Deutsche Fußballspieler in Township und SOS-Kinderdorf in Südafrika
Felix spielt Fußball in der E-Jugend eines westfälischen Vereins. Gemeinsam mit einer Jugend-Mannschaft von Arminia Bielefeld erhält er die Gelegenheit zum Projekt "Auf Ballhöhe" nach Südafrika zu reisen. - Zuerst geht es nach
Mpumalanga (bekannt durch den Krüger-Nationalpark), in die Paten-Provinz des Landes…mehrDeutsche Fußballspieler in Township und SOS-Kinderdorf in Südafrika
Felix spielt Fußball in der E-Jugend eines westfälischen Vereins. Gemeinsam mit einer Jugend-Mannschaft von Arminia Bielefeld erhält er die Gelegenheit zum Projekt "Auf Ballhöhe" nach Südafrika zu reisen. - Zuerst geht es nach Mpumalanga (bekannt durch den Krüger-Nationalpark), in die Paten-Provinz des Landes Nordrhein-Westfalen. Die kurze Fahrt vom Flughafen Johannesburg nach Witbank und Nelspruit in Mpumalanga ist für die meisten Südafrika-Besucher ein überwältigender Eindruck - farbig, extrem, man sieht aus dem Busfenster unzählige Menschen, die ersten Rundhütten, Kinder, die auf dem Kopf Wasserkanister von der Wasserstelle zu ihrem Dorf tragen. Kinder, die gerade aus Deutschland in Südafrika angekommen sind, haben zu diesen Bildern viele Fragen. Felix doziert gestelzt über eine "wunderschöne Landschaft" auf der Fahrt zum "liebevoll eingerichteten", "wunderschön dekorierten Hotel" . Der Begriff Gastfreundschaft fällt nur in Zusammenhang mit dem Komfort der Unterkünfte, er wird nicht durch die Begegnungen mit Südafrikanern gefüllt. - Die Reise führt die deutschen Besucher weiter nach Kapstadt ins Township Khayelitsha und in ein SOS-Kinderdorf. An allen Stationen werden Fußballprojekte mit einem Trainingsparcours organisiert, die Besucher haben Ball- und Trikotspenden für die Kinder mitgebracht. Felix nimmt die extremen sozialen Kontraste in seiner Umgebung nun aufmerksamer wahr. Als er seinen weit über den Platz hinaus geschossenen Ball zurückholt, zeigt Felix Vater, dass er Angst um seinen Sohn hatte, als der "draußen" unterwegs war. Zum Thema Kriminalität und Sicherheit in Südafrika kommt vom Vater während der Reise keine klare Ansage, er redet in Allgemeinplätzen um das brisante Thema herum. Der gut gemeinte Versuch Felix interkulturelles Verständnis zu fördern, wird erfolglos bleiben, solange Felix Vater die Fakten nicht offen ausspricht. - Den positiven ersten Eindruck, den das Buch durch seine überschaubare Textlänge und die farbigen Illustrationen erweckt, kann es beim genauen Hinsehen nicht halten.
+++ Gelungen sind die Illustrationen der Cartoonistin Uschi Heusel, die eindringlich die Atmosphäre in einem Township und einem ehemaligen Homeland Südafrikas vermitteln. Ihre Township-Bilder zeigen weit mehr Südafrika-Atmosphäre als der Text des Buches. Ein Sachteil verzeichnet auf 14 Seiten Landeskunde, Erläuterungen zum Text und weitere Informationsquellen. Bei der Schilderung interkultureller Begegnungen zwischen Sportlern lässt der Autor die Begeisterung der Kinder auf den Leser überspringen.
--- Nicht gelungen ist Tim-Thilo Fellmer, Südafrika als Land krasser sozialer Gegensätze zu schildern, in dem wohlhabende Weiße hinter hohen, mit Stacheldraht bewehrten Mauern leben, bewacht von Sicherheitspersonal und großen Hunden. Bewaffnetes Wachpersonal ist im Straßenbild allgegenwärtig und von den Besuchern kaum zu übersehen. Kinder, die in Südafrika zu Besuch sind, fragen in dieser Situation nach den Gründen von Gewalt und Kriminalität. Die Südafrika-Reise lässt Felix zwar erkennen, wie privilegiert er in Deutschland lebt; ohne logische Verknüpfung zu konkreten Eindrücken oder Gefühlen wird diese Einsicht die Leser jedoch kaum erreichen. --- Tim-Thilo Fellmer trifft selten den Ton eines Zehnjährigen. Felix spricht und denkt nicht mit eigener Stimme, sondern mit dem Wortschatz seines Vaters. "Wir drei entscheiden vorsichtshalber, den Rest unseres Eises anderen Orts fertig zu essen, und räumen ebenfalls das Feld. Wer weiß denn, ob der Affe nicht gleich zurückkommt und nach der Hauptspeise noch Lust verspürt, ein kleines Eis als Nachtisch zu schnabulieren ..." (S. 66) Spricht so ein Viertklässler? Der Text des Buches, das ungeübte Leser erst noch für sich gewinnen soll, wird durch die kaum authentische Sprache der Hauptfigur schwer lesbar und verliert erheblich an Glaubwürdigkeit