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Die zehnjährige Darling lebt im Chaos einer Blechhüttensiedlung. Paradise heißt ihr Zuhause, und fast alles fehlt: der Vater, die Schule, der Fernseher oder auch nur genug zu essen. Doch hier lassen einen die Erwachsenen in Ruhe, die Entwicklungshelfer verschenken Spielzeug, und in ganz Afrika kann man nirgendwo besser Guaven klauen. Für alle anderen ist Paradise ein Scherbenhaufen aus zerbrochenen Träumen, für Darling der einzige Ort, der ihr ans Herz gewachsen ist. Gerade als Darling anfängt zu verstehen, wird sie von ihrer Tante in den USA fortgerissen. Üppiges Essen, der Fernseher, die…mehr

Produktbeschreibung
Die zehnjährige Darling lebt im Chaos einer Blechhüttensiedlung. Paradise heißt ihr Zuhause, und fast alles fehlt: der Vater, die Schule, der Fernseher oder auch nur genug zu essen. Doch hier lassen einen die Erwachsenen in Ruhe, die Entwicklungshelfer verschenken Spielzeug, und in ganz Afrika kann man nirgendwo besser Guaven klauen. Für alle anderen ist Paradise ein Scherbenhaufen aus zerbrochenen Träumen, für Darling der einzige Ort, der ihr ans Herz gewachsen ist. Gerade als Darling anfängt zu verstehen, wird sie von ihrer Tante in den USA fortgerissen. Üppiges Essen, der Fernseher, die Schule - das alles ist bald selbstverständlich, nur steht sie im neuen Paradies bald vor ihrer größten Aufgabe ...

Wir brauchen neue Namen erzählt von den Abenteuern eines Mädchens an einem unwirtlichen Ort in Afrika. NoViolet Bulawayo verleiht ihrer Heldin dabei eine einzigartige Stimme, die trotz allem beharrlich Lust am Leben versprüht. Und am Ende steht eine Geschichte, deren Reizen man sich nicht entziehen kann - saftig und bittersüß, genau wie Darlings geliebte Guaven.
Autorenporträt
NoViolet Bulawayo wuchs auf in Bulawayo, Simbabwe. Im Alter von achtzehn floh sie in die USA. Ihr Debütroman Wir brauchen neue Namen war Finalist des Booker Prize und wurde mit dem PEN/ Hemingway Award sowie dem Los Angeles Times Book Prize for First Fiction ausgezeichnet. Sie gewann den National Book Award in der Kategorie »5 under 35«. Übersetzungen in zahlreiche Sprachen folgten. Als Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin lebt NoViolet Bulawayo ein Jahr lang in der Hauptstadt. Miriam Mandelkow, 1963 in Amsterdam geboren, war nach ihrem Studium der Anglistik, Amerikanistik und Jewish Studies zunächst mehrere Jahre als Lektorin tätig, ehe sie sich dem literarischen Übersetzen zuwandte. Zuletzt erschienen in ihrer Übersetzung Werke von David Vann, NoViolet Bulawayo, Pat Barker und Anne Landsman. Miriam Mandelkow lebt in Hamburg.
Rezensionen
»... verständlich und packend geschrieben ... Wunderbar hat die Schriftstellerin die naive Sprache und Weltsicht ihrer Heldin eingefangen ... In Wortströmen, poetisch verdichtet, artikuliert sich das Leid der Emigrantin.« Uwe Stolzmann Neue Zürcher Zeitung 20141220

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensentin Jutta Person reißt der Debütroman von NoViolet Bulawayo mit. Das liegt am Thema, Identität und Sprache, aber auch am Setting der Geschichte um eine Kinderstraßengang in Simbabwe, die die Autorin und ihre Erzählerin, wie Person beteuert, ohne Betroffenheit oder Elendsklischees erzählen. An Drastik fehlt es Bulawayos Story indes nicht, meint Person. Dazu passt für sie der ruppige Slang der Erzählerin, den die Übersetzerin Miriam Mandelkow laut Rezensentin wunderbar rüberbringt. Dass der Roman im zweiten Teil etwas nachlässt, weil er hier bekannte Einwandererprobleme schildert, macht das Buch für Person nicht weniger lesenswert.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.09.2014

