Schön, dass es momentan draußen so viel regnet, da macht es auch Sinn, sich auf eine Schlacht auf hoher See einzustimmen. Action ist eine Sache, Strategie eine andere - Mischungen aus beiden Kategorien sind selten und so habe ich mich auf Battlestations: Midway gefreut, das verspricht ein Genre-Mix zu sein. Flugzeuge, Schlachtschiffe, Flugzeugträger und U-Boote treffen sich zur großen Schlacht im Pazifik. Und wieder einmal spielt das Ganze im 2. Weltkrieg, was zumindest für die meisten Spieler ein vertrautes Szenario sein dürfte.
Feuer frei aus allen amerikanischen Rohren
In Battlestations: Midway übernimmt der Spieler die Rolle der amerikanischen Streitmächte in den
Seeschlachten gegen die königliche japanische Marine - zumindest im Kampagnen-Modus gibt es nur diese Sicht der Dinge, die Möglichkeit, auch bei den Japanern mal das Ruder zu übernehmen, besteht lediglich in einzelnen Herausforderungs-Missionen oder im Multiplayer-Modus. Ob es dann irgendwann ein Erweiterungs-Pack geben wird, ist momentan nicht bekannt. Aber genug des anfänglichen Gemeckers, denn
Battlestations: Midway ist kein schlechtes Spiel.
Im Solo-Spiel geht es in elf Missionen um den Final-Sieg: Von dem Überfall auf Pearl Harbor bis hin zur Schlacht um Midway muss der Schreibtisch-Soldat sein Bestes geben. Mit Anfänger, Berufssoldat und Veteran stehen dabei drei Schwierigkeitsgrade zur Verfügung, so dass sich das Spielgeschehen gut auf die eigenen Fähigkeiten abstimmen lässt. Ärgerlich ist es hingegen, dass die amerikanische Kampagne schon nach rund acht Stunden durchgespielt ist - für den Solo-Zocker eine magere Kost. Zwar bleiben noch die Herausforderungs-Missionen für Schiffe, U-Boote und Flugzeuge, doch selbst inklusive der Multispieler-Funktionen bietet
Battlestations: Midway nur wenig Umfang, auch wenn die Online-Schlachten spannend und spaßig sind.
Gucken oder Knoten, das ist hier die FrageBevor es ans Eingemachte geht, sollte die Marine-Akademie besucht werden: Das Tutorial bietet einen guten Einstieg, um sich mit der Steuerung der Vehikel und den taktischen Optionen von
Battlestations: Midway vertraut zu machen. Derart gerüstet kann der Spieler dann in die erste Mission starten und sich an die Bearbeitung des japanischen Feindbildes machen. Die Steuerung geht leicht von der Hand: Bombenabwürfe, Torpedos oder die Flak sind leicht zu bedienen, so dass auch Anfänger keine Probleme mit dem Einstieg und den ersten Erfolgen haben werden. Obwohl
Battlestations: Midway keine Simulation ist, steuern sich die Kriegsvehikel ganz hervorragend und das Fluggefühl, dass die amerikanische 'Wildcat' oder die japanische 'Zero' vermitteln, ist für ein Spiel, das einen Genre-Mix verspricht, wirklich erstklassig.
Neben der Kombination aus Maus/Tastatur kann auch ein GamePad benutzt werden, doch das geht in der Regel zu Lasten der Genauigkeit. Dennoch bleibt das Spielen unkompliziert, das Wechseln der Waffen funktioniert per Tastendruck, wodurch die Systeme der Reihe nach angewählt werden. U-Boote können zwischen dem Bordgeschütz - über Wasser - und den Torpedos wechseln, aufwändiger wird es dann bei den Kriegsschiffen, die mit Artillerie, Flak, Torpedo-Rohren und Wasserbomben auf alles eine Antwort haben. Schließlich gibt es auch noch den Flugzeugträger, der sich zwar nur mit einer Flak gegen andere Flieger wehren kann, dafür aber Basis für eigene Luftkämpfer ist - die mobile Einsatzzentrale der Marine.
