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«Eine grandiose, einfühlsame Darstellung. lässt die Tragödie des Krieges lebendig werden.» (Simon Sebag Montefiore) Der Erste Weltkrieg hat die alte Welt aus den Angeln gehoben. Peter Englund, international renommierter Historiker und Vorsitzender der Nobelpreisjury, schildert dieses epochale Ereignis aus der Perspektive von neunzehn meist unbekannten Menschen - unter ihnen ein ungarischer Kavallerist, ein deutsches Schulmädchen, ein russischer Ingenieur, ein belgischer Kampfflieger, eine englische Krankenschwester und ein amerikanischer Feldchirurg. In ihren Schicksalen wird die existenzielle…mehr

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Produktbeschreibung
«Eine grandiose, einfühlsame Darstellung. lässt die Tragödie des Krieges lebendig werden.» (Simon Sebag Montefiore) Der Erste Weltkrieg hat die alte Welt aus den Angeln gehoben. Peter Englund, international renommierter Historiker und Vorsitzender der Nobelpreisjury, schildert dieses epochale Ereignis aus der Perspektive von neunzehn meist unbekannten Menschen - unter ihnen ein ungarischer Kavallerist, ein deutsches Schulmädchen, ein russischer Ingenieur, ein belgischer Kampfflieger, eine englische Krankenschwester und ein amerikanischer Feldchirurg. In ihren Schicksalen wird die existenzielle Dimension des Krieges fühlbar, als Erlebnis und Alltag, als Rausch und Albtraum, als Versprechen und Lüge, als eine alles verschlingende Kraft. Ein bewegendes Geschichtsepos, fesselnd erzählt wie ein Roman. «Ein Meisterwerk.» (Svenska Dagbladet) «Ein Bild des Krieges, das der Wahrheit so nah kommt wie überhaupt nur möglich.» (Gästriklands Tidning) «Noch nie hat jemand den Ersten Weltkrieg so erzählt wie Peter Englund. Meisterhaft.» (El País)

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Autorenporträt
Peter Englund, geboren 1957, arbeitete als Kriegsreporter auf dem Balkan, in Afghanistan und im Irak, lehrte Geschichte in Uppsala und wurde Professor für Historische Narratologie in Stockholm. Von 2009 bis 2015 war er Ständiger Sekretär der Schwedischen Akademie, die den Nobelpreis vergibt. Mehrere seiner Bücher wurden Bestseller; seine Geschichte des Ersten Weltkriegs, «Schönheit und Schrecken» (2011), erschien in rund zwanzig Sprachen. Für sein Werk erhielt Peter Englund u.a. den Selma-Lagerlöf-Preis für Literatur.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.12.2011

