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Prolog des AutorsSeit ich lesen kann, faszinieren mich Völker und Ereignisse in fernen unwirtlichen Lebensräumen und die Entdecker und Forscher, die aufbrachen, Menschen in deren Urlandschaften zu erkunden um darüber zu berichten. Wie hing ich als kleiner Junge an den Lippen meines Großvaters, oder denen seines Freundes Albert Schweitzer, wenn sie von Afrika, Asien, Amerika oder Australien erzählten. Großvater war Schiffsarzt, hatte alle Weltmeere befahren und die Kontinente bereist. Den Urwalddoktor traf er in Gabun und lud ihn später zu sich nach Landau in der Pfalz ein. Dort lernte ich bei…mehr

Produktbeschreibung
Prolog des AutorsSeit ich lesen kann, faszinieren mich Völker und Ereignisse in fernen unwirtlichen Lebensräumen und die Entdecker und Forscher, die aufbrachen, Menschen in deren Urlandschaften zu erkunden um darüber zu berichten. Wie hing ich als kleiner Junge an den Lippen meines Großvaters, oder denen seines Freundes Albert Schweitzer, wenn sie von Afrika, Asien, Amerika oder Australien erzählten. Großvater war Schiffsarzt, hatte alle Weltmeere befahren und die Kontinente bereist. Den Urwalddoktor traf er in Gabun und lud ihn später zu sich nach Landau in der Pfalz ein. Dort lernte ich bei Besuchen der Großeltern den berühmten Arzt kennen. Gerade mal sechsjährig, entfachten die beiden alten Männer unbändiges Fernweh in mir. Auch ich wollte so rasch wie irgend möglich hinaus in die Welt, um dieses Fernweh zu stillen. Noch in der Schulzeit wurden Radtouren nach Dänemark, Schweden, Frankreich und in die Schweiz unternommen. Nach dem Abi gings nach Marokko, zu den Bergvölkern des Hohen Atlas, zu den Buschleuten (San) in die Kalahari, schließlich mit dem VW Bulli von Hamburg der Länge nach durch Afrika bis Kapstadt. Zwischendurch wurde studiert und für neue Reisen, die in entlegene Winkel der Erde führen sollten, Geld verdient. Allmählich entstand ein Kaleidoskop spannender Erlebnisse, Erfahrungen, Beobachtungen zu Wasser und zu Lande. Storys von unterwegs, von denen ich einige erzählen möchte. Erlebte Geschichten, die sich in extremen und gegensätzlichen Gebieten ereigneten: auf Flüssen, Meeren, in großen Trockenräumen und in Eiswüsten. Dort wo ich Freiheit und Abenteuer fand und meine Sehnsucht stillen konnte. Es sind die scheinbar zeitlos und leeren Räume, die noch so viele Geheimnisse bergen und das Leben unendlich bereichern. Meere und Wüsten lehren uns Demut, reduzieren auf das Existenzielle, gewähren Einblicke in das Woher und Wohin. Leben in Extremwelten fordern heraus, machen uns stark, befriedigen oder vernichten uns gnadenlos. Die Welt der Extreme ist meine Leidenschaft. Wüsten, Ozeane zu fühlen, zu schmecken, zu riechen, in ihrer Erhabenheit zu lauschen, erscheint mir ein seltenes, ja großartiges Privileg. Und der Menschen Handeln in dieser Welt bemühe ich mich weder zu belächeln, noch zu bedauern, noch zu verabscheuen, sondern zu begreifen. Einst hatten wir uns im Ténéré, im Herzen der Sahara, hoffnungslos verfahren und drohten verdursten zu müssen, als wie aus dem Nichts ein Amanar, ein Karawanenführer, erschien und sagte: »In der Wüste kannst du leicht überleben. Du musst nur zugeben, dass es etwas gibt, das größer ist als du: Entfernung, Hitze, Dürre. Wenn du das akzeptierst, dann ist die Wüste großzügig, wenn nicht, ist sie dir böse, sie wird dich umbringen. - Inschalah.« Wahre Worte, die ebenso auf See gelten. Denn auch Neptun verzeiht keinen Leichtsinn!Und während ich an diesem Vorwort schreibe, fühle ich mit Théodore André Monod, dem unglaublich zähen und großen Saharaforscher. »Im Grunde bin ich einer der letzten Saharareisenden des Karawanen-Zeitalters. Man empfindet Wehmut, wenn man Dinge sterben sieht, die man sehr geliebt hat!« Professor Monod, der 90-jährig und fast erblindet, viele Meilen forschend durch die Wüste Mauretaniens pilgerte, starb mit 98 Jahren in Paris. Wie gern wäre er in seiner geliebten Sahara geblieben. »Wenn ich in der Wüste sterbe«, sagte er oft, »dann möchte ich dort in einem roten Burnus begraben werden.« Auf vielen Reisen zu Wasser oder durch Sand hat mich stets die Vergleichbarkeit - der »Schrecken vor der Leere« gebannt. Bis ich erkannte, dass diese Leere nur beim oberflächlichen Betrachten gilt. Tatsächlich lebt in Ozeanen und Wüsten eine enorme, eine spannende Artenvielfalt unter der Oberfläche, für den eiligen Betrachter unerkannt. Je öfter ich in diese extremen Urnaturen eintauchte, desto stärker entwickelte sich meine Leidenschaft für Meer und Wüste, umso intensiver nahm ich das Leben in der »Leere« wahr. So bleibe ich auch künftig meiner Maxime treu: Das Zuhause
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.09.2019

