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Michail Gorbatschow war der Staatsmann, dessen Politik das Weltgeschehen der späten achtziger und frühen neunziger Jahre am nachhaltigsten geprägt hat. Seine Perestroika, Glasnost und «Neues Denken» führten zur Entspannung zwischen den Supermächten, zum Abzug der Mittelstreckenraketen in Europa und - was nicht ganz seine Absicht war - zum Ende der Diktaturen im ehemaligen Ostblock. György Dalos schildert das Drama eines Mannes, der mit den Konsequenzen seines Wirkens in Kollision gerät und der - während er im Ausland zur Ikone wird - in seinem Land immer mehr Prestige und Macht verliert, was letzten Endes zu seinem Scheitern im Dezember1991 führt.…mehr

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Produktbeschreibung
Michail Gorbatschow war der Staatsmann, dessen Politik das Weltgeschehen der späten achtziger und frühen neunziger Jahre am nachhaltigsten geprägt hat. Seine Perestroika, Glasnost und «Neues Denken» führten zur Entspannung zwischen den Supermächten, zum Abzug der Mittelstreckenraketen in Europa und - was nicht ganz seine Absicht war - zum Ende der Diktaturen im ehemaligen Ostblock. György Dalos schildert das Drama eines Mannes, der mit den Konsequenzen seines Wirkens in Kollision gerät und der - während er im Ausland zur Ikone wird - in seinem Land immer mehr Prestige und Macht verliert, was letzten Endes zu seinem Scheitern im Dezember1991 führt.

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Autorenporträt
György Dalos, 1943 in Budapest geboren, lebt heute als freier Schriftsteller in Berlin. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter 1995 der «Adelbert-von-Chamisso-Preis», 2000 die «Goldene Plakette der Republik Ungarn» und 2010 der «Preis der Leipziger Buchmesse zur Europäischen Verständigung».
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.02.2011