Illusion der Schönheit, Realität des Schreckens
Sie haben alle verloren, ihnen allen hat der Krieg etwas geraubt: Aus dem Erleben von neunzehn Menschen montiert der schwedische Historiker
Peter Englund ein Panorama des Ersten Weltkriegs – ein virtuoses Stück „Anti-Geschichte“ Von Johannes Willms
Der Augenzeugenbericht als privilegierte Quelle einer Geschichtserzählung war aus guten methodischen Gründen lange Zeit passé. Erst das Fernsehen hat den vermeintlich besonderen Quellenwert des Augenzeugen für die Vermittlung dessen, „wie es eigentlich gewesen“, rehabilitiert. Dafür gaben vor allem dramaturgische Zwänge den Ausschlag, denen die fernsehgerechte Geschichtserzählung unterliegt. Dass diese Zwänge irgendwann Folgen haben, war abzusehen, nicht jedoch, dass sie zu methodischen Tugenden verklärt werden würden. Auf die schwört eine popularisierende Geschichtsschreibung, die im Urteil des breiten Publikums wie auch von Teilen der Kritik fachlichen Darstellungen einfach deshalb überlegen ist, weil sie weniger langweilige Fakten, dafür aber umso mehr Gefühl und Erlebnis bietet. Auch hat Geschichte, nacherlebt am Schicksal eines Einzelnen, die verführerische Anmutung des Authentischen.
Bei dieser Anmutung handelt es sich jedoch um einen Trugschluss, von dem sich die Geschichtsschreibung in dem Maße befreite, wie sie die Vergangenheit nicht mehr ausschließlich durch mündliche oder schriftliche Überlieferung in Erinnerung zu halten, sondern diese durch einen kritischen Diskurs zu rekonstruieren suchte. Die Evidenz dieses Verfahrens hat Gottlieb Jakob Planck 1781 im Vorwort seines sechsbändigen Werks zur protestantischen Kirchengeschichte erwiesen: „Jede große Begebenheit ist immer für die Zeitgenossen, auf welche sie unmittelbar wirkt, in einen Nebel verhüllt, der sich nur nach und nach, oft kaum nach einigen Menschenaltern wegzieht. Ist erst einmal genügend Zeit verstrichen, dann erscheint die Vergangenheit dank der historischen Kritik, die die polemischen Befangenheiten früherer Zeitgenossen einzukalkulieren weiß, in einer ganz anderen Gestalt.“
Plancks Feststellung erhellt en passant, dass die Bedingung der Möglichkeit, etwa die Geschichte des Ersten Weltkriegs darzustellen, die das Begreifen dieses Konflikts ermöglicht, indem der „in einer ganz anderen Gestalt“ vorgeführt wird, sich erst jetzt, im Abstand von rund einhundert Jahren, einzustellen beginnt. Die Vermutung ist keineswegs paradox, denn die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, wie George F. Kennan den Ersten Weltkrieg treffend charakterisierte, war bislang noch immer in einen Nebel aus polemischen Befangenheiten eingehüllt. Exemplarisch für diesen Befund ist die bis in die achtziger Jahre fortschwelende „Fischer-Kontroverse“, die sich an dem 1961 erschienenen Buch des Historikers Fritz Fischer „Griff nach der Weltmacht“ und dessen Thesen zur Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschlands entzündete.
Mit dem Erlöschen dieser Kontroverse schwand auch das Interesse am Ersten Weltkrieg, der nicht nur hierzulande in Geschichtsschreibung wie der öffentlichen Wahrnehmung von der Befassung mit der Geschichte des Dritten Reichs und des Holocaust verdrängt wurde. Daran dürfte sich jetzt jedoch etwas ändern, denn im August 2014 wird man nicht nur in Europa den Beginn des Ersten Weltkriegs vor einhundert Jahren zum Anlass nehmen, Ursachen, Verlauf und weitreichende Folgen dieses Konflikts zu erörtern.
