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Diese aufwändigen Hörspielinszenierungen lassen die unvergesslichen Klassiker der Abenteuerliteratur immer wieder aufs Neue lebendig werden. Lauschen Sie den hervorragenden deutschen Sprechern und genießen Sie mehr als 10 Stunden atemberaubendes Hörspiel-Kino!
Inhalt der Box:
- Charles Dickens 'Oliver Twist'
- Daniel Defoe 'Robinson Crusoe'
- Alexandre Dumas 'Die drei Musketiere'
- Robert Louis Stevenson 'Die Schatzinsel'
- Mark Twain 'Huckleberry Finns Abenteuer'

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Produktbeschreibung
Diese aufwändigen Hörspielinszenierungen lassen die unvergesslichen Klassiker der Abenteuerliteratur immer wieder aufs Neue lebendig werden. Lauschen Sie den hervorragenden deutschen Sprechern und genießen Sie mehr als 10 Stunden atemberaubendes Hörspiel-Kino!

Inhalt der Box:

- Charles Dickens 'Oliver Twist'

- Daniel Defoe 'Robinson Crusoe'

- Alexandre Dumas 'Die drei Musketiere'

- Robert Louis Stevenson 'Die Schatzinsel'

- Mark Twain 'Huckleberry Finns Abenteuer'
Autorenporträt
Daniel Defoe wurde 1660 als Sohn eines Fleischers in London geboren. Ursprünglich sollte er Geistlicher werden, doch Defoe entschied sich für eine Karriere als Geschäftsmann. Er scheiterte und war gezwungen, sich in anderen Berufen zu versuchen. So gab er z.B. die Wochenzeitschrift THE REVIEW mit teils satirischen Artikeln heraus, die die politische und religiöse Freiheit seiner Landsleute stärken sollten. Die Veröffentlichung eines satirischen Pamphlets brachte Defoe 1703 für kurze Zeit ins Gefängnis. 1719 schrieb er seinen ersten Roman, der ihn weltberühmt machte: Robinson Crusoes Leben und seltsame Abenteuer, es folgten z.B. Memoirs of a Cavalier und Moll Flanders. Daniel Defoe verstarb im Jahre 1731 in London.
Trackliste
CD 1
1Oliver Twist00:03:36
2Oliver Twist00:03:39
3Oliver Twist00:02:14
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5Oliver Twist00:01:38
6Oliver Twist00:02:09
7Oliver Twist00:02:55
8Oliver Twist00:04:30
9Oliver Twist00:03:01
10Oliver Twist00:03:45
11Oliver Twist00:02:13
12Oliver Twist00:04:22
13Oliver Twist00:03:41
14Oliver Twist00:02:08
15Oliver Twist00:03:09
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17Oliver Twist00:02:54
18Oliver Twist00:01:40
19Oliver Twist00:02:35
20Oliver Twist00:02:58
Weitere 1 Tracks anzeigen
CD 2
1Oliver Twist00:03:50
2Oliver Twist00:03:10
3Oliver Twist00:02:02
4Oliver Twist00:02:07
5Oliver Twist00:05:19
6Oliver Twist00:03:03
7Oliver Twist00:02:26
8Oliver Twist00:03:30
9Oliver Twist00:02:01
10Oliver Twist00:02:40
11Oliver Twist00:01:20
12Oliver Twist00:01:59
13Oliver Twist00:04:18
14Oliver Twist00:03:50
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16Oliver Twist00:04:42
17Oliver Twist00:01:40
18Oliver Twist00:04:48
19Oliver Twist00:04:26
20Oliver Twist00:02:35
Weitere 2 Tracks anzeigen
CD 3
1Robinson Crusoe00:00:15
2Robinson Crusoe00:02:48
3Robinson Crusoe00:03:31
4Robinson Crusoe00:02:23
5Robinson Crusoe00:01:49
6Robinson Crusoe00:03:14
7Robinson Crusoe00:03:03
8Robinson Crusoe00:03:13
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10Robinson Crusoe00:02:46
11Robinson Crusoe00:03:37
12Robinson Crusoe00:04:07
13Robinson Crusoe00:03:29
14Robinson Crusoe00:03:40
15Robinson Crusoe00:03:01
16Robinson Crusoe00:04:42
17Robinson Crusoe00:03:17
18Robinson Crusoe00:03:40
19Robinson Crusoe00:04:48
20Robinson Crusoe00:05:24
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.12.2013

