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Mitten unter uns: Rechtsextremismus heute
Irgendwo mitten in Deutschland treffen sich drei Freunde auf ein Feierabendbier. In den sozialen Netzwerken haben sie sich schon an ausländerfeindlichen Pöbeleien beteiligt. Wenige Stunden später werfen sie einen Molotowcocktail in eine Flüchtlingsunterkunft und werden so zu Verbrechern. Reiner Engelmann recherchiert die Hintergründe dieser schrecklichen Tat und dabei wird deutlich: rechtes Gedankengut und Fremdenfeindlichkeit sind in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen und viel zu lange unbeachtet geblieben.

Produktbeschreibung
Mitten unter uns: Rechtsextremismus heute

Irgendwo mitten in Deutschland treffen sich drei Freunde auf ein Feierabendbier. In den sozialen Netzwerken haben sie sich schon an ausländerfeindlichen Pöbeleien beteiligt. Wenige Stunden später werfen sie einen Molotowcocktail in eine Flüchtlingsunterkunft und werden so zu Verbrechern. Reiner Engelmann recherchiert die Hintergründe dieser schrecklichen Tat und dabei wird deutlich: rechtes Gedankengut und Fremdenfeindlichkeit sind in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen und viel zu lange unbeachtet geblieben.
Autorenporträt
Reiner Engelmann wurde 1952 in Völkenroth geboren. Nach dem Studium der Sozialpädagogik war er im Schuldienst tätig, wo er sich besonders in den Bereichen der Leseförderung, der Gewaltprävention und der Kinder- und Menschenrechtsbildung starkmachte. Für Schulklassen und Erwachsene organisiert Reiner Engelmann regelmäßig Studienfahrten nach Auschwitz. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Anthologien und Bücher zu gesellschaftlichen Brennpunktthemen. Für sein engagiertes Wirken in der Gedenk- und Erinnerungsarbeit wurde Reiner Engelmann mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.01.2018

Etwas gegen das Gesocks tun
Reiner Engelmann erzählt in „Anschlag von Rechts“ von einer
authentischen Attacke auf eine Flüchtlingsunterkunft
VON RALF HUSEMANN
Ein Fenster zersplittert, die Matratze fängt durch den explodierenden Molotowcocktail Feuer, das Kinderzimmer brennt aus. Nur weil der elfjährige Joshua in dieser Nacht bei seiner Mutter und den jüngeren Schwestern schlafen wollte, bleibt er am Leben: ein weiterer Anschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Deutschland. Attacken auf Ausländer sind längst Alltag. Oft kommt es „nur“ zu Sachbeschädigungen und Nazi-Schmierereien, aber auch noch zwei Jahre nach der großen Flüchtlingswelle brennen Wohnungen von Menschen, die sich in das vermeintlich sichere Deutschland retten wollten.
Reiner Engelmann, seit Langem aktiv bei Amnesty international und Autor zweier Bücher über Auschwitz, hat sich diesmal ein brandaktuelles Thema vorgenommen. Sein sachlicher Ton, in dem er das menschenverachtende Tun von drei jungen Leuten beschreibt, macht das Geschehen noch erschreckender. Aus einer bloßen Laune heraus, mit viel Alkohol im Blut und befeuert von rechtsradikaler „Landser- Musik“ beschließen der 31-jährige Robert und der 25-jährige Matze, „jetzt endlich etwas zu tun“. Etwas gegen die „Flüchtlingsschwemme“, gegen die „ausländischen Bälger“, gegen „das ganze Gesocks“. Robert prahlt sogar: „Wenn der Neger brennt, dann feiere ich richtig!“ Beate, 24 Jahre alt und Mutter zweier Kinder mit zwei und fünf Jahren, die „Heil Hitler“ sagen können, fährt ihre Freunde zum Tatort. Der Mann von Joshuas Mutter Mary, die sich wie die anderen Flüchtlinge ins Freie retten kann, wurde in Simbabwe ermordet. Er wurde getötet, weil er sich als Journalist für freie Wahlen in dem diktatorisch regierten Land eingesetzt hatte. Und jetzt dieser Mordanschlag auf ihren Sohn. Fast jede Nacht um zwei Uhr, dem Zeitpunkt des Anschlags, schreckt sie bis heute hoch. Das Landgericht lässt sich nicht von der Verteidigung der Angeklagten irritieren und fällt harte Urteile: acht Jahre und vier Monate Haft für den Haupttäter Robert, sieben Jahre für Matze und vier Jahre und sechs Monate für Beate.
Der Autor schildert einen authentischen Fall, auch wenn er die Namen verändert hat und den Tatort nicht verrät. Er war bei der Gerichtsverhandlung dabei, er hat die entsetzlichen Geschichten der Wohnheimbewohner recherchiert und er hat versucht, sich einen Einblick in die wirren Gedankengänge der Täter zu verschaffen. Er verkennt nicht, dass es in der Gesellschaft Ängste gibt, vor sozialem Abstieg, vor Altersarmut und Unmut über diverse Missstände. Diese Sorgen würden aber von Populisten angefacht und auf eine einzige Ursache reduziert: auf die „Fremden“. Engelmann zitiert als Beispiel den CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer, der mit einem üblen Ausspruch 2016 Schlagzeilen machte: „Das Schlimmste ist ein fußballspielender, ministrierender Senegalese, der über drei Jahre da ist – weil den wirst du nie wieder abschieben.“ Wie ging es weiter? In dem renovierten Heim leben inzwischen andere Flüchtlinge, die von vielen Bürgern unterstützt werden. Die früheren Bewohner haben Freunde in anderen Städten gefunden, sie sprechen inzwischen alle Deutsch, einer, der in Pakistan von Taliban-Milizen terrorisiert wurde, will wieder in seinem Beruf als Anwalt arbeiten, ein Mediziner-Elternpaar aus dem verwüsteten syrischen Homs bemüht sich um Praktika in einer Klinik. Alle Kinder besuchen Schulen, ein junger Somalier, dessen Bruder von Al-Shabaab-Milizen erschossen wurde, spielt in einem Fußballverein. Also alles gut? Reiner Engelmann ist skeptisch. Er fürchtet, Hass und Gewalt gegen Ausländer könnten sich „wie Sandkörner zu Dünen anhäufen, die über uns hinwegfegen und alles, was schön und lebenswert ist, überdecken“. (ab 13 Jahre).
Reiner Engelmann: Anschlag von Rechts. Cbj , München 2017. 185 Seiten, 14,99 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ralf Husemann lernt bei Reiner Engelmann, wie Hass und Abstiegsängste sich zu einem gefährlichen Cocktail vereinen können. Den authentischen Fall eines Brandanschlags auf eine Flüchtlingsunterkunft und die Folgen rekonstruiert der Autor laut Rezensent in einem sachlichen Ton und aufgrund von Verhandlungsbesuchen und Recherchen zu den Lebensläufen der Opfer und den Motiven Täter. Die Befürchtungen des Autors, dass sich das Geschilderte wiederholen könnte, scheint der Rezensent zu teilen.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Brandaktuelles Thema. Der sachliche Ton, in dem [der Autor] das menschenverachtende Tun von drei jungen Leuten beschreibt, macht das Geschehen noch erschreckender." Süddeutsche Zeitung