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Technische Angaben: Bildformat: 16:9 (2.35:1) Sprachen / Tonformate: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1) Untertitel: Deutsch, Englisch Ländercode: 2 Extras: Making of u. a.
Mit dem epischen Abenteur "The New World" erzählt Filmemacher Terrence Malick seine sehr persönliche, bildgewaltige und poetische Version der klassischen amerikanischen Pocahontas-Legende.
Im frühen 17. Jahrhundert machen sich britische Entdecker auf die Reise nach Nordamerika. In der Kolonie Virginia kommt es zum ersten Zusammentreffen der europäischen und amerikanisch-indianischen Kultur.
Captain John Smith
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  • Anzahl: 1 DVD
Produktbeschreibung
Technische Angaben:
Bildformat: 16:9 (2.35:1)
Sprachen / Tonformate: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch
Ländercode: 2
Extras: Making of u. a.
Mit dem epischen Abenteur "The New World" erzählt Filmemacher Terrence Malick seine sehr persönliche, bildgewaltige und poetische Version der klassischen amerikanischen Pocahontas-Legende.

Im frühen 17. Jahrhundert machen sich britische Entdecker auf die Reise nach Nordamerika. In der Kolonie Virginia kommt es zum ersten Zusammentreffen der europäischen und amerikanisch-indianischen Kultur.

Captain John Smith (COLIN FARRELL) und Pocahontas (QORIANKA KILCHER), eine Prinzessin der Powhatan-Indianer, verlieben sich ineinander. Doch der anfänglichen Harmonie stehen die gegensätzlichen Traditionen beider Kulturen gegenüber - unaufhaltsame Kräfte auf beiden Seiten sorgen dafür, dass nicht nur die Liebe der beiden zum Scheitern verurteilt ist...

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.03.2006

Amerika im Jahre null
Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters: Terrence Malicks Film "The New World"

Wenn es auf der vergangenen Berlinale etwas zu lernen gab, dann die Tatsache, daß das, was man leichthin Schönheit nennt, ganz schön aus der Mode gekommen ist. Einen einzigen Film gab es in dem ganzen Wettbewerb, von dem man sagen konnte, daß einem dabei das Herz aufgegangen wäre, einen einzigen, nach dem man nicht erschlagen, sondern beglückt das Kino verließ: "The New World" von Terrence Malick. Mag ja sein, daß seine Weltferne und Lesart des Pocahontas-Mythos nicht der Weisheit letzter Schluß ist, aber manchmal genügt es einfach auch, daß einem die Augen übergehen vor lauter traumwandlerischer Schönheit.

Am Anfang ertönt eine Mädchenstimme aus dem Off, erbittet die Ankunft eines Geistes: "Hilf uns, die Geschichte unseres Landes zu singen . . . Du bist unsere Mutter . . ." Wer das schon lächerlich findet, wird in diesem Film nicht glücklich werden. Wer an die beschworene Unschuld und Natürlichkeit nicht glauben mag und partout klüger als das Kino sein will, ist für diesen Film verloren. Für alle anderen ist dies der Lockruf in eine Welt vor unserer Zeit, in ein Paradies, aus dem wir am Ende vertrieben sein werden.

Auch die Bilder sind reinste Beschwörungen einer Natur, mit der die Menschen im Einklang leben. Man sieht sie neben den Fischen im Wasser schwimmen, und wenn dann das Vorspiel zu Wagners "Rheingold" anschwillt, ist das mehr als nur eine Vorahnung der Dinge, die kommen werden. Drei Schiffe tauchen in der Chesapeake Bay auf, deren Ankunft von den Eingeborenen durch den Blättervorhang neugierig und argwöhnisch beäugt wird. Als die Mannen der Virginia Company an Land gehen und es zu ersten Begegnungen kommt, schnüffeln die Eingeborenen erst mal an den Neuankömmlingen, um festzustellen, ob sie sich riechen können. Damit wird man eingestimmt auf eine andere Art der Wahrnehmung, weil man gar nicht umhinkann, sich vorzustellen, wie streng die Mannen nach monatelanger Seereise wohl gerochen haben mögen.

Was folgt, ist in groben Zügen die Geschichte von John Smith und Pocahontas, die in Amerika deswegen so gern erzählt wird, weil der Umstand, daß die Häuptlingstochter den Eroberer davor gerettet haben soll, von ihrem eigenen Stamm getötet zu werden, die blutige Geschichte der Kolonialisierung in romantisches Einvernehmen auflöst. Es heißt, in den Berichten von Smith sei der Vorfall verbürgt, aber Malick interessiert sich ohnehin mehr für das Mädchen und seine Visionen, seine Zähmung, seine Auslöschung.

