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In bewährter Weise der "Blauen Reihe" werden auch in diesem Band alle relevanten Aspekte der Bundestagswahl 2002 von den führenden Experten analysiert. Gleichzeitig werden wichtige Ergebnisse zur Wahlforschung anderer Länder präsentiert.
Die "Blaue Reihe" präsentiert seit ihrem Beginn 1980 umfassend und systematisch Analysen zu Bundestagswahlen und zu international relevanten Ergebnissen der Wahl- und Wählerforschung. Der neueste Band der Reihe widmet sich der Bundestagswahl 2002. Der erste Teil "Analysen zur Bundestagswahl 2002" umfasst u.a. Beiträge zum Wahlverhalten, zum Medieneinfluss…mehr

Produktbeschreibung
In bewährter Weise der "Blauen Reihe" werden auch in diesem Band alle relevanten Aspekte der Bundestagswahl 2002 von den führenden Experten analysiert. Gleichzeitig werden wichtige Ergebnisse zur Wahlforschung anderer Länder präsentiert.
Die "Blaue Reihe" präsentiert seit ihrem Beginn 1980 umfassend und systematisch Analysen zu Bundestagswahlen und zu international relevanten Ergebnissen der Wahl- und Wählerforschung. Der neueste Band der Reihe widmet sich der Bundestagswahl 2002. Der erste Teil "Analysen zur Bundestagswahl 2002" umfasst u.a. Beiträge zum Wahlverhalten, zum Medieneinfluss und zu den Besonderheiten dieser Wahl, z.B. die Fernsehduelle der Kandidaten. Vier Beiträge des zweiten Teils enthalten Längsschnittanalysen und stellen die Bundestagswahl in die Kontinuität bisheriger Wahlen in Deutschland. So wird z.B. nach der Bedeutung von Kandidatenorientierungen im Zeitverlauf oder nach Ost-West-Unterschieden im Wahlverhalten gefragt. Der dritte Teil bearbeitet Grundsatzfragen der Wahlsoziologie, z.B. In welchem Maße Sachfragen die Wahlentscheidung beeinflussen, in welchem Maße dies die Person der Kandidaten vermag. Internationale Trends und der Vergleich mit anderen Ländern sind im vierten Teil enthalten und beschließen den Band. Insgesamt vermittelt das Buch einen Einblick in den Stand und die Kontinuität der deutschen Wahlforschung und ihren Anschluss an die internationale Wahlforschung.
Autorenporträt
Professor Dr. Jürgen W. Falter lehrt Politikwissenschaft an der Universität Mainz. Professor Dr. Oscar W. Gabriel lehrt Politikwissenschaft an der Universität Stuttgart. Privatdozent Dr. Bernhard Weßels ist leitender Wissenschaftler am Wissenschaftszentrum Berlin und lehrt an der Freien Universität Berlin Politikwissenschaft.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.01.2006

Immer wählerischere Wähler
Zur neuen Unübersichtlichkeit für die Forschung tragen die Fernsehduelle erheblich bei

Gerade noch rechtzeitig erschien im vorgezogenen Bundestagswahljahr 2005 die Analyse zu den Wahlen 2002. Die drei Herausgeber Falter, Gabriel und Weßels knüpfen mit diesem Kompendium an die von den Politikwissenschaftlern Kaase und Klingemann initiierten Sammelbänden zu den Bundestagswahlen an. Diese Reihe ist unverzichtbar für Wahlforscher, die sich detailliert mit den Ergebnissen und den Trends der Wahlforschung auseinandersetzen wollen. Das fachgerechte Fazit der zurückliegenden Wahlen konnte diesmal noch vor den nachfolgenden Wahlen vorgelegt werden, was vorher eher selten der Fall war.