Meer der Liebe und des Fiebers
Einige der größten Bücher gelten immer noch als Jugendliteratur. Dabei verschwimmen in Romanen wie etwa der "Schatzinsel" die Grenzen zwischen Literatur und Leben

Im vorigen Herbst ist die "Bounty" gekentert. Und man dachte erst: Ist das nicht schon vor Jahrhunderten passiert? Aber es war nicht der Augenblick, um originell zu sein.

Sechs Meter hoch waren die Wellen über dem Dreimaster zusammengeschlagen, draußen vor der Küste von North Carolina. Die Küstenwache hatte vierzehn Schiffbrüchige in einen Hubschrauber gehievt, eine Frau fanden sie aber erst später, sie überlebte nicht, und der Kapitän bleibt verschollen, vermutlich ist er mit seinem Schiff untergegangen.

Die "Bounty" war auf dem Weg von Connecticut nach Florida, als sie in den Hurrikan "Sandy" geriet. Aber gleichzeitig hatte sich da auch die Fiktion auf den Weg in die Gegenwart gemacht - und war dort brutal angekommen: Bei der "Bounty" handelte es sich um den Nachbau des Schiffes, mit dem die berühmtesten Meuterer aller Zeiten in der Südsee gestrandet waren, 1790 war das. Vorher hatten sie noch ihren Kapitän Bligh davongejagt. Bis heute leben Nachfahren von Fletcher Christian, dem Anführer der Meuterei, auf der Insel Pitcairn.

Eine andere Verwandte, Claudene Christian, war an Bord der "Bounty", als der Hurrikan kam. Sie war die Frau, die zu spät geborgen wurde. Das Schiff, auf dem sie anheuerte - ihr war die Ironie der Sache klar, das hatte sie vorher einer Zeitung erzählt -, hatte 1962 die Titelrolle gespielt, als die wahre Geschichte der "Bounty" schon zum vierten Mal verfilmt wurde, dafür war es extra gebaut worden. Marlon Brando spielte damals Fletcher Christian. Fünfzig Jahre später war das Schiff dann im "Fluch der Karibik" zu sehen, in zwei Filmen der Serie sogar, und auch in einer Verfilmung der "Schatzinsel" von Robert Louis Stevenson, da hieß sie dann "Hispaniola".

Bis also ein echter Sturm die "Bounty" zerlegte - und nicht ein erfundener, aus dem Sonntagnachmittagsprogramm, aus einem Weihnachtsvierteiler, aus einem Buch, das man als Kind vorgelesen bekommt, als Jugendlicher nachliest und nie wieder vergisst. Als die "Bounty" unterging, da gingen auch Erzählungen mit ihr unter, die von exakt der existentiellen Erfahrung handelten, die das Segelschiff jetzt nicht mehr überstand.

Das Existentielle dieser Abenteuergeschichten, egal ob sie Stevenson schrieb, Joseph Conrad oder Jack London oder ob sie wahr sind wie im Fall der Meuterer von der "Bounty", es lässt einen nicht mehr los. Die Nahtoderfahrung. Der Schritt aus der Welt eines Sonntagnachmittags in eine andere, gefährlichere Welt, ohne Hausaufgaben und Urlaubsanträge und Hausratversicherungen. Die Rätsel dieser Bücher begleiten einen das ganze Leben lang. Die Betäubung. Ihr wohliger Schauder. Es ist ein bisschen wie mit der Malaria, die sich die Matrosen in diesen Geschichten unweigerlich einfangen: Man infiziert sich, beginnt zu fiebern, das lässt dann zwar nach, aber es kann immer wieder aufbrechen.