Zwischen Wasser und Land, Taktik und HektikNeben der Simulation von Schiffen, Flugzeugen und U-Booten kommt aber noch die Komponente Taktik mit ins Spiel: Auf der Übersichtskarte können alle Einheiten befehligt werden - allerdings ist das nur halbherzig umgesetzt worden, denn es ist nicht möglich, mehrere Einheiten gleichzeitig auszuwählen und zu einem bestimmten Punkt zu schicken. Da macht sich - leider - die Verwandtschaft mit der Konsole bemerkbar. Übernimmt der Spieler dann eine Einheit und fliegt oder schippert dann selbst dem Feind entgegen, werden die übrigen von der recht ordentlichen KI gesteuert. So ist es möglich, einen Flottenverband aufzubrechen, die Zerstörer schon mal vorzuschicken und das Schlachtschiff mit dem Flugzeugträger als Nachhut ins Kampfgetümmel eingreifen zu lassen. Jeder Fliegerstaffel, jedem Schiff können besondere Befehle zugewiesen werden, so dass die KI Bewegungsfreiheit oder freie Wahl des Zielobjekts für Angriff bekommt. Das funktioniert schnell und reibungslos, auch wenn das Hin- und Herschalten zwischen den einzelnen Bildschirmen mitunter ein wenig hektisch ist. Schließlich gibt es bei Schiffen auch noch die Schadensbekämpfung, so dass ihr ein nach Artillerie-Beschuss ausgebrochenes Feuer eindämmen oder ein Leck stopfen könnt.
Vielleicht ist die Vielfalt der Funktionen ein wenig zu viel des Guten, aber letztlich ist das alles für einen Kampf erprobten Spieler kein Problem mehr: Wer sich durch die elf Missionen taktiert hat, der wird auch online seinen Spaß haben - und dort geht die Wasserschlacht erst richtig los. Allerdings konnte ich bei einigen Spielen heftige Lags feststellen, so dass von einem reibungslosen Vergnügen nicht gesprochen werden kann. Aber das waren zwei Ausnahmen, ein Patch wird hoffentlich die seltenen Probleme beheben.
Wenig Wellen, aber Wolken, Explosionen und AnweisungenGrafisch kommt
Battlestations: Midway gut rüber, die Schiffe sind detailliert umgesetzt, gleiches gilt für die Flugzeuge und die U-Boote. Das Wasser sieht gut aus, aber Wellen gibt es keine - und das hätte spielerisch sicher für noch mehr Finesse gesorgt, wenn sich die Schlachtschiffe zwischen den Wellenbergen mal aus den Augen verlieren. Letztlich ist bei
Battlestations: Midway immer gutes Wetter, was zumindest im deutschen, regnerischen Winter eine willkommene Abwechslung ist. Dafür gibt es im Luftkampf immer mal wieder Wolken, durch die sich einerseits Fluchtmöglichkeiten bieten, die andererseits auch optisch für Abwechslung sorgen.
Das Geschehen an Land ist detailarm, die Festungen oder Stützpunkte bieten nicht mehr als ein paar Polygonboxen. Richtig prachtvoll wird es aber, wenn sich die Schlacht ausbreitet, wenn es neben den dumpfen, krachenden Explosionen auch noch qualmt und raucht, hier noch ein wenig Feuer und dazwischen die Schadensmeldungen der Crew. Leider gibt es keine Synchronisation, so dass gute Englischkenntnisse Voraussetzung sind, um im Schlachtgetümmel alles zu verstehen. Zwar lassen sich Untertitel einblenden, wer aber gerade versucht drei Torpedos auszuweichen, sich mit einem anderen Schlachtschiff duelliert und gleichzeitig die Sturzbomber am Horizont auftauchen sieht, der hat für das Lesen sicher wenig Zeit.
Fazit: Allem Meckern zum Trotz:
Battlestations: Midway ist ein gelungenes Spiel, das aber den Sprung auf den GameCaptain-Olymp dennoch verpasst. Zum einen ist da die mitunter etwas unbeholfene Steuerung im taktischen Bereich und auch die Grafik ist in vielen Momenten einfach nur gehobener Durchschnitt. Beides wäre zu verschmerzen, wenn der Umfang angemessen hoch wäre - aber für Solo-Spieler ist es ein kurzes Vergnügen. Dafür lohnt sich der Kauf für diejenigen, die online zocken wollen: Die epischen Schlachten auf See machen einfach Spaß.
Wertung: 81 von 100 Punkten
(Armin Sengbusch/GameCaptain.de)