Darling und
Makubongwe
NoViolet Bulawayos Roman
„Wir brauchen neue Namen“
„Wir brauchen neue Namen, damit wir alles richtig machen“, sagt das eine Kind zum anderen, und dann werden sie zu Dr. Bullet und zu Dr. Roz aus der TV-Serie „Emergency Room“. Die beiden Kinder spielen Operation, und was wegoperiert werden soll, ist der Schwangerschaftsbauch eines dritten Mädchens. Das Problem: Die Elfjährige ist wirklich schwanger, aber das ist nur eines der vielen Übel im Slum der ungenannten afrikanischen Stadt. Darling, Shbo, Chipo, Bastard, Stina oder Godknows heißen die Kinder in NoViolet Bulawayos Debütroman „Wir brauchen neue Namen“, die Erwachsenen heißen Vodloza, Bornfree, MotherLove oder Makubongwe.
  Eine Mixtur aus afrikanischem und englischem Vokabular also, aus Neuschöpfungen, Übernahmen, Beschwörungen und guten Wünschen. Dass die neuen Namen weder rein amerikanisch noch rein afrikanisch sein können, dass es sowieso nicht um Reinheit, sondern um etwas ganz anderes, tatsächlich Neues geht, das wird schnell klar in dieser furiosen Geschichte über Identität und Sprache.
  Die Kinder, die sich zu einer Straßengang zusammengeschlossen haben, laufen immer wieder aus ihrer Wellblechhüttenwelt mit dem perfiden Namen Paradise davon, um in den reicheren Gegenden der Stadt nach Essbarem zu suchen. Meistens plündern sie Guavenbäume, obwohl die kernreichen Früchte zu schmerzhaft hartem Stuhlgang führen. Darling, die Icherzählerin, berichtet voller Verve von solchen Beutezügen. Nach dem Guavenklau allerdings entdecken sie eine von einem Ast baumelnde Frauenleiche und stehlen deren Schuhe.
  Wer nun fürchtet, dass man es in diesem Roman mit einer Serie von Elendsklischees zu tun hat, liegt falsch. Nicht nur, dass diese Welt auch Schönes zu bieten hat, das Werbeschild eines Zauberers etwa, der „alle sorgenhaften Sachen wieder hinkriegt“, von „Behextheit“ über „kleine Penisse“ bis zum „Pech mit Visas besonders nach USA und Britannien“. Vor allem zielt die Drastik der Erzählerin nicht auf tränenselige Betroffenheit. Bulawayos Chronistin ist abgebrüht und empfindsam zugleich, aus diesem Kontrast erwächst die Sprachgewalt des Romans. Was auch der Übersetzerin Miriam Mandelkow zu verdanken ist, die einen ruppig-phantasievollen Slang für die Darlingperspektive erfunden hat.
  NoViolet Bulawayo wurde 1981 in Simbabwe geboren und heißt eigentlich Elizabeth Tshele; ihr jetziger Vorname erinnert an ihre Mutter Violet, das „No“ bedeutet „mit“, wie sie in einem Interview mit dem britischen Guardian erklärt. In Bulawayo, der zweitgrößten Stadt im Südwesten Simbabwes, ist sie aufgewachsen; mit 18 Jahren zog sie zum Studium in die USA. Für ihre Erzählung „Hitting Budapest“ (2010) erhielt sie 2011 den Caine Prize for African Writing. Im vergangenen Jahr stand ihr Debütroman auf der Shortlist des Man Booker Preises, als erster Roman einer Autorin aus Simbabwe.
  Das Land des Romans, in dem Armut und Gewalt zum Alltag gehören, ist Simbabwe, was sich nicht zuletzt durch den Hinweis auf das koloniale „Scheißrhodesien“ erschließt. Die Kinder spielen ein Länderspiel, bei dem keiner „ein so lumpiges Land“ wie das eigene vertreten will – alles wollen die USA, Großbritannien oder Frankreich sein, und alle wollen raus aus dem Elend. Einmal beobachten sie eine Meute, die „Afrika den Afrikanern“ brüllt und das Haus eines weißen Ehepaars plündert. Darling und ihre Freunde inspizieren anschließend die verwüsteten Räume und entdecken Fotos aus dem alten Südrhodesien – doch genauso gewalttätig wie die Kolonialvergangenheit scheint die kurze Geschichte der Unabhängigkeit, von der die verbitterten Erwachsenen sprechen. Wenn sie nicht gestorben sind: als Arbeitsmigranten in Südafrika, an Aids oder ermordet von Regierungsanhängern, die jeden Wandel verhindern.
  Später, als Darling tatsächlich in den Vereinigten Staaten bei einer Tante gelandet ist, wird sie ihre Heimat trotz allem so sehr vermissen, dass es ihr die Sprache verschlägt, wenn jemand von zuhause anruft. Der zweite Teil des Romans, der im Land der vollen Kühlschränke spielt, fällt etwas weniger mitreißend aus als der erste, was auch daran liegen mag, dass man es mit der bekannteren Misere zu tun hat. Die Einwanderer schuften sich krumm, in der Hoffnung, dass der amerikanische Traum auch für sie gilt; und Darling gerät in die typischen Teenager-Underdog-Höllenkreise aus Shopping Malls, Pornos und schlechten Schulen. Das schmälert den starken Eindruck nicht, den „Wir brauchen neue Namen“ am Ende hinterlässt.
  Das neue Länderspiel der illegalen Einwanderer und Billigjobber klingt so: „Wir wissen ja, dass du diese Arbeit nicht ausstehen kannst, Sudan, aber das ist dein Problem, Mann. Komm schon, Äthiopien, los, los, los; Israel, Kasachstan, Niger, Brüder, auf geht’s!“
JUTTA PERSON
    
    
NoViolet Bulawayo: Wir brauchen neue Namen. Roman. Aus dem
Englischen von Miriam Mandelkow. Suhrkamp Verlag, Berlin 2014.
263 Seiten, 21,95 Euro. E-Book 18,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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