Aleja lebt im vorindustriellen Zeitalter in Sevilla.
Ihr Leben wird auf den Kopf gestellt, als ein Schiff im Hafen einläuft, auf dem nur Frauen segeln: Piratinnen! Über eine Kombination aus Zufall und Manipulation gelangt Aleja an Bord. Es dauert nicht lange, bis die Crew zu ihrer zweiten Familie
wird.
Auf dem Weg dahin erlebt Aleja aber auch Magie, tiefe Freundschaften, Geschichten aus fernen…mehrAleja lebt im vorindustriellen Zeitalter in Sevilla.
Ihr Leben wird auf den Kopf gestellt, als ein Schiff im Hafen einläuft, auf dem nur Frauen segeln: Piratinnen! Über eine Kombination aus Zufall und Manipulation gelangt Aleja an Bord. Es dauert nicht lange, bis die Crew zu ihrer zweiten Familie wird.
Auf dem Weg dahin erlebt Aleja aber auch Magie, tiefe Freundschaften, Geschichten aus fernen Ländern und überraschende Einsichten.
„Das Schattenschiff“ hat ein offenes Ende: Die Mission wurde erfüllt, doch ist sie erst der Auftakt zu weiteren Abenteuern.
„Ein Jugendbuch jenseits von Geschlechterklischees!“ Diese Hoffnung war es, die mich dazu trieb, das Buch zu lesen. In der Tat erfüllt Aleja und die Piratinnen: Das Schattenschiff die Bedingung, dass mehrere Frauen im Buch nicht nur Namen haben, sondern auch über andere Dinge sprechen als Männer.
Ich war etwas überrascht davon, Magie im Buch zu finden. Die Magie tut dem Buch in gewisser Weise gut, ich hätte es aber auch ohne solche Einschübe gern gelesen. Sie steht eher im Hintergrund und bildet den Anlass für einige unvorhergesehene Zwischenfälle. Es ist aber nicht so, als würde eine der Hauptpersonen bewusst Magie betreiben.
Ziemlich im Mittelpunkt der Geschichte stehen dagegen die Beziehungen der einzelnen Besatzungsmitglieder zu einander. Auf dem Schiff gibt es (abgesehen von einem Geist) nur weibliche Besatzungsmitglieder. Diese haben alle Namen und kommen aus unterschiedlichen Gegenden der Welt. Dass Piratin Malika eine Partnerin statt eines Partners hat, wird vollkommen unaufgeregt erzählt. Sie küssen sich beim Wiedersehen und ihre Partnerin – Habiba – übernimmt im Laufe der Geschichte kleine Aufgaben. Aljea wundert sich eher über die Tatsache, dass die kämpferische Malika eine feste Beziehung führt, statt über das Geschlecht der Partnerin. Einerseits finde ich diese Darstellung wunderbar, weil sie meinem Menschenbild entspricht. Andererseits ist sie für das 17. Jahrhundert vermutlich ziemlich ungewöhnlich. Aber gut, wer auf einmal mit magischen Wesen und Piratinnen über den Atlantik segelt, wundert sich vielleicht auch nicht mehr über gleichgeschlechtliche Liebe.
Positiv ist mir außerdem aufgefallen, dass das Buch nur so vor Allgemeinwissen strotzt.
Geschichten von Pirat*innen sind natürlich romantisiert. Selten werden Mangelernährung, Hygienezustände an Bord oder die moralische Rechtfertigung von Piraterie (ob nun eigenmächtig oder im Auftrag einer Regierung) angesprochen. In Bezug auf die Lebensumstände trifft das auch auf Alejas Geschichte zu. Allerdings lernen wir von verschiedenen Besatzungsmitgliedern, dass es gewisse ethische Grundlagen gibt, auf denen sie Piraterie ausüben: „Wir sind wie Robin Hood“, erklärt eine junge Piratin Aleja. Einerseits ist es verständlich, dass das Piratinnentum damit moralisch legitimiert wird. Wir sind schließlich alle für mehr Gerechtigkeit. Andererseits hätte ich mir gewünscht, dass diese recht bipolare Ansicht etwas aufgebrochen wird. Die Grenzen zwischen „Rettung der Armen“ und „Selbstbereicherung“ verlaufen eben nicht immer so klar.
Wie bereits gesagt: Ich hatte gehofft, dass Geschlechterrollen im Buch bewusst thematisiert und vielleicht sogar dekonstruiert würden. Dies ist aber nur teilweise der Fall.
Kurz wird thematisiert, dass die Piratinnen männlichen Gegnern meist an körperlicher Kraft unterlegen sind, dies aber die die Wahl der Waffe teilweise wieder ausgleichen können. Und hier sind wir auch schon bei einem wichtigen Punkt: Es gibt keine positiv besetzte männliche Person. Männer werden entweder als Randfiguren (wie der Teppichverkäufer) oder als Gegner (wie der berühmt-berüchtigte Piratenjäger) dargestellt. Statt die Rolle von Geschlecht kritisch zu hinterfragen, werden die Verhältnisse im Buch also eher umgedreht.