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Der Ural und seine Geschichte
Als ich klein war, glaubte ich, Reisen sei das Interessanteste im Leben. Heute, da ich älter bin, weiß ich: "Es stimmt!" "Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt", so heißt es in einem deutschen Volkslied. Im Ural gibt es einen anderen Anlass, beim Reisen an Gott zu denken. Denn hier lautet ein altes Sprichwort: "Der Sinn einer jeden Reise besteht darin, dass es Gott nicht langweilig wird." Im Ural wird es ihm gewiss nicht langweilig, und Ihnen auch nicht. Wo genau liegt der Ural? Der Ural ist die Grenze zwischen dem europäischen…mehr

Produktbeschreibung
Der Ural und seine Geschichte

Als ich klein war, glaubte ich, Reisen sei das Interessanteste im Leben. Heute, da ich älter bin, weiß ich: "Es stimmt!" "Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt", so heißt es in einem deutschen Volkslied. Im Ural gibt es einen anderen Anlass, beim Reisen an Gott zu denken. Denn hier lautet ein altes Sprichwort: "Der Sinn einer jeden Reise besteht darin, dass es Gott nicht langweilig wird." Im Ural wird es ihm gewiss nicht langweilig, und Ihnen auch nicht.
Wo genau liegt der Ural? Der Ural ist die Grenze zwischen dem europäischen und dem asiatischen Teil Russlands. Der Bergrücken des Ural verläuft von Norden nach Süden auf einer Länge von etwa 2500 Kilometern entlang eines Meridians. Im Norden beginnt er am Polarmeer, und im Süden endet er in der Halbwüste, dabei wechseln sich Tundra, Waldzone, Gebirge, Waldsteppe und Steppe als Landschaftsformen ab.
Wo sich heute die Uralberge erheben, erstreckte sich einstein gigantisches Meer: Vor 500 bis 600 Millionen Jahren tummelten sich hier menschengroße Tintenfische, Seesterne von der Größe eines Autos, Gliederfüßer mit Köpfen mit beinahe menschlichen Gesichtszügen. In den sonnenbeschienenen Meereswogen brodelte das Leben.
Und plötzlich, vor 300 Millionen Jahren, suchten sich unter dem Meer im Inneren der Erde geschmolzene Massen von Magma einen Weg nach außen. Die flüssigen Steinmassen suchten Schwachstellen in der noch dünnen Erdkruste. Zwischen den beiden Kontinentalplatten, der europäischen und der asiatischen, fanden sie sie.
Stellen Sie sich das dramatische Bild vor, wie ein Feuerwerk kommen Funkenflug, Donnergrollen, Explosionen und Feuer aus der Tiefe der Erde und teilen die Meereswellen. Glühende Steinmassen schießen hoch, heißer als 1000 Grad Celsius. Die Berge des Ural wurden geboren!
Dann erodierten diese Berge und verschwanden beinahe, doch vor 20 bis 30 Millionen Jahren kamen sie wie mit einem Aufzug unerwartet wiederaus den Tiefen der Erde emporgefahren. Und seither sind sie da! Die einzigartigen Berge! Geologisch gibt es auf der Erde kein vergleichbares Gebirge!
So dicht wie hier lagern die Schätze der Erde an keinem anderen Ort des Planeten. Dabei geht man davon aus, dass erst 20 Prozent der Lagerstätten erschlossen sind. Besonders reich ist der Ural an Eisenerz. Seit dem 17. Jahrhundert arbeitet ganz Russland mit Eisenwerkzeugen aus dem Ural. Pflüge und Sicheln, Äxte und Beile haben hier ihren Ursprung. In Kriegszeiten wurden aus diesem Eisen Waffen geschmiedet.
Den Krieg gegen die Schweden gewann Russland mit Eisen aus dem Ural. Napoleon wurde mit Eisen aus dem Ural besiegt. Im Ural gibt es heute mehr als 200 große metallurgische Betriebe, die vom einfachen Nagel bis zum Raumschiff alles herstellen, was sich aus Eisen machen lässt.
Doch zurück zu den Ursprungslegenden des Ural. Die Mansen erzählen eine Geschichte: Der Tochter der obersten Gottheit Numi-Torum gefiel es nicht, dass die Erde am Anfang sumpfig und morastig war, sogar schwankte und von Zeit zu Zeit bebte. Auf Bitten seiner Tochter legte Numi-Torum in der Mitte der Erde seinen Gürtel ab, der mit großen steinernen Knöpfen besetzt war. Der Gürtel hielt die Erde zusammen, so dass sie nicht länger schwanken konnte. Die Knöpfe wurden zu Bergen. So entstand der Ural, ein Steingürtel. Er ist die Mitte der Erde, das behaupten zumindest die Mansen.
Die Uraler waren sich immer sicher, dass Noah mit seiner Arche seinerzeit an den Uralbergen anlandete. Viele im Ural ansässige Völker haben einen Mythos, der der Geschichte von der Sintflut ähnelt. Interessant ist, dass in diesen Mythen die Menschheit nicht im Wasser umkommt, wie in der Bibel, im Gilgamesch-Epos der Babylonier oder dem Atrahasis-Epos der Sumerer. Die Uraler "warteten, bis die Fluten vorüber sind", indem sie sich auf die Gipfel der Berge zurückzogen. Der Untergang der Welt fand also nicht statt. So ist das Echo realer Katastrophen, die d
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.05.2020

