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"Mit leiser Traurigkeit und fesselnder Empathie führt uns Kongo Blues direkt in das schmerzvolle Innere des Kolonialismus." Francesca Melandri Morgan ist Jazzpianist und verdient sein Geld mit gelegentlichen Konzerten in Brüsseler Bars. An seine Kindheit in den Tropen kann er sich kaum erinnern. Als er am ersten Tag des Jahres 1988 von einem Silvesterkonzert nach Hause kommt, findet er eine elegante junge Frau im schwarzen Abendkleid schlafend in der Nähe seines Hauses liegen. Sie würde erfrieren, wenn er sie liegenließe, also denkt er nicht lange nach und trägt sie vorsichtig in seine…mehr

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Produktbeschreibung
"Mit leiser Traurigkeit und fesselnder Empathie führt uns Kongo Blues direkt in das schmerzvolle Innere des Kolonialismus." Francesca Melandri Morgan ist Jazzpianist und verdient sein Geld mit gelegentlichen Konzerten in Brüsseler Bars. An seine Kindheit in den Tropen kann er sich kaum erinnern. Als er am ersten Tag des Jahres 1988 von einem Silvesterkonzert nach Hause kommt, findet er eine elegante junge Frau im schwarzen Abendkleid schlafend in der Nähe seines Hauses liegen. Sie würde erfrieren, wenn er sie liegenließe, also denkt er nicht lange nach und trägt sie vorsichtig in seine Wohnung. Sie schläft tief und fest, und als er sie vorsichtig ablegt, fällt ein Umschlag mit einer Million Belgischer Franc aus ihrer Tasche. Als sie am nächsten Morgen zu sich kommt, verrät sie nicht, wer sie ist. Sie geht, aber sie kommt wieder und zieht mit zwei Koffern bei ihm ein, angeblich, weil in Brüssel alle Hotels ausgebucht sind. Ist ihr Zusammentreffen womöglich gar nicht so zufällig, wie es schien? Morgan beginnt, Erkundigungen über Simona einzuholen ...

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Autorenporträt
Jonathan Robijn, geboren 1970 in Gent, studierte Soziologie und Psychologie und arbeitete für Ärzte ohne Grenzen, er schreibt Kurzgeschichten und Romane; sein Debüt "De stad en de tijd" war 2013 für den Gouden Boukenuil nominiert. "Kongo Blues" ist sein erster Roman, der auf Deutsch erscheint.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.03.2019

Leben, die wir selbst nicht haben können
Krimis in Kürze: Jürgen Heimbach, Jonathan Robijn und James Sallis

Vermutlich muss der Ort, über den noch kein Heimat- oder Regionalkrimi geschrieben worden ist, erst gegründet werden. Literarisch ist das meist uninteressant, es zeigt bloß, dass Mord und Totschlag überall ein Zuhause finden. Aber manchmal gibt es dann doch Bücher, die einen harten historischen Kern haben, die von Dingen erzählen, die in Vergessenheit geraten sind, es aber lohnen, dass man sich an sie erinnert.

Wer weiß zum Beispiel noch, dass Frankfurter Zeitungen Ende der fünfziger Jahre von erschossenen Waffenhändlern berichteten, von der "Roten Hand", die sie exekutiert hatte im Auftrag der Auslandsabteilung des französischen Geheimdienstes, weil sie die FLN, die algerische Befreiungsbewegung, beliefern wollten? Der Roman "Die Rote Hand" (weissbooks.w, 336 S., geb., 22,- [Euro]) von Jürgen Heimbach, im Hauptberuf Redakteur bei 3sat, taucht ein in diese Zeit, indem er die realen Geschehnisse verwebt mit einer fiktiven Story. Sein Protagonist ist ein ehemaliger Fremdenlegionär, der 1959 als schlechtbezahlter Wachmann in Frankfurt arbeitet. Er kriegt keinen Boden unter die Füße, er hat Wettschulden, und weil sich das für Geschichten, die noir sein wollen, so gehört, holt ihn die Vergangenheit ein, die schon aus seinem Spitznamen spricht: "Quatre d'un coup", Vier-auf-einen-Streich, nennen sie den Mann, der Arnolt Streich heißt.

Heimbach hat das sauber recherchiert, ist bemüht um die Atmosphäre der späten Fünfziger, lässt die damalige deutsche Jazzhoffnung Inge Brandenburg auftreten und hat im Nachwort offengelegt, wo die Linie zwischen Fakten und Fiktion verläuft. "Die Rote Hand" ist zwar nicht übermäßig spannend oder literarisch ambitioniert, aber lesenswert als Rekonstruktion eines Kapitels Nachkriegsgeschichte.

Ähnliches gilt für den Roman des Belgiers Jonathan Robijn. "Kongo Blues" (Nautilus, 176 S., br., 16,90 [Euro]) spielt im Brüssel der ausgehenden achtziger Jahre. Hier ist es ein dunkler Abschnitt belgischer Kolonialgeschichte, der den realen Hintergrund liefert. Robijn ist Arzt, er hat, unterwegs für "Ärzte ohne Grenzen" in Afrika, davon erfahren, wie Kinder belgischer Kolonialherren und kongolesischer Frauen kurz vor der Unabhängigkeit Kongos verschleppt und in Belgien zur Adoption freigegeben wurden.

Der Protagonist Morgan schlägt sich als Jazzpianist in Brüssel durch, er weicht der Frage nach seiner Herkunft aus, weil er sie belanglos findet, es reicht ihm schon, als Schwarzer dem alltäglichen Rassismus ausgesetzt zu sein. Eines Nachts sammelt er unweit seiner Wohnung eine attraktive, rätselhafte junge Frau auf. Auch hier ist der Noir-Einfluss nicht zu übersehen. Die Frau zieht bei ihm ein, zwischen beiden entsteht eine schwer definierbare Nähe. Und durch diese Simona, wenn das denn ihr Name ist, gerät Morgan in einen Sog, der ihn in seine Vergangenheit zieht. Auch Robijn ist kein großer Stilist, aber er hat ein gutes Gespür für Ellipsen, und vor allem weiß er, dass der Reiz eines Romans in einer Ungewissheit liegen kann, die nicht verflogen ist mit der letzten Seite.

Das weiß natürlich auch einer wie der Amerikaner James Sallis, der den Kriminalroman in Bereiche geführt hat, wo für die meisten seiner Kollegen die Luft zu dünn wird. Sallis verfügt über die sprachlichen und erzählerischen Mittel, aus denen große Literatur entsteht. Sein neuer Roman "Willnot" (Liebeskind, 224 S., geb., 20,- [Euro]) ist nach seinem Schauplatz benannt und spielt zugleich mit der verneinten Zukunft, die in dem Namen steckt. Willnot ist scheinbar ein amerikanisches Allerweltskaff. Bei Sallis wird es zu einer besonderen Welt. Der Kriminalfall hält die Geschichte dabei weniger zusammen, als dass er ein Mittel ist, die Verhältnisse in ein präziseres Licht zu setzen.

Lamar, der Ich-Erzähler, ist Arzt, er hat als Kind eine Zeitlang in Willnot gelebt, er begegnet den Trivialitäten und Tragödien des Alltags mit großer Geduld; sein Lebensgefährte Richard hat als Lehrer an der örtlichen Highschool ein ähnliches Überlebensrezept. Der örtliche Sheriff heißt Hobbes, ohne den Menschen deswegen ein Wolf sein zu müssen. Von den Leichen, die man am Ortsrand ausgegraben hat, ist er überfordert; von Bobby, der als Schüler lange im Koma lag und nun plötzlich als FBI-Agent mit obskurer Mission auftaucht, erst recht.

