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Der 16-jährige Khalil und sein Bruder Amir leben in den USA. Khalil ist dort geboren und hat auch eine amerikanische Freundin. Amir, noch aus der bosnischen Heimat geflohen, fällt es dagegen schwer, in dem neuen Land heimisch zu werden. Er ist in die Fänge radikaler Islamisten geraten und versucht, auch Khalil mit Hilfe islamistischer Propagandavideos vom Dschihad zu überzeugen. Als Khalils bester Freund abgeschoben wird und seine Freundin ihn verlässt, wird er für die Parolen seines Bruders empfänglich. Doch als er merkt, in was er da hineingeraten ist, nimmt die Katastrophe schon ihren Lauf…mehr

Produktbeschreibung
Der 16-jährige Khalil und sein Bruder Amir leben in den USA. Khalil ist dort geboren und hat auch eine amerikanische Freundin. Amir, noch aus der bosnischen Heimat geflohen, fällt es dagegen schwer, in dem neuen Land heimisch zu werden. Er ist in die Fänge radikaler Islamisten geraten und versucht, auch Khalil mit Hilfe islamistischer Propagandavideos vom Dschihad zu überzeugen. Als Khalils bester Freund abgeschoben wird und seine Freundin ihn verlässt, wird er für die Parolen seines Bruders empfänglich. Doch als er merkt, in was er da hineingeraten ist, nimmt die Katastrophe schon ihren Lauf ... Das gleichnamige Buch, aus dem Englischen von Nicolai von Schweder-Schreiner, ist im Ravensburger Buchverlag erschienen.
Autorenporträt
Morton Rhue, der eigentlich Todd Strasser heißt, wurde am 5. Mai 1950 auf Long Island, New York, geboren und wuchs auch dort auf. Als junger Mann reiste er durch die USA und Europa und verdiente sich sein Geld z. B. als Schiffssteward und Straßenmusiker.
Nach dem Studium arbeitete er einige Jahre als Zeitungsreporter und Werbetexter.
Schließlich entschloss sich Morton Rhue dazu, das Schreiben von Büchern zu seinem Hauptberuf zu machen. Seitdem hat er eine große Menge von Romanen und Kurzgeschichten verfasst - in Amerika gehört er zu den bekanntesten Kinder- und Jugendbuchautoren.
Sein in Deutschland berühmtestes Buch ist "Die Welle", das seit Jahrzehnten zur Schullektüre gehört und das vielfach ausgezeichnet wurde.
Morton Rhue lebt nach wie vor in New York. Seine Hobbys sind Angeln, Skifahren und Surfen. Über seine Bücher sagt er: "Gute Jugendliteratur soll dem Leser helfen richtige Entscheidungen zu treffen."
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.10.2016

Grenzen

Auch Kinder- und Jugendbücher beschäftigen sich mit Flucht, Krieg und Fremdsein. Das ist, Gott sei Dank, meistens viel besser als nur gut gemeint.

Von Anne Haeming

Zuerst ist da nur dieser alarmrote Ball. Er hüpft über die Grenze. Boing. Boing. Und auf einmal ist die ganze Menschenmenge, die hinter jener Grenze zusammengepfercht ist, still. Dabei ist es doch verboten, dieses Areal zu betreten. Der Leser blättert um. "Herr Aufpasser", fragt im nächsten Bild ein Junge im filzstiftgelben Pulli, "können wir . . . ?" Der Soldat im Tarnanzug, das Gewehr über der Schulter, er zögert. Und sagt dann, ein weiteres Mal Umblättern weiter: "Na gut, aber nur dieses eine Mal . . ." Natürlich hat sich in diesem Moment die Sache mit dem Eingesperrtsein erledigt. Ein für alle Mal. Die Menge strömt.