Fünf Jahre für ein ganzes Leben
Von 1986 bis 1991 war Michail Gorbatschow Herr der halben Welt. Was er anstrebte und wie er scheiterte, zeigt György Dalos
Sein 80. Geburtstag am 2. März wird bereits medial eingeläutet, Michail Gorbatschow betritt wieder die Bühne, die er nie wirklich verlassen hat. Und zugleich kommt helles Erstaunen auf, wie weit all das schon zurückliegt: Wie lange war er damals eigentlich Herr der halben Welt und konnte dem Sowjetsystem bis zum Exitus seine eigene Melodie vorspielen? Nur fünf Jahre? Und wie lange ist er nun schon ein wenig geliebter russischer Staatsrentner, vornehmlich beschäftigt mit der Restaurierung kollektiver Erinnerung an ein Ding namens Perestroika? Fast zwanzig Jahre? Unglaublich.
Dalos gehört nach Lebensalter und Lebensgeschichte zu jenen, auf die der russische Reformator seinen mächtigen Schatten geworfen, die er in Bewegung gesetzt hat. So hat er sich Gorbatschow in der Erinnerung frisch erhalten und jetzt flüssig seine Geschichte erzählt. Wenn auch freilich nur den 16. Teil von Gorbatschows Existenz auf Erden, zwischen 1986 und 1991, die Zeit als Generalsekretär der KPdSU und Präsident der UdSSR. Diese fünf Jahre, urbi et orbi, auf politischen Haupt- und Nebenschauplätzen gibt es nun noch einmal zum Nachlesen: Schlicht „Gorbatschow“ betitelt, wie auch, zweimal nachklappend, „Mensch und Macht“ und „Eine Biografie“.
Das mag hingehen. „Die“ Biografie ist es nicht, will es auch nicht sein. Die „gibt es bislang auch noch gar nicht“, weiß Olga Sdrawomyslowa, die geschäftsführende Direktorin der Moskauer Gorbatschow-Stiftung: Da komme vielleicht bald etwas Umfassendes von Bill Taubman, der 2004 für seinen Chruschtschow den Pulitzer-Preis erhielt. Oder der Oxforder Historiker und Emeritus von St. Antony’s, Archie Brown, dessen „Gorbachev Factor“ bereits 1996 den Ton vorgab, liefert noch einmal stärker Biografisches über den Patron.
Dessen dramatische Festsetzung zusammen mit seiner Familie im Sommer 1991 am Schwarzen Meer hat Dalos als Einstieg in seine Darstellung gewählt, also den Anfang vom Ende des Politikers wie auch seines Staates. Am 18. August um 16:30 Uhr werden sämtliche Außenverbindungen der Sommerresidenz des Generalsekretärs der Kommunistischen Partei der Sowjetunion am Kap Foros unterbrochen. Kurz darauf lässt sich eine Abordnung der Moskauer Putschisten bei ihrem urlaubenden Chef melden: Für jeden Kenner von Kreml-Riten ein Super-GAU von Verrat und Insubordination.
Gorbatschow erkennt bereits von weitem in der Gruppe enge hochrangige Mitarbeiter und begreift, dass er ausgebootet werden soll. Während der Rundfunk im ganzen Land die Mär von einer Erkrankung des ersten Mannes verbreiten und, wie schon beim erzwungenen Rücktritt Nikita Chruschtschows im Oktober 1964, ein ums andere Mal Getragenes aus „Schwanensee“ aufspielen lässt, versuchen die ungebetenen Gäste von Gorbatschow vergeblich ein nachträgliches Abnicken ihres kalten Staatsstreiches und sein Einverständnis zum Ausnahmezustand zu erreichen.
Längst haben fast alle Teilnehmer dieser merkwürdigen, von Ängsten, falschen Annahmen, Unentschlossenheit und Enttäuschung belasteten Unterredung ihre Erinnerung daran zu Papier gebracht oder auf andere Weise publik gemacht. Dalos präsentiert ein überzeugendes Medley dieser Versionen und zeichnet damit ziemlich genau die Atmosphäre beklommener Hilflosigkeit nach, die früh erkennen lässt, dass es bei dem erbitterten Genossen-Streit über eine lebensverlängernde Therapie für die todkranke Sowjetmacht am Ende nur Verlierer geben kann.
Leider verzichtet der Autor durchgängig darauf, für die von ihm verwendeten Zitate genauere Quellenangaben zu machen oder Fundstellen zu nennen. Das macht die Lektüre ein wenig ärgerlich, Überprüfungen weitgehend unmöglich und den Leser über weite Strecken zur Geisel des im Klappentext gerühmten „großen Erzähltalents von György Dalos“ und seiner „sehr speziellen Komödie von Menschlichkeit, Macht und Politik“.
Doch am Ende ist es eine überwiegend angenehme und unterhaltsame Geiselhaft. Einmal, weil Dalos mit Elan und Frische eine zeitlich ungeheuer gepresste historische Umwälzung nacherzählt, die in Russland ihren Ausgang nahm, aber kaum einen Winkel der Welt unberührt ließ. Zum anderen, weil er die sich überstürzenden Ereignisse dieser fünf Jahre, welche damals das Aufnahmevermögen vieler Zeitgenossen hoffnungslos überforderten, intelligent zu bündeln und gegenwärtig zu machen versteht. Ein weiteres Verdienst Dalos’ besteht darin, dass er mit seiner Arbeit partiell russische Autoren zugänglich macht, deren Darstellungen zum Thema es leider bislang nicht ins Deutsche geschafft haben: Etwa das ausgezeichnete Gorbatschow-Buch des in Paris lehrenden Moskauer Historikers und Politologen Andrej Gratschow, der als langjähriger Mitarbeiter und letzter Sprecher des sowjetischen Staatspräsidenten viele wichtige Hinweise und Erklärungen für die Vorgänge in Gorbatschows Schicksalsjahr 1991 gegeben hat.
Gewöhnungsbedürftig und mitunter störend ist das mitteleuropäische Dissidenten-Ostinato, welches streckenweise mit dezent antirussisch-zivilisatorischer Arroganz die Beschreibung überlagert: etwa dort, wo nicht nur Gorbatschows Heimat in Südrussland, sondern auch die Altai-Region in Sibirien, aus der Raissa Maximowna stammte, kurzerhand und grundfalsch mit dem Malus „trostlose Provinz“ belegt werden. Oder wo er Gorbis Gegenspieler Ronald Reagan ein „ausgesprochen taktisches Feingefühl“ attestiert. Oder das „wacklige Gebäude des aus tausend Kriegswunden blutenden Vietnams“ beschreibt.
Überzeugend dagegen ist die Darstellung des politischen Wesens Michail Sergejewitsch Gorbatschow: seines „vom Grundsatz her liberalen Naturells“ (Dalos), seiner Methode emotionaler Vereinnahmung potentieller Widersacher, die zu Beginn das sowjetische Establishment buchstäblich aus dem marxistisch-leninistischen Gleichschritt bringt und westliche Hardliner wie Lady Thatcher geradezu in Verzückung geraten lässt.
Mit großem Einfühlungsvermögen zeichnet Dalos nach, wie sein Held aus der Provinz gleich zweimal, zunächst Anfang der fünfziger Jahre als Student und dann Ende der siebziger als Sekretär des Zentralkomitees, gewissermaßen von der Seite her, aus der Kulisse, das zynische Moskau betritt und sich von ihm gefangen nehmen, aber nicht korrumpieren lässt. Den scheinbar naiven, um Vertrauen werbenden und politisch selten korrekten Blick auf Dinge, die er glaubt ändern zu müssen, bewahrt er sich bis ins höchste Amt. Er ist in diesem versteinerten Zentrum der Macht am Ende der Kaiser – und zugleich das Kind, das sich über Nacktheiten aller Art nur zu wundern vermag.
Gorbatschow war zutiefst davon überzeugt, „der Natur nach ein Radikaler zu sein“ – und zugleich ständig bestrebt, Gegensätze wo irgend möglich zu versöhnen. Vor allem dieses Talent, in innerparteilichen Auseinandersetzungen gefährlichen Konfrontationen rechtzeitig auszuweichen oder ihnen doch die Spitze nehmen zu können, hat ihm so gewaltige Triumphe, aber schließlich auch die bittere Demütigung von Foros beschert: Zu den Putschisten gehörte schließlich die gesamte, von ihm geförderte Führungsriege: der Regierungschef, der Verteidigungsminister, der Innenminister, der KGB-Boss, sein eigener Stellvertreter.
Wer den Niedergang der Sowjetunion und ihres Oberhauptes aufmerksam professionell begleitet hat, wird bei Dalos kaum Neues finden – weder an Fakten noch an Fragestellungen. Und das hat durchaus einen wohltuenden Effekt, weil sich das Buch zumeist im Bereich des Gesicherten, hinreichend Belegten bewegt:
Es liefert eine gelungene Momentaufnahme von Gorbatschows Regierungszeit sowie eine knappe Skizze seines Weges dorthin plus einer noch fragmentarischeren der anschließenden Verwaltung des eigenen Mythos. Darüber hinaus aber wird die politische Leistung Michail Gorbatschows ebenso wie sein Scheitern und vieles andere rund um die Umstülpung der osteuropäischen Verhältnisse noch für lange Zeit eine spannende und höchst lebendige historische Bau- und Grabungsstelle bleiben. JÖRG R. METTKE
GYÖRGY DALOS: Gorbatschow. Mensch und Macht. Eine Biografie. Deutsche Bearbeitung: Elsbeth Zylla. C.H. Beck, München 2011. 288 Seiten. 19,95 Euro.
Der Journalist Jörg R. Mettke war von 1987 bis 2008 Korrespondent in Moskau.
Bei dem erbitterten Genossenstreit
über die Zukunft der Sowjetunion
konnte es nur Verlierer geben.
Westliche Hardliner wie Margaret
Thatcher waren von Michail
Gorbatschow geradezu verzückt.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.07.2011

Hoffnungsträger und Wahrheitsbringer
Das wunderbare Buch von György Dalos setzt Michail Gorbatschow ein Denkmal

Als der sowjetische Parteichef Viktor Tschernenko im Frühjahr 1985 starb, ahnte wohl niemand, dass sein Nachfolger die Welt verändern würde. Denn Michail Gorbatschow war nichts weiter als ein Verlegenheitskandidat, weil kein anderes Mitglied des Politbüros für das Amt des Generalsekretärs noch in Frage gekommen wäre. Niemand erwartete, was dann geschah: Die Herrschaft der Gerontokratie zerfiel, die Diktatur zerbrach, und am Ende des Jahres 1991 gab es auch die Sowjetunion nicht mehr. Wie konnte es geschehen, dass in nur wenigen Jahren zerfiel, was in Jahrzehnten errichtet worden war? György Dalos gibt darauf eine einfache und klare Antwort. Weil sich die Sowjetunion in einer Krise befunden habe und Gorbatschow der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt gewesen sei, um aus Vorstellungen Taten werden zu lassen.

Gorbatschow kam nicht als Reformer zur Welt. Aber er war aus anderem Holz geschnitzt als die Greise, die ihn zum Generalsekretär gemacht hatten. Nur er allein wagte es, beim Namen zu nennen, was viele empfanden, aber nicht aussprachen. Wie konnte es geschehen, dass das Regime die beste aller Welten verhieß, aber nur den alltäglichen Mangel verwaltete? Diesen Widerspruch empfand nicht nur Gorbatschow als tiefe politische Legitimationskrise. Wer das sowjetische System retten wolle, so lautete seine Diagnose, müsse der Wirklichkeit ins Auge sehen. Die fetten Jahre waren vorüber, die Sowjetunion war gegenüber den westlichen Ländern in einen ökonomischen und militärischen Rückstand geraten, den sie nicht mehr aufholen konnte. Warum sollte ihre Regierung einen Rüstungswettlauf bestreiten, den sie nicht gewinnen konnte, warum die Ökonomie der sozialistischen Bruderländer subventionieren und Krieg in Afghanistan führen, wenn dabei nichts zu gewinnen war?

Es gab einen unausgesprochenen Konsens zwischen dem Regime und der Bevölkerung: das nämlich die einen für das Wohlergehen zu sorgen und die anderen zu gehorchen hatten. Dieser Konsens war in Gefahr - und Gorbatschow versuchte ihn wiederherzustellen, indem er sich und seiner Umgebung einredete, der Grund allen Übels sei das politische System der Sowjetunion. Dalos beschreibt ihn als einen Mann, der aus Überzeugung handelte und der bereit war, die Konsequenzen zu tragen, die sich aus solchen Überzeugungen für ihn ergeben mussten. Wahrscheinlich nahmen die Menschen in der Sowjetunion überhaupt nicht wahr, dass sie sich in einer Krise befanden. Gorbatschow aber empfand das Geschehen in der politischen und sozialen Welt als Krise, und er war entschlossen, sie auf seine Weise zu beheben.

Gorbatschow aber war ein Generalsekretär ohne Öffentlichkeit, er konnte nichts tun ohne die Zustimmung jenes Milieus, das er verändern wollte. Deshalb hatte er keine andere Wahl als durch den geschickten Einsatz unabhängiger Medien eine Unterstützung für seine Vorhaben zu mobilisieren, die er in der Parteiführung nicht mehr gewinnen konnte. Dalos spricht von der Herstellung eines polarisierenden Kräftefeldes, das Gorbatschow die Möglichkeit gegeben habe, Gegenmeinungen zu erzeugen. Gorbatschows Reformen stießen anfangs auf großen Zuspruch. Die Rehabilitierung von Opfern des Stalinismus, die Aufhebung der Zensur und die Gewährung von Meinungsfreiheit: das alles machte den Generalsekretär zum Hoffnungsträger, nicht nur im Ausland, sondern auch in der Sowjetunion.

Gesellschaft entstand also als staatliche Veranstaltung, und bald schon emanzipierte sie sich vom Staat, der sie geschaffen hatte. Gorbatschow konnte, was er ins Werk gesetzt hatte, nicht mehr unter Kontrolle halten. Denn in der Öffentlichkeit wurden jetzt auch alle Defizite beim Namen genannt: die unzureichende Information über das Reaktorunglück in Tschernobyl, das Erdbeben in Armenien, die interethnischen Konflikte im Kaukasus, die Verbrechen von Mafiabanden und die katastrophale wirtschaftliche Situation. Jedermann konnte nun erfahren, dass die Sowjetunion eine Mangelgesellschaft war und es auch bleiben würde, weil ihre Führer scheinbar nichts unternahmen, um Mangel in Überfluss zu verwandeln. Die Verhältnisse kehrten sich gegen ihren Urheber. Denn nun konnten auch die Gegner der Perestroika Kritik üben und Widerstand mobilisieren. Als im Jahr 1989 die ersten halbwegs freien Wahlen abgehalten wurden, begann der Stern des Generalsekretärs bereits zu sinken. Weder im Zentrum noch in den Republiken konnte er auf Unterstützung noch hoffen, weil auch die Kommunisten erkannt hatten, dass sie politisch nur überleben konnten, wenn sie sich in den Dienst des Separatismus stellten.

Gorbatschow wusste, das er ein Präsident ohne Macht sein würde, wenn er die Alleinherrschaft der Kommunistischen Partei aufs Spiel setzte. Und dennoch brachte er zu Ende, was er 1987 begonnen hatte. Irgendwann hatte er entschieden, daran lässt Dalos keinen Zweifel, dass die Gewalt nie wieder sprechen sollte, wenn Machtfragen entschieden werden mussten. Dalos erzählt vom Besuch Gorbatschows in Bukarest und von der Verachtung, die er für den rumänischen Diktator und dessen Gewaltherrschaft empfunden habe. Über den organisierten Jubel, den Ceausescu für seinen Gast aufbot, soll Gorbatschow empört gewesen sein. Niemals zuvor habe er eine solche "Erniedrigung des Volkes" erleben müssen. Auch Kadar und Honecker erfuhren, dass die Sowjetunion sich für sie nicht mehr verwenden würde. Gorbatschow hatte sich mit der Souveränität der osteuropäischen Staaten abgefunden, und er nahm hin, dass auch die Republiken der Sowjetunion eine solche Souveränität für sich beanspruchten. Gorbatschow, schreibt Dalos, war am Ende ein Präsident ohne Land, ein Mann ohne Unterstützung, im Westen hoch geachtet, daheim jedoch unbeliebt und verhasst. "Was brachte uns die Glasnost? Wahrheit, Wahrheit und nichts als die Wahrheit", so klagten die Enttäuschten, die geglaubt hatten, das Ende des Sozialismus werde der Anfang des Paradieses sein.

Im Herbst 1989 empfing Gorbatschow eine Abordnung von streikenden Bergarbeitern in Moskau. Er konnte nichts für sie tun, und dennoch empfanden die Arbeiter, dass sich auch in ihrem Leben etwas zum Besseren verändert hatte. "Zum ersten Mal fühlten wir uns nicht als graue Masse, sondern als Menschen. Nicht als Sklaven, sondern als Persönlichkeiten." Vielleicht wird man in Russland eines Tages, wenn die Wut über das Ende des Imperiums verflogen ist, anerkennen, welch große zivilisatorische Leistung Michail Gorbatschow vollbracht hat. György Dalos hat ihr mit seinem wunderbaren Buch ein würdiges Denkmal gesetzt.

JÖRG BABEROWSKI

György Dalos: Gorbatschow. Mensch und Macht. Verlag C. H. Beck, München 2011. 288 S., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Recht positiv hat Rezensent Jörg R. Mettke diese Biografie Michail Gorbatschows von György Dalos aufgenommen. Die große Gorbatschow-Biografie ist das Werk in seinen Augen nicht, will es aber auch gar nicht sein. Er hebt hervor, dass der Autor seinen Schwerpunkt auf die Zeit von 1986 bis 1991 legt, die Zeit, als Gorbatschow Generalsekretär der KPdSU war. Das Buch zeichnet sich für ihn aus durch eine kluge, frische Nacherzählung der ungeheuren historischen Umwälzungen dieser Epoche. Er bescheinigt dem Autor, die sich überstürzenden Ereignisse gekonnt zu bündeln und zu vergegenwärtigen. Besonders die Darstellung des politischen Wesens Gorbatschows hat Mettke überzeugt. Er bedauert allerdings, dass Dalos auf die Angabe von Quellen für seine Zitate verzichtet. Zudem stört ihn gelegentlich das "mitteleuropäische Dissidenten-Ostinato" des Autors, das die Beschreibung bisweilen mit "dezent antirussisch-zivilisatorischer Arroganz" überlagere. Nichtsdestoweniger schätzt er Dalos' Darstellung als überzeugend und auch unterhaltsam.

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