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Seit wir von digitalen Datensätzen überschwemmt werden und sich Nachrichten im Internet schnell und weit verbreiten, gelten Infografiken als das neue heiße Ding. Gut gestaltet, pointiert und detailreich vermitteln sie auf übersichtliche Weise noch die schwierigsten Sachverhalte. Kartografen, Journalisten, Designer, Statistiker und Wissenschaftler werfen ihre Expertise zusammen, um komplexes Wissen visuell eingängig zu verpacken. Doch das Vorgehen ist nicht neu - die Geschichte der Informationsgrafik reicht Jahrhunderte zurück.
Dieser Band bietet mit über 400 Karten, Diagrammen und
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Produktbeschreibung
Seit wir von digitalen Datensätzen überschwemmt werden und sich Nachrichten im Internet schnell und weit verbreiten, gelten Infografiken als das neue heiße Ding. Gut gestaltet, pointiert und detailreich vermitteln sie auf übersichtliche Weise noch die schwierigsten Sachverhalte. Kartografen, Journalisten, Designer, Statistiker und Wissenschaftler werfen ihre Expertise zusammen, um komplexes Wissen visuell eingängig zu verpacken. Doch das Vorgehen ist nicht neu - die Geschichte der Informationsgrafik reicht Jahrhunderte zurück.

Dieser Band bietet mit über 400 Karten, Diagrammen und Zeichnungen einen überwältigenden Querschnitt durch die visuelle Wissensvermittlung und erstreckt sich über viele Länder, Medien und Epochen - von mittelalterlichen Manuskripten bis zu farbigen Druckgrafiken, von Pergamentrollen bis zu Prachtatlanten, von handgemalten Diagrammen bis zu digitalen Datenkarten. Neben Meisterwerken wie der Weltkarte von Martin Waldseemüller, den Naturstudien Erich Haeckels und dem Netzplan der New Yorker U-Bahn von Massimo Vignelli und Bob Noorda birgt die von Sandra Rendgen kuratierte Auswahl viele unbekannte Schätze.

Die Einleitung sowie aufschlussreiche Bildunterschriften erhellen den Kontext jeder Arbeit. Mit David Rumsey, Michael Friendly, Michael Stoll und Scott Klein gewähren vier ausgewiesene Experten Einblick in ihre einzigartigen historischen Sammlungen. Nach Information Graphics und Understanding the World schließt Sandra Rendgen mit diesem Buch eine Lücke im wissenschaftlichen Diskurs und schafft ein beispielloses Referenzwerk für Datencracks, Designer, Historiker und jeden wissbegierigen Leser. Zahlreiche Grafiken aus der Astronomie, Kartografie, Anthropologie und Technik erzählen die Evolution der Informationsvisualisierung und zeigen auf anschauliche Weise, wie wir Menschen leben, lehren und lernen.
Autorenporträt
Sandra Rendgen ist Autorin und Konzeptentwicklerin, zu ihren Publikationen gehören TASCHENs Information Graphics und Understanding the World. Sie studierte Kulturwissenschaften und Kunstgeschichte in Berlin und Amsterdam und interessiert sich seit jeher für die Querverbindungen zwischen visueller Kultur und Technologie. Datenvisualisierung und interaktive Medien gehören zu ihren zentralen Themen, ebenso wie die Geschichte der Infografik. Sandra Rendgen lebt mit ihrer Familie in Berlin.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Bernd Graff freut sich über den von Julius Wiedemann und Sandra Rendgen besorgten Band über 1200 Jahre Informationsgrafik. Schon der schiere Umfang haut den Rezensenten um, noch mehr aber die Erkenntnis, wie eitel alles Illustrieren ist, und nicht nur jene für Aliens bestimmte Plakette mit gezeichneten Basisinformationen an den Pioneer-Raumsonden. Angesichts mancher der systematisch vorgestellten Karten, Diagramme und Zeichnungen im Band fühlt sich der Rezensent wie ein Analphabet. Was wollte uns der Verfasser des Voynich-Manuskripts aus dem 15. Jahrhundert nur sagen? Zum Glück macht schon das bloße Anschauen Freude, findet Graff.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.06.2019

Nach dem Jupiter
gleich links ab
Ein beeindruckender Band erzählt die
1200 Jahre alte Geschichte der Informationsgrafik –
und das Dilemma, das mit ihr bis heute einhergeht
VON BERND GRAFF
Zu den heikleren Kommunikationen zählt der Austausch mit Außerirdischen. Was sagt man den Leuten? Und wie? Verstehen sie uns, verfügen sie über dieselben Sinne wie wir? Können sie überhaupt wahrnehmen, hören, sehen, fühlen, wissen wie wir? Kapieren sie Gesten, können sie rechnen, und kennen sie den Unterschied zwischen Zeichen und Bezeichnetem? Andererseits: Vielleicht steht da gerade Dschingis Korg vor uns, der Eroberer der Orion-Schulter, und wir missverstehen jede Botschaft seiner wippenden Fühler!