"The New World" ist ein vieldeutiger Titel, bei dem man nicht weiß, ob es die Europäer oder Indianer sind, die mit einer neuen Welt konfrontiert werden - oder ob er eben doch utopisch gemeint ist und eine neue Welt beschwört, in der die beiden Kulturen sich friedlich vereinigen. Die Geschichte hat dieser Variante eine Absage erteilt, aber bei Malick lebt sie als Utopie fort, als Keim, der hätte aufgehen müssen.

Die Siedler lassen sich an der Küste nieder, bauen ein Fort, errichten ein Kreuz, igeln sich in ihren Hütten ein und warten auf Nachschub. Sie bauen Mais an, düngen mit Fisch und wagen sich kaum ins Land und seine Jagdgründe. Von den Eingeborenen werden sie beäugt wie Tiere, deren Verhalten sie nicht verstehen. Aber natürlich kommt es zum Sündenfall, zum Ausbruch von Gewalt, zur Verhärtung der Fronten. Und selbst Smith, dessen zarte Annäherung an das Mädchen auf eine andere Art von Verständigung hoffen läßt, hat nach vollzogenem Akt nichts Besseres zu tun, als sich aus dem Staub zu machen, um neue Eroberungen zu tätigen. So gesehen, ist das stets etwas eindimensionale Spiel von Colin Farrell seiner Rolle durchaus wesensverwandt. Gegen den unergründlichen Liebreiz von Q'Orianka Kilcher, Tochter eines Peruaners und einer Schweizerin, hat er ohnehin keine Chance. Sie war zur Zeit der Dreharbeiten vierzehn und für die Mischung aus unschuldiger Lebenslust und unbefangener Neugier eine ideale Projektionsfläche.

Was "The New World" aber vor allem so faszinierend macht, ist die ungewöhnliche Art, wie er geschnitten ist. Schon an "Badlands" hatte Malick in den Siebzigern ein Jahr lang geschnitten, an "Days of Heaven" sogar zwei, ehe er dann für fast fünfundzwanzig Jahre von der Bildfläche verschwunden war. Auch diesmal hat er sich viel Zeit genommen und eine Schnittart gefunden, die mit dem Erzählkino nur noch wenig gemein hat. So wie die Bilder geschnitten sind, wirkt es, als sei jede Aktion gleichzeitig durchdrungen von Vorahnungen dessen, was kommen wird, und dem Nachhall dessen, was bereits vorüber ist. Eine eigentümliche Durchlässigkeit der Erzählzeit entsteht dadurch, eine Art halluzinatorisches Dahinträumen, in dem die Gegenwart sich im selben Raum abzuspielen scheint wie Vergangenheit und Zukunft, deren Echos einen Rhythmus bestimmen, den man sonst nur aus Gedichten kennt. Mehr noch als die grandiosen, bei Naturlicht aufgenommenen Bilder des Kameramanns Emmanuel Lubezki ist die Arbeit der vier Cutter für die Schönheit des Films verantwortlich - und daß sie nicht für einen Oscar nominiert worden sind, zeigt eben auch, daß dort vieles Politik ist.

Zu wahrer Größe läuft der Film auf, wenn das Mädchen, das vom Tabakfarmer John Rolfe zur Frau gemacht wurde, nach London kommt, um bei Hofe seine Aufwartung zu machen. Da steht sie dann auf einmal in einem englischen Garten zwischen gestutzten Bäumen und geometrisch angelegten Rasenstücken, deren Kontrast zur wildwüchsigen Natur in ihrer Heimat geradezu erschütternd ist, und alles, was der Film erzählen will, fließt in diesem Bild zusammen. Es ist gar nicht so, daß der Film nicht für die Schönheit dieses Arrangements empfänglich wäre, aber es wird auch klar, um welchen Preis sie nur zu haben ist. Der Effekt ist so verblüffend, daß man sogar Mozarts wunderschönes Klavierkonzert in A-Dur als beinahe unnatürliche Zähmung der Klänge empfindet, die der Film sonst bereithält, wie das Zwitschern der Vögel oder den Wind in den Gräsern. Allein dieser Moment ist schon die ungewöhnlichste Erfahrung des Kinojahres.

MICHAEL ALTHEN

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