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Als Asylsozialberaterin der Caritas in der Erstaufnahmeeinrichtung in Fürstenfeldbruck ist die Autorin mit der tragischen Verfassung der Menschen konfrontiert, die vor Krieg, Terror, Gewalt und Perspektivlosigkeit in ihrem Land geflohen sind. Die Geflüchteten aus dem Vorderen Orient, Zentralasien und Afrika beschreiben die Gefahren in ihrem Heimatland und auf der Flucht. Diesen individuellen Berichten stellt die Autorin eine Analyse der Lage in den Herkunftsländern, der Fluchtursachen und Berichte von Menschrechts- und Hilfsorganisationen gegenüber.Schließlich zeigt sie auf, wie die…mehr

Produktbeschreibung
Als Asylsozialberaterin der Caritas in der Erstaufnahmeeinrichtung in Fürstenfeldbruck ist die Autorin mit der tragischen Verfassung der Menschen konfrontiert, die vor Krieg, Terror, Gewalt und Perspektivlosigkeit in ihrem Land geflohen sind. Die Geflüchteten aus dem Vorderen Orient, Zentralasien und Afrika beschreiben die Gefahren in ihrem Heimatland und auf der Flucht. Diesen individuellen Berichten stellt die Autorin eine Analyse der Lage in den Herkunftsländern, der Fluchtursachen und Berichte von Menschrechts- und Hilfsorganisationen gegenüber.Schließlich zeigt sie auf, wie die Fluchtursachen bekämpft werden könnten und wie Kirche und Caritas sich für Flüchtlinge einsetzen. Das Buch möchte überdies einen Beitrag zum Verständnis und zur Empathie für die nach Deutschland geflüchteten Menschen leisten.Inklusive kostenloser E-Book-Version.
Autorenporträt
Jeanne-Marie Sindani stammt aus dem Kongo, Studium der Pädagogik, Volkswirtschaft und Internationale Beziehungen. Sie engagiert sich für die Durchsetzung der Menschenrechte und einefriedliche Entwicklung in ihrem Heimatland. Seit 2015 arbeitet sie in der Asyl- und Migrationsberatung der Caritas in Fürstenfeldbruck.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.08.2018

Den Flüchtlingen eine Stimme geben
Gestrandet im Paradies: Jeanne-Marie Sindani, gebürtige Kongolesin, arbeitet als Asylberaterin bei der Caritas in Fürstenfeldbruck und hat nun ein Buch über ihre Erfahrungen veröffentlicht
Fürstenfeldbruck – Nkosi ist ein Student aus Goma im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Er hat Proteste organisiert, wird von der Polizei verhaftet und gefoltert. Sie verschleppen ihn ins Gefängnis nach Kinshasa, er sieht dort verhungernde Frauen und Kinder, liegt neben Leichen in einer Zelle. Nkosi ist einer von vielen Flüchtlingen, die Jeanne-Marie Sindani in ihrem Büro besuchen und solche Geschichten erzählen. Einige hat sie aufgeschrieben in ihrem eben erschienenen Buch „Gestrandet im ,Paradies‘“, das von Toten und Lebenden handelt, von Nigerianerinnen, die zur Prostitution gezwungen werden, oder Eritreern, die unterwegs von Organhändlern ausgeweidet werden. „Es ist eine humanitäre Tragödie, die sich abspielt. Deshalb will ich diesen Menschen eine Stimme geben“, sagt die 53-Jährige. Sie arbeitet seit drei Jahren als Asylberaterin bei der Caritas in Fürstenfeldbruck. Dort hat Bayern in einem Erstaufnahmelager auf dem früheren Fliegerhorst derzeit etwa 1000 Flüchtlinge untergebracht.
Sindani stammt selbst aus der Demokratischen Republik Kongo. Sie war an der Universität wie Nkosi, hatte gerade das Pädagogik-Diplom geschafft, als die Eltern sie 1988 überredeten, die Ausbildung in Deutschland fortzusetzen, weil das Mobutu-Regime immer brutaler gegen Studenten vorging. „Ich bin nie wieder zurückgekehrt, aber ich vermisse mein Land jeden Tag“, sagt sie. Ihre Familie gehört zur wohlhabenden Mittelschicht, die vier Kinder besuchten Gymnasium und Universität. Der Vater zählte zu den wenigen Kongolesen, die eine solide Ausbildung genossen, weil die belgischen Kolonialherren ein paar Untertanen für die Verwaltung benötigten. Sindani reiste als Studentin mit dem Flugzeug erster Klasse und musste nicht im Schlauchboot über das Meer fliehen.
