf König (Text und Zeichnungen): Herbst in der Hose. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2017. 176 Seiten, 22,95 Euro.
Wenig später . . .
Die Comic-Floskel zeigt hier das
Ablaufen der Lebensuhr
Draufgänger Paul (rechts) ist im Internetportal „GayRomeo“ unter dem Pseudonym „Potenzhirsch“ unterwegs. Vom Altwerden und seinen Folgen will er lange nichts hören – wird aber natürlich trotzdem nicht verschont.
Foto: König/Rowohlt
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Andreas Platthaus freut sich über ein Wiedersehen mit Ralf Königs Helden Konrad und Paul. Dass das schwule Paar seit den neunziger Jahre in die Jahre gekommen ist, hat Platthaus schon vermutet. Dass es in der alternden Szene so wild, witzig und ernst zugehen würde, hätte er nicht gedacht. Wild allerdings nicht im alten exzessiven Sinne, sondern anders. Dennoch: Königs Helden scheinen Kilb noch jung genug, genau wie Königs rasantes filmisches Erzählen, dass hier allerdings um elegische und stille Momente bereichert wird, wie der Rezensent feststellt. Die Figuren scheinen ihm zwar karikaturesk überspitzt gezeichnet, aber eben auch immer wieder psychologisch fein erfasst.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.06.2017

Das gibt's nur einmal, das kommt nicht wieder
Das ist zu schön, um wahr zu sein: Ralf König lässt seine Comic-Helden Konrad und Paul altern - und sogar in Würde

Ewige Jugend, das ist das Versprechen des Comics. Sind die Peanuts in einem halben Jahrhundert Laufzeit auch nur einen Tag älter geworden, obwohl Charlie Brown fünfzig Schuljahre durchlitten hat? Sieht man einem Entenhausener Multimilliardär, der sein Vermögen 1898 beim Goldrausch am Klondyke gemacht hat, heute ein entsprechendes Alter an? Dass eine künstliche Intelligenz wie Astro-Boy sein kindliches Aussehen behält, mag konsequent sein, aber wie hat Tim von 1929 bis 1976 das Stellenprofil eines "jugendlichen Reporters" erfüllen können? Und Struppi neben seinem Herrchen der Tatsache getrotzt, dass jedes Hundejahr doch wie sieben Menschenjahre gezählt werden muss?

Comics haben ihre eigene zeitliche Gesetzgebung. Das resultiert aus ihrer Geburtsstunde. Als Richard Felton Outcault 1895 seine Serie "Hogan's Alley" über die Alltagsabenteuer einer Schar von Hinterhof-Lausebengeln ins Leben rief, tat er es für die Sonntagsbeilage einer New Yorker Zeitung. Und schnell zeigte sich, dass das muntere, unverschämte Treiben der Bengel beim Publikum so gut ankam, dass man sie keinesfalls würde erwachsen und damit braver werden sehen wollte. In der ständig mit Überraschungen - meist böser Natur - aufwartenden Welt des Journalismus, stellt der Fortsetzungscomic eine Insel der Verlässlichkeit - meist lustiger Natur - dar, und mit jeder Fortsetzung beginnt alles wieder am Nullpunkt. Und in den Comic-Heften und -Alben verhält es genauso, wenn es sich dabei um Serien handelt.

Dann kam der 14. Februar 1921. An diesem Tag erschien in der "Chicago Tribune" eine Episode des Comic-Strips "Gasoline Alley". Der Protagonist der Serie fand ein ausgesetztes Baby vor seiner Tür. Und fortan erzählte der Zeichner von "Gasoline Alley", Frank King, die Geschichte dieses kleinen Jungen in Echtzeit: In jeder neuen täglich publizierten Episode wurde auch der Junge einen Tag älter. An jedem 14. Februar feierte er seinen imaginären Geburtstag, und King war konsequent genug, ihn erwachsen werden zu lassen: 1942 zog er in den Krieg, und danach heiratete er und bekam selbst Kinder, mit denen sich das Spiel wiederholte.

Damit war das Versprechen ewiger Jugend im Comic passé. Doch wenn Jean Giraud seinen Westernhelden Blueberry nicht nur vom Leutnant zum Marschall beförderte, sondern auch in die entsprechenden Altersklassen, oder Volker Reiche in dieser Zeitung den ursprünglich kleinen Jungen Rafael aus seiner Serie "Strizz" zum schlaksigen Jugendlichen heranwachsen ließ, sind das immer noch Ausnahmen. Und so darf auch der international bekannteste deutsche Comic-Zeichner auf Neugier rechnen, wenn er nun zwei seiner beliebtesten Figuren altern lässt: Ralf König konfrontiert Konrad und Paul mit den Malaisen des Alters.

Zur Erinnerung: Konrad Stubenburg und Paul Niemöser sind ein schwules Paar, das der Zeichner erstmals 1990 auftreten ließ, dann in den neunziger Jahren rasch in drei Alben fortsetzte und seitdem immer dann reaktivierte, wenn sich in Königs Welt etwas Entscheidendes veränderte. Kaum war etwa die eingetragene Lebenspartnerschaft für Schwule erlaubt worden, ließ König seine beiden Helden einander heiraten. Und so kam der Zeitablauf in die Geschichten hinein, doch wirklich älter im biologischen Sinne wurden Konrad und Paul dabei nicht. Sie wurden reifer und reicher an Erfahrungen, und das hörte man ihren Gesprächen an, aber man sah es ihnen nicht an.

