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Obwohl sie mit Menelaos, dem König von Sparta, verheiratet ist, verliebt sich Helena in den gut aussehenden Paris. Gemeinsam fliehen die Liebenden nach Troja, wo Paris Vater König Priamos das Paar aufnimmt. Doch Menelaos schwört Rache und schickt Helenas skrupellosen Schwager Agamemmnon und seine todesmutigen Truppen an die Ufer der Festungsstadt. Zehn Jahre halten sie die Belagerung aufrecht, bis sie schließlich mit Hilfe des Trojanischen Pferdes in die Stadt eindringen können. Eine der größten Schlachten der Weltgeschichte nimmt unaufhaltsam ihren Laus und entscheidet über das Schicksal von…mehr

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Produktbeschreibung
Obwohl sie mit Menelaos, dem König von Sparta, verheiratet ist, verliebt sich Helena in den gut aussehenden Paris. Gemeinsam fliehen die Liebenden nach Troja, wo Paris Vater König Priamos das Paar aufnimmt. Doch Menelaos schwört Rache und schickt Helenas skrupellosen Schwager Agamemmnon und seine todesmutigen Truppen an die Ufer der Festungsstadt. Zehn Jahre halten sie die Belagerung aufrecht, bis sie schließlich mit Hilfe des Trojanischen Pferdes in die Stadt eindringen können. Eine der größten Schlachten der Weltgeschichte nimmt unaufhaltsam ihren Laus und entscheidet über das Schicksal von zwei Nationen...

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.05.2004

Der schönste aller Kriege
Homer in Hollywood: Wolfgang Petersens Monumentalfilm "Troja" läßt das klassische Altertum jung aussehen

Manchmal ist die Welt für Hollywood einfach nicht genug. Als der Produktions-Designer Nigel Phelps im britischen Museum die Architektur des antiken Troja studierte, mußte er bald feststellen, daß da nicht viel nachzubauen war. Eine Mauer, ein Tor, eine Ansammlung unscheinbarer Lehmhütten. Zu dürftig für eines der verrücktesten und riskantesten Filmprojekte seit "Titanic", das rund 200 Millionen Dollar gekostet hat; zu unspektakulär für einen der legendärsten Kriege, zu klein für die Mutter aller Epen, die "Ilias".

Phelps, der heimliche Held von "Troja", der schon "Pearl Harbor" baute und zerstörte, wußte sich zu helfen. Er entwarf eine virtuelle Stadt aus einer Handvoll antiker Kulturen, größer und strahlender als alles, was in Troja seit 1871 ausgegraben wurde, ein bißchen ägyptisch, ein bißchen griechisch-römisch mit einer Spur Mittelalter. Das wird die Altertumsforscher ärgern, aber der Film soll ja nicht den Forschern gefallen. Es hat sich schließlich auch niemand über Cranach beschwert, der sein "Paris-Urteil" in eine altdeutsche Landschaft mit Burg versetzte, und niemand hat Rubens die unhistorischen Säulen beim "Tod des Achilles" vorgeworfen. Der Eklektizismus ist Programm, und er hat dank der computergenerierten Bilder eine unbestreitbare Größe. Und wenn Diane Heidkrüger aus Hildesheim, die sich inzwischen Kruger nennt, in der Rolle der schönen Helena vielleicht auch keine tausend Schiffe in Bewegung setzen kann, der Computer schafft es mühelos. Die Trieren rauschen heran, die Flotte auf dem azurblauen Pixelmeer reicht bis zum Horizont.

Das Trojanische Pferd sieht vielleicht nicht ganz so schön aus wie jenes, das Ende der sechziger Jahre für den Fernsehvierteiler "Die Odyssee" gebaut wurde. Aber es ist wuchtig, es brennt fabelhaft, und die Passanten im Innenhof des Berliner Sony Center, wo man es zur heutigen Europapremiere von "Troja" aufgebaut hat, bleiben immerhin staunend stehen.