Trotz dieser absehbaren Schwierigkeiten hat man sich 1972 durchgerungen, mit einer ziemlich ausgeklügelten Informationsgrafik einen ersten kommunikativen Schritt auf Außerirdische zu tun. Sie ist ein Meilenstein in der Geschichte der zum sprechen gebrachten Illustrationen, zu deren weit über 1200-jähriger Vergangenheit der Taschen-Verlag gerade mit „History of Information Graphics“ einen fulminanten Bildband herausgebracht hat. Natürlich ist auch jene bildhafte Alien-Ansprache darin zu finden, die man damals an den interstellaren Raumsonden Pioneer 10 und Pioneer 11 als goldene Plakette anbrachte.
Sie ist ausdrücklich als Botschaft an extraterrestrische Intelligenzen gedacht, die so von der Existenz der Menschheit, ihrem Planeten Erde und deren Position im Weltraum erfahren sollen.
Für Menschen sofort erkennbar ist die Darstellung eines nackten Menschenpaars, der Mann hebt den Arm zum Gruß. Für Wissenschaftler und Aliens interessanter ist die Darstellung des Hyperfeinstrukturübergangs des im All verbreiteten Wasserstoffatoms und eine binäre 1, aus beidem soll man alles andere der Grafik ableiten können. Die meisten irdischen Wissenschaftler, denen man die Plakette zeigte, konnten allerdings nichts damit anfangen.
Das aber, womit man etwas anfangen kann, das nackte Paar, hat für Carl Edward Sagan, den Plaketten-Designer, damals so etwas wie einen Shitstorm ausgelöst. Einerseits stieß man sich an der Nacktheit, was sollen die Aliens nur von uns denken! Andererseits störte man sich dann aber daran, dass die nackte Frau nicht nackt genug war. Denn beim Start der Sonden fehlte den Pioneer-Plaketten jener winzige Strich, der beim Countdown noch da war und der die weibliche Vulva hatte andeuten sollen. Dieser Strich wurde kurzfristig entfernt, weil er, so die Begründung, in klassischen Darstellungen und bei konventionellen Statuen auch nicht vorkomme. Das wird jedes Alien einsehen. Andere mokierten sich über den Arm des Mannes. Kein Alien kapiere doch, dass der nicht immer so abstehe, All-Wesen müssten ihn für eine Antenne halten. Sagan hatte das Paar ursprünglich noch Hand in Hand darstellen wollen, rückte dann aber wieder davon ab, als ihm klar wurde, dass man Mann und Frau dann nur für ein einziges, vierbeiniges Wesen mit einem dünnen Verbindungskanal zwischen den Körperhälften halten werde. Außerdem fehlt der Infografik die Darstellung aller anderen Lebensformen der Erde: Pflanzen, Tiere kommen schlicht nicht vor. Die den Alien vorgestellte Welt ist also bloß anthropozentrisch gedacht. Und dann: Was lesen die Aliens eigentlich aus der Plakette, wenn sie diese falsch herum (er-)halten oder die Menschendarstellung nicht als ein dreidimensionales Schema, sondern auch als einen verschlüsselten Strichcode wahrnehmen?
Man weiß wenig über den bisherigen kommunikativen Erfolg dieser Pioneer-Plaketten, nur so viel ist sicher: Sie sind Ikonen in der weit über tausendjährigen Geschichte der Informationsgrafik in unseren westlichen Kulturen.
Dieser Geschichte des Wissenstransfers mithilfe von bildhaft aufbereiteten Daten haben die Autorin Sandra Rendgen und Herausgeber Julius Wiedemann diesen kolossalen, kolossal beeindruckenden Band mit mehr als 400 historischen wie zeitgenössischen Karten, Diagrammen und Zeichnungen aus allen Bereichen der Informationsvisualisierung gewidmet.
Der Band ist prächtig nicht nur, weil er so viele, vor allem historische Grafiken zusammengetragen und systematisch aufbereitet hat. Er ist auch deswegen so beeindruckend, weil er uns etwa anhand der mittelalterlichen Druckgrafiken, Handzeichnungen und Buchmalereien mit exemplarischer Wucht das Alien-Dilemma als unser eigenes vor Augen führt.