Schnitt auf das Jahr 2017. Eine Kölner Einkaufsstraße. Paul trifft überraschend eine alte Liebe, "Bockwurst" aus Leverkusen, und der spricht ihn auf sein Alter an. Im Dating-Portal Gayromeo steht seit Jahren dasselbe Foto, und das Alter - angeblich neunundvierzig - ist auch schon länger nicht mehr aktualisiert worden. Die kurz rasierten schwarzen Haare bekommen graue Einsprengsel, und die geile Lederhose, die so manchen sexuellen Exzess gesehen hat, geht über dem Bauch nicht mehr zu. Macht nichts, könnte man meinen, das ist bei sexuellen Exzessen ja auch nicht ihre Aufgabe. Aber zu Exzessen kommt es gar nicht mehr. Die knackigen jungen Herren in den Clubs haben keine Augen mehr für den älteren Herrn Niemöser. "Herbst in der Hose" lautet der Titel von Ralf Königs neuem Comic.

Paul war schon immer der wilde, freche, ungezähmte, aber auch besonders liebesbedürftige Teil des Paars. Konrad dagegen ist ein fatalistischer Schöngeist - Klavierlehrer -, der sich deshalb mit den Veränderungen im Leben leichter tut. Viele Auftritte im neuen Buch hat er nicht, dafür besonders süffisante, wenn er Pauls Panik verspottet (unsere Abbildung). Doch im Zentrum steht Paul, in den Ralf König schon immer mehr autobiographische Elemente gesteckt hat als in Konrad. Der 1960 geborene Zeichner macht kein Geheimnis daraus, dass ihn sein eigenes Altern irritiert. Nicht nur, dass er sich dadurch in der stark auf Jugendlichkeit fixierten Schwulenszene ausgegrenzt fühlt, es ist auch die Unaufhaltsamkeit der körperlichen Veränderung, die König schockiert.

Und so spiegelt er sich einmal mehr in Paul, der hier im Laufe von 170 Comic-Seiten mehr als ein Vierteljahrhundert durchlebt, von Ende vierzig bis zu einem nicht mehr konkret bestimmten Datum, an dem er und Konrad gemeinsam ein Zimmer im katholischen Seniorenheim bezogen haben und den fünfzigsten Jahrestag ihrer Beziehung feiern - noch einmal wild soll es werden, Paul hat eigens Viagra ins Heim schmuggeln lassen. Doch es läuft anders als geplant, und das ist auch gut so. König findet für "Herbst in der Hose" ein wunderbar vieldeutiges Ende.

Vorher jedoch geht es in der Tat wild zu, auch nicht mehr sexuell, aber innerhalb der Schwulenclique um Paul, die alle vom selben Problem umgetrieben sind. Ralf König hat immer schon das Erzählen in kurzen Episoden geschätzt; auch wenn seine Comic-Bücher Hunderte von Seiten umfassen, setzen sie doch zuverlässig Zwischenpointen und schneiden das Geschehen auf beinahe filmische Weise. Deshalb konnte einer seiner Comics, "Der bewegte Mann" (1987), in der Regie von Sönke Wortmann zu einer der erfolgreichsten deutschen Filmkomödien werden. Diese Geschichten lassen einen kaum Atem holen. In "Herbst in der Hose" aber zieht mit der spürbaren Lebenszeit auch eine spürbare Lesezeit ein, es gibt elegische Passagen, stille Momente, Generalpausen. Die schönsten der letzteren Art sind zwischen die einzelnen Abschnitte eingeschobene Seiten, auf denen jeweils ein antiker Chor hinter zu stummen Schreien verzerrten Gesichtsmasken dargestellt ist. König ist auch ein großer Liebhaber des Theaters, wie man seit seiner Comic-Parodie auf die "Lysistrata" des Aristophanes weiß.

Und theatralisch ist, was hier passiert: große Leidenschaften, schnelle Szenenwechsel, witzige Dialoge und Katharsis. Die antike Trennung von Komödie und Tragödie ist aufgehoben. Es ist Ralf König ersichtlich todernst mit seinem Thema, und zugleich findet er einen lebenslustigen Zugang dazu. Wenn die Popsängerin Cher als zentrale Identifikationsfigur der Schwulenszene von Paul und seinen Freunden erst auf dem Sterbebett vermutet wird, ehe sich herausstellt, dass sie bald im Wochenbett landen wird, ist das eine der schönsten Szenen des Buchs - und nebenher in der individuellen Charakterisierung der Akteure ein kleines Zeichnermeisterstück.

Der ganze Band ist sogar ein großes: schwarzweiß, grau laviert und mit einem sichtbaren Alterungsprozess der Hauptfiguren, der trotz karikaturesker Überspitzung höchst subtile psychologische Studien erlaubt. Und obwohl insgesamt rund 25 Jahre vergehen, heißt es in den Textkästen immer wieder nur "Wenig später", denn wir merken ja so selten, wie die Zeit vergeht. Wenn das Älterwerden solche Comics hervorbringt, braucht sich Ralf König keine Sorgen zu machen.

ANDREAS PLATTHAUS

Ralf König: "Herbst in der Hose".

Rowohlt Verlag, Reinbek 2017. 175 S., geb., 22,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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