Eine erste Ahnung dessen, was bald zahlreich zu gewärtigen sein dürfte, liefert das Buch „Schönheit und Schrecken“ des schwedischen Historikers und Journalisten Peter Englund, dessen Untertitel „eine Geschichte des Ersten Weltkriegs, erzählt in neunzehn Schicksalen“ verheißt. Konsequenterweise versichert der Autor im Vorwort, das Buch beschreibe „weniger die äußeren Faktoren des Krieges (. . . ), als die von ihm betroffenen Menschen, ihre Eindrücke, Erlebnisse und Stimmungen“. Kurz, es sei ihm nicht so sehr darum gegangen, „einen Ereignisverlauf zu rekonstruieren, sondern eine Gefühlswelt“. Diese Absicht charakterisiert Englund zutreffend als „ein Stück Anti-Geschichte“, denn er habe damit versucht, „das in jeder Hinsicht epochale Geschehen auf seinen kleinsten Bestandteil zurückzuführen, nämlich den einzelnen Menschen und sein Erleben“.
Ähnlich verfahren historische Romane, die ein historisches Geschehen in die fiktive Erlebniswelt von dessen Akteuren einspiegeln. Im Unterschied zu diesem Genre basiert Englund seine Erzählung jedoch auf Zeugnisse, Briefe, Tagebücher und Erinnerungswerke, die für die Authentizität der Erlebnisse von neunzehn überwiegend junger Menschen verschiedener Nationen einstehen, die in ihnen geschildert werden und die aus je unterschiedlichen Perspektiven den ihnen gemeinsamen Erfahrungsraum des Ersten Weltkriegs beschreiben. Alle diese Quellen dokumentieren nur ein bruchstückhaftes und individuell geprägtes Erleben, das Englund zu einer Erzählung geformt hat, deren Dramaturgie dem Kriegsverlauf folgt. Der wird von der sich verändernden Gefühlswelt der Protagonisten reflektiert.
Auf die vielfach belegte Begeisterung, mit der im August 1914 der Ausbruch des Kriegs von allen unmittelbar an diesem Konflikt beteiligten Nationen begrüßt wurde, folgten rasch Ernüchterung und Abstumpfung, Erschöpfung und Gleichgültigkeit, mit denen der Einzelne sich gegen die apokalyptische Absurdität wie das alltägliche Grauen dieses Konflikts zu wappnen suchte. An so gut wie allen Fronten schlug diese Stimmung im letzten Drittel des Konflikts in Befehlsverweigerung und offene Meuterei um. So unterschiedlich die einzelnen Stadien dieses Prozesses im Erleben der neunzehn Protagonisten auch waren, so sehr stimmen sie in ihrer Summe dennoch überein. Alle, auch wenn sie auf Seite der Siegermächte kämpften, gehörten zu den Verlierern. Zwei fallen, andere überleben nur als menschliche Wracks, aber alle hat der Krieg, wie Englund schreibt, um „ihre Illusionen, ihre Hoffnung, ihre Mitmenschlichkeit“ beraubt. Aber auch diese Botschaft ist nicht neu. Als nach vier langen Jahren die sinnlose Metzelei die Beteiligten erschöpft hatte, harrte vielen Kriegsteilnehmern das bittere Los, sich in der großen Armee einer „verlorenen Generation“ wieder zu finden.
Anhand der Schicksale seiner neunzehn Protagonisten entwirft Peter Englund ein großes, fast alle Schauplätze des Ersten Weltkriegs umfassendes Panorama. Neben Verdun oder den Materialschlachten an der Somme oder bei Ypern kommen auch die weniger bekannten Kriegsschauplätze im Osten und im Nahen Osten, das sehr verlustreiche Desaster, mit dem der alliierte Landungsversuch bei Gallipoli endete, der lang sich hinziehende Buschkrieg in Deutsch-Ostafrika und der U-Boot-Krieg im Nordatlantik zur Sprache. Sogar der Völkermord, den die Türken im vermeintlichen Schutz der Kriegshandlungen an den Armeniern verübten, hat in einem südamerikanischen Abenteurer, der in den Reihen der osmanischen Kavallerie focht, einen Zeugen.
Kontrapunktisch dazu wird aber auch das Leben fernab der Fronten thematisiert, etwa am Beispiel eines französischen Ministerialbeamten in Paris oder an dem eines Schulmädchens in Ostpreußen. Angesichts dieses Strebens nach möglichst vollständiger Berücksichtigung unterschiedlichster Aspekte des Weltkriegs fällt umso mehr auf, dass Englund zwei für diesen besonders prägnante Geschehnisse mit keinem Wort erwähnt. Das eine ist die patriotische Begeisterung, mit der deutsche Regimenter mit einem hohen Anteil von Kriegsfreiwilligen am 10. November 1914 unter schwersten Verlusten an einem Frontdurchbruch bei Langemarck scheiterten. Diese an sich unbedeutende Episode des Grabenkriegs an der Westfront in Flandern wurde von der Obersten Heeresleitung sofort zu einem großen moralischen Sieg stilisiert, der propagandistisch sehr erfolgreich als das Symbol der Opferbereitschaft der Jugend von 1914 im Glauben an das Vaterland ausgegeben wurde.
