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In Hans Blumenbergs Nachlaß findet sich eine Mappe mit dem Kürzel »GT«, die einige kleinere Schriften zur Geistesgeschichte der Technik enthält. Auf wenigen Seiten entfaltet Blumenberg darin auf gewohnt pointierte Weise Überlegungen, wie eine solche Geistesgeschichte - etwa im Unterschied zur üblichen Technikgeschichte - überhaupt aussehen könnte. Damit ist er als Vordenker für die Historiographie naturwissenschaftlicher und technischer Entwicklungen, die gegenwärtig vor allem in wissenschaftshistorischer Perspektive Konjunktur hat, noch zu entdecken. Die meisten dieser Texte erscheinen hier…mehr

Produktbeschreibung
In Hans Blumenbergs Nachlaß findet sich eine Mappe mit dem Kürzel »GT«, die einige kleinere Schriften zur Geistesgeschichte der Technik enthält. Auf wenigen Seiten entfaltet Blumenberg darin auf gewohnt pointierte Weise Überlegungen, wie eine solche Geistesgeschichte - etwa im Unterschied zur üblichen Technikgeschichte - überhaupt aussehen könnte. Damit ist er als Vordenker für die Historiographie naturwissenschaftlicher und technischer Entwicklungen, die gegenwärtig vor allem in wissenschaftshistorischer Perspektive Konjunktur hat, noch zu entdecken. Die meisten dieser Texte erscheinen hier zum ersten Mal in gedruckter Form, wie etwa zwei längere Vorträge, die Blumenberg in den 1960er Jahren in wissenschaftlichen Kontexten, aber auch im Rundfunk einer breiteren Öffentlichkeit vorgetragen hatte. Einer dieser Vorträge mit dem Titel »Die Maschinen und der Fortschritt. Gedanken zu einer Geistesgeschichte der Technik« ist als einziger der Radiobeiträge Hans Blumenbergs erhalten geblieben und dem Buch beigegeben.
Autorenporträt
Blumenberg, HansHans Blumenberg wurde am 13. Juli 1920 in Lübeck geboren und starb am 28. März 1996 in Altenberge bei Münster. Nach seinem Abitur im Jahr 1939 durfte er keine reguläre Hochschule besuchen. Er galt trotz seiner katholischen Taufe als 'Halbjude'. Folglich studierte Blumenberg zwischen 1939 und 1947 mit Unterbrechungen Philosophie, Germanistik und klassische Philosophie in Paderborn, Frankfurt am Main, Hamburg und Kiel. 1947 wurde Blumenberg mit seiner Dissertation Beiträge zum Problem der Ursprünglichkeit der mittelalterlich-scholastischen Ontologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel promoviert. Hier habilitierte er sich 1950 mit der Studie Die ontologische Distanz. Eine Untersuchung über die Krisis der Phänomenologie Husserls. Sein Lehrer während dieser Zeit war Ludwig Landgrebe. Im Jahr 1958 wurde Blumenberg in Hamburg außerordentlicher Professor für Philosophie und 1960 in Gießen ordentlicher Professor für Philosophie. 1965 wechselte er als ordentliche

r Professor für Philosophie nach Bochum und ging im Jahr 1970 an die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, wo er 1985 emeritiert wurde. Blumenberg war Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz (seit 1960), des Senats der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Mitgründer der 1963 ins Leben gerufenen Forschungsgruppe »Poetik und Hermeneutik«.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.10.2009

