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Im 18. Jahrhundert entsteht im europäischen Denken ein "Diskurs über die Moderne" (Habermas, Foucault), in dem die gesellschaftlichen und kulturellen Umwälzungen seit dem 15. Jahrhundert im Rahmen einer geschichtlichen Selbstvergewisserung verarbeitet werden. Der Diskurs über die Moderne ist von Anfang in unterschiedliche Disziplinen zersplittert, die von den Geschichts- über die Sozialwissenschaften bis hin zur Philosophie und Kunsttheorie reichen. Die "Moderne" ist daher ein äußerst vieldeutiger Begriff, der je nach theoretischer Ausrichtung mit unterschiedlichen Chronologien verbunden ist.…mehr

Produktbeschreibung
Im 18. Jahrhundert entsteht im europäischen Denken ein "Diskurs über die Moderne" (Habermas, Foucault), in dem die gesellschaftlichen und kulturellen Umwälzungen seit dem 15. Jahrhundert im Rahmen einer geschichtlichen Selbstvergewisserung verarbeitet werden. Der Diskurs über die Moderne ist von Anfang in unterschiedliche Disziplinen zersplittert, die von den Geschichts- über die Sozialwissenschaften bis hin zur Philosophie und Kunsttheorie reichen. Die "Moderne" ist daher ein äußerst vieldeutiger Begriff, der je nach theoretischer Ausrichtung mit unterschiedlichen Chronologien verbunden ist.
Durch die transozeanische Expansion seit dem 15. Jahrhundert ist die Moderne von Anfang an ein globales Phänomen, dem sich inzwischen keine Kultur mehr entziehen kann. In den europäischen Modernediskursen kommen allerdings "andere" Kulturen primär als Objekt der Analyse vor, und zwar sowohl in den aufklärerischen Fortschrittstheorien als auch in kulturalistischen Konzeptionen. Aus diesemGrund war der Diskurs über die Moderne bis vor kurzem ein Monolog des europäischen bzw. nordamerikanischen Denkens.
Seit dem 19. Jahrhundert sind jedoch in verschiedenen Regionen der Welt Denkbewegungen entstanden, in denen die Herausforderungen der europäischen Zivilisation jeweils mit den eigenen kulturellen Traditionen vermittelt werden. In diesem Sinn können die neohinudistischen Philosophien von Raman Mohan Roy bis Mahatma Gandhi, die Kyoto-Schule in Japan, die von Juan Bautista Alberdi begründete Tradition einer "filosofía americana" oder die Ansätze einer Erneuerung des arabisch-islamischen Denkens, die vor allem von Saiyid Ahmad Kahn und Al-Afgani angestoßen worden sind, als außereuropäische Beiträge zum "Diskurs über die Moderne" verstanden werden.
In der europäischen Philosophie sind allerdings Moderne- Diskurse außerhalb der Grenzen der westlichen Welt bis vor kurzem weitgehend ausgeblendet worden. Erst in jüngerer Zeit erwacht vor allem im Kontext der "interkulturellen Philosophie" das Interesse an außereuropäischen Denkformen, das nicht einer Neugier nach dem Exotischen, sondern einem sachlichen Motiv entspringt. Da die Moderne ein globales Phänomen ist, das zahlreiche Kulturen bis heute in einen ökonomischen und kulturellen Überlebenskampf hineinzwingt, ist ein globaler Diskurs über Moderne, in dem sich die Denkformen aller Kulturen einbringen können, ein Gebot der Stunde. In diesem Sinn versteht sich der vorliegende Band als ein Beitrag zu einem planetarischen Dialog über die Moderne
. Interkulturelle Dialoge stehen jedoch vor mannigfachen methodischen und inhaltlichen Problemen, die bereits mit der begrifflichen Festlegung von Themen einsetzen. So ist, wie die Beiträge von Hasan Hanafi und Wolfgang Knöbl aufzeigen, der Begriff "Moderne" nicht nur äußerst vieldeutig, sondern enthält eine gerade für einen interkulturellen Dialog zugleich belastetende Semantik.
Denn der Begriff der "Moderne" fungiert seit dem 19. Jahrhundert als eine Schlüsselkategorie für europäische Selbstverständigungsdiskurse, in denen andere Kulturen zumeist in eurozentrischen Verengungen wahrgenommen worden sind.
Trotz der semantischen Hypothek ist in den letzten Jahrzehnten eine beachtliche Vielfalt an Modernetheorien außerhalb der Grenzen der westlichen Welt entstanden. Aus der Fülle unterschiedlicher Ansätze werden in diesem Band Beiträge von AutorInnen aus dem arabischen, lateinamerikanischen und europäischen Denken präsentiert, die auf einem Symposium in Wien 2009 aufbauen. Darin sollte einerseits die Fixierung auf dualistische Dialog- Konstellationen zwischen Europa und einer anderen Kultur überwunden und andererseits der Süd-Süd-Dialog gefördert werden.