Das andere sind die erbitterten Kämpfe, die sich österreichische und italienische Truppen drei Jahre lang in der zerklüfteten Karstlandschaft am Isonzo lieferten. Hier waren die Verluste im Verhältnis zu den damit erzielten geringfügigen Terraingewinnen die höchsten von allen Fronten einschließlich der von Verdun. Und nur an dieser Front kam es auch zur wiederholten Weigerung, den angreifenden Gegner zu töten. Das jedenfalls haben italienische Veteranen verschiedentlich berichtet: Bei der zweiten oder dritten Angriffswelle der Infanterie hätten die Österreicher das Feuern eingestellt und die italienischen Soldaten zum Rückzug aufgefordert.
Das ist die eine Schwäche dieses Buchs. Eine andere ist, dass Englund den neunzehn Erzählern, deren Berichte er für das Patchwork seines Weltkriegspanoramas zugerichtet hat – wörtliche Zitate daraus blitzen in dem durch viele Katarakte aus Orts-, Szenen- und Perspektivenwechseln unterbrochenen Erzählfluss nur gelegentlich auf – einen erstaunlichen Überblick über das jeweilige Kriegsgeschehen zumutet. Der regt sie oft zu Überlegungen an, die sich Einsichten verdanken, welche nur mit großem Abstand zu dem augenblicklichen Geschehen gewonnen werden konnten, das sie angeblich dazu inspirierte.  So soll insgesamt ein neues, ein „wahres“ Bild des Ersten Weltkriegs entstehen. Zugleich allerdings wird damit der Charakter von Authentizität, der diesen Erlebnisberichten doch eigentümlich sein soll, entschieden infrage gestellt.
Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass der neunzehnstimmige Chor sich nur in einer Tonlage vernehmen lässt. Sie erzeugt einen Sound, in dem sich, wie der Titel des Buchs verheißt, „Schönheit und Schrecken“ motivisch ständig abwechseln. Trotz der unbestritten virtuosen Fertigkeit, die diese Komposition verrät, stellt sich beim Leser jedoch kaum die damit wohl angestrebte Sogwirkung ein. Ihn plagt stattdessen, je geläufiger ihm unter der Lektüre die kompositorische Syntax wird, eine wachsende Monotonie. Dieses Erlebnis wird noch entschieden dadurch verstärkt, dass Englund die Mitteilungen seiner Protagonisten weitgehend nur paraphrasiert und entsprechend seiner dramaturgisch-erzählerischen Dispositionen portioniert wiedergibt. Damit wird die je unterschiedliche Individualität der neunzehn Protagonisten nicht nur neu fassoniert, sondern auch in Sprache und Aussage derart überarbeitet, dass sie sich bruchlos in den kompositorischen Entwurf einfügen lassen.
Das ist ein Verfahren, das für literarische Erzählungen legitim und gebräuchlich ist. Gebraucht man es jedoch in der von Englund praktizierten Konsequenz für ein historisches Erzählwerk, dann ist das Resultat allenfalls das, was man im Bereich der Fernsehproduktion als Doku-Fiction bezeichnet. Urteilt man nach deren Kriterien, dann ist Peter Englund mit „Schönheit und Schrecken“ ein Muster dieses Genres gelungen.
Peter Englund
Schönheit und Schrecken.
Eine Geschichte des
Ersten Weltkriegs, erzählt in neunzehn Schicksalen
Aus dem Schwedischen von Wolfgang Butt. Rowohlt Berlin, Berlin 2011. 697 Seiten, 34,95 Euro.
Von links nach rechts: Französischer Posten mit Gasmaske, 1916; Krankenschwestern verteilen Erfrischungen an deutsche Soldaten, 1914; ein Soldat vor einer Gaswand  Fotos: Scherl/SZ Photo
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.12.2013

