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Kaiser Konstantin (reg. 305-337) ist eine Schlüsselfigur der europäischen Religionsgeschichte. Häufig wird er als "Vater des christlichen Abendlandes" bezeichnet. Dieses Bild ist im Licht der jüngeren Forschung zu korrigieren. Im vorliegenden Buch wird ein anderes und neues Konstantinbild entwickelt, das Konstantin zwar nicht weniger christlich als bisher angenommen zeichnet, aber doch in seinem Christentum anders, als den zeitgenössichen Theologen lieb sein konnte und als es sich viele moderene Gelehrte vorstellten. Mit der "Sonne" (dem Sonnengott) als religiösem Leitbild gewinnt der Kaiser…mehr

Produktbeschreibung
Kaiser Konstantin (reg. 305-337) ist eine Schlüsselfigur der europäischen Religionsgeschichte. Häufig wird er als "Vater des christlichen Abendlandes" bezeichnet. Dieses Bild ist im Licht der jüngeren Forschung zu korrigieren. Im vorliegenden Buch wird ein anderes und neues Konstantinbild entwickelt, das Konstantin zwar nicht weniger christlich als bisher angenommen zeichnet, aber doch in seinem Christentum anders, als den zeitgenössichen Theologen lieb sein konnte und als es sich viele moderene Gelehrte vorstellten. Mit der "Sonne" (dem Sonnengott) als religiösem Leitbild gewinnt der Kaiser als typischer und prägender Exponent seiner Epoche, der Spätantike, an Profil. Und überraschend erweist sich diese Epoche dabei ganz aktuell: eine religionsplurale Gesellschaft, in der Raum war für originelle religiöse Suchbewegungen.
Autorenporträt
Wallraff, Martin§Martin Wallraff, geb.1966, Dr. theol., Ordinarius für Kirchen- und Theologiegeschichte an der Universität Basel.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.05.2013

Sonnenkaiser in Rom

Ein Professor für Alte Kirchengeschichte rechnet Historikern vor, wo ihre Erzählungen in Denkmustern erstarren: Von drei Mauern sieht er die Annäherung an Jubiläumskaiser der letzten Jahre umstellt: der christlichen Schlagseite der Überlieferungsauswahl, der Zwangsvorstellung von Schwellen und Wenden in der Geschichte sowie dem linearen Fortschreiten von A nach B, vom "noch" paganen zum "schon" christlichen Kaiser, ohne Experimente, Idiosynkrasien oder Sackgassen. Die Ausfalltore sind zwar nicht so fest verrammelt, wie der Autor bisweilen meint; so hat das Widereinander von "christlich" und "pagan" längst ausgedient. Wallraffs Konstantin fasziniert gleichwohl. Der Glaube an den einen Gott, mit dem er das neu geeinte Reich zu durchwirken suchte, war inklusiv angelegt, zentriert um ihn selbst, den einen, sieghaften, mit der Sonne verbundenen Kaiser. In der Grundauffassung blieb sich dieser von der Milvischen Brücke bis zu seinem Ende gleich, und es gilt, den Schleier der christlichen Vereinnahmung und "Domestizierung" dieses Sonnenkönigs (im doppelten Wortsinn) zu durchdringen. Wer nach wie vor glaubt, es habe eine Bekehrung Konstantins oder mindestens gegen Ende seines Kaisertums eine eindeutig christliche Religionspolitik gegeben, wird sich von Wallraffs elegant formulierter und methodisch glasklar entwickelter Studie nicht irritieren lassen. Wer aber Geschichte für grundsätzlich offen und die Spätantike mit ihren unklaren Identitäten für eine wilde Epoche hält, wird hier reich belohnt werden. Auch und gerade, weil der "anders christliche" Kaiser mit seiner unorthodoxen Religionspolitik am Christentum gescheitert ist. (Martin Wallraff: "Sonnenkönig der Spätantike". Die Religionspolitik Konstantins des Großen. Herder Verlag, Freiburg 2013. 221 S., 32 Abb., geb., 22,- [Euro].)

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

In seiner Sammelbesprechung zu neuer Konstantin-Literatur kommt Stefan Rebenich etwas ausführlicher auf Martin Wallraffs Schrift "Sonnenkönig der Spätantike" zu sprechen. Der Basler Kirchenhistoriker sieht Konstantin fröhlich relativistisch. Rebenich findet das "gut so": Jede Zeit bekommt den Konstantin, den sie verdient, und da wir gerade die multikulturelle Phase durchmachen, sieht Wallraff in Konstantin weder den ersten christlichen Kaiser noch den letzten Heiden, sondern einen Herrscher, der sich eher zu einem abstrakten Monotheismus bekannte, der die Bildungselite und die "gesellschaftlichen Stakeholder" bediente, aber auch "solare Motive" und den "römisch-loyalen Staatskult" umfasste. Rebenich geht d'accord mit Wallraffs Deutung Konstantins als Sonnengott für eine religiös pluralistische Gesellschaft.

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