Die Kinderbuchwelt der Astrid Lindgren
Die Schwedin, deren Werke in 106 Sprachen übersetzt wurden, war die erste Kinderbuchautorin, die den
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt. Ihre Werke haben eine
Gesamtauflage von atemberaubenden 165 Millionen Büchern (Stand 2019) erreicht – und dabei wollte Astrid Lindgren eigentlich nie ein Buch schreiben. Schon als Kind wurde sie „gewarnt”, dass sie eines Tages Schriftstellerin werden würde. Da stand ihr Entschluss fest, genau das nicht zu tun. Glücklicherweise bat Lindgrens Tochter Karin sie eines Tages, ihr eine Geschichte von Pippi Langstrumpf zu erzählen. Damit begann Lindgrens Geschichte als Kinderbuchautorin und der Einzug selbstbewusster, frecher und mutiger Vorbilder in die Kinderzimmer dieser Welt.
In ihren Kinderbüchern zeichnete Astrid Lindgren ihre eigene unbeschwerte Kindheit nach. Voll von langen schwedischen Sommertagen, in denen Kinder nahezu sich selbst überlassen spielen dürfen und Abenteuer erleben. Astrid Lindgren schuf in ihren Geschichten eine Welt, wie sie Kinder sich wünschen.
Aber auch tragische Ereignisse finden einen Platz in ihren Büchern. „Die Brüder Löwenherz“ thematisierte – als eines der ersten Kinderbücher überhaupt – den Tod. Die Geschichte soll dabei nicht traurig machen, sondern trösten, indem sie davon erzählt, dass die Liebe stärker ist als der Tod. Lindgren soll einmal gesagt haben: „Wenn ich auch nur eine einzige düstere Kindheit erhellen konnte, bin ich zufrieden."
Das sind die bekanntesten Astrid Lindgren Bücher:
Pippi Langstrumpf: Die beliebteste Kinderbuchheldin von Astrid Lindgren ist Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf. Genannt „Pippi Langstrumpf”. Das freche Mädchen mit den roten Zöpfen und den Sommersprossen lebt zusammen mit dem Äffchen „Herr Nilsson" und dem Pferd „kleiner Onkel” in der Villa Kunterbunt. Sie ist das stärkste Kind der Welt und ihr fallen immer neue verrückte Streiche ein, die alle Erwachsenen in Entsetzen versetzen. Zusammen mit den Nachbarskindern Tommy und Annika erlebt sie die wildesten Abenteuer. Folgende drei Bände sind erschienen: Pippi Langstrumpf, Pippi Langstrumpf geht an Bord, Pippi Langstrumpf in Taka-Tuka-Land.
Wir Kinder aus Bullerbü: Von allen Astrid-Lindgren-Büchern steht diese Reihe vermutlich am stärksten für eine schöne und behütete Kindheit. Der fiktive Ort Bullerbü ist Lindgrens Heimatdorf sehr ähnlich. Bullerbü besteht aus nur drei schwedischen Bauernhöfen, auf denen insgesamt sieben Kinder mit ihren Familien, Eltern, Großeltern und Gesinde wohnen. Die Erzählerin ist die siebenjährige Lisa vom Mittelhof. Lisa berichtet von den großen und kleinen Alltagsabenteuern der Kinder. Vom Kirschenpflücken im Sommer und vom Schneemannbauen im Winter. Von Weihnachten, Geburtstagen und Ausflügen. Der besondere Zauber dieser Trilogie liegt in der einfühlsamen Schilderung der Erlebnisse aus Kindersicht.
Die Brüder Löwenherz: In dieser Geschichte kommt der traurigste Teil gleich zu Beginn. Der zehnjährige Karl weiß, dass er sehr krank ist und bald sterben wird. Da erzählt ihm sein großer Bruder Jonathan von Nangijala. Das Land der Abenteuer und Lagerfeuer. Dorthin gehen alle, die gestorben sind. Durch eine tragische Wendung kommen Karl und Jonathan beide kurz nacheinander in Nangijala an, wo für die beiden Brüder das große Abenteuer beginnt.
Michel aus Lönneberga: Michel ist ein herzensguter Junge. Leider halten die Erwachsenen seine Missgeschicke für böse Streiche, denn die Folgen sind für die Bewohner von Lönneberga nicht immer angenehm. Zum Beispiel sperrt er aus Versehen seinen Vater im Toilettenhäuschen ein oder fällt in eine große Schüssel Blaubeersuppe. Als Strafe für seine Streiche wird Michel oft in den Tischlerschuppen gesperrt. Dort hat er viel Zeit, wunderschöne Holzfiguren zu schnitzen. Als gegen Ende des Buches der ganze Ort Geld sammelt, um Michel nach Amerika zu schicken, meint die Magd Lina nur trocken, sie habe gehört, dass es in Amerika ein großes Erdbeben gegeben habe. Und ein Erdbeben und Michel gleichzeitig, das sei den Amerikanern nicht zuzumuten.
Ronja Räubertochter: Ronja Räubertochter ist das letzte Astrid-Lindgren-Buch für Kinder. Es erschien 1981 und erzählt von Ronja, der Tochter eines Räuberhäuptlings und ihrer Freundschaft zu Birk Borkason. Weil Birk der Sohn eines verfeindeten Räuberhäuptlings ist, sind die Eltern gegen den Kontakt der beiden. Ronja und Birk aber retten sich gegenseitig aus gefährlichen Situationen im Wald und werden gute Freunde. Sie beschließen, gemeinsam die elterlichen Festungen zu verlassen und ziehen in eine Bärenhöhle, wo sie den Sommer und den Herbst ganz auf sich allein gestellt verbringen. Die Geschichte erinnert ein wenig an Romeo und Julia. Die Liebe zwischen Ronja und Birk bleibt aber platonisch und nimmt ein gutes Ende.
Astrid Lindgren starb 2002 im Alter von 94 Jahren in Stockholm. An ihrer Beerdigung nahmen hunderttausende Menschen teil – und ein Mädchen mit einem weißen Pferd.