Die Hölle der Schlachtfelder begreifen
Er war die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts: Die besten Bücher über den Ersten Weltkrieg

Heinrich Breloer.

Die allmähliche geistige Aushöhlung.

Gefallen bei Verdun - mehr wussten wir nicht über meinen Großvater. Das einzige Foto, das wir von ihm hatten, belebte sich für mich erst, als ich 1966, als Student, Arnold Zweigs Roman "Erziehung vor Verdun" in die Hände bekam. Lesend reiste ich mit dem Armierungssoldaten Bertin in die Hölle von Verdun. Ich sah ihn mit seinen Kameraden durch die Granattrichter um sein Leben rennen. Die Einschläge der Artillerie, die Mensch und Pferd in Stücken auf die zersplitterten Baumleichen wirbeln; der Gestank der umherliegenden Leichen, die von den Ratten zerfressen werden; das Gebrüll der Verletzten und Sterbenden, der ohrenbetäubende Lärm der Artillerie. Der Kampf um das Fressen, der Verfall der Moral und als ständige Begleiter die tausend Läuse in den Kleidern. Die allmähliche geistige Aushöhlung der Soldaten. In diesem Erziehungsroman kommt ein Mann zu Verstand - und der Leser mit ihm. Das gelingt Arnold Zweig so eindringlich, weil er selbst als jüdischer Kriegsteilnehmer einen ähnlichen Lernprozess durchlaufen hat. "Erziehung vor Verdun" ist ein großer, spannender Gesellschaftsroman, der zwischen oben und unten, in den verschiedenen Schichten der wilhelminischen Klassengesellschaft spielt. Der Gewinn dabei: Zweig kannte Marx und stand Sigmund Freud sehr nah. Dieser doppelte Blick ist ein Gewinn beim Aufbau seiner Figuren. Eine verlogene, verklärende Kriegsliteratur hat nach 1918 den Zweiten Weltkrieg mit angeschoben. Versteht sich, dass die Nazis Arnold Zweigs Bücher verbrannt haben. Als der Roman im Exil erschien, war die Planung des nächsten Kriegs schon in vollem Gange.

Heinrich Breloer gilt als Vater des deutschen Fernseh-Dokudramas. Zuletzt ausgestrahlt: "Die Buddenbrooks" (2008).

Arnold Zweig: "Erziehung vor Verdun".

Roman. Aufbau Verlag, Berlin 2001. 583 S., geb., 40,- [Euro].

Viktor Jerofejew.

Vom Krieg in die nächste Katastrophe.

Ich empfehle eigentlich zwei Bücher, die man gegeneinander lesen muss: Alexander Solschenizyns "August Vierzehn" und Michael Scholochows "Der stille Don" - obwohl ich bei dessen Autorschaft Zweifel habe. Ich halte die Passagen, wie der Kosaken-Held Grigori Melechow den Krieg erlebt, für das Beste im ganzen Buch, ihm eröffnet sich darin das ganze Leben als göttliche Fatalität. Als Naturbursche und Donkosak gerät er zwischen alle politischen Fronten und eröffnet so ein Panoramabild der russischen Geschichte. Der pedantisch langweilige "August" des historischen Pessimisten Solschenizyn liefert dazu die Kausalkette, die vom Kriegsbeginn folgerichtig in die Katastrophe der Revolution führt.

Viktor Jerofejew lebt als Schriftsteller in Moskau. Zuletzt erschien "Russische Apokalypse" ( 2009).

Alexander Solschenizyn: "August Vierzehn".

Das Rote Rad. Erster Knoten. Roman. Piper-Verlag, München 1995.

Konrad Paul Liessmann.

Eine handliche Seelenpflückmaschine.

Als "Festungsprojekt" bezeichnete die österreichische Schriftstellerin Marianne Fritz (1948 bis 2007) eine übermenschliche, unvollendet gebliebene Schreibunternehmung, in deren imaginärem Mittel- und Fluchtpunkt der Kampf um die österreichisch-ungarische Festung Przemysl steht. In einer ausufernden, experimentellen, alle Usancen sprengenden literarischen Anstrengung versuchte Marianne Fritz, die Ungeheuerlichkeit des Krieges, seinen Wahnsinn und seine Rationalität, seine mentalen und realen Vorgeschichten und die Verwüstungen, die er an und in den Menschen anrichtete, in die Ungeheuerlichkeit einer Sprache zu transformieren. Die Schriftstellerin hatte sich ein umfangreiches Archiv aus Berichten, Quellen und seltenen Dokumenten zusammengestellt, vieles ging davon in dieses Schreibprojekt ein, nichts aber unverwandelt. Auf fast 8000 Seiten wird nicht einfach vom Krieg, von seinen Protagonisten, den davon Betroffenen, ihren Befindlichkeiten und Schicksalen erzählt, sondern der Krieg selbst wird zur Sprache. Wenn Karl Kraus seine letzten Tage der Menschheit für ein Marstheater geschrieben hatte, so schrieb Marianne Fritz für Leser von einem anderen Stern.

Konrad Paul Liessmann ist Professor für Philosophie und Bildungswissenschaft der Universität Wien.

Marianne Fritz: "Das Festungsprojekt". "Dessen Sprache du nicht verstehst". Roman. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1985. "Naturgemäß I" (ebd. 1996), "Naturgemäß II" (ebd. 1998). "Naturgemäß III/Rührmichnichtan!", Online-Fassung, Wien 2011.

