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Philosoph der Restauration und Vater der Soziologie; gläubiger Christ und Ahnherr eines atheistischen Positivismus - diese Ambivalenz kennzeichnet die ebenso entscheidende wie wenig bekannte Rolle des Vicomte de Bonald in der Geschichte der Gesellschaftslehre. Zwar ging es dem Begründer des "Traditionalismus" vor allem um die Bewahrung der theologisch-metaphysischen Tradition; seine Sprachphilosophie, seine Theorie der Souveränität und der Legitimität zeugen davon. Im Ergebnis aber hob Bonald die alte Metaphysik radikaler auf, als die atheistischen Materialisten des achtzehnten Jahrhunderts es…mehr

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Produktbeschreibung
Philosoph der Restauration und Vater der Soziologie; gläubiger Christ und Ahnherr eines atheistischen Positivismus - diese Ambivalenz kennzeichnet die ebenso entscheidende wie wenig bekannte Rolle des Vicomte de Bonald in der Geschichte der Gesellschaftslehre. Zwar ging es dem Begründer des "Traditionalismus" vor allem um die Bewahrung der theologisch-metaphysischen Tradition; seine Sprachphilosophie, seine Theorie der Souveränität und der Legitimität zeugen davon. Im Ergebnis aber hob Bonald die alte Metaphysik radikaler auf, als die atheistischen Materialisten des achtzehnten Jahrhunderts es getan hatten; denn er machte Philosophie und Religion zu Funktionen der Gesellschaft. So weit klafften Absicht und Wirkung bei diesem oft als erzkonservativ angesehenen Denker auseinander. Deshalb konnten sich auch so verschieden gerichtete Geister wie Lamennais, mit dessen tragischem Geschick die Anfänge einer "christlichen Demokratie" verbunden sind, und Charles Maurras auf Bonald berufen, der, von Comte herkommend, aus einer Verquickung von Positivismus und Katholizismus ein totalitäres System abzuleiten suchte. Es war Charles Péguy, der dann als erster sah, daß der moderne intellektuelle Konservatismus einen radikaleren Bruch mit der abendländischen Tradition darstellte als die Französische Revolution und die Philosophie ihrer geistigen Wegbereiter. Ein Wortführer aus einer uns heute ferngerückten Zeit erweist sich durch all diese Tatsachen und Bezüge als überaus aktuell. Spaemanns glänzend geschriebenes Buch erschien 1959 zum erstenmal und wird hier, gerade auch im Hinblick auf den Stand der Soziologie nach rund vierzig Jahren, wieder vorgelegt.
Autorenporträt
Robert Spaemann, geboren am 5. Mai 1927 in Berlin, studierte Philosophie, Romanistik und Theologie in Münster, München und Fribourg. Von 1962 bis 1992 lehrte er Philosophie an den Universitäten in Stuttgart, Heidelberg und München, wo er 1992 emeritiert wurde. Robert Spaemann hatte zahlreiche Gastprofessuren inne, erhielt mehrere Ehrendoktorwürden und war 2001 der Träger des Karl-Jaspers-Preises der Stadt und der Universität Heidelberg. Robert Spaemann, einer der führenden konservativen Philosophen im deutschsprachigen Raum, starb am 10. Dezember 2018.

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.09.1999

Was ist Bonaldismus?
Originelles Völkchen, diese Konterrevolutionäre: Robert Spaemann zeigt, dass die ursprüngliche Einsicht in die Wirklichkeit den großen Zerstörern gefehlt hat

Ursprungsfragen sind keine historischen. Am wenigsten für die Ideengeschichte. Komplexe Sachverhalte, wie es ganze Disziplinen sind, lassen sich kaum je auf einzelne Autoren oder Zeitpunkte zurückführen. Die These im viel zitierten Titel des vorliegenden Buches - seine erste Auflage erschien vor vierzig Jahren - wird deshalb auch nicht von anderen Ursprungserzählungen der Soziologie berührt. An solchen Geschichten herrscht fürwahr kein Mangel. Die Anfänge des Faches werden in der englischen Moralphilosophie gesucht, in den sozialtechnologischen Phantasien der Saint-Simonisten, in der amerikanischen Sozialarbeit oder einfach in Emile Durkheims "Teilung der sozialen Arbeit". Je nach regionalem Geschmack lassen sich Quellen soziologischen Denkens im Historismus und Neukantianismus, in der Sozialreportage oder im realistischen Roman ermitteln.

