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Nomos, das aus universalisierbaren Regeln bestehende Recht, verliert mit dem Vordringen des More Economic Approach in Wettbewerbspolitik und -recht an Bedeutung. Das Buch hinterfragt eine solche "ökonomischere" Herangehensweise und stellt ein auf Evolutionsökonomik und Systemtheorie beruhendes alternatives Paradigma vor, das die Denktraditionen Schumpeters, des Evolutionären Altinstitutionalismus, der Österreichischen Schule - insbesondere Hayeks, Kirzners, Hoppmanns - und Teile des Ordoliberalismus integriert. Zentrale Handlungsempfehlung dieses Paradigmas ist der Rückgriff auf klar…mehr

Produktbeschreibung
Nomos, das aus universalisierbaren Regeln bestehende Recht, verliert mit dem Vordringen des More Economic Approach in Wettbewerbspolitik und -recht an Bedeutung. Das Buch hinterfragt eine solche "ökonomischere" Herangehensweise und stellt ein auf Evolutionsökonomik und Systemtheorie beruhendes alternatives Paradigma vor, das die Denktraditionen Schumpeters, des Evolutionären Altinstitutionalismus, der Österreichischen Schule - insbesondere Hayeks, Kirzners, Hoppmanns - und Teile des Ordoliberalismus integriert.
Zentrale Handlungsempfehlung dieses Paradigmas ist der Rückgriff auf klar definierte Verbotsregeln bei gleichzeitiger wettbewerbspolitischer Zurückhaltung, weil private Wettbewerbsbeschränkungen durch Kartelle, missbräuchliches Verhalten oder Fusionen als untergeordnete Problematik erkannt werden. Eine solche Aussage steht in massivem Gegensatz zu dem industrieökonomisch geprägten Vorgehen der Wettbewerbsbehörden, die zur Beurteilung zweifelhafter Verhaltensweisen aufwändige Einzelfallanalysen heranziehen, dabei der Komplexität des Wirtschaftssystems jedoch nicht gerecht werden können.
Der Autor, promovierter Volkswirt und Assessor iuris, arbeitet als Richter in Berlin.
Autorenporträt
Der Autor, promovierter Volkswirt und Assessor iuris, arbeitet als Richter in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.03.2010

Regeln statt Einzelfallanalyse
Neues aus der Wettbewerbsökonomik

Die Europäische Kommission verfolgt in der Wettbewerbspolitik seit mehreren Jahren einen sogenannten "More Economic Approach". Konzeptionell bedeutet das ein Abstellen auf Marktergebnisse. Zunehmend werden auch quantitative Analysen durchgeführt; im Ergebnis wird die Tiefe der Einzelfallanalyse erhöht. Oftmals wird dabei der Eindruck erweckt, dies sei die notwendige Folge der Ökonomisierung.

Thomas Heidrichs Buch legt die impliziten Grundannahmen des neuen Ansatzes der Kommission offen und macht sie einer kritischen Überprüfung zugänglich. Schon alleine deshalb ist seine Arbeit wichtig und lesenswert. So stellt er nachhaltig in Frage, ob die neoklassische Industrieökonomik die einzige mögliche theoretische Grundlage für Wettbewerbspolitik bietet. Ebenso zieht er die Notwendigkeit einer zunehmenden Einzelfallorientierung in Zweifel.

Heidrich geht indes noch weiter und entwickelt als grundsätzliche Alternative zur industrieökonomischen Fundierung von Wettbewerbspolitik das evolutorisch-systemtheoretische Paradigma. Hauptsächlich stützt er sich auf Friedrich von Hayek. Mit diesem versteht er Wettbewerb als Entdeckungsverfahren, dessen Ergebnisse nicht im Einzelfall vorauszusagen oder zu beurteilen sind. Als oberstes Ziel gilt der Schutz der Freiheit der Marktteilnehmer. Damit seien nur negativ formulierte allgemeine Regeln vereinbar, die bestimmte Verhaltensweisen verbieten. Weitere Ansätze etwa von Schumpeter, Kirzner und Hoppmann sowie aus der Evolutorischen Ökonomik ordnet er dem Paradigma zu. Die kenntnisreiche Darstellung und kritische Würdigung der genannten Ansätze macht den Großteil der Arbeit aus. Auch deshalb ist die Lektüre ein Gewinn.

Auf der Grundlage des evolutorisch-systemtheoretischen Paradigmas plädiert Heidrich für eine regelorientierte Wettbewerbspolitik. Das schließt etwa eine Effizienzabwägung im Einzelfall aus. Ebenso sei etwa Diebstahl generell verboten, ohne dass im Einzelfall nach den Wohlfahrtseffekten gefragt würde. Dennoch sind durchaus Konstellationen denkbar, in denen ein Dieb ein Gut kurzfristig effizienter einsetzen kann als der rechtmäßige Besitzer.

Insgesamt bietet die Arbeit eine Fülle wertvoller Einsichten und Denkanstöße. Sie regt zur grundsätzlichen Auseinandersetzung mit dem "More Economic Approach" an. Damit einher geht zwangsläufig ein hohes Abstraktionsniveau. Zur Lösung von praktischen Fragen der Kartellrechtsanwendung kann sie daher nicht direkt beitragen. Dies stellt einen gewissen Schwachpunkt der Arbeit dar, der jedoch den guten Gesamteindruck nicht übermäßig zu trüben vermag.

ARNDT CHRISTIANSEN

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