John C.G. Röhl.

Ein Dokument liefert die entscheidende Antwort.

Als deutsch-englischer Historiker beschäftigt mich keine Frage so brennend wie die nach den Ursachen der beiden selbstmörderischen deutsch-englischen Konflikte des zwanzigsten Jahrhunderts. Wieso fühlte sich mein Mutterland genötigt, meinem Vaterlande unter fast unvorstellbaren Opfern gleich zwei Mal den Krieg zu erklären? Und kein anderes Dokument hat mir die Antwort auf diese Frage so deutlich vor Augen geführt wie die Denkschrift des deutschen Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg vom 9. September 1914, die Fritz Fischer vor fünfzig Jahren in seinem bahnbrechenden Werk "Griff nach der Weltmacht" veröffentlicht hat. Darin bezeichnete Bethmann als das "allgemeine Ziel des Krieges" die "Sicherung des Deutschen Reiches nach West und Ost auf erdenkliche Zeit"; zu diesem Zweck müsse "Frankreich so geschwächt werden, dass es als Großmacht nicht neu entstehen kann, Russland von der deutschen Grenze nach Möglichkeit abgedrängt und seine Herrschaft über die nichtrussischen Vasallenvölker gebrochen werden". Man muss nicht lange nachsinnen, um zu erkennen, was dieses Kriegszielprogramm für die ozeanische Supermacht Großbritannien bedeutet hätte: eine deutsche Suprematie über ganz Europa vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer, Frankreich - dann ohne Armee, ohne Kohle und Eisen - ein deutscher Satellitenstaat, deutsche Kriegsschiffe und U-Boote in Antwerpen, Brest und Bordeaux, deutsche Soldaten entlang der flandrischen Küste als Bauern angesiedelt. Eine derartige gewaltsame Revolutionierung des europäischen Staatssystems war 1914 für Großbritannien ebenso unerträglich wie 1940.

John C.G. Röhl ist Professor emeritus für Europäische Geschichte an der Universität Sussex.

Fritz Fischer: "Griff nach der Weltmacht".

Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18. Droste Verlag, Düsseldorf 2009. 575 S., br., 24,95 [Euro].

Michel Tournier.

Seine Haltung ist auch meine Haltung.

Es gibt für mich nur ein Buch über den Ersten Weltkrieg: "Im Westen nichts Neues". Ich teile seinen Antimilitarismus und Pazifismus voll und ganz. Ich habe zwei Romane von Erich Maria Remarque übersetzt, er hat mich zum Essen eingeladen und mir gesagt, ich sei sein einziger Übersetzer, mit dem er in seiner Muttersprache reden könne. Er sah aus wie ein preußischer Offizier und trug stets ein Monokel. Seine amerikanischen, italienischen, spanischen, russischen Übersetzer beherrschten Deutsch nur als tote Sprache, erzählte Remarque. Ich hatte ihn "à la Zola" übersetzt. Zwei Überraschungen habe ihm die Lektüre beschert: "Ich habe einige Stellen aus dem Original nicht gefunden", fing er an. Ich wurde rot. "Und die zweite?", fragte ich keck weiter: "Es gibt in der Übersetzung mehrere Seiten, die nicht im Original sind." Sie gefielen ihm gar nicht schlecht. Remarque ermunterte mich, mein eigenes literarisches Schaffen voranzutreiben.

Michel Tournier hat zusammen mit Remarque dessen Roman "Zeit zu leben und Zeit zu sterben" (1954) ins Französische übersetzt.

Erich Maria Remarque: "Im Westen nichts Neues".

Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1987. 224 S., br., 6,99 [Euro].

Robin Lane Fox.

Argumente für ein deutsches Europa.

Die bei weitem beste kurze Interpretation des Krieges ist die des unnachahmlichen Norman Stone. Ein brillanter Bericht über die Ursprünge, Strategien, Taktiken und "unvermeidlichen Unfälle" dieser Jahre, geschrieben mit funkelndem Geist und durchdringender Menschlichkeit. Die Türken 1914, der Russe Brusilov 1916, die Italiener 1917 - sie sind alle hier, ebenso wie die Ironien der ersten Kriegsmonate: "Generäle versprachen ihren Frauen, jeden Tag zu schreiben, aber bald gingen ihnen die Themen aus. Der österreichisch-ungarische Befehlshaber (der der Ehefrau eines anderen schrieb) schlief in einem eisernen Kinderbett. Das russische Oberkommando schwor dem Wodka ab, außer wenn Fremde anwesend waren." Wer sonst weiß oder zeigt uns so viel? "Es spricht viel für ein deutsches Europa", beginnt Stone. Beinahe glaube ich ihm.

Robin Lane Fox ist Fellow am New College in Oxford.

Norman Stone: "World War One".

A Short History. Penguin Books, London 2008. 240 S., br., 10,20 [Euro].

Jay Winter.

Elegie auf die verlorene Generation.

Dieser schlanke Band birgt ein Prosagedicht, das alles ausdrückt, was gesagt werden muss über die Sinnlosigkeit und Tragödie des Großen Krieges. Eine Elegie auf die verlorene Generation, die Bestand haben wird.

Jay Winter ist Charles J. Stille Professor of History an der Universität Yale.

David Malouf: "Fly away Peter".

Vintage Books, New York 1999. 160 S., br., 8,90 [Euro].

Jörg Baberowski.

So kann man Geschichte erzählen.

Im Krieg werden Soldaten auf ihre nackte Existenz zurückgeworfen. Es kommt nur darauf an, das eigene Leben zu retten und das Grauen zu bewältigen. Peter Englund führt seine Leser auf die Schlachtfelder und lässt sie spüren, was es bedeutete, der Gewalt des Krieges ausgeliefert zu sein. Niemand hat je so schön über Tod und Verderben geschrieben. Ein Meisterwerk der erzählenden Geschichtsschreibung.

Jörg Baberowski ist Professor für die Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Peter Englund: "Schönheit und Schrecken".

Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs erzählt in neunzehn Schicksalen. Rowohlt Verlag, Berlin 2011. 704 S., geb., 34,95 [Euro].

Inka Mülder-Bach.

Weltgeschichte aus der Nähe betrachtet.

Wer sich Begriffe davon machen will, warum es bis heute so schwer ist, sich einen Begriff vom Ersten Weltkrieg zu machen, lese die Essays, die Robert Musil - 1914 bis 1916 als Offizier in Südtirol und am Isonzo kämpfend, danach für die österreichische Kriegspresse tätig - verfasste. Etwa das Fragment "Der deutsche Mensch als Symptom" (1923) oder die Reflexionen, die er unter dem unverändert aktuellen Titel "Das hilflose Europa oder Reise vom Hundertsten ins Tausendste" (1922) veröffentlichte. "So sieht also Weltgeschichte in der Nähe aus; man sieht nichts": Prägnanter lässt sich die Disproportionalität zwischen Geschichte und Sinnlichkeit kaum fassen.

Inka Mülder-Bach lehrt Neuere deutsche Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Robert Musil: "Gesammelte Werke".

Hrsg. von Adolf Frisé, Bd. II: Prosa und Stücke. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1978.

Barbara Coudenhove-Kalergi.

Er hat es so gewollt.

Das Opus magnum des österreichischen Schriftstellers, in dessen Worten ein "Drama, einem Marstheater zugedacht, in dem Operettenfiguren die Tragödie der Menschheit spielen". Dokumentarisch, schrecklich und schrecklich komisch.

Barbara Coudenhove-Kalergi, in Prag geborene österreichische Journalistin, hat soeben ihre Memoiren "Zuhause ist überall" vorgelegt.

Karl Kraus: "Die letzten Tage der Menschheit".

Bühnenfassung des Autors. Hrsg. von Eckart Früh. Suhrkamp Verlag, Berlin 2005. 284 S., br., 8,99 [Euro].

Stefan Collini.

Dulce et decorum est pro patria mori?