Die Ankunft in Deutschland war ein Schock. „Das Essen, das Wetter, die Menschen. Afrikaner und gar noch junge Frauen waren selten“, erzählt sie. Ihr Abitur wurde nicht anerkannt, sie musste aufs Studienkolleg. Danach studierte sie Volkswirtschaft, Politik und englische Philologie in Frankfurt, pausierte zwischendurch nach der Geburt ihres Sohnes. Ihre Professoren überredeten sie zu einem Auslandsaufenthalt in Kanada. Sie machte ihren Master in Montreal, arbeitete als Assistentin an der Universität von Quebec. 2006 kehrte Sindani nach Deutschland zurück. Die Familie zog nach Fürstenfeldbruck. Zusammen mit Hilfsorganisationen stellte sie Transporte mit Medikamenten, Krankenbetten und OP-Ausstattungen für die Republik Kongo zusammen. Sie beteiligte sich am Aufbau einer internationalen Exilorganisation und wurde Präsidentin der deutschen Sektion.
Details mag sie nicht in der Zeitung lesen, weil sie um Angehörige fürchtet. Das Regime in Kinshasa hat Sindani im Visier. Zweimal versuchte der Geheimdienst einen Anschlag. Schon in Kanada hatte sie sich als Vertreterin der kongolesischen Community engagiert, Demonstrationen und Kongresse organisiert gegen Terror und Gewalt, vor allem im Osten des Kongo, wo Armee und Söldner aus den Nachbarländern wüten. Immer geht es um Rohstoffe – so war es früher als belgische Kolonie, so ist es seit der Unabhängigkeit. Heute kratzen Zwangsarbeiter Mineralien wie Coltan aus dem Boden, ohne die Smartphones oder Autos nicht funktionieren. Den Profit teilen sich westliche Konzerne, Warlords, heimische und Regierungen der Nachbarländer, sagt Sindani. Solche Zusammenhänge beantworten die Frage, warum Menschen nach Europa fliehen: Sie kommen hierher, weil wir dort sind.
Sindani ist CSU-Mitglied, sitzt im Vorstand des Kreisverbandes Fürstenfeldbruck, dessen Chef, Landrat Thomas Karmasin, in Helferkreisen als Hardliner gilt. Wie hält sie es aus in einer Partei, deren Führung einst das Mobutu-Regime stützte und heute den Begriff Asyltourismus verwendet? „Ich bin kritisch, aber keine Kritikerin“, antwortet sie. Sie agiere als Betroffene, in Kanada im Umfeld der Liberalen Partei, in Deutschland bei den Konservativen. Es gibt aber auch eine innere Verbundenheit, Sindani ist überzeugte Christin: „Ich habe den Glauben und die Werte von meiner Mutter, sie ist mein Vorbild.“
Sie werde „als Schwarze in der CSU ernst genommen“, sagt sie. Rassismus sei ein allgemeines Phänomen. In ihrem Buch beschäftigt sie sich mit der Frage, wie der hierzulande so wohlfeile Spruch, Fluchtursachen zu bekämpfen, umzusetzen wäre. Sindani fordert die Einhaltung der Menschenrechte, fairen Handel statt Freihandel, Kooperation auf Augenhöhe. Im Gespräch ist sie skeptisch, ob das reichen kann. Die Europäer müssten umdenken, ihre Wirtschaftsweise umstellen, Afrika und die Afrikaner anders wahrnehmen. Dazu will Sindani ihren Beitrag leisten, auch in der CSU: „Ich suche den Austausch, will überzeugen und Wege finden, statt gegen Mauern zu laufen.“
PETER BIERL
Jeanne-Marie Sindani
Foto: Carmen Voxbrunner
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"Alle reden über Geflüchtete, aber wer kennt schon ihre Geschichten wirklich? Das will die Asylsozialberaterin Jeanne-Marie Sindani, die selbst aus dem Kongo stammt, ändern. In dem neu erschienen Buch mit dem Titel "Gestrandet im Paradies" erfährt der Leser/die Leserin aus erster Hand, wie es in einer Erstaufnahmeeinrichtung zugeht, welche Erlebnisse Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan, Eritrea oder dem Kongo gemacht haben. Aber auch ihre Träume oder Wünsche nach einer friedlichen Zukunft haben ihren Platz in dem Buch." - In: Jugendsozialarbeit.news, 6. September 2018, https://jugendsozialarbeit.news/neuerscheinung-gestrandet-im-paradies-erfahrungen-aus-der-caritas-asylberatung/ "Insgesamt aber bereichert das Buch die Debatte vor allem um die Perspektive der Geflüchteten sebst." - In: neue caritas, Seite 36, Heft 17, 8. Oktober 2018 "In der Caritas-Beratungsstelle kommen Erfahrungen zur Sprache, die Menschen vor und auf ihrer Flucht machen mussten und überlebten. Jeanne-Marie Sindani verbindet diese Erzählungen mit der Suche nach den Ursachen, wie sie insbesondere in Afrika gegeben sind, also historisch gewachsen und von Menschen gemacht. Kaum ein Leser/eine Leserin wird sich diesen Herausforderungen entziehen, jetzt ist Engagement gefragt." Prof. Dr. Wolfgang Berg in: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/24766.php