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11 Kundenbewertungen

Die ehrwürdige Oxforder Lewis-Carroll-Bruderschaft ist einer Sensation auf der Spur: Aus dem Tagebuch des weltberühmten Schöpfers von Alice im Wunderland ist eine bis dato verschollene Seite aufgetaucht, die Brisantes offenbart. Doch bevor die Bruderschaft den Fund veröffentlichen kann, geschehen mehrere Morde, die durch das literarische Universum von Lewis Carroll inspiriert zu sein scheinen. Auch in ihrem zweiten Fall müssen Logik-Professor Arthur Seldom und sein junger argentinischer Mathematik-Doktorand scharf kombinieren, um den rätselhaften Fall zu lösen.

Produktbeschreibung
Die ehrwürdige Oxforder Lewis-Carroll-Bruderschaft ist einer Sensation auf der Spur: Aus dem Tagebuch des weltberühmten Schöpfers von Alice im Wunderland ist eine bis dato verschollene Seite aufgetaucht, die Brisantes offenbart. Doch bevor die Bruderschaft den Fund veröffentlichen kann, geschehen mehrere Morde, die durch das literarische Universum von Lewis Carroll inspiriert zu sein scheinen. Auch in ihrem zweiten Fall müssen Logik-Professor Arthur Seldom und sein junger argentinischer Mathematik-Doktorand scharf kombinieren, um den rätselhaften Fall zu lösen.
Autorenporträt
Guillermo Martínez, geboren 1962 in Bahía Blanca, ist promovierter Mathematiker und verbrachte zwei Jahre seiner Doktorandenzeit an der Universität Oxford. Für seinen weltweiten Erfolgsroman Die Oxford-Morde erhielt er den Premio Planeta; dessen Nachfolgeband Der Fall Alice im Wunderland wurde mit dem angesehenen Nadal-Literaturpreis ausgezeichnet. Guillermo Martínez lebt in Buenos Aires.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.07.2020

Wahre Lügen
Krimis in Kürze: Shakespeare, Martínez, Goerz

Oxford mag ja für manche der Nabel der Welt sein, was sich, wenn man mal dort war, schnell als Täuschung herausstellt. Aber die Stadt ist ein guter Schauplatz für einen bestimmten Typus von Kriminalroman. In Nicholas Shakespeares "Boomerang" (Heyne, 400 S., geb., 25.- [Euro]) stehen wir am Rand eines Fußballplatzes. Väter sehen ihren Jungs zu. Der eine, Dyer, ist ein Ehemaliger der Schule, er ist nach langen Jahren als Korrespondent in Brasilien ins triste, kalte England zurückgekehrt, seine Ehe ist gescheitert. Der andere, Marvar, ist ein iranischer Atomphysiker, der völlig unerwartet und unkonventionell eine Lösung für die perfekte Kernfusion gefunden hat. Und wie das mit solchen Lösungen so ist, interessiert sich die ganze Welt dafür: Gute und Böse, Amerikaner, Iraner, gierige Geschäftsleute.

Shakespeare ist ein erfahrener Autor, er hat Stil und die Umsicht, das Szenario nicht in eine Agenten-Action-Posse abrutschen zu lassen. Er erzählt stattdessen eine Geschichte der Täuschungen und Enttäuschungen, er nimmt sich Zeit für das komplizierte Verhältnis von Vätern und Söhnen, für das Elitenbewusstsein der Privatschuleltern und die Macht der Schultradition. Die Art und Weise, wie sich Dyer am Ende seinen moralischen und politischen Dilemmata entwindet, mag einem konstruiert vorkommen. Aber sie beschreibt tatsächlich eine Kurve, die sich mit dem Flug eines Bumerangs vergleichen ließe.

Fußball ist in "Der Fall Alice im Wunderland" (Eichborn, 316 S., br., 16.- [Euro]) nicht einmal vorstellbar, obwohl der Autor Argentinier ist. Guillermo Martínez ist auch promovierter Mathematiker, der zwei Jahre in Oxford verbracht hat. Wie sein Ich-Erzähler "G.", dem man allenfalls ein mäßiges Interesse an Cricket zutraute und der sich mit Softwareproblemen und Fragen der Logik herumquält. So kommt dann auch Lewis Carroll, auf den der Buchtitel anspielt, ins Spiel.