Idee und Maschine
Hans Blumenbergs „Geistesgeschichte der Technik”
„Geistesgeschichte der Technik” – der Titel erscheint harmlos, wurde aber von dem Philosophen Hans Blumenberg gezielt auf das kleine Störgeräusch des Staunenerregenden hin gewählt. „Geistesgeschichte” habe für sich genommen „keinen guten Klang”, befand Blumenberg, und die Kombination derselben mit der Technik, also mit etwas Handfestem wie Maschinen, müsse schräg wirken. Die Äußerung dieser Vorbehalte ist der Ausgangspunkt einer methodischen Skizze, mit der sich Blumenberg zwar in der Nähe seiner großformatigen Arbeiten über die Neuzeit bewegt, die man aber in dieser Dichte noch nicht hatte lesen können.
Dass diese Skizze nun vorliegt, verdanken wir Alexander Schmitz und Bernd Stiegler. Sie haben ein Bändchen herausgegeben, in dem sich zwei Texte aus dem Marbacher Nachlass finden, die Blumenberg in einer Mappe mit dem Kürzel „GT” aufbewahrte. Diese Texte sind unterschiedlich aufgebaut, überschneiden sich passagenweise. Sie gelten einer Fragestellung, die Blumenberg seit Ende der fünfziger Jahre beschäftigte und die er mehrfach öffentlich vorgestellt hat, etwa auf dem Historikertag 1967 in Freiburg. Ferner hat Blumenberg einen der Texte für den WDR gelesen; die Radioaufzeichnung liegt dem Buch als CD bei. Wer Blumenberg nicht mehr selbst erleben konnte, hört hier auf der offenbar einzig erhaltenen Radioaufnahme des Philosophen eine prononcierte, eher hohe Stimme mit deutlichem Lübecker Einschlag.
Abgerundet wird das Buch durch den bereits publizierten Text „Ordnungsschwund und Selbstbehauptung”, der in den Kontext der Neuzeitstudien um die „Legitimität der Neuzeit” gehört und wichtig ist, weil er am Ende einer Reihe von Aufsätzen steht, die Blumenberg in den fünfziger Jahren über die Technik geschrieben hatte: alles bemerkenswerte Anläufe, das Thema in den Griff zu bekommen, doch mit „Ordnungsschwund und Selbstbehauptung” sind erstmals die Begrifflichkeit und die Reflexionsebene erreicht, die Blumenberg charakterisiert – und dies gilt auch für die Texte zur „Geistesgeschichte der Technik”.
Erfindung liegt nicht in der Luft
Eine Geistesgeschichte der Technik ist zunächst keine Geschichte der Technik: „Ob und wie aus einem bestimmten neuen Verständnis der Wirklichkeit und der Stellung des Menschen in dieser Wirklichkeit technischer Wille entsteht, wird Thema einer Geistesgeschichte der Technik sein müssen, die nicht nur Selbstdeutungen der technischen Tätigkeit und Urheberschaft sammelt und registriert, sondern die Motivationen eines auf Technik zielenden und von Technik getragenen Lebensstils faßbar werden läßt.” Dem Einwand, dass er damit eine Art kryptoidealistisches Modell verfolge, in dem „der Geist” dem Materiellen, Faktischen vorausgehe, begegnet Blumenberg gleich mit Karl Marx höchstpersönlich, indem er auf eine Stelle im „Kapital” verweist, in der Marx betont, dass die technischen Erfindungen nicht in der Luft lägen, sondern im Zusammenhang mit den Arbeits- und Produktionsverhältnissen zu verstehen seien, dass die bestehende manufakturmäßige Teilung der Arbeit etwa die Ideen für maschinelle Transformationen von Arbeitsprozessen hervorbringe.