Vermutlich ist Wolfgang Petersen der einzige in Hollywood, der die "Ilias" in der Schule auf altgriechisch gelesen hat. Nun ist der Regisseur von "Das Boot" oder "Der perfekte Sturm" auch noch zu einer Art Cyber-Schliemann geworden. Wo der deutsche Amateurarchäologe graben ließ, um den historischen Kern der "Ilias" freizulegen, läßt Petersen aufbauen, um im Geiste der alten Sandalenfilme eine der größten Geschichten aller Zeiten zu erzählen. Daß Trojaner heute für Computerviren gehalten werden und Homer in Amerika entweder der Vater von Bart Simpson oder die alltagssprachliche Kurzform für einen Homerun beim Baseball ist, daran wird allerdings auch Petersens Film nicht viel ändern, obwohl manche jetzt schon eine Antikenwelle anrollen sehen.

Zu Cäsar und Augustus, zu Jesus und zum "Gladiator" sollen demnächst noch Hannibal und Alexander, die Amazonen und die Schlacht bei den Thermopylen kommen. So verbinden sich Antikensehnsucht und Computerglaube. Das naive Bedürfnis nach Anschauung wird befriedigt, das jeder kennt, der schon mal durch die Ruinen von Olympia oder übers Forum Romanum gestreift ist und sich das Ganze vielleicht als 3-D-Animation einer versunkenen Welt gewünscht hätte.

Da ist es auch ziemlich egal, ob nun die Stadt, die Archäologen als Troja VI bezeichnen, das homerische gewesen sein könnte, welches zirka 1200 v. Chr. unterging. Die Welt der Epen wird zum fernen Spiegel, und wenn man sieht, wie die Griechen bei Nacht im Fackelschein ihre Gefallenen verbrennen, wenn man erlebt, wie die Trojaner angreifen, indem sie trockenen Reisig zu riesigen Kugeln formen und diese Kugeln durch Brandpfeile entzünden, dann sind das genau die Bilder, deretwegen man ins Kino geht: "bigger than life", überlebensgroß, das moderne Äquivalent zur antiken Mythologie.

Doch leider ist die Mythologie nicht nur eine Frage des Designs. Sie handelt eben auch vom Kampf, den die Menschen mit den Göttern um ihre Freiheit führen. Läßt man die Götter weg, bleibt von der "Ilias" ein Schlachtengemälde mit viel Blut, Schweiß und ein bißchen Liebe. Behält man sie, bekommt man ein Fantasy-Spektakel voller kurioser Spezialeffekte wie den "Herrn der Ringe". Drehbuchautor David Benioff und Petersen haben sich für die erste Variante entschieden und Homer damit tranchiert. Mit den Göttern verschwinden auch Schicksal, Bestimmung und Tragödie. Der Mythos ist abgeklärt.

Wo sich bei Homer Menschen und Götter mit- und gegeneinander in die Schlacht werfen, klirren hier nur noch die Schwerter zwischen den Sterblichen, die ab und zu die Namen der Götter im Munde führen. Die Tragik des Achilles ist ein Fall von Catch-22: Wenn er kämpft, wird er unsterblichen Ruhm gewinnen und jung sterben; kämpft er nicht, wird er lange leben und ruhmlos sterben. Und die Stelle der Götter haben die zahlreichen Hubschrauberflüge übernommen, bei denen die Kamera über Trojas Mauern und die Skamanderebene gleitet, in der sich gewaltige, digital erweiterte Heere gegenüberstehen.

Brad Pitt, der sich allen Ernstes während der Dreharbeiten an der Achillessehne verletzte, sieht als Achilles mit blonder Mähne eher aus wie ein Surfer, der an Land gekommen ist, weil die Ägäiswellen zu kümmerlich waren. Mehr Wikinger als Grieche und in seiner Mimik und Körpersprache ein Mann von heute - nirgends ist das so drastisch wie in jener Szene, in der er einem Peter O'Toole als Priamos gegenübersteht, der ihn um den Leichnam seines Sohnes Hektor bittet. Der Achilles, von dessen Zorn die "Ilias" erzählt - "Singe den Zorn, o Göttin, des Peliden Achilles" -, wirkt auf der Leinwand wie ein schmollender Killer, der sich dem etwas schmierigen Agamemnon (Brian Cox) nicht unterordnen will.

51 Tage im zehnten Kriegsjahr umfaßt das Epos, und natürlich kann eine Verfilmung nicht mit ihrem letzten Gesang aufhören. Das Pferd muß in die Stadt, Troja muß brennen - aber deshalb muß nicht auch Achilles dabeisein, die Sklavin Briseis Agamemnon erdolchen und Achilles auf der Suche nach Briseis durch die Stadt irren, bloß weil ein "love interest" sich immer besser macht. David Benioff hat sich in Vergils "Äneis" umgeschaut und in den Sagen des klassischen Altertums. Er hat das Pferd, das in der "Ilias" gar nicht auftaucht, integriert, er hat Odysseus zum Off-Erzähler gemacht, was kein schlechter Brückenschlag zur "Odyssee" ist.