Eine nach Carroll benannte Bruderschaft, die gralshüterisch über dessen Werk wacht, wird aufgestört, als eine für verschwunden gehaltene, von den Großnichten vernichtete Tagebuchseite Carrolls auftaucht. Eine Doktorandin hat sie an sich genommen, sie wird bald nachts von einem Auto angefahren und überlebt nur zufällig. Dann wird der Verleger der Carroll-Bruderschaft vergiftet. Und es wird heikel und unübersichtlich, weil auch Carrolls Fotos sehr junger Mädchen eine Rolle spielen, denen der Autor bekanntlich auf eine Weise zugetan war, die man heute nur als eine physisch unausgelebte Form der Pädophilie interpretieren kann.

Martínez schafft es als Mathematiker erstaunlich gut, Dinge in der Schwebe zu halten. Man muss das ganze Setting, die metafiktionalen Spreizungen und die Behäbigkeit nicht mögen, um anzuerkennen, dass er ein smartes, sauber konstruiertes Buch geschrieben hat.

Von Oxford führt kein direkter Weg in die fränkische Provinz. Und das ist gut so. Denn Tommie Goerz' Kriminalroman "Meier" (Ars vivendi, 170 S., geb., 12,99 [Euro]) gehört zu den Entdeckungen dieses Jahres. Der Erlanger Autor hat bisher einen Nürnberger Kommissar namens Friedo Behütuns auf die Piste geschickt. Na ja. Jetzt schickt er einen, der Meier heißt, der für einen Mord, den er nicht begangen hat, zehn Jahre gesessen hat, in die sogenannte Freiheit.

Meier, Vorname unwichtig, will Rache. Er ist Anfang fünfzig, intelligent, er hat im Knast die Schule der wichtigen Dinge absolviert, er weiß, dass die Kriminalisierung, die ihm die Gesellschaft verpasst hat, ein Stigma ist, das er nicht mehr loswerden wird. Meiers Rachefeldzug hat Goerz geschickt eingefädelt.

Und er erzählt davon in einer knochentrockenen, rauen, abgerissenen Sprache, die nicht immer komplette Sätze benötigt, die in den Dialogen auf Tempo und Prägnanz drückt und deren Lakonie sehr präzise ausdrückt, wie Meier sich zur Welt verhält: Keine unnötige Bewegung, jeder Zug muss sitzen. "Gegen die Lüge hat die Wahrheit keine Chance. Weil die Lüge stimmig ist, die Wahrheit oft voller Widersprüche." Ein starker Satz in einem starken Buch.

PETER KÖRTE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension

Rezensent Stefan Koldehoff liest vergnügt diesen Kriminalroman von Guillermo Martinez, der aus der Frage, wie schuldig oder unschuldig die Liebe des Schriftstellers Lewis Carrolls zu kleinen Mädchen war, einen spannenden Whodunit macht. Auch wenn ihm einige der vielen Wendungen in diesem Roman etwas vorhersehbar erscheinen, findet Koldehoff sehr unterhaltsam, wie Martinez akademische Eitelkeiten, Wahrscheinlichkeitstheorien und Fragen der Logik zusammenführt.

© Perlentaucher Medien GmbH
Wahre Lügen
Krimis in Kürze: Shakespeare, Martínez, Goerz

Oxford mag ja für manche der Nabel der Welt sein, was sich, wenn man mal dort war, schnell als Täuschung herausstellt. Aber die Stadt ist ein guter Schauplatz für einen bestimmten Typus von Kriminalroman. In Nicholas Shakespeares "Boomerang" (Heyne, 400 S., geb., 25.- [Euro]) stehen wir am Rand eines Fußballplatzes. Väter sehen ihren Jungs zu. Der eine, Dyer, ist ein Ehemaliger der Schule, er ist nach langen Jahren als Korrespondent in Brasilien ins triste, kalte England zurückgekehrt, seine Ehe ist gescheitert. Der andere, Marvar, ist ein iranischer Atomphysiker, der völlig unerwartet und unkonventionell eine Lösung für die perfekte Kernfusion gefunden hat. Und wie das mit solchen Lösungen so ist, interessiert sich die ganze Welt dafür: Gute und Böse, Amerikaner, Iraner, gierige Geschäftsleute.

