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Deutlich rücken in diesen Tagebüchern die zeitkritische Sicht Jüngers und das Verhältnis des Autors zu seinem eigenen Werk ins Zentrum der Reflexionen. Der Gegenwartskunst steht er skeptisch gegenüber - jedoch nimmt er vieles davon erst gar nicht zur Kenntnis. Eingestreut sind zudem Berichte über die Arbeit an eigenen Werken, etwa den »Subtilen Jagden«, »Drogen und Rausch« oder der »Zwille«. Nicht nur als textgenetische Quelle interessant, sind die Tagebücher indes auch Ausdruck von Jüngers Selbststilisierung, die von der Kritik wiederum kontrovers bewertet wurde.

Produktbeschreibung
Deutlich rücken in diesen Tagebüchern die zeitkritische Sicht Jüngers und das Verhältnis des Autors zu seinem eigenen Werk ins Zentrum der Reflexionen. Der Gegenwartskunst steht er skeptisch gegenüber - jedoch nimmt er vieles davon erst gar nicht zur Kenntnis.
Eingestreut sind zudem Berichte über die Arbeit an eigenen Werken, etwa den »Subtilen Jagden«, »Drogen und Rausch« oder der »Zwille«. Nicht nur als textgenetische Quelle interessant, sind die Tagebücher indes auch Ausdruck von Jüngers Selbststilisierung, die von der Kritik wiederum kontrovers bewertet wurde.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2003

Sämtliche Werke, letzter Band

Ohne Ergebnis mußte Ernst Jünger sein großes Projekt der Sammlung Letzter Worte bedeutender und unbedeutender Menschen aus aller Welt einstellen. Groß war die Hoffnung in die Zusammenstellung, die in dem jetzt erschienenen letzten Band seiner Gesammelten Werke erstmals abgedruckt wurde: der Vorhang auf der anderen Seite der Existenz beginne in den Sekunden vor dem Tod zu zittern, mutmaßte er zu Beginn. "Die durch die Erfahrung eingewebten Muster der Realität lösen sich auf." Doch die Hoffnung trog. Letzte Worte, so stellte er fest, sind in der Regel langweilig und mit gewolltem Pathos durchtränkt. Jünger bricht das Projekt mitten im Satz ab. Die Grenze zu jener anderen Welt war hier nicht zu überschreiten. Die Erfahrung des letzten Übertritts muß jeder Mensch allein machen. Im letzten Band seiner Gesammelten Werke erscheint der Mann, der zu Lebzeiten vielen als gefährlichster Autor Deutschlands galt, als Kriegsverherrlicher, Demokratieverächter, Ästhet der Zerstörung und des Untergangs, und der doch im größten Teil seines Lebens und Werkes eine Gefahr bestenfalls für die Käfer, die er sammelte, und für die Drogenfreunde, die er zum Konsum ermutigte, gewesen ist, hier also, im letzten Band erscheint er als Mann, der die größte Lebensgefahr, Lebensbedrohung in seiner Schulzeit erlebte. In der autobiographisch grundierten Erzählung "Sp.R." nimmt er - hierfür steht auch die titelgebende Abkürzung - "Späte Rache" an seinen gehaßten Lehrern, gehaßten Mitschülern. Denn die Angst, die er damals erfuhr, "reichte fürs ganze Leben vor". Als fast Hundertjähriger nimmt sich Jünger seinen Mathematiklehrer vor und träumt seinem Alter ego Wolfram eine Abrechnungsrede zurecht, eine Rede, die er, Jünger, dem gehaßten Lehrer nie gehalten hat. Das letzte Buch als späte Waffe gegen den damals machtlos Gefürchteten. Der Glauben an Gefahr und Wirkung von Literatur war bis zum Ende ungebrochen.

Volker Weidermann.

Ernst Jünger: Sämtliche Werke, Band 22. "Späte Arbeiten - Aus dem Nachlaß". Klett-Cotta 2003. 802 Seiten. 49 [Euro].

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