Plot ist bei James Sallis nichts, was brav abgearbeitet werden müsste. Man erkennt einen roten Faden, das reicht völlig aus, weil die Abweichungen vom Hauptweg das Spannende sind, die kleinen Abnormitäten, die Eigenarten der Figuren. Auf die Frage, warum wir lesen, antwortet Lamar einmal: "Um ein Gefühl für jene Leben zu bekommen, die wir selbst nicht haben können." Besser lässt sich nicht sagen, warum man "Willnot" lesen muss.

PETER KÖRTE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.04.2019

Labyrinthe des Unwissens
Jonathan Robijns großartiger, leiser Roman „Kongo Blues“ führt ins finstere Herz des
belgischen Kolonialismus und zur Geschichte der zwangsevakuierten Kinder
VON ALEX RÜHLE
Morgan ist irgendwie schief ins Leben gebaut. Kaum Freunde. Eine winzige Bude. Er arbeitet als Jazzpianist in Brüssel. Fotos rund um sein Klavier künden davon, dass er früher wohl erfolgreich in ganz Europa unterwegs war, heute hat er nur noch selten Auftritte. Ein Einzelgänger, stoisch. Oder ist er traumatisiert?
In der kalten Silvesternacht des Jahres 1988 liest er vor seiner Tür eine tief schlafende Frau in einem Abendkleid auf und trägt sie zu sich nach Hause. Ihr fällt im Schlaf ein Umschlag aus der Tasche, in dem eine Million Francs stecken. Ein paar Tage später steht sie mit ihrem Koffer vor seiner Tür, angeblich sind alle Hotels in Brüssel ausgebucht. Sie müsse was klären, sagt sie, in einem Ministerium, ob sie eine Weile bleiben könne.
Morgan, Mitte dreißig, verliebt sich in die geheimnisvolle Frau, die behauptet, sie heiße Simona, und sich wie selbstverständlich in seinem Alltag einrichtet. Seinen Fragen weicht sie so elegant aus wie eine Slalomfahrerin den Stangen auf einer Piste. So erfährt er nur wenig von ihr: Tochter eines belgischen Ingenieurs, der angeblich früher in Zaire das Eisenbahnnetz mit ausgebaut hat. Anscheinend war er auch ein Freund des Diktators Mobutu. Viel mehr wird Morgan nicht aus ihr rausbekommen.
Umgekehrt würde er ihr gern erzählen, wer er ist, er weiß es nur selber nicht. Er erinnert sich noch, dass er als Kind mit einem Flugzeug nach Brüssel kam. Dass er dann adoptiert wurde von einem distinguierten Ehepaar, das ihm später erzählte, seine Eltern seien bei einer Epidemie gestorben, die sein Heimatdorf ausgelöscht habe. Die einzige Erinnerung aus seiner frühen Kindheit versteckt sich in einem wiederkehrenden Traum: ein Sandweg, eine Brücke, der Geruch eines schwelenden Holzfeuers …
Morgan staunt über sich, darüber dass er Simona all das von sich preisgibt. „Vielleicht lag es daran, dass sie aus Afrika kam, vielleicht dachte er deshalb, sie könne ihn begreifen, obwohl ihre Haut weiß war.“ In diesem Satz, wir sind schon auf Seite 38, erfährt man erstmals und auch nur ex negativo, dass Morgan Schwarzer ist. Naja, sagen wir mal: kein Weißer.
Wer diese Beilage liest auf der Suche nach waschechten Krimis, mit Leichen, Verbrechen, Motiven, Spurensicherung und der kleinen Kinderpuzzlebefriedigung, mit der einen so viele Krimis am Ende abspeisen, x war’s und zwar weil y, der sollte hier abbrechen. Jonathan Robijn hat ein großartiges, leises Buch geschrieben. Aber einen Krimi? Vielleicht hatte der Nautilus-Verlag Angst, dass „Kongo Blues“ hierzulande untergeht (wer interessiert sich schon für das dunkle Erbe der belgischen Kolonialzeit), und hat das Ganze deshalb als „Kriminalroman“ gelabelt. In Belgien erschien das Buch jedenfalls schlicht als „Roman“.