Shakespeare ist ein erfahrener Autor, er hat Stil und die Umsicht, das Szenario nicht in eine Agenten-Action-Posse abrutschen zu lassen. Er erzählt stattdessen eine Geschichte der Täuschungen und Enttäuschungen, er nimmt sich Zeit für das komplizierte Verhältnis von Vätern und Söhnen, für das Elitenbewusstsein der Privatschuleltern und die Macht der Schultradition. Die Art und Weise, wie sich Dyer am Ende seinen moralischen und politischen Dilemmata entwindet, mag einem konstruiert vorkommen. Aber sie beschreibt tatsächlich eine Kurve, die sich mit dem Flug eines Bumerangs vergleichen ließe.

Fußball ist in "Der Fall Alice im Wunderland" (Eichborn, 316 S., br., 16.- [Euro]) nicht einmal vorstellbar, obwohl der Autor Argentinier ist. Guillermo Martínez ist auch promovierter Mathematiker, der zwei Jahre in Oxford verbracht hat. Wie sein Ich-Erzähler "G.", dem man allenfalls ein mäßiges Interesse an Cricket zutraute und der sich mit Softwareproblemen und Fragen der Logik herumquält. So kommt dann auch Lewis Carroll, auf den der Buchtitel anspielt, ins Spiel.

Eine nach Carroll benannte Bruderschaft, die gralshüterisch über dessen Werk wacht, wird aufgestört, als eine für verschwunden gehaltene, von den Großnichten vernichtete Tagebuchseite Carrolls auftaucht. Eine Doktorandin hat sie an sich genommen, sie wird bald nachts von einem Auto angefahren und überlebt nur zufällig. Dann wird der Verleger der Carroll-Bruderschaft vergiftet. Und es wird heikel und unübersichtlich, weil auch Carrolls Fotos sehr junger Mädchen eine Rolle spielen, denen der Autor bekanntlich auf eine Weise zugetan war, die man heute nur als eine physisch unausgelebte Form der Pädophilie interpretieren kann.

Martínez schafft es als Mathematiker erstaunlich gut, Dinge in der Schwebe zu halten. Man muss das ganze Setting, die metafiktionalen Spreizungen und die Behäbigkeit nicht mögen, um anzuerkennen, dass er ein smartes, sauber konstruiertes Buch geschrieben hat.

Von Oxford führt kein direkter Weg in die fränkische Provinz. Und das ist gut so. Denn Tommie Goerz' Kriminalroman "Meier" (Ars vivendi, 170 S., geb., 12,99 [Euro]) gehört zu den Entdeckungen dieses Jahres. Der Erlanger Autor hat bisher einen Nürnberger Kommissar namens Friedo Behütuns auf die Piste geschickt. Na ja. Jetzt schickt er einen, der Meier heißt, der für einen Mord, den er nicht begangen hat, zehn Jahre gesessen hat, in die sogenannte Freiheit.

Meier, Vorname unwichtig, will Rache. Er ist Anfang fünfzig, intelligent, er hat im Knast die Schule der wichtigen Dinge absolviert, er weiß, dass die Kriminalisierung, die ihm die Gesellschaft verpasst hat, ein Stigma ist, das er nicht mehr loswerden wird. Meiers Rachefeldzug hat Goerz geschickt eingefädelt.

Und er erzählt davon in einer knochentrockenen, rauen, abgerissenen Sprache, die nicht immer komplette Sätze benötigt, die in den Dialogen auf Tempo und Prägnanz drückt und deren Lakonie sehr präzise ausdrückt, wie Meier sich zur Welt verhält: Keine unnötige Bewegung, jeder Zug muss sitzen. "Gegen die Lüge hat die Wahrheit keine Chance. Weil die Lüge stimmig ist, die Wahrheit oft voller Widersprüche." Ein starker Satz in einem starken Buch.

PETER KÖRTE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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