Denn anschaulich wird durch die historischen Beispiele, dass es immer eine kulturhistorische Bedingtheit unseres Wissens gibt, ein an die eigene Zeit gebundenes, meist unausgesprochenes, gemeinsames Vorwissen, das uns den Bildern Information entnehmen lässt. Wir müssen mit den Infografikern über dieselben Konzepte von Welt verfügen, damit wir Informationen aus Bildflächen herauslesen können. Nur dann werden sie kommunikativ. Fehlen die Konzept-Übereinkünfte, können wir mit den grafisch codierten Informationen nichts oder nichts mehr anfangen.
Das beeindruckendste Beispiel hierfür ist das Voynich-Manuskript eines unbekannten Autors aus dem 15. Jahrhundert. Alle darin versammelten Texte, Diagramme und Illustrationen konnten bislang nicht entschlüsselt werden, nichts ergibt Sinn. Wird es der ansprachefrohen Pioneer-Plakette nicht ganz ähnlich ergehen?
Man muss schon ziemlich viel wissen, um mehr wissen zu können. Man muss etwa die politische Karte von Europa kennen, um die satirischen Darstellungen des Illustrators Paul Hadol zum Verlauf des deutsch-französischen Krieges 1870/71 lustig finden zu können, denn der Illustrator hat aus den Länderumrissen Karikaturen der kriegerischen Akteure gemacht.
Mit ein paar Jahrhunderten Abstand verliert sich der Gehalt der Grafiken auch wieder. Von ehemals visualisierten Informationen bleiben nur noch Rätsel. Wir verstehen heute etwa kaum mehr, was uns der mehr nach Verdauungstrakt als nach Weltkarte ausschauende Atlas des Mönchs Ranulf Higden aus dem 14. Jahrhundert damit sagen will, dass er das Rote Meer und England rot anzeigt, die gewürfelte Restwelt (Osten ist oben), Berge und Ozeane, aber grün. Inseln sind darauf sowieso nur Texte. Oder ob es wirklich einen Informationsgewinn (oder nicht vielmehr einen beflissenen Demutsbeweis) darstellt, auf der ellenlangen „Genealogie von Jesus“ des Theologen Peter von Poitiers aus dem späten 12. Jahrhundert alle Bibel-Prominenz seit Adam auf kleinteiligster Ahnentafel plus erbaulichen Traktaten und bildstarken Medaillons gelistet zu sehen. Sie wirkt so nützlich wie eine Gebrauchsanweisung für Digitaluhren heute. Oder was will jene kalendarische Schrift aus dem 9. Jahrhundert vermitteln, welche die sieben Planeten unseres Sonnensystems in Form eines einzigen Mischwesens mit sieben sich argwöhnisch beäugenden Köpfen darstellt? Darunter ist noch eine Art Pool gezeichnet, der als Karte zu den Quellen der vier Paradiesflüsse ausgegeben wird. Hätte man dieses Blatt statt der Goldplaketten an die beiden Pioneer-Sonden geheftet, unsere Lebensform wäre für Aliens kaum weniger verständlich als mit Sagans Infografik.
Auch die historische Differenz dieser beiden Artefakte würden sie wohl verschmerzen: Die Raumsonde bewegt sich seit dem letzten Funkkontakt im Jahr 2003 auf den 67 Lichtjahre entfernten Stern Aldebaran im Sternbild Stier zu. Dessen Position wird sie in etwa zwei Millionen Jahren erreichen. Würde sie erst dann von Aliens gefunden werden, dann wären die 1100 Jahre, die zwischen der Entstehung des Mischwesens und dem nackten Menschenpaar liegen, für alle Aliens der Welt zu vernachlässigen.
Julius Wiedemann (Hg.), Sandra Rendgen: History of Information Graphics. Taschen-Verlag, Köln 2019, 462 Seiten. Mehrsprachige Ausgabe: Deutsch, Englisch, Französisch. 50 Euro
Wenn das Vorwissen abnimmt,
werden die visualisierten
Informationen schnell zu Rätseln
Komputistische Schrift mit sieben Planeten und vier Paradiesflüssen, um 820, heute: Staatsbibliothek München.
4,5 Milliarden Jahre
Erdgeschichte als
Zeitspirale, die 1975 im U. S. Geological Survey zu finden war (oben).
Die Pioneer-Plakette aus dem Jahr 1972 soll außerirdischen Intelligenzen von uns Menschen und den Planeten in unserem
Sonnensystem künden. (Quelle: Nasa)

Abb.: Alle Illustrationen sind dem besprochenen band entnommen
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"Die ironische Verwendung des vorgeblich objektiven Verfahrens der Infografik ist ein besonderes Highlight des Bandes. Es fällt schwer, ihn aus der Hand zu legen... Ich lese ihn googelnd. Ich muss dauernd Dinge nachschlagen und Dinge vertiefen. So viel hätte in Zeiten, da es noch kein Internet gab, kein Buch bieten können. Das hätte eine Bibliothek nötig gemacht." Berliner Zeitung