Ein Reiseführer der anderen Art
Der Wiener Autor Martin Amanshauser, Übersetzer und Journalist geht aus beruflichen Gründen für einige Monate nach Amerika. Mit Kind und Kegel verschlägt es ihn als Gastdozent in die Universitätsstadt Bowling Green in Ohio. Mit seinem Buch „Die Amerikafalle – oder:
Wie ich lernte, die Weltmacht zu lieben“ erzählt er einen Teil seiner Erlebnisse mit den…mehrEin Reiseführer der anderen Art
Der Wiener Autor Martin Amanshauser, Übersetzer und Journalist geht aus beruflichen Gründen für einige Monate nach Amerika. Mit Kind und Kegel verschlägt es ihn als Gastdozent in die Universitätsstadt Bowling Green in Ohio. Mit seinem Buch „Die Amerikafalle – oder: Wie ich lernte, die Weltmacht zu lieben“ erzählt er einen Teil seiner Erlebnisse mit den Amerikanern, seinen Vorstellungen von Amerika und seinen Erfahrungen, die er wohl oder übel machen musste.
Nicht nur beim Autokauf erfährt der Autor, dass die Amerikaner nicht so ticken wie wir Europäer, dass das Auto teilweise auch zum Lebensmittelpunkt mutiert. Ebenso muss er erfahren, dass Eltern innerhalb des Schulgebäudes nur in Ausnahmefällen geduldet werden (da würden bei uns so manche LehrerInnen aufatmen). Durchaus kritisch hinterfragt er den „American Dream“, die auffallende Höflichkeit der Amerikaner, die Obrigkeitshörigkeit und das Einbüßen so mancher Freiheit im „ach so freien Land“. Er schafft ein durchaus vielseitiges Bild – einerseits vertrauen sie auf Waffen, drehen die Klimaanlagen auf Gefriertemperaturen, haben eine Abneigung gegen Mehrwegverpackung und produzierten somit Unmengen von Müll, haben anscheinend keine Ahnung von fett- oder zuckerfrei. Andererseits begegnet er einer ausgeprägten Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Menschen, die immer zu einem Small-Talk aufgelegt sind (und diesen auch einfordern, wenn man selbst gerade nicht dazu bereit ist).
Trotz seiner kritischen Einstellung muss Martin Amanshauser erkennen – Amerika ist nicht gleich Europa, Amerika ist anders, doch man kann sich in dieses widersprüchliche Land durchaus verlieben. So nach und nach beginnt er Amerika näher kennenzulernen, Ansichten zu hinterfragen.
Der Schreibstil ist nicht sehr sachlich, das rührt vermutlich aus den persönlichen Erfahrungen. Der Autor schreibt humorvoll und brachte mich während des Lesens mehrmals zum Schmunzeln. Toll finde ich, wie schnell sich die Familie integrierte und von den Menschen aufgenommen wurde. Voraussetzung natürlich, dass man vorurteilsfrei und offen auf Menschen zugeht.
Martin Amanshauser erzählt in diesem Buch seine Eindrücke über Land und Leute, Anekdoten und Gepflogenheiten sowie politische Einblicke. Leider konnte ich keinen „roten Faden“ entdecken – die einzelnen Geschichten waren sehr humorvoll zu lesen, doch irgendwie fehlte mir oftmals der Zusammenhang. So ganz konnte mich der Autor nicht überzeugen, in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu reisen.