Dabei versteht es sich, dass jeder dieser Quellbefunde einen anderen Begriff von Soziologie voraussetzt. Interessant ist insofern weniger, ob Spaemanns Ursprungsbestimmung nun der historischen Forschung zur Sozialwissenschaft im neunzehnten Jahrhundert standhält. Als Beitrag hierzu war sie kaum gemeint. Interessant ist eher, was der Autor 1959 wohl unter Soziologie verstand, um ihren Ursprung bei einem französischen Gegenrevolutionär, dem Vicomte de Bonald, finden zu können.

Für Spaemann entsteht die Soziologie dort, wo sich der blinde Fleck der europäischen Aufklärung und ihrer Sozialphilosophie zeigt. Die Erkenntnischancen, die im Begriff der Gesellschaft liegen, gehen nach 1789 zunächst an konservative, der Revolution gegenüber distanzierte Autoren über. Denn die Anhänger des Umsturzes hatten sich begreiflicherweise eher mit den Schwachpunkten als mit den Strukturen der sozialen Ordnung befasst. Wer eine Wohnung stürmen will, studiert nicht zuerst alle ihre Zimmer. Außerdem trugen sie ihre Ansprüche zumeist in einem humanistischen Vokabular vor. Der Mensch, die Natur, das Volk - solche zeitenthobenen Singulare waren eher Werte und Gedanken als Befunde. Autoren wie Edmund Burke, Friedrich Gentz und eben auch Louise-Gabriel-Ambroise de Bonald reagierten hierauf mit Ideologiekritik.

Die Gesellschaft, so der Franzose, bestehe nicht aus Menschen, sondern aus Ständen, Korporationen und Familien. Nicht durch Verträge, Markt und Ausübung von Rechten, also kraft seines Willens, trete das Individuum in sie ein, sondern über Erziehung, Religion und Erfüllung seiner Pflichten, also kraft seiner Abhängigkeit. Wer schließt schon Kontrakte mit seiner Amme? An die Stelle der humanistischen Grundbegriffe treten deshalb soziale. Für den Katholiken Bonald ist es kein banaler Nebenbefund, dass es mehr als nur einen Menschen gibt. Man darf in der Theorie der Gesellschaft nicht mit isolierten Einzelnen beginnen. Den Konservativen fiel auf, dass die Revolution viel weniger geändert hatte, als beabsichtigt war. Ihre Erwartungen blieben abstrakt. Die Gesellschaft zu ändern, das ist eben nur in der Gesellschaft möglich, nicht aber von einem unbeeinflussten Punkt aus. Der Zweifel an der Tradition findet innerhalb ihrer Vorgaben statt. Man kann deshalb nicht alles zugleich bezweifeln. Vor allem nicht die Sprache, in der man seine Zweifel artikuliert.

Bonalds Theorie der Sprache, die Spaemann als Herzstück seiner Gesellschaftslehre bezeichnet, wendet sich gegen die Vorstellung, man könne im Denken wie im Sozialen irgendwann von vorne anfangen. Die Sprache ist nicht erfunden worden, niemand hat sich auf sie geeinigt. Für Bonald wird sie dadurch zum hervorragenden Beleg dafür, dass die Gewohnheiten, ja die Vorurteile notwendig sind. Autorität der Vernunft, jenes herrliche Postulat der neueren Philosophen, bedeutete für ihn vor allem Vernünftigkeit der Autorität. Dass der Mensch nach aristotelischer Definition sowohl das sprechende wie das politische Lebenwesen ist, kommt hierin überein. Wie in der Sprache soll auch in der Gesellschaft der Glaube der Vernunft, die Zustimmung zur Grammatik ihrem Gebrauch vorhergehen.

