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500 Jahre nach unserer Zeit. Der abgehalfterte Kriegsveteran Kapitän Malcolm Reynolds (Nathan Fillion) schlägt sich mit kleinen Gaunereien und Frachtaufträgen auf dem Raumschiff Serenity durchs Universum. Mit an Bord: seine Crew aus streitbaren, aufsässigen, doch bis in den Tod loyalen Gefährten. Als Malcolm zwei Passagiere aufnimmt, einen jungen Doktor und dessen labile und telepathisch veranlagte Schwester, wird der Jäger zum Gejagten. Denn das Pärchen flüchtet vor der unbarmherzigen Koalition des Universums, die vor nichts zurückschreckt, um das Mädchen zurückzubekommen. Gejagt von schier…mehr

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Produktbeschreibung
500 Jahre nach unserer Zeit.
Der abgehalfterte Kriegsveteran Kapitän Malcolm Reynolds (Nathan Fillion) schlägt sich mit kleinen Gaunereien und Frachtaufträgen auf dem Raumschiff Serenity durchs Universum. Mit an Bord: seine Crew aus streitbaren, aufsässigen, doch bis in den Tod loyalen Gefährten.
Als Malcolm zwei Passagiere aufnimmt, einen jungen Doktor und dessen labile und telepathisch veranlagte Schwester, wird der Jäger zum Gejagten. Denn das Pärchen flüchtet vor der unbarmherzigen Koalition des Universums, die vor nichts zurückschreckt, um das Mädchen zurückzubekommen.
Gejagt von schier übermächtigen Feinden, wird der Crew fatalerweise klar, dass die größte Gefahr an Bord der Serenity selbst lauert...

Bonusmaterial

- Einführung durch Autor/Regisseur Jos Whedon - Audio Kommentar - Unveröffentliche Szenen mit Kommentar von Regisseur Jos Whedon - Verpatzte Szenen - Die Geschichte der Erde von einst - Was ist drin in der Firefly - Die Lichter gehen wieder an - Die Reise eines Filmemachers
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.11.2005

Die Himmel rühmen
Joss Whedons Film "Serenity": Ein kleines, quicklebendiges Science-fiction-Meisterwerk

Zuerst beruhigt uns die Stimme einer Lehrerin, von der wir glauben, daß sie uns den Film erklären wird, der folgt. Die Stimme sagt, daß im sechsundzwanzigsten Jahrhundert alle bewohnten Welten wohlgeordnet sind und die Regierung weiß, wieviel Sternlein am Himmel stehen, seit Amerikaner und Chinesen die Unendlichkeit untereinander aufgeteilt haben. Dann sticht jemand eine lange Nadel in den Luftballon der Kindheitserinnerung, in dem solche Trostworte daheim sind, und wir befinden uns in einem Folterkeller. Aus dem entkommt das Kind mit knapper Not; aber auch dies ist noch nicht der Anfang, sondern bloß eine Videoaufzeichnung, die sich ein Regierungsagent (Chiwetel Ejiofor) angeschaut hat, um Vorgehensweise und Motivation des geflohenen Mädchens zu studieren. Er muß die hochbegabte River "Gretel" Tam (Summer Glau), die ihr Bruder Simon "Hänsel" Tam (Sean Maher) aus dem Hexenhaus der militärischen Verhaltensforschung entführt hat, wieder einfangen.

Denn River ist ein Medium, eine Telepathin, die nach grausigen hirnverändernden Experimenten einer Delegation hochrangiger Oligarchen vorgeführt wurde und dabei unabsichtlich ein politisches Wissen aufgeschnappt hat, das die Öffentlichkeit nicht erreichen soll. Der Agent, kein schriller Sadist, sondern ein beherrschter Überzeugungstäter, hält die Aufzeichnung an und fragt leise: "Wo hast du dich versteckt, kleines Kind?"

Die Antwort, die zu melancholisch-sehnsüchtiger Musik ins Bild schwebt, ist ein schrottreifes Raumschiff: ein gerupfter Vogel aus Metall, Symbol für Abenteuerlust, Frechheit, Mut, Großzügigkeit und Widerstand gegen die Staatsgewalt - die "Serenity". Hier endlich beginnt die Hauptsache, von der Kundige so begeistert sind wie seit Jahren von nichts, was im Kino passiert ist. Stephen King sagt: "Ich liebe diesen Film."

Er hat allen Grund dazu. Man muß lange in der Erinnerung kramen, bis einem ein Science-fiction-Film einfällt, der an so vielen Stellen, an denen sich das ästhetische Entscheidungsbäumchen für Drehbuch, Dekor und Darsteller gabelt, den richtigen Weg eingeschlagen und das verführerisch Verkehrte, seit Jahrzehnten von Lucas oder Spielberg Vorgemachte verschmäht hat. Die Fülle des Erfreulichen im Brennglas: Es gibt hier eine Szene, in der Captain Malcolm Reynolds (Nathan Fillion), der den verfolgten Geschwistern Asyl auf seinem Kahn gewährt hat, mit seiner Ersten Offizierin (Gina Torres) eine Frage von Leben und Tod erörtert. Das Gespräch findet auf dem Korridor der "Serenity" direkt unterhalb der Brücke statt. Die Frau macht dem Mann Vorhaltungen, er weist sie ab, und genau in dem Moment, in dem der Captain sein kaltes Machtwort spricht, stirbt auch das warme Licht im Fenster und verklingt jedes Geräusch - man hat die Sphäre des irdisch Gesellschaftlichen verlassen und den Weltraum erreicht, wo "The Cold Equations" regieren, wie Tom Godwins berühmte Erzählung von 1954 heißt, die von exakt demselben ethischen Problem handelt, das in dieser Szene photographiert, belauscht und ausgeleuchtet wird.