Dieses materialistische Argument wird von Blumenberg erweitert: So zeigt er, dass sich der Erfindungsbegriff mit der Neuzeit geändert habe, was sich nicht nur am Patent- und Urheberrecht zeige, sondern auch in dem Bedeutungswandel des Begriffs der „Idee”, die in Antike und Mittelalter ein ewiges Urbild bezeichnet, in der Neuzeit aber zunehmend die Bedeutung eines schlauen Einfalls bekommt und ein neues Selbstverständnis des Menschen gegenüber dem Vorgegebenen zum Ausdruck bringt, ein Selbstbewusstsein hinsichtlich der eigenen Schöpfung. Um zu verstehen, wie es zu Erfindungen kommen kann, muss dieser geistige Klimawandel in dem Blick genommen werden. Ein prägnantes Beispiel ist die Rechenmaschine: „Es war nicht primär der Nutzeffekt, die Rechenoperationen mechanisch zu erleichtern”, sondern es ging darum, eine „gleichsam handgreifliche Demonstration” des „automatisch funktionierenden logisch-operativen Charakters des menschlichen Denkens” zu liefern.
Um die alte „Gigantomachie der Idealisten und Materialisten” zu vermeiden, schlägt Blumenberg den Begriff der „Handlungstheorie” vor: Der „Geist” trete in der Geschichte nicht als psychologische Motivierung auf, „sondern in der Gestalt dessen, was man unter dem Titel Handlungstheorien zusammenfassen könnte – Theorien also, die dazu bestimmt sind, Handlungen auszulösen, zu beeinflussen oder auch zu blockieren.” Nicht um Theorien über Handlungen also, sondern um die Analyse von Theoriegebilden, die eine Wirkung auf Handlungsweisen und Handlungsmotivationen haben, soll es gehen. Aufgabe einer Geistesgeschichte der Technik ist die multidisziplinäre Beschreibung der Wirklichkeitsverständnisse und die Protokollierungen von Änderungsbewegungen. Dies mag wenig spektakulär wirken, doch sind Blumenbergs Texte schon vor oder zeitgleich mit Foucault entstanden, zu einer Zeit, als die historische Epistemologie und die historische Anthropologie höchstens ansatzweise existierten.
Blumenberg verdeutlicht seinen Ansatz etwa an der Aufdröselung der Änderungen des Naturgesetzbegriffs und der damit verbundenen Impulse für die Technikentwicklung, sowie insbesondere an der Herauspräparierung von Formen des menschlichen Selbstverständnisses. In Ergänzung zu einer biologisch rückgebundenen Kompensationsanthropologie unterstreicht er die geistesgeschichtliche Dimension: „Es ist etwas anderes, ob der Mensch unter dem Druck der Notwendigkeiten seiner Existenz technisches Verhalten entwickelt oder ob er seine Technizität wahrnimmt und ergreift als Thema und Signatur seiner Selbstdeutung und Selbstverwirklichung.”
Auch wenn viele Aspekte dieser Skizze in seine Bücher eingeflossen sind, eine echte große Geistesgeschichte der Technik hat Blumenberg nicht geschrieben. Das ist ebenso bedauerlich wie die Tatsache, dass keine Philosophie der Technik aus seiner Feder überliefert ist. Denn in den jetzt publizierten Texten wird noch einmal deutlich – das Motiv ist aus „Lebenszeit und Weltzeit” bekannt –, dass Blumenberg eine Verbindung von Technik und Zeit vorschwebte, ein Ansatz, dessen soziologisches Pendant man heute vielleicht in Hartmut Rosas Theorie der „Beschleunigung” finden würde: „Letztlich lassen sich alle technischen Entwicklungen direkt oder indirekt auf die Steigerung von Geschwindigkeiten zurückführen. Die Lebenszeit ist für den Menschen eine unveränderliche Größe; will er mehr Leistungen und Genuß, an Selbstdarstellung und Lebensfülle, muß er die Realisierung seiner Möglichkeiten in einer vorgegebenen Zeit beschleunigen.” OLIVER MÜLLER
HANS BLUMENBERG: Geistesgeschichte der Technik. Herausgegeben von Alexander Schmitz und Bernd Stiegler. Mit Audio-CD. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009. 152 Seiten, 25 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.11.2009