Den Konservativen fiel aber auch auf, dass die Revolution viel mehr geändert hatte, als beabsichtigt war. Sie ist für Bonald nicht nur ein politisches, sondern ein genuin soziales Ereignis, das sich in allen gesellschaftlichen Bereichen auswirkt. Statt Religion, heißt es, gibt es nun Religiosität, statt Moral Moralität, statt Tugend Anständigkeit. Diese Verflachung des Alltags ergibt sich, weil die Revolutionäre glauben, das Gute stelle sich von selbst her, wenn nur alle Einschränkungen und undurchschauten Festlegungen abgeräumt werden. Humanität aber, so Bonald, besteht in einem System von Ausnahmen. Sie kann nicht selbst zur Regel erklärt werden. Indem die Progressiven behaupten, das Menschliche und die soziale Ordnung ließen sich in Übereinstimmung bringen, täuschen sie - sich selbst und andere. Wenn das Recht ganz gerecht sein soll, gibt es keine Gnade mehr, weil Gnadenakte als Ausnahmen vom Recht dann wider die Gerechtigkeit wären. Die Philanthropen füllen die Gefängnisse.

Wenn die Wirtschaft gerecht sein soll, gibt es keine Armen mehr, denen Zuwendung gebührt, sondern nur noch Anspruchsberechtigte. Was ihnen zuteil wird, hängt dann von der Konjunktur und nicht mehr von der Herzensgüte ab. Der Überschwang des Machbaren lässt den Umgang mit dem, was nicht machbar ist, unvernünftig werden. Bonalds Resümee: "Es ist ein großer Irrtum des letzten Jahrhunderts, überall nur Unterweisung und nicht Erziehung, Verwaltung und nicht Verfassung, Moral und nicht Dogma zu sehen, das heißt: den Menschen und immer den Menschen und nie die Gesellschaft."

Die sozialen Dogmen sind demnach wahr, weil sie nützlich sind. Wer meine, bloße Nützlichkeit gebe keinen Wahrheitsgrund ab, täusche sich in der Verwendung des Wortes "bloß". Denn die Gesellschaft, für deren Bestand sie nützlich sind, ist nicht irgendein Verband, sondern das Medium, innerhalb dessen überhaupt erst von Wahrheit die Rede sein kann. Ihre Konstitution ist mit der Vernunft identisch.

Für den Konservativen gibt es keine notwendigen Erfindungen. Wenn etwas notwendig ist, ist es nicht erfunden, sondern wirklich. Spaemann betont in seinem knappen, äußerst knappen Vorwort nach vierzig Jahren, dass ihm in diesen Gedanken erstmals eine streng funktionalistische Theorie der Gesellschaft entgegentrat. Die Schwierigkeiten soziologischer Argumentationen, die bonaldistisch von der Wirklichkeit sozialer Strukturen auf deren Unersetzbarkeit schließen, haben sich inzwischen herumgesprochen. Nicht zuletzt, weil die Ersetzbarkeit vieler ihrer Strukturen selbst als ein bestimmender, man möchte fast sagen unersetzbarer Zug moderner Gesellschaft hervorgetreten ist. Dass ein Gebilde mit diesem Merkmal keinen Bestand haben kann, war die Überzeugung des Gegenrevolutionärs. Nach Maßgabe seiner eigenen Kriterien war ihm die moderne Gesellschaft in diesem Punkt überlegen.

JÜRGEN KAUBE

Robert Spaemann: "Der Ursprung der Soziologie aus dem Geist der Restauration". Studien über L. G. A. de Bonald. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 1998. 219 S., geb., 68,- DM.

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