Das Erstaunen über unerwartetes Wissen und Verstehen, das die beste Science-fiction stets weckt, verlangt als Auslöser immer den Augenblick der Vertauschung des kalt Kosmischen mit dem heiß Subjektiven, der Heimholung von sternenfern Allgemeinem in erzählbar Besonderes: Ich sitze naß, müde und glücklich auf der Veranda, nach dem abendlichen Sommerregen, und weiß eine kostbare Sekunde lang nicht, ob das stecknadelspitze Licht, das mir aufgeht, ein Leuchtkäfer ist oder die Venus. Joss Whedon, der Regisseur und Drehbuchautor von "Serenity", hat diese Sorte Wunder schon in seiner diesem Film die Erzählvoraussetzungen liefernden Fernsehserie "Firefly" immer wieder zum Strahlen gebracht und mit dialogischem Witz abgeschmeckt: "Wir werden ein paar leichte Turbulenzen erleben ... und explodieren."

Im Fernsehen mußte aller Reichtum in dichtgepackte Fünfundvierzig-Minuten-Pakete verschnürt werden. Die Grenzerfahrungen, um die sowohl die Weltraumoper wie der Western - das andere Genre, das Whedon in "Serenity" neu belebt - kreisen, atmen im Kino, wo alles solide aufgestellt werden kann, jetzt eine andere, herzhaftere Luft. Welten inmitten von Ionenwolken, Monde, auf denen Ethanstürme toben, Eiskontinente mit Hydrokarbon-Glasur, die bunten Bänder des Partikelausstoßes mächtiger Triebwerke, sämtliche Farben der Himmelsmechanik des Herzens von Grünmetallic bis Lasermauve - "Serenity", ein Film, der weit weniger gekostet hat als Kassenmagneten sonst, zeigt all das; aber nur als Hintergrund für eine andere, klügere Leistung.

Denn wie fromm ein Film die visuellen Gebote seiner erzählerischen Gattung erfüllt, ist zunächst fast unerheblich für seine Wirkung als Kunstwerk. Das gilt gerade auch für die Science-fiction: Stewart Raffills "Eispiraten" von 1984 mit Robert Urich und Anjelica Huston ist zwar ein sorgfältigeres und lustigeres Weltraumabenteuer als alle sechs "Star Wars"-Folgen zusammen, aber trotzdem schlechter, weil ohne deren herrlichen republikanischen Schwulst. Und Doug Trumbulls "Silent Running" von 1971 mit Bruce Dern schlägt zwar Stanley Kubricks drei Jahre älteres Ungeheuer "2001 - Odyssee im Weltraum" in so gut wie allen für Kenner relevanten Kategorien, ist aber dennoch neben Kubricks verwirrendem, aufgeblasenem, hypnotisch unvergeßlichem Riesenquatsch bloß ein besonders wertvolles utopisches Fernsehspiel. Damit ein guter Science-fiction-Film ein großer wird, muß er nicht nur seine Gattungsgesetze erfüllen, sondern diese Erfüllung zugleich in den Dienst einer Idee stellen, auf die erstens der zeithistorische Moment, bewußt oder unbewußt, gerade gewartet hat und die zweitens mit den Mitteln der Science-fiction treffender mitgeteilt werden kann als mit denen anderer Genres. George Lucas hat 1977 Reagan geahnt, Stanley Kubrick 1968 die neoromantische psychedelische Innerlichkeit der späten Sechziger nach außen gestülpt.

Auch "Serenity" hat so eine Idee: Die Amerikaner befinden sich in einer imperialen Situation, aber unter technischen Bedingungen, wie sie kein Imperium vorher gekannt hat. Gegen die politischen Begehrlichkeiten, die so eine Lage weckt, hilft nur eine Neudefinition der Begriffe "Demokratie" und "Öffentlichkeit", die dem technischen Stand der Kommunikationsmittel gerecht wird. Alles, was an Kunstfertigkeit, Humor und Weisheit in "Serenity" investiert wurde, dient dieser Idee: Die marodierenden Ungeheuer etwa, die hier die schwarze terroristische Kehrseite der oligopolbeherrschten Neuen Weltenordnung verkörpern, sind politisch wichtige Handlungsträger, also ließ man die wichtigsten von Berni Wrightson entwerfen, einem legendären Horror-Illustrator. Die Kameraarbeit erkundet das Innere komplexer technischer Raumverhältnisse, indem sie diese nicht leer durchmißt, sondern Menschen auf den schwierigen Wegen folgt, die sie dort gehen müssen. Und die zahlreichen Anspielungen auf die Schätze der langen Vergangenheit phantastischer Kunst, von Shakespeares "Sturm" über Coleridge-Dichtung bis zum Weltraum-Filmklassiker "Forbidden Planet", rutschen nie ins Schlaubergertum ab, sondern verstärken wie gute Fußnoten oder bibliographische Angaben das, was die Bilder behaupten. Je mehr man weiß, desto mehr genießt man; aber selbst wer gar nichts kennt, wird immer noch erstklassig unterhalten.

"Serenity" ist damit zugleich ein neuer Fixstern des Genrekinos wie ein seltenes Glühwürmchen fürs Lehrbuch der futuristischen Insektenkunde: flink, warm, funkenschlagend, tänzerisch, lustig, politisch klug. Die schöne neue Welt ist riesig; es ist alles da, und alles, was da ist, leuchtet, spricht und singt.

DIETMAR DATH

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