Wilfred Owen wurde im Alter von fünfundzwanzig Jahren am 4. November 1918 in Flandern getötet - eine Woche vor dem Waffenstillstand. Bis zu diesem Tag hatte er sehr wenig publiziert, aber er hatte eine schmale Sammlung von Gedichten geschrieben, die nach seinem Tod veröffentlich wurde. Diese Gedichte zählen heute zu den größten Werken der Literatur nicht nur über den Ersten Weltkrieg, sondern über die Erfahrung des Kriegs zu allen Zeiten: "My subject is War and the pity of War. The Poetry is in the pity."

Stefan Collini ist Professor für Englische Literatur an der Universität Cambridge.

Wilfred Owen: "Poems".

With an Introduction by Siegfried Sassoon. Chatto and Windus, London 1920.

Christina von Hodenberg.

Eine Sammlung aus der Wirklichkeit.

Mehr als dreizehn Millionen deutsche Soldaten zogen in den Krieg. Zwei Millionen von ihnen starben, fast fünf Millionen wurden verwundet. Die Todesangst und Nervenzusammenbrüche der Soldaten, die Schikanen der Offiziere, der Hunger der Daheimgebliebenen: Die Wirklichkeit des Weltkriegs wird in dieser Sammlung kurzer Quellenstücke lebendig. Aus Feldpostbriefen, Polizeiberichten, militärischen Erlassen und ärztlichen Berichten entsteht ein Bild des Kriegsgeschehens, das von der nachträglichen Verklärung ("Frontgemeinschaft", "im Felde unbesiegt") meilenweit entfernt ist. Die Kommentare machen die Lektüre zum Gewinn für Leser auch ohne Vorkenntnisse.

Christina von Hodenberg hat einen Lehrstuhl für Europäische Geschichte an der Queen Mary Universität London.

Bernd Ulrich und Benjamin Ziemann (Hrsg.): "Frontalltag im Ersten Weltkrieg".

Ein historisches Lesebuch. Klartext Verlag, Essen 2008. 160 S., br., 18,90 [Euro].

Anne Lipp.

Seine Leser waren klüger als die Propaganda.

Vieles von dem, was die neuere Forschung aus persönlichen Dokumenten zu soldatischen Kriegserfahrungen erarbeitet hat, findet sich bereits in Remarques Roman. Während die Dolchstoßlegende "Heimat" später zu einem monolithischen Block gemacht und daraus ein Gegensatzpaar Front - Heimat konstruiert hat, bedeutete "Heimat" für die Soldaten gleichermaßen die eigene Familie, um die man sich gesorgt hat; es waren aber auch die "Bierbankstrategen", denen der Krieg nicht schnell genug ging, oder die "Kriegsgewinnler" der Rüstungsindustrie.

Anne Lipp arbeitet für die DFG und forscht über Meinungslenkung im Ersten Weltkrieg.

Erich Maria Remarque: "Im Westen nichts Neues".

Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1987. 224 S., br., 6,99 [Euro].

Umfrage: Hannes Hintermeier

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Wahrhaftiger geht's nicht für Cord Aschenbrenner, der Peter Englunds Buch über den Ersten Weltkrieg für eine absolute Novität hält. Zum einen, weil der Erste Weltkrieg hier salopp gesagt aus dem Schatten des Zweiten heraustritt, zum anderen, weil der Historiker Englund Neuland betritt, indem er den Krieg als Mentalitätsgeschichte schreibt beziheungsweise schreiben lässt, von betroffenen Menschen nämlich. Der Fokus auf der Gefühlswelt der 19 Helden, Soldaten vor allem, über deren späteres Schicksal der Rezensent gern mehr erfahren hätte (wie auch über die Entdeckung ihrer Tagebuch- und Briefschätze durch den Autor), lässt Aschenbrenner mitfühlen, wie er war, der Krieg. Die multiperspektivische Anlage führt gelegentlich zu einem "Monumentalgemälde" der Kriegsjahre, ihrer Ängste und Verzweiflung. Dass der Auror ferner nicht nur die bekannten Schauplätze zeigt, sondern auch, wie der Krieg auf dem Balkan, im Nahen Osten und auf See geführt und empfunden wurde, macht den Band für Aschenbrenner noch wertvoller.

© Perlentaucher Medien GmbH
Ein überaus facettenreiches, bewegendes Werk über den Ersten Weltkrieg, das wahrhaftiger nicht sein könnte. Neue Zürcher Zeitung