Die Grenze, wie Isabel Minhós Martins und Bernardo P. Carvalho sie in ihrem Bilderbuch "Hier kommt keiner durch!" zeigen, ist unsichtbar. Wirksam wird sie erst, indem sich die Masse an Filzstiftfiguren, mit grünen, gelben, rosa Gesichtern, lilafarbenen und blauen Nasen, Trainingsshirts, Anzügen, Gitarren und Bärten, an sie hält. Alle Figuren bleiben zunächst auf der linken Seite des Buches. Rechts: eine weiße Seite, abgegrenzt durch den Falz in der Buchmitte. Hier wird das Genre Wimmelbuch umfunktioniert, um zu illustrieren, was passiert, wenn Menschenmengen auf willkürlich scheinende Herrschaftsgesten stoßen. So zeigt der Band die Unbarmherzigkeit einer staatlich gezogenen Grenzlinie, ohne sie zu benennen, geschweige denn zu zeichnen. Sie ist ja schon da, mitten im Buch. Doch die Menge lässt sie verschwinden, stürmt sie in einer sanften Revolution. In dem bunten Mix an Figuren scheint alles auf, von der deutschen Botschaft in Prag 1989 bis zu Flüchtlingscamps in Mazedonien. Und somit die Allgemeingültigkeit des Horrors, nicht frei zu sein.

Wer in den vergangenen anderthalb Jahren versucht haben sollte, seine Kinder fernzuhalten von Zeitungstitelseiten, auf denen von Bombenstaub überzogene Jungs zu sehen sind, von Fernsehnachrichten, in denen Familien getreten werden, oder einfach nur von Infoschnipseln aus dem Internet mit Menschen auf der Flucht, Menschen in Angst, Menschen mit Waffen, der muss zwangsläufig gescheitert sein. Die Debatten um Flüchtlinge, sie sind auch Teil des Alltags von Kindern geworden. Genauso wie die Attentate in Paris, in Brüssel, in Bayern und die brennenden Flüchtlingsunterkünfte in der Republik. Dazu der vage Eindruck, dass das eine mit dem anderen zusammenhängt.

In einer Situation, die so komplex ist, dass selbst Politiker bisweilen den Überblick verlieren - wie soll man die Lage jenen erklären, die die Zeitung noch nicht oder gerade mal so allein lesen können? Wie viel Kontext und Mitgefühl Kinder- und Jugendbücher vermitteln können, beweisen die Regalmeter über die Zeit des Nationalsozialismus. Ganze Generationen wuchsen etwa mit Lisa Tetzners "Die Kinder aus Nr. 67"-Reihe, Judith Kerrs "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" oder den Werken von Klaus Kordon auf. Jetzt scheint es, als ob es eine neue Welle von Büchern mit Haltung gibt. Mit Geschichten über Flucht, Krieg, Fremdsein, und zwar im Heute angesiedelt, nicht vor 70 Jahren.

Es gibt Autoren, die vor dem Hintergrund eigener Fluchterfahrung schreiben wie Julya Rabinowich in "Dazwischen Ich": eine Teenagerstory aus der Ich-Perspektive über das Mädchen Madina, das zwischen allem hängt - Kindund Erwachsensein, Heimat und Fremde, neuen Freunden und dem Gedanken an ihre Großmutter, die zurückgeblieben ist bei den Soldaten. Andere, wie Kirsten Boie, haben sich von Flüchtlingen ihr Schicksal erzählen lassen und erzählen es nun weiter; zusammen mit Illustrator Jan Birck berichtet Boie in "Bestimmt wird alles wieder gut" für Kinder ab 6 Jahren vom Alltag in einer zerbombten Stadt wie Homs, von der Flucht, der Erstunterkunft - und zugleich von Lieblingspuppen und Hassan, der auf der Straße Fußball spielt: also allem, was Kinder hier eben auch so kennen. Am Ende des Spektrums stehen ganz philosophische Ansätze, die das Thema streifen, aber viel Empathie vermitteln, so wie Tomi Ungerers "Antworten auf Kinderfragen" in "Warum bin ich nicht Du?".