Wie auch immer: Robijns Buch erzählt sehr eindrücklich, was es bedeutet, nicht zu wissen, wo man herkommt. Wie es sich anfühlt, wenn man nirgends zu Hause ist. Welche Lücke da im Inneren klafft, die nie selbst definiert, sondern immer nur durch den Schmerz der schlecht vernarbten Ränder umschrieben werden kann. Robijn, der Soziologie und Psychologie studiert und lange Jahre für Ärzte ohne Grenzen gearbeitet hat, hörte während seiner Zeit im Kongo immer wieder von katholischen Waisenhäusern, in die Kinder verbracht worden waren, die eine schwarze Mutter und einen weißen Vater hatten. Im erzrassistischen Belgisch-Kongo, das streng auf Segregation aufgebaut war, wurden Mischlingskinder ihren schwarzen Müttern oftmals weggenommen – man war überzeugt, dass Schwarze nicht dazu in der Lage seien, Kinder mit europäischen Wurzeln großzuziehen.
Als der Kongo 1960 unabhängig wurde, wurden all diese Kinder aus den katholischen Waisenhäusern nach Belgien „evakuiert“, so als müsste man sie aus einem Katastrophengebiet herausholen. Oder wie es ein so honoriger wie rassistischer Bürgermeister Morgan gegen Ende des Buches mit der allergrößten Selbstverständlichkeit erklärt: „Man musste ja vermeiden, dass die belgischen Gene verwildern, sobald die Zivilisation wieder verschwand.“ Diese Kinder, die schon einmal ihren Müttern weggenommen worden waren, wurden dann in Belgien an Pflegefamilien vermittelt oder wiederum in Waisenhäuser gesteckt, ohne dass ihnen je erzählt worden wäre, woher sie wirklich kamen. Erst 2017 gelang es ihnen, das Recht zu erstreiten, in Archiven nach ihrer Herkunft suchen zu dürfen. Der juristische und politische Streit um den skandalösen Umgang mit diesen Menschen, die mittlerweile zwischen sechzig und siebzig Jahren alt sind, bildet den Hintergrund für Robijns Buch. In der deutschen Übersetzung hätte man ihn auf zwei, drei Seiten erklären sollen.
Robijn erzählt nicht von der Warte eines auktorial kommentierenden, ergänzenden Erzählers aus, sondern folgt Morgan durch das Labyrinth seines Unwissens. Was will Simona wirklich von ihm? War es tatsächlich Zufall, dass sie in der Silvesternacht vor seiner Tür lag? Und ihr seltsamer Bekannter Walther, der ihm plötzlich Auftritte anbietet, ein roher Erfolgsmensch – woher hat er seinen Reichtum?
Man ahnt, dass es eine enge Beziehung zwischen diesen drei Hauptfiguren gibt und dass die beiden kosmopolitisch-souveränen „Weißen“ Profiteure uralter Raubbaustrukturen sind. Es ist beeindruckend, wie gekonnt Robijn verschiedene Milieusprachen und kulturelle Codes skizziert. Die Gespräche der Expats, der ehemaligen Kolonialfamilien, muss er nicht kommentieren, damit man merkt, dass darunter Verdrängtes liegt, Verachtung, Schuld, die noch die Erben der dritten Generation wunderbar reich macht. Vor allem aber ist Robijn mit Morgan ein beeindruckender Charakter gelungen, ein Opfer der Geschichte und des Schweigens, über den alle anderen Beteiligten mehr zu wissen scheinen als er selber.
Was es bedeutet, nicht zu
wissen, wo man herkommt und
nirgends zu Hause zu sein
Jonathan Robijn:
Kongo Blues.
Aus dem Flämischen
von Jan-Frederik Bandel. Edition Nautilus,
Hamburg 2019.
176 Seiten, 16,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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