Die bewährte Struktur der Vorgängerbände konnte leicht modifiziert beibehalten werden. Die sechs Beiträge des ersten Abschnitts widmen sich der konkreten Analyse der Bundestagswahlen 2002. Die zwei weiteren traditionellen Abschnitte verzeichnen Beiträge zu Politik und Wahlen im Längsschnitt sowie Beiträge zu Grundsatzfragen der Wahlforschung. Neu ist ein weiterer Abschnitt mit international vergleichenden und ausländischen Wahlanalysen. Ausgestattet mit den rückblickenden Analysen, taucht sofort die Frage nach der Prognosefähigkeit der Befunde für 2005 auf. Doch da ist Vorsicht geboten. Denn die Wahlforschung sucht nach Erklärungen und allgemeinen Verhaltensmodellen, die nicht mit Prognosen zu verwechseln sind. Dennoch liefern die Beiträge mit ihren Erklärungsmodellen auch Anhaltspunkte, quasi Puzzleteile für Prognosen. Da sind insofern alle Befunde ernst zu nehmen, die eine hohe Veränderungsdynamik in der Wählerlandschaft konstatieren. Die Wähler sind wählerischer geworden, immer weniger Wähler binden sich langfristig an eine Partei, immer häufiger geben kurzfristige Faktoren den Ausschlag. Im Umkehrschluß bedeutet das für die Parteien, das Situative stärker in die eigene Wahlkampfplanung mit aufzunehmen. Wahlkämpfe sind mittlerweile Marathonläufe mit Fotofinish: Knapp 6000 Stimmen trennten die beiden großen Volksparteien 2002, und 2005 unterschieden sich die Parteien der großen Koalition mehrheitstechnisch nur durch vier Bundestagsmandate.

In beiden Wahlkämpfen konnten letztlich eindeutige Kampagnenfehler im Unionslager von den anderen Parteien genutzt werden, so daß sich die Lager situativ bedingt in den letzten Tagen von Stunde zu Stunde rechnerisch näher kamen. Bei knappem Vorsprung kann am Ende jede Kleinigkeit den Ausschlag über Sieg oder Niederlage geben. So auch die Fernsehduelle, die Jürgen Maier und Thorsten Faas präzise unter die Lupe nehmen. Beide TV-Duelle waren die zentralen politisch-kommunikativen Ereignisse des Wahlkampfes 2002. Sie sind Wahlkämpfe im Miniaturformat und offenbar seit 2002 zum Standard auf Landes- und Bundesebene geworden. Maier und Faas arbeiten die besondere Relevanz heraus: Vor allem auch politisch Uninteressierte waren über das attraktive Wahlkampfereignis zu erreichen. Die differenzierte Analyse macht deutlich, wie die Zuschauer eindeutig Unterschiede zwischen Stoiber und Schröder wahrgenommen haben. Effekte konnten auch auf die Wahlbeteiligung und das Wahlverhalten nachgewiesen werden. Die Duelle haben grundsätzlich mobilisierend gewirkt. Die Wahlentscheidung war wiederum durchaus von der wahrgenommenen Debattenleistung abhängig, und dies besonders bei den politikfernen Wählern. Sie ließen sich in ihrer Präferenz für einen der beiden Kandidaten vom Verlauf des Duells beeinflussen. Zur bereits vorhandenen Komplexität der Erklärungen für Wahlverhalten muß insofern auch in der Wahlforschung eine Kategorie für die TV-Duelle geschaffen werden, die wohl nicht mehr rückgängig zu machen sind. Dabei dokumentieren die Beiträge des Sammelbandes insgesamt, daß nicht nur mehr Faktoren zu berücksichtigen sind, sondern daß auch die Wirkung und das Zusammenspiel der Faktoren selbst einer Veränderungsdynamik unterliegen.