Doch natürlich gibt es, wie immer, wenn es um Komplexes geht, auch jene Bücher, die wohlmeinende Tanten einem zum Geburtstag schenken, um einem Bildungskram unterzujubeln. Und die man wegen ihres substantivlastigen Oberlehrertons doch nie liest. In diese Kategorie von "Gut gemeint" gehört etwa "Ein Blick in die deutsche Geschichte. Vom Ein- und Auswandern": Dort schreiben die Autoren Jochen Oltmer und Nikolaus Barbian etwa: "Gehen wir zurück bis zum Anfang der Neuzeit, und so geraten sogenannte ,Peuplierungsmaßnahmen', die Zuwanderung von Glaubensflüchtlingen und die Siedlungswanderungen nach Osten in den Blick." Oltmer ist Professor für historische Migrationsforschung, Barbian Geschichtslehrer - und so liest sich das Ganze auch. Ein paar Aha-Momente gibt's aber dann doch; das liegt am Charme der Zeichnungen von Illustratorin Christine Rösch. Etwa wenn auf einer Seite ein unförmiger Sack, ein Pappkoffer und zwei Plastiktüten mit arabischer Beschriftung zu sehen sind, darunter jeweils eine Zeile: "Gepäck eines Schwabenkindes", "Koffer eines italienischen ,Gastarbeiters'", "Gepäck eines syrischen Geflüchteten". Momente, in denen sich diese Fluchtgeschichten überlagern, haben wirklich das Potential, Klischees zu brechen.

Doch es ist der Kinderbuchautor Peter Härtling, mittlerweile 83, der mit "Djadi, Flüchtlingsjunge" über einen Elfjährigen, der als "UmF", als "Unbegleiteter minderjähriger Flüchtling", in einer WG als Pflegekind aufgenommen wird, den Kern trifft. Denn Härtling, der als Kind selbst mit Mutter, Tante, Schwestern die Flucht erlebte, er weiß, wie es sich anfühlt, dieses Fremdsein. Und wie das Böse in eine Kinderwelt einbricht. Als er die Bilder des toten Aylan Kurdi am Strand in der Türkei sah, habe er gewusst, er müsse darüber schreiben: "Mir wurde klar, dass es sinnvoll ist, vorzuführen, wie traumatisiert und verschlossen Flüchtlingskinder sein können - und wie Erwachsene damit umgehen könnten", sagt er. Sobald man die eigene Wunde zeige, würden Kinder zutraulich, gäben etwas von sich preis, sie merkten: "Da ist einer, der weiß was."

Isabel Minhós Martins, Bernardo P. Carvalho, "Hier kommt keiner durch!", Klett 2016, 40 Seiten, 13,95 Euro (ab 4); Julya Rabinowich, "Dazwischen Ich", Hanser 2016, 256 Seiten, 15 Euro (ab 14); Kirsten Boie, Jan Birck, "Bestimmt wird alles wieder gut", Klett 2016, 48 Seiten, 9,95 Euro (ab 6); Tomi Ungerer, "Warum bin ich nicht Du? Antworten auf philosophische Fragen von Kindern", Diogenes 2016, 192 Seiten, 20 Euro (ab 8); Jochen Oltmer, Nikolaus Barbian, Christine Rösch, "Ein Blick in die deutsche Geschichte. Vom Ein- und Auswandern", Jacoby & Stuart 2016, 128 Seiten, 19,95 Euro (ab 12).