Von den guten und edlen Wilden

Der 1941 geborene Hamburger Globetrotter Wolf-Ulrich Cropp, ein Weltenbummler zwischen ewigem Eis, Wüste und den Weiten des Pazifiks, hat seine Erlebnisse zu einem Kaleidoskop der Kulturen und Welteinblicke gebündelt. Er macht sich Gedanken über Desertifikation und vereinsamte Großstadtmenschen, abgestumpftes Mitgefühl und afrikanische Migration als "Drama oder Herausforderung", edle Wilde und unsere irrige Vorstellung vom Zivilisiertsein in einer Welt voller Zwänge. Immer wieder begibt er sich zwischen Ideologien, Geschichte und Jetztzeit auf Spuren historischer Reisender: So tauchen vor Cropps innerem Auge bei der Umrundung Kap Hoorns die "vom Salz angefressenen" Gesichter der Seefahrergeschichte auf. Im Kapitel "Auf den Planken der Bounty" vollzieht er als Teil der Crew eines Nachbaus der Bounty von 1978 eine Reise "im Kielwasser von Käpt'n Bligh". Auf der Insel Pitcairn begegnet er den zum Christentum konvertierten Nachfahren der Meuterer. Aber auch Krisen und Kollateralschäden jüngster Geschichte greift er auf: Die "Requisiten des Krieges" in Afghanistan wie Panzer, auf denen Kinder tollen, oder Splitterminen, die Aufbauhelfer treffen, führen zur Verwirrung der Begriffe Freund und Feind, Sieg und Niederlage. Cropps Faible gilt versinkenden Kulturen wie Thailands zur Sesshaftigkeit gezwungenen Seenomaden oder Ecuadors von Ölsuche bedrohten Indianerhabitaten. In subtiler Ökokritik gleicht er frühere Abenteuerreisen mit der "Invasion der Zivilisation" und Ernüchterung bei späteren Besuchen ab: So erzählt er von einer Fahrt entlang des Flusses Omo in Äthiopien, die ihn 1990 zum Volk der Mursi mit mystischen Initiationsriten führte, während ein aktualisierter Bericht von 2016 die Unterordnung der Naturgemeinschaft unter einen Staudammbau umreißt. Zwischen Wüstenkoller und Tiefenrausch ist die engagiert-bildgewaltige Prosa geprägt von einem demutsvollen "Schauder vor Raum und Größe", einem Gestus, die Schöpfung und ihre Geschöpfe zu respektieren. Vom Unterhaltungswert und Abenteuerfaktor her ist "Jenseits der Westwelt" ein beachtliches Werk, weil die eurozentrische Brille bewusst abgelegt würde; im ethnographischen Umkehrschluss aber verfällt der Autor oft in das Hohelied auf alle zivilisatorisch Rückständigen.

sg

"Jenseits der Westwelt. Wasser - Wüste - Eis" von Wolf-Ulrich Cropp. Kadera-Verlag, Norderstedt 2018. 348 Seiten, 65 Fotos. Gebunden, 26 Euro.

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