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Japan ist ein Land der spannungsvollen Gegensätze, die sich dem Reisenden nicht sofort erschließen. Judith Brandner, profunde Japankennerin, zieht den Vorhang ein wenig zur Seite und gewährt erstaunliche Einblicke in das fernöstliche Land.Eine "japanische Großmutter" weiht in die Geheimnisse der Kochkunst ein und ein Besuch bei der Herzensfreundin endet mit einem Koffer voll antiker Kimonos. Der japanische Freund mit seinem alten Geländewagen erweist sich am Fischmarkt von Kyoto als verlässlicher Begleiter. Ausgehend von dieser vertrauten Atmosphäre unternimmt die Autorin ihre Expeditionen in…mehr

Produktbeschreibung
Japan ist ein Land der spannungsvollen Gegensätze, die sich dem Reisenden nicht sofort erschließen. Judith Brandner, profunde Japankennerin, zieht den Vorhang ein wenig zur Seite und gewährt erstaunliche Einblicke in das fernöstliche Land.Eine "japanische Großmutter" weiht in die Geheimnisse der Kochkunst ein und ein Besuch bei der Herzensfreundin endet mit einem Koffer voll antiker Kimonos. Der japanische Freund mit seinem alten Geländewagen erweist sich am Fischmarkt von Kyoto als verlässlicher Begleiter. Ausgehend von dieser vertrauten Atmosphäre unternimmt die Autorin ihre Expeditionen in die Randbereiche der japanischen Gesellschaft. Sie spricht mit Obdachlosen und Tagelöhnern, hat konspirative Treffen mit protestierenden Studierenden und Begegnungen mit Revisionisten oder jungen Menschen, die kaum etwas von der eigenen Geschichte wissen. Den intellektuellen Überbau liefern Literaturstar Haruki Murakami, mit dem sie über die Orientierungslosigkeit in der Gesellschaft philosophiert, und Literaturnobelpreisträger Kenzaburo Oe, der erzählt, weshalb ihn die Rechtsradikalen zum "National Enemy" erklärt haben.
Autorenporträt
Judith Brandner, 1963 in Salzburg geboren, studierte Englisch, Japanisch und Japanologie in Wien. Freie Radiomacherin und Moderatorin hauptsächlich für Ö1, Reportagen und Features für den Schweizer Rundfunk DRS2 sowie öffentlich-rechtliche Sender in Deutschland. 1987 verbrachte sie erstmals längere Zeit in Japan. 1995 war sie als ORF-Korrespondentin in Japan tätig. 2009 und 2011 hatte sie eine Gastprofessur an der Städtischen Universität Nagoya inne. Im Picus Verlag erschienen zwei Reportage-Bände zu Japan. http://www.judithbrandner.at
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.09.2011

Das Ende der Firma Japan

Quo vadis, Japan? Die Japanologin und Journalistin Judith Brandner hat ihre meist in der Wiener Tageszeitung "Die Presse" erschienenen, schon vor Fukushima kulturpessimistischen und oft kritischen Beiträge zu einem Büchlein gebündelt. Ihr Interesse gilt dabei der "geistig-moralischen Verwahrlosung" (so Ken'ichi Mishimas Prognose) der Gegenwartsgesellschaft. Die Japan Inc. und die "Firma in der alten Form" hätten nach dem Platzen der Blasenwirtschaft "aufgehört zu existieren. Geblieben sind die Menschen." Brandner beleuchtet in ihren Reportagen "modernes Tagelöhnertum" und das "Phänomen der Working Poor". Sie porträtiert "Internetcafé-Flüchtlinge", wie die unterbezahlten Arbeiter, die mangels erschwinglicher Wohnungen in Internetcafés übernachten, genannt werden. Brandner beschreibt mit Roland Barthes Japan als "Szenario der Zeichen" und Denkansätze, die in Konkurrenz zu einander stehen. Unter dem Titel "Manga, Anime und Hundertjährige" erörtert sie angesichts wachsender demographischer Probleme - Überalterung bei gleichzeitigem Geburtenrückgang, was immer mehr Frauen in die Berufstätigkeit treibt - Japan als Land der erschütterten Geschlechterverhältnisse. Neben Modevierteln und "Must-haves aus der digitalen Welt" gibt das Buch auch Einblicke in die "Revisionistenszene": Es rekonstruiert am Beispiel der Besuche von Politikern beim Yasukuni-Schrein, an dem auch Kriegsverbrecher verehrt werden, oder der Kontroversen um die Erwähnung von Kriegsverbrechen die Eiertänze um die Deutungshoheit über die Vergangenheit. Weitere Themen der Reportagen, die Alternativen zum Kapitalismus und dem Qualifikationserwerb als Selbstzweck an Schule und Universität aufzeigen, sind im Kapitel "Der Mythos des Aufruhrs" Studentenproteste wie an der Hôsei-Universität oder Projekte wie "Food Bank Japan", eine Organisation zur Verteilung von übrig gebliebener Nahrung an Bedürftige. Auch ein Interview mit Haruki Murakami, der in Werken wie "Nach dem Beben" oder "Untergrundkrieg" (über den Giftgasanschlag der Aum-Sekte auf die Tokioter U-Bahn) "Bilder des Untergrunds" der Gesellschaft und Tiefenschichten der japanischen Seele offenlegt, bezeugt ein eher orientierungsloses, im modernen Wertewandel begriffenes Inselreich.

sg

"Reportage Japan. Kratzer im glänzenden Lack" von Judith Brandner. Picus Verlag, Wien 2011. 132 Seiten. Gebunden, 14,90 Euro.

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