Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Das Thema afroamerikanischer Schriftstellerinnen ist heute nicht mehr die Darstellung der Lage der Frauen, sondern schlicht die Powerfrau, behauptet Thomas Leuchtemüller. Dafür spricht auch, ist der Rezensent überzeugt, das Romandebüt von Sister Souljah, die 1964 in New York das Licht der Welt erblickte, mit bürgerlichem Namen eigentlich Lisa Williams heißt und bis 1991 zