Den Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland und seinen Birnbaum kennt jedes Kind. Aber das ist längst nicht alles, was Theodor Fontane jungen Lesern zu bieten hat. Die Geschichten in diesem Buch sind vor weit über hundert Jahren aufgeschrieben worden, und sie behandeln Vorgänge, die oft noch viel älter sind. Ungewohnte Worte kommen vor. Da heißt Liebe mitunter noch "Minne" und ein junger Mann, der heiraten will, "freit" um seine Liebste. Man rechnet nach Fuß und Meile statt Meter und Kilometer. Es brennt noch kein elektrisches Licht; flackernde Kerzen und stinkende Petroleumlampen erhellen die Abende. An Kugelschreiber und Computer ist nicht zu denken; auf dem Tisch steht ein Tintenfass, und geschrieben wird mit einer Schwanenfeder. Wer damals verreisen wollte, musste in eine rumplige Postkutsche klettern, die auf unbefestigten Straßen stundenlang unterwegs war.
Abenteuerliches, Sagenhaft-Gespenstisches und Gruseliges, aber auch Anrührendes und Heiteres weiß der Schriftsteller Theodor Fontane zu erzählen - Gotthard Erler hat die schönsten Geschichten und Gedichte für Kinder gesammelt, und Sabine Wilharm hat sie zärtlich-witzig illustriert
Abenteuerliches, Sagenhaft-Gespenstisches und Gruseliges, aber auch Anrührendes und Heiteres weiß der Schriftsteller Theodor Fontane zu erzählen - Gotthard Erler hat die schönsten Geschichten und Gedichte für Kinder gesammelt, und Sabine Wilharm hat sie zärtlich-witzig illustriert
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.07.2009Sabine Wilharms Fontane
So haben wir Theodor Fontane noch nie gesehen: Im Gehrock, mit Koteletten und Schnauzbart hockt er lässig auf dem Bretterzaun und jongliert überdimensionale Birnen. Später sitzt er in Gamaschen am Schreibpult und betrachtet sinnend einen brüllenden Säugling, der über seinem langen "Brief an Georgchen" in der Luft auftaucht. Diese Einblicke verdanken wir Sabine Wilharm, bekannt durch ihre Buchcover für die "Harry Potter"-Bände. Mit den Illustrationen zu Gotthard Erlers Anthologie "Der kinderleichte Fontane" ist ihr ein Meisterstück gelungen.
Ihre karikierenden bis comichaft-realistischen Zeichnungen bereichern die berühmten schaurigen Balladen des Dichters ebenso wie dessen sprödere Prosa. Da sind spannenlang aufragende oder fassbäuchige Würdenträger, stupsnasige Görenhorden, Hund und Katz und Schutzengel, die vor Eifer ihre Holzpantinen verlieren. Für die biographische Einleitung wählte Wilharm die Ribbecksche Birne als Fontanes Alter Ego. Über diese geniale Identifikationsfigur wird beim Vorlesen ausgiebig gekichert: "Guck mal, die Birne hat 'ne rote Birne ..."
Doch nicht nur den humorvollen Familienvater Fontane, der Gedichte übers Steineflitschen und Seifenblasenpusten schrieb, stellt der Band vor. Seine grimmige Sicht auf Habsucht, Verbohrtheit und Aberglaube fehlt ebenso wenig. Ein rundum gelungenes Hausbuch, das nebenbei allen das 19. Jahrhundert etwas näherbringt, ohne es zu verklären. (zerp)
"Der kinderleichte Fontane". Ausgewählt von Gotthard Erler. Mit Illustrationen von Sabine Wilharm. Berlin, Aufbau-Verlag 2009. 127 S., geb., 16,95 [Euro]. Ab 9. J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
So haben wir Theodor Fontane noch nie gesehen: Im Gehrock, mit Koteletten und Schnauzbart hockt er lässig auf dem Bretterzaun und jongliert überdimensionale Birnen. Später sitzt er in Gamaschen am Schreibpult und betrachtet sinnend einen brüllenden Säugling, der über seinem langen "Brief an Georgchen" in der Luft auftaucht. Diese Einblicke verdanken wir Sabine Wilharm, bekannt durch ihre Buchcover für die "Harry Potter"-Bände. Mit den Illustrationen zu Gotthard Erlers Anthologie "Der kinderleichte Fontane" ist ihr ein Meisterstück gelungen.
Ihre karikierenden bis comichaft-realistischen Zeichnungen bereichern die berühmten schaurigen Balladen des Dichters ebenso wie dessen sprödere Prosa. Da sind spannenlang aufragende oder fassbäuchige Würdenträger, stupsnasige Görenhorden, Hund und Katz und Schutzengel, die vor Eifer ihre Holzpantinen verlieren. Für die biographische Einleitung wählte Wilharm die Ribbecksche Birne als Fontanes Alter Ego. Über diese geniale Identifikationsfigur wird beim Vorlesen ausgiebig gekichert: "Guck mal, die Birne hat 'ne rote Birne ..."
Doch nicht nur den humorvollen Familienvater Fontane, der Gedichte übers Steineflitschen und Seifenblasenpusten schrieb, stellt der Band vor. Seine grimmige Sicht auf Habsucht, Verbohrtheit und Aberglaube fehlt ebenso wenig. Ein rundum gelungenes Hausbuch, das nebenbei allen das 19. Jahrhundert etwas näherbringt, ohne es zu verklären. (zerp)
"Der kinderleichte Fontane". Ausgewählt von Gotthard Erler. Mit Illustrationen von Sabine Wilharm. Berlin, Aufbau-Verlag 2009. 127 S., geb., 16,95 [Euro]. Ab 9. J.
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"Es ist ein Hausbuch, ein Familien-Lesebuch, eine Entdeckerkiste für Menschen von 8 bis 80. " Berliner Zeitung 20090514