Die neue Unübersichtlichkeit bedarf um so mehr einer systematischen Erklärung, die im neuen "Handbuch Wahlforschung" geliefert wird. Es ist als Nachschlagewerk angelegt und gliedert sich in Grundlagen, theoretische Ansätze, spezielle Fragestellung bis hin zur Kritik der empirischen Wahlforschung. Grundlagenwissen über Konzepte, Methoden und Befunde der Forschung werden ebenso ausgebreitet wie der heutige Stand der Forschung. Ein Glossar, die umfangreichen Literaturhinweise, das ausführliche Register machen das Handbuch schon jetzt zum Standardwerk der Wahlforschung. Die Arbeit an so einem grundsätzlichen Reader hat sich gelohnt, weil damit das Handwerkszeug der Wahlforscher systematisch offengelegt wird. Die Disziplin ist fest etabliert innerhalb der Politikwissenschaft, wenngleich mit Selbstkritik in dem Band nicht gespart wird. Wie innovativ die Wahlforschung sich entwickelt hat, wird auch daran deutlich, daß heute auch aus politikwissenschaftlicher Sicht Wahlkampfforschung mit dazugehört. Harald Schoen beschreibt den Wandel der Kampagnen im Zeitverlauf und arbeitet Linien vermeintlicher "Amerikanisierung" von Wahlkämpfen in Deutschland heraus.

Wenn man das auf den zurückliegenden Bundestagswahlkampf überträgt, kann man zu folgender Beobachtung gelangen: Der Wahlkampf folgte zwei sehr unterschiedlichen Mobilisierungsstrategien. Da kämpfte auf der einen Seite Bundeskanzler Schröder mit der Macht seines Kanzler-Bonus, obwohl sich seine Regierung in den Augen der Bevölkerung - nach der Abstimmung über die Vertrauensfrage - in der Abwicklung befand. Selten sah man eine derartig perfektionierte authentische Ein-Mann-Show als Aufholjagd aus demoskopischen Tiefen, die so erfolgreich dennoch am Ende verloren wurde. Die Faszination gilt dabei weniger der Kampagnenführung als vielmehr der enormen Kommunikationsleistung. Die doppelte Kapitulation des damaligen Bundeskanzlers, nach dem für die SPD desaströsen NRW-Wahlergebnis, sowohl vor der eigenen Mehrheitsfraktion im Bundestag als auch vor den Mehrheitsverhältnissen im Bundesrat, geriet vollkommen in Vergessenheit.

Den konzeptionellen Gegenansatz zu Schröder verkörperte die Kanzlerkandidatin der Union. Angela Merkel (CDU) hatte als gefühlte Kanzlerin aus Sicht der Wähler bereits im Wahlkampf ein Regierungsprogramm zu verteidigen. Ihr Rollentausch mit dem Kanzler erfolgte im Duktus des rationalen Überzeugenwollens. Bewußt darstellungsarm zog sie nüchtern argumentierend von Marktplatz zu Marktplatz. Gegensätzlicher hätten keine Mobilisierungsangebote für den Wähler ausfallen können. Der mediale Charismatiker stand einer Kandidatin mit protestantischer Demutsethik gegenüber. Der eine wollte Deutschland gerechter reformieren, die andere Deutschland dienen. Keines der beiden Konzepte war mehrheitsfähig. Weder Show noch Armutsästhetik wurden eindeutig belohnt.

Schoen unterstellt in seiner Analyse von Wahlkampfforschung, daß die Politiker, die solche Kampagnen planen, immer von der Wirksamkeit ihrer Bemühungen ausgehen. Derartige Wirkungen aber schlüssig nachzuweisen gehört, wie Schoen ausführt, zu den anspruchsvollsten Aufgaben der Wahlkampfforschung. Noch ist es eher so, daß wir von der Wirkung überzeugt sind, sie aber nicht präzise nachweisen können. Wer dennoch Sehnsucht nach Sicherheiten generell im Bereich der Wahlforschung hat, der sollte das Handbuch Wahlforschung zur Lektüre nutzen.

KARL-RUDOLF KORTE

Jürgen W. Falter/Harald Schoen (Herausgeber): Handbuch Wahlforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2005. 826 S., 49,90 [Euro].

Jürgen W. Falter/Oscar W. Gabriel/Bernhard Weßels (Herausgeber): Wahlen und Wähler. Analysen aus Anlaß der Bundestagswahl 2002. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2005. 620 S., 49,90 [Euro].

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"[...] unverzichtbar für Wahlforscher [...]." Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.01.2006
"Ein Muss für politische Köpfe." DEMO-Newsletter, 20/2005