Die Technisierung als Wille und Vorstellung

Warum eigentlich hat die Natur immer noch einen so guten Ruf? Hans Blumenbergs Überlegungen zu einer Geistesgeschichte der Technik verbinden große Fragen mit bescheidenen Maximen.

Der Titel der jüngsten Veröffentlichung aus dem Nachlass von Hans Blumenberg sollte keine falschen Erwartungen wecken. Eine "Geistesgeschichte der Technik" hat dieser Autor nicht geschrieben. Es sei denn, man würde die große Studie zur "Legitimität der Neuzeit", in deren Kontext die nun erschienenen Texte aus den fünfziger und sechziger Jahren gehören, in eine solche Geistesgeschichte einordnen wollen. Was etwas merkwürdig klingen mag, denn die "Legitimität" hat es schließlich mit mentalen Umbrüchen an der Schwelle zur Neuzeit zu tun, doch nicht mit Technik im einigermaßen handfesten Sinn. Weshalb man sie allenfalls zu einer Vorgeschichte rechnen könnte, die jene Veränderungen der Weltwahrnehmung umreißt, mit denen sich der Raum technischer Inventionen öffnet.

Liest man aber die tastenden Überlegungen über die "Schwierigkeiten" und "methodologische Probleme" einer Geistesgeschichte der Technik, bemerkt man schnell, dass Blumenberg gerade an solcher Eröffnung eines technischen Weltverhältnisses interessiert ist. Was sich dann an technischen Inventionen und Problemlösungen, die ihrerseits wiederum neue Problemstellungen aufwerfen, in diesem bereits wissenschaftlich und technisch besetzten Raum abspielt, interessiert da vorerst nur am Rande. Die zentrale Frage einer solchen Geistesgeschichte ist vielmehr, "ob und wie aus einem bestimmten Verständnis der Wirklichkeit und der Stellung des Menschen innerhalb dieser Wirklichkeit technischer Wille entsteht", der Wille und die Motivation zur technischen Veränderung.

Womit allerdings gleich auch die Frage aufgeworfen ist, ob eine so gedachte Geistesgeschichte es bei ihren Quellen etwa des 17. und 18. Jahrhunderts tatsächlich mit solchen Motivationen zu tun bekommt oder doch eher mit nachgereichten Rechtfertigungen einer ohnehin schon auf den Weg gebrachten technischen Realität. Wie immer sie sich aber mit dieser Unterscheidung herumschlägt: Sie hat es für Blumenberg mit dem Geist vor und nach dem technischen Phänomen zu tun, mit dem "Reich der Antriebe und dem der Wertungen, der Vorwegnahmen und der Ausstrahlungen".

An der technischen Realität kann sie dabei natürlich nicht vorbeigehen. Zumal sie nur auf diese Weise ein Phänomen in den Blick bekommt, das Blumenberg insbesondere interessiert, nämlich eine in der Tradition gut verankerte Abwertung der Sphäre des Technischen gegenüber der Natur. Eine Abwertung, die von Technikkritik auch dann noch bemüht wird, wenn die Lebensverhältnisse längst wissenschaftlich-technisch geprägt sind. Die grundierenden "Antithesen von Naturbestand und Menschenwerk" erweisen sich als resistent, obwohl sich die dabei vorausgesetzten Grenzziehungen mehr und mehr verwischen. An Aktualität hat diese Diagnose sicherlich nicht verloren, im Gegenteil. Die "Technisierung des Organischen" durch "zunehmende Verfügbarkeit auch organischer Strukturen bis in den Kern der Gensubstanz hinein", so Blumenberg hellsichtig, könnte schließlich erst an ihrem Anfang stehen.

Aber die Versuchung, Technik als irgendwie defizient gegenüber einer "eigentlichen" naturhaften Realität anzusehen, bleibt trotzdem lebendig. Vielleicht auch deshalb, so Blumenberg, weil sie uns von einer Tradition vorbuchstabiert wird, die unsere Begriffe durchtränkt. Um sie etwas auf Distanz zu bringen, blickt der Ideenhistoriker zurück auf die Epochenschwelle zur Neuzeit, die für ihn gerade dadurch gekennzeichnet ist, dass menschliche Inventionen schrittweise eine eigene Legitimität zugesprochen erhalten, die sich nicht mehr an ihrem Nachahmungs- oder Erfüllungscharakter von vermeintlichen natürlichen Vorbildern bemisst. Je klarer formuliert wird, dass der Mensch nicht nach der Natur, ja vielleicht sogar nur gegen sie zu seinen Lebenserleichterungen und Einsichten kommt, umso deutlicher tritt das technische Element hervor. Auch wenn es defensiv formuliert bleibt, wie in der rhetorisch kaum überbietbaren Wendung Francis Bacons, dass die Natur durch Unterwerfung unter sie beherrscht werde.