Landeplatz für Außerirdische

Über den Ural wissen die meisten von uns wenig. Tatjana Kuschtewskaja hat sich aufgemacht, diese Lücke zu schließen und dem zweieinhalbtausend Kilometer langen Grenzgebirge Europas und Asiens Leben einzuhauchen. Sie tut das mit einer ungeheuren Fülle an Wissen und Geschichten. Dabei entdeckt sie in diesem riesigen Gebiet, das vom Polarmeer bis zu den Steppen Kasachstans führt, sogar eine touristische Infrastruktur. Wir lesen staunend von Völkern, deren Namen so märchenhaft klingen wie Udmurten, Baschkiren und Tschuden. Es gibt alte Handelsstädte zu besichtigen, wie Jekaterinburg oder Perm. Bergwerke, die der Region ihren Reichtum gaben, orthodoxe Kirchen, buddhistische Tempel, Moscheen, schamanistische Heiligtümer. Selbst eine Landestelle für Außerirdische ist eingerichtet - und darf auch von Erdenbewohnern besucht werden. Vor allem aber erstreckt sich dort eine großartige und vielfältige Natur. Kuschtewskaja, die schon zu Sowjetzeiten als Dokumentarfilmerin dort unterwegs war, berichtet mit Wärme und Faszination von dieser Landschaft und ihren Bewohnern. In leichtem Plauderton reihen sich praktische Tipps, Beschreibungen, Geschichten und Legenden aneinander. Museen und Baudenkmäler werden ebenso beschrieben wie Naturschutzgebiete und Wanderwege. Lebensgeschichten von Künstlern, Pilgern und Sträflingen wechseln ab mit praktischen Tipps für Sportler, Kletterer und Kulturreisende. Auch die düstere Geschichte der GULags wird nicht ausgeklammert. Viele Schwarzweißfotos illustrieren den Bericht. Russland-Kenner finden eine Fülle von Hintergrundinformationen, die manche Leser möglicherweise überfordern. So ist das Buch in manchen Teilen Reiseführer, in anderen Essay und wechselt manchmal in berührende autobiographische Prosa. Man hätte sich eine ästhetisch ansprechendere und übersichtlichere Gestaltung gewünscht sowie eine stärkere Gliederung des Textes. Karten fehlen leider fast vollständig. Dennoch: Für Ural-Reisende oder solche, die es werden wollen, ein unentbehrliches Buch.

umh

"Der Ural" von Tatjana Kuschtewskaja. Wostok Verlag, Berlin 2019. 224 Seiten, zahlreiche Fotos. Broschiert, 17 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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