Ich kenne jedenfalls kaum jemanden, dessen Augen nicht flackern, wenn man Bücher wie Stevensons "Schatzinsel" erwähnt. Oder den "Seewolf" von Jack London. Oder eben die "Meuterei auf der "Bounty", die Charles Bernard Nordhoff 1932 in einem ziemlich packenden Report aufgeschrieben hatte. Oder Joseph Conrads "Lord Jim". Oder Herman Melvilles "Moby-Dick", ach "Moby-Dick", größter Wal aller Bücher.

Und deswegen war es auch seltsam, als die "Bounty" im Oktober 2012 unterging. Weil sich da plötzlich etwas entschied und real wurde, was sonst in diesem wunderbaren Zwischenreich bleibt, in das man wechseln kann, wenn man will, so oft man will. Stürme wie "Sandy" hatte die "Bounty" ja immer wieder überlebt, und Flauten genauso und noch ganz andere Abenteuer - aber das war auf der Leinwand gewesen, wo sie Schiffe darstellte, mit denen man selbst in Tagträumen auch schon gefahren war. Die Leinwand eines Kinos, der Bildschirm eines Fernsehers, die Seiten eines Buchs sind eben durchlässige Membranen. Oder anders: Man löst sich beim Lesen und Zuschauen dieser Geschichten zugleich in ihnen auf. Über wie viele Romane der Weltliteratur kann man das sagen? Wie viele davon liest man wie um sein Leben?

Verrückterweise gelten die meisten dieser Bücher bis heute als Jugendliteratur. Und weil das wiederum lange als Genre minderer Ansprüche galt, bis es seit "Harry Potter" mit unfassbaren Verkaufszahlen die Branche auf den Kopf stellte und Maßgaben wie ein "empfohlenes Lesealter" außer Kraft setzte, kursierten jahrelang eingekürzte, ungenaue, verkitschte Übersetzungen. Keiner stieß sich daran. Ging ja um Kinder und Teenager, nicht um richtige Leser. Das ändert sich zum Glück seit einiger Zeit. "Moby-Dick" zum Beispiel - aber Herman Melville ist sowieso über alle Zweifel erhaben - ist mittlerweile sogar zweimal neu übersetzt worden, einmal von Friedhelm Rathjen (bei S. Fischer) und dann von Matthias Jendis für den Münchener Hanser-Verlag. In dem ist jetzt auch eine neue Übersetzung von Stevensons "Schatzinsel" erschienen, angefertigt von Andreas Nohl.

Der Augsburger Schriftsteller, Jahrgang 1954, hat für Hanser schon einen anderen Roman von Stevenson übersetzt, zum ersten Mal überhaupt auf Deutsch, den Thriller "St. Ives". Nohl hat 2010 auch Tom Sawyer und Huckleberry Finn zu neuem Leben erweckt, Mark Twains Mississippi-Punks. In der gleichen Reihe brachte Karen Lauer im Frühling ihre Version des "Letzten Mohikaners" von James Fenimore Cooper heraus, noch so ein Buch über Aufbruch und Wildnis (diesmal im amerikanischen Westen, nicht auf See), das man vor allem aus herrlichen Verfilmungen kannte oder aus eingekürzten, adaptierten Versionen.

Und jetzt hört man einen anderen Ton. Man hört ihn auch in der "Schatzinsel", jener Geschichte des Piratenschatzes von Kapitän Flint, den eine Gruppe anständiger Gentlemen um Doktor Livesey und den jungen Jim Hawkins finden wollen. Aber die Crew der "Hispaniola" ist von Flints alten Kameraden unterwandert worden, und diese Kameraden, angeführt vom einbeinigen Long John Silver, wollen sich holen, was ihnen zusteht. Denken sie. Falsch gedacht.

Nohl hat Stevensons Buch, erschienen 1881, geschrieben zum Teil im Schnee von Davos, in schnörkelloses Deutsch verwandelt. "Der Ton ist plausibel", sagt Nohl. "Wir hüten uns davor, allzu historisch zu Werke zu gehen - die Übersetzung muss als Buch heute eins zu eins funktionieren, sonst braucht man es nicht zu machen."