Er hat Homer einfach behandelt wie den gleichnamigen Drehbuchautor in der "Internet Movie Database", der mit 20 Drehbüchern zwischen 1905 und 2004 und dem "Markenzeichen: daktylische Hexameter" geführt wird. Aber womöglich ist ja auch der Dichter nur eine Fiktion, ein Erkennungszeichen für die beiden ältesten überlieferten Texte des Abendlandes, nicht viel realer als die Büste, die ihn als blinden Barden zeigt. Ob er überhaupt beide Epen geschrieben, wann genau er es getan hat, das wird die Forschung wohl nie beantworten, weil der Erzähler der Mythen selber zum Mythos geworden ist.

Das Gefälle zwischen Bettgeflüster und Schlachtenlärm aber kann weder Benioffs Buch noch Petersens Regie überbrücken. Und an manchen Dialogsätzen wären auch ganz andere Schauspieler gescheitert. Diane Kruger ist von einer etwas faden Hübschheit, Paris (Orlando Bloom, eben noch als Legolas im "Herrn der Ringe") bloß ein Milchgesicht. Der zugegeben etwas vagen Vorstellung von einem mythischen Helden kommen Eric Bana als Hektor, Sean Bean als Odysseus und Peter O'Toole noch am nächsten. Und in Odysseus' Schlußworten, der Mensch erhebe sich und falle wie Winterweizen, ist von Zeus' Donnerwort aus dem 17. Gesang der "Ilias" nicht mehr viel zu ahnen: "Denn kein anderes Wesen ist jammervoller auf Erden / Als der Mensch, von allem, was Leben haucht und sich reget."

"Troja" ist monumental, blutig und bietet alles, was man von einem Blockbuster erwartet. Aber auch kein bißchen mehr. Er hat keine Fallhöhe, er hat noch nicht einmal einen Schauspieler wie Russell Crowe, der in "Gladiator" persönliche Rache und den Kampf um Rom zusammenführte. Und er hat in seinen 165 Minuten kein Gespür für Zeit. Nach dem Raub der Helena segeln die Griechen los, sie landen vor Troja, zwei, drei große Schlachten werden geschlagen, Hektor erschlägt Achilles' Cousin Patroklos, Achilles Hektor - und da ist nicht die leiseste Ahnung, daß zwischen den ersten und den letzten Bildern des Films eigentlich zehn Jahre liegen müßten.

Es kommt einem fast so vor, als seien Dauer, Verhängnis und ewiger Ruhm vom Epos ganz auf dessen Produktion übergegangen. Denn in jedem Blockbuster steckt nicht nur die Hoffnung auf den gewaltigen Kassenerfolg; er ist immer auch ein verstecktes Selbstporträt Hollywoods, weil er fast zwangsläufig auch die Metapher für sein mögliches Scheitern enthält. Das gilt für "Waterworld" wie für "Titanic", für den "Herrn der Ringe" wie für Roland Emmerichs neuen Film "The Day After Tomorrow". Die Katastrophen, von denen die Filme erzählen, sind immer auch ihr eigenes Menetekel. Das ist ein Stück echter Hollywood-Mythologie; nur mit Homer hat das nicht gerade viel zu tun.

Vor drei Jahren noch hat Wolfgang Petersen in einem Interview gesagt, am liebsten würde er den Trojanischen Krieg verfilmen, doch das Budget bekäme er wohl nie zusammen. Petersen hatte "Gladiator" abgelehnt und es später bereut. Deshalb hat er sofort zugegriffen, als man ihm "Troja" anbot. Nun muß er womöglich bereuen, es mit Homer versucht zu haben. "Homer wird Hollywood überleben", hat der Drehbuchautor David Benioff gesagt. Ob Petersens oder Brad Pitts Karriere "Troja" unbeschadet überleben wird, ob sie unsterblichen Ruhm erringen oder ob "Troja" wie Troja untergeht, das ist eine andere Sache. Es ist, wenn man so will, das alte Dilemma des Achilles.

PETER KÖRTE.

"Troja" kommt am Donnerstag ins Kino.

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