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.12.2016

Hass auf jede Heuchelei
Ein neuer Jugendthriller von Morton Rhue: Verführung zum Dschihad
„Alle Regierungen sind kriegerisch. Krieg ist ihr Handel; Beute und Profit ihr Zweck . . . Jede Regierung beschuldigt die andere der Treulosigkeit, der Intrigen und des Ehrgeizes, um die Einbildungskraft ihrer Untertanen zu erhitzen und sie zu Feindseligkeiten zu reizen. Der Mensch ist von Natur nicht der Feind des Menschen, sondern wird es nur vermittelst eines falschen Regierungssystems.“ Diese Worte von Thomas Paine, aus seinem Essay „Die Rechte der Menschen“ von 1792, setzt Morton Rhue an den Anfang seines Jugendromans „Dschihad Online“, einer kritischen und stellenweise verzweifelten Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen in den USA.
An dem anscheinend nicht zu überbrückenden Widerspruch zwischen Freiheit und Gewalt, zwischen Intoleranz und Liberalismus scheitern die Söhne einer bosnischen Familie, die nach dem Massaker von Srebrenica in die USA einwanderte. Khalil, offiziell amerikanischer Staatsbürger, da er hier geboren wurde, führt das ziemlich normale Leben eines Jugendlichen an der Highschool, ist verliebt in ein wunderschönes Mädchen und, obwohl er es sich ab und an als Hochbegabter leistet, die Schule zu schwänzen, denkt er schon an das College. Für den älteren Bruder Amira, noch in Bosnien geboren, ist Amerika das hassenswerte Land, der Erbfeind der Muslime, ein Sündenpfuhl. Nachdem er die Schule abgebrochen hatte, und die Aufenthaltsgenehmigung nach einem Diebstahl verlor, gerät er immer mehr durch die Propaganda im Internet in die Fänge des IS und eines seiner politischen Ableger in den USA. Dramatisch verschlechtert sich die Situation der Jungen, als die Eltern nach Bosnien zurückgehen, um den Großeltern zu helfen, und sie sich selbst durchschlagen müssen, mit Diebstählen und Einbrüchen. Für Khalil bedeutet es, in der Schule und bei den Freunden ein Lügengerüst aufzubauen. Er ist auf den älteren Bruder angewiesen, muss ihm, getreu der Familientradition, gehorchen und ist seinen Hasstiraden ausgeliefert: „Wenn die Amerikaner ihre Feinde angreifen dürfen, warum wir dann nicht auch.“
Morton Rhue verbindet als versierter Jugendbuchautor die Kritik an dem Versagen der amerikanischen Gesellschaft mit dem typischen Leben von Highschool-Schülern. Als literarisches Hilfsmittel setzt er Thrillerelemente ein, die über die manchmal ausufernden pädagogischen Szenen hinweghelfen. Wenn er zum Beispiel Khalil und seine Freundin Angie bei der ersten zufälligen Begegnung über ihren „gemeinsamen Hass auf jede Form von Heuchelei“ reden lässt. Dass Abtreibung und gleichgeschlechtliche Ehe verboten, aber Waffen frei verkäuflich sind. Oder, dass die USA immer wieder international die Menschenrechte einfordert und selbst Waterboarding als Foltermethode verwendet. Amerika ist in den Augen der Jugendlichen „das Land des kollektiven Ausblendens“.
Was kann ein Autor, der zutiefst verstört zu sein scheint über sein Land – „Dschihad Online“ wurde vor der Wahl geschrieben –, bei seinen jungen Lesern erreichen? Er kann trotz des filmreifen Endes – die Brüder zappeln längst in einem fein gesponnenen Netz des FBI, als Köder für einen radikalen Muslim – aufklären, zur Diskussion anregen. Warum es sich lohnt, an dieses Land zu glauben. „Trotz Heuchelei und Rassismus, trotz all der Kriege, die es im Namen des Friedens führt, gibt es wahrscheinlich kein besseres, freieres und chancenreicheres Land auf der Welt. Ich vermisse es jetzt schon“, sind Khalils Worte bei der Abschiebung. (ab 13 Jahre)
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Morton Rhue: Dschihad Online. Aus dem Amerikanischen von Nicolai von Schweder-Schreiner. Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 2016. 248 Seiten, 15,50 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Elena Geus ahnt schon neue Schullektüre in Morton Rhues neuem Buch über zwei Brüder aus Srebrenica, die in den USA Asyl finden. Während der eine sich zum fanatischen Dschihadisten entwickelt, schaut der andere mit wachsender Faszination zu. Erneut beweist der Autor Gespür für aktuelle Themen, meint Geus, und mischt geschickt Fiktion und Fakten. Und erneut geht es um die Suche junger Menschen nach einem Platz im Leben, um Täter und Opfer und eine Macht vor Recht gehen lassende Gesellschaft, wie Geus erklärt. Auch wenn die Handlung Geus vorhersehbar und auf Wirkung geschrieben scheint, findet sie das Buch packend und in der Sprache tongenau. Eine gute Diskussionsbasis, meint Geus.

© Perlentaucher Medien GmbH
- Nach "Die Welle" packt Bestseller-Autor Morton Rhue wieder ein brandheißes Thema an: Wie rekrutieren islamistische Extremisten Jugendliche aus westlichen Ländern?