Bacon hat seinen Auftritt in einer Skizze der Geschichte des Begriffes von Naturgesetzlichkeit. Eine andere Facette, an der Blumenberg die Ablösung vom Nachahmungsparadigma vor Augen führt, ist die Umwertung des Begriffs der Erfindung. Und schließlich geht es mit dem Verweis auf die mit der Neuzeit eintretende Wende von einer dem Menschen zugemessenen zu einer ihm rücksichtslos erscheinenden Welt, welche die technische Selbstbehauptung erzwingt, um die grundsätzliche Signatur dieses Prozesses. "Ordnungsschwund und Selbstbehauptung" sind die zugeordneten Stichwörter; unter diesem Titel verhandelt Blumenberg auf knappem Raum die Frage, warum eigentlich nicht schon aus dem Hellenismus am Ende der Antike so etwas wie eine Neuzeit hervorgegangen ist. Die auch aus der "Legitimität" bekannte Antwort lautet: weil tiefliegende teleologische Restbestände den spätantiken Ordnungsschwund überstanden.

Die begriffsgeschichtlichen Dimensionen eines solchen Nachdenkens über Technik sind nicht bescheiden, und Blumenbergs Interpretationskunst zeigt sich in den Beobachtungen, die er für sie ins Feld führt. Etwa im Seitenblick auf Nietzsche, der doch eigentlich in der Technik den Erweis der von ihm so nachdrücklich herausgestellten Selbsterschaffung des Menschen bereits vor Augen hatte - und trotzdem der Kunst diesen paradigmatischen Stellenwert zusprach. Vermutlich deshalb, so Blumenberg, weil er Technik in der Weise verstand, wie diese sich selbst präsentierte, nämlich als angewandte Naturwissenschaft und insofern immer noch dem Ideal des erkennenden Nachvollzugs unterworfen.

Die moderne Wissenschaftsgeschichte hat dagegen genuin technische Dimensionen der Naturwissenschaften herausgearbeitet, nicht an ihren Rändern, sondern in ihrem Kern. Insofern haben die Herausgeber des Bandes wohl recht, dass in ihr etwas von der Geistesgeschichte der Technik erfüllt ist, die Blumenberg in diesen Texten umkreist. Und seine Empfehlung, dabei lieber nicht die etwas zu groß zugeschnittene Frage beantworten zu wollen, ob nun der erfinderische Geist oder die vorspurenden Verhältnisse ausschlaggebend sind - instrumentiert mit Hegel gegen Marx, aber auch mit einem kleinen Exkurs zur Frühgeschichte der Wolkenkratzer -, sondern bescheidener und konkreter anzusetzen, müsste man heute wohl ohnehin nicht mehr so nachdrücklich anbringen.

Blumenberg ist später allerdings auf diese neuen Tendenzen in der Technik- und Wissenschaftsgeschichtsschreibung kaum mehr eingegangen. Er hatte, so wird man das vielleicht verstehen dürfen, eben bereits seinen eigenen Kanon von Fragen.

HELMUT MAYER

Hans Blumenberg: "Geistesgeschichte der Technik". Mit einem Radiovortrag auf CD. Aus dem Nachlass herausgegeben von Alexander Schmitz und Bernd Stiegler. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009. 152 S., geb., 25,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Begeistert widmet sich Rezensent Oliver Müller zwei von Alexander Schmitz und Bernd Stiegler aus dem Nachlass herausgegebenen Texten zu einer "Geistesgeschichte der Technik" von Hans Blumenberg. Für Müller gehören sie nicht nur in die Nähe von Blumenbergs großen Arbeiten über die Neuzeit. Zusammen mit anderen hier abgedruckten (teilweise sogar von Blumenberg selbst gesprochenen und auf der beiliegenden CD anzuhörenden) Texten ergeben sie für Müller bemerkenswerte Versuche, das Thema Technik in den Griff zu bekommen. Dass der Leser bei Blumenberg keine Geschichte der Technik bekommt, sondern eine handlungstheoretische, historisch-anthropologisch ausgerichtete Annäherung an das Phänomen Technik, lässt uns Müller wissen. Dass daraus keine "echte große Geistesgeschichte der Technik" geworden ist, findet der Rezensent bedauerlich.

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