Die Bücher aus der Hanser-Reihe sind alle toll gemacht: fester Einband, gutes Papier, in der "Schatzinsel" sind vorn die ominöse Karte und hinten ein Segelschiff samt Erläuterungen abgedruckt: Wo sind Wanten, Speigaten, Klüverbaum? Aber was sie davor bewahrt, eine Art Märklin-Eisenbahn für Erwachsene zu sein, die sich jetzt, wo sie es sich leisten können, besonders erlesene, aber unspielbare Meisterwerke kaufen, das sind die Geschichten selbst. Deren vordergründiger Reiz ist das Abenteuer: Ein Junge flieht mit einem anderen Flüchtling vor seinem Vater auf einem Floß den Mississippi hinunter; ein Junge findet eine Schatzkarte und bricht mit Freunden auf, ihn zu heben. Aber eigentlich werden hier existentielle Fragen geklärt. Es ist Weltliteratur.

"Es geht Twain und Stevenson nicht um Status oder um Liebe, sondern ums Überleben", sagt Nohl. "Als ich mit vierzehn Jahren Edgar Allan Poe zu lesen begann, ,Die Grube und das Pendel' zum Beispiel, da habe ich das als Handungsanleitung empfunden: Wenn du mal in eine solche Situation gerätst, kannst du dich mit Poe daran erinnern, mit welchen Techniken man dem Tod entgeht, wie man ganz brenzligen Situationen entkommen kann - indem man nämlich seine Vernunft und seine Intelligenz einsetzt."

Wenn das stimmt, wenn also so ein direktes Verhältnis von Literatur und Leben wirklich herstellbar ist, liest man die Bücher von Poe oder Stevenson anders als die von Henry James oder Theodor Fontane. Aus den einen lernt man, wie man Piraten kaltstellt, aus den anderen, eine mörderische Teegesellschaft ohne Kratzer zu überstehen.

Ist natürlich unfair, Schriftsteller so gegeneinander auszuspielen, gerade von Fontane kann man lernen, dass ein gesellschaftlicher Tod oft kein symbolischer bleibt: Aber es ist lustig, im Anhang der "Schatzinsel" zu lesen, wie Stevensons Stiefsohn Lloyd unter den Büchern seines Stiefvaters vor der Piratengeschichte litt. Diese anderen Bücher - Reisegeschichten, Essays - fand Lloyd zwar schön zu lesen, aber monströs öde. Und dass, obwohl Stevenson, genau wie sein Stiefsohn, Fenimore Cooper und Jules Verne liebte: "Er hatte also durchaus Sinn für gute Bücher." Mit anderen Worten: Mein Vater hat doch Stephen King auch geliebt, warum schreibt er nur so einen Stuss!

Mit der "Schatzinsel" befreite sich Stevenson daraus, überwand die Genreregeln seiner Zeit - und wurde sehr erfolgreich damit. Genau wie Twain, genau wie Jack London. Wer so schrieb, wurde geliebt. Aber wie ging das? Nohl zitiert in seinem Nachwort einen programmatischen Satz Stevensons: Bei jeder Beschreibung müsse die Aufmerksamkeit des Lesers auf den "wesentlichen Reiz der Situation" gerichtet werden. The essential interest of the situation: Das könnte wirklich von Stephen King stammen. "Es ist der Maßstab für alles gelungene Erzählen", sagt Nohl. "Bei Stevenson ist es die äußerste Blickschärfe, die Art, mit der er eine Situation präpariert." Und es ist die Technik, mit der er verzögert, hinhält. Wie er Cliffhanger in seinen Text hineinschreibt, indem er mal den jungen Jim Hawkins, mal Doktor Livesey von der Jagd auf den Schatz erzählen lässt. Wie Ungeheuerliches längst geschehen ist, man als Leser aber von jetzt auf gleich nur mit ihren Folgen konfrontiert wird und geschockt nach und nach herausfinden muss, was in Wirklichkeit geschah.

Die "Schatzinsel" entstand, als der Vater und der Sohn zusammen spielten, Lloyd hatte eine Karte gezeichnet, Stevenson sie vollendet und mit ihr, als Kompass, eine Geschichte dazu erfunden. Aus dem Leben hinaus wanderte da eine Geschichte in die Literatur hinein. Andreas Nohl erzählt, dass er wegen "Huckleberry Finn" selbst Schriftsteller werden wollte: "Weil ich das ungeheure Glück dieses Buchs nicht enden lassen wollte. Und so habe ich es weitergeschrieben, auch mit einem Freund zusammen." Und mit dem ungeheuren Glück der "Schatzinsel" ist es auch noch nicht vorbei: Im Februar erscheint "Silver" von Andrew Motion im Mare-Verlag, ein neues Schiff bricht zur Schatzinsel auf, an Bord sind Jim Hawkins Jr. und die Tochter des Einbeinigen.

Andreas Nohl wiederum ist unterwegs nach Indien - er arbeitet für Hanser an einer Übersetzung von Rudyard Kiplings "Kim". Und dessen "Dschungelbuch". Noch so eine Geschichte eines Waisenjungen, der ums Überleben kämpft. Nichts für Kinder, nichts für Erwachsene, sondern für alle, die lesen können, als läge alles daran.

TOBIAS RÜTHER

Robert Louis Stevenson: "Die Schatzinsel". Herausgegeben und übersetzt von Andreas Nohl. Hanser-Verlag, 384 Seiten, 27,90 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.06.2019

Aufklärung
als Do-it-yourself
Zum 300. Geburtstag neu übersetzt:
Daniel Defoes „Robinson Crusoe“
VON JUTTA PERSON
Gut geölte Wunschmaschinen der Marke „einsame Insel“ zeichnen sich dadurch aus, dass sie trotz oder gerade wegen ihrer Widersprüche immer weiterlaufen. Kaum etwas fürchtet und ersehnt das moderne Subjekt so sehr wie Einsamkeit, und auf der sprichwörtlichen Insel ist beides, die Furcht davor und Sehnsucht danach, so perfekt vereint, dass Daniel Defoes „Robinson Crusoe“ zum Bestseller einer Gesellschaft werden musste, die das Selbst – samt Selbstreflexion und Selbstermächtigung – gerade zu entdecken begann.
Im Frühjahr 1719, vor dreihundert Jahren, erschien der angeblich authentische Lebens- und Abenteuerbericht des schiffbrüchigen Seefahrers aus York, die erste Auflage war nach wenigen Wochen verkauft. Den Klassikerstatus hatte „Robinson Crusoe“ auch bald inne, und das Genre der Robinsonaden verbreitete sich quer über Europa, im Kielwasser des Originals, das zudem in etlichen Kinderbuchfassungen kursierte. Defoe hatte einen Nerv getroffen. Sein Held hatte vor der „Insel der Verzweiflung“ immer gewarnt, doch schon wenige Jahrzehnte später rückt das zivilisationskritische Potenzial der Weltabgeschiedenheit ins Zentrum – bei Rousseau etwa, der das Buch in seiner „Emile“-Erziehungsutopie begeistert feiert.
Wer jetzt die ungekürzte Fassung in der hervorragenden Neuübersetzung von Rudolf Mast liest, kann ein Epochenbuch entdecken, das die hellen und düsteren Seiten der frühen Aufklärung zum Vorschein bringt. Bei der Relektüre des ungekürzten Insellebens zeigt sich aber zuallererst: es dauert über zweihundert Seiten, bis der Fußabdruck eines anderen Menschen im Sand auftaucht, und bis dahin ergeht sich Robinson in ausführlichen Beschreibungen seiner ziemlich unabenteuerlichen Do-it-yourself-Routine.
Mithilfe der vom Wrack geretteten Gerätschaften wiederholt er, ganz auf sich gestellt, den Zivilisationsprozess: selbst getöpferte Krüge, selbst geflochtene Körbe, selbst gezimmerte Tische, selbst gezogene Gerste, selbst gezähmte Ziegen. Es gibt nichts, was man nicht lernen könnte, behauptet der pragmatische Frühaufklärer, der von Anfang an auch etwas Pedantisches und Buchhalterisches hat, wie Günther Wessel im Nachwort betont: „Da sitzt ein gerade dem Tod Entronnener, und der Autor lässt ihn nach bester britischer Kaufmannsart Bilanz ziehen.“ Vielleicht liegt eines der Erfolgsgeheimnisse dieses Buches in der immer neuen Vorführung dieser Haben-Seite. Robinson über seine bald nach dem Schiffbruch ausgebaute Höhle: „Alles war griffbereit, und es bereitete mir große Genugtuung, meine Habe so wohlgeordnet zu sehen, vor allem aber mich davon überzeugen zu können, dass mein Vorrat an allem Notwendigen so groß war.“
Genugtuung beim Anblick und Durchzählen selbst erzeugter Survival-Güter ist aber nur eine der Charakterfacetten, die Robinson an den Tag legt. So beharrlich, wie der Besitz durchgerechnet wird, taucht auch eine gegensätzliche, vollkommen unberechenbare Größe auf: Als womöglich wichtigstes Wort des Romans erweist sich die Vorsehung (im Englischen „providence“), die sich dem anfangs nicht besonders gottgefälligen Seefahrer durch Bibellektüre offenbart. Gott ist das einzige himmlische Gefühl, das sich der vernünftige Plantagenbesitzer leisten kann; jenseits von Nützlichkeitserwägungen kommen Luxusveranstaltungen wie Natur, Schönheit, Musik oder Poesie im Grunde nicht vor. Wer mit dem Überleben beschäftigt ist, meditiert seltener über den Sonnenuntergang oder den Sternenhimmel, könnte man vermuten;andererseits: moralische Fragen erscheinen sogar äußerst dringlich.
Das gilt vor allem ab der Entdeckung des ersten Fußabdrucks. Die Wilden und Menschenfresser, die der Roman als Gruselbilder der zivilisierten Welt auftreten lässt, stellen den bekehrten Selbsterkunder vor das Problem, warum es überhaupt Kannibalen gibt, wenn Gott so allmächtig ist; ob sie wissen, was sie tun; und ob er, Robinson, das Recht habe, sich als Richter aufzuspielen. Er hat es nicht, glaubt er; dennoch tötet er etliche von ihnen. Dass der Roman die Ideenwelt des frühen 18. Jahrhunderts vertritt, liegt auf der Hand – ebenso, dass er in seiner langen Rezeptionsgeschichte immer wieder zur imperialen Selbstbestätigung genutzt wurde. Der Schiffbrüchige kolonisiert schließlich nicht nur seine Insel, sondern auch seinen Freitag, wobei aufschlussreich ist, dass er seinem einzigen Untertanen die Existenz des Bösen im Sinne der Christenlehre nicht wirklich erklären kann.
Moralisch fragwürdig sind die anderen, aus der Sicht des Engländers: die Spanier. Das „grausame Gebaren“ der Konquistadoren löse nun in ganz Europa „Abscheu und Ekel“ aus, bedenkt Robinson, „als bringe das Königreich Spanien einen Menschenschlag hervor, der ohne Veranlagung zu Zuneigung oder Mitleid mit den Schwachen auskommen muss, die doch als Merkmale einer edelmütigen Gesinnung gelten.“
Die auch grammatikalisch verschlungenen Gedankenlabyrinthe, in die Defoe seinem Inseleroberer führte, zeichnen sich in Rudolf Masts Übersetzung bestens ab. Hier will ein frühbürgerliches Ich zum guten Herrscher werden, mit Vernunft, Vorsehung und Schießpulver. Welche Widersprüche das beinhaltet, wird im Lauf der folgenden Jahrhunderte nur sehr allmählich klar. Angesichts von Freitag staunt Robinson, dass Gott alle Menschen „doch mit denselben Möglichkeiten, derselben Vernunft, derselben Einstellung zu Freundlichkeit und Pflicht“ ausgestattet habe. Vorerst hält er seine eigene Fähigkeit zur Vernunft aber doch für eine Inselbegabung.
Daniel Defoe: Robinson Crusoe. Roman. Aus dem Englischen von Rudolf Mast und mit einem Nachwort von Günther Wessel. Mareverlag, Hamburg 2019. 400 Seiten, 42 Euro.
Heimarbeit auf einer einsamen Insel: Robinson in einer Romanillustration um 1900.
Foto:  picture-alliance / akg-images
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"Eine Kiste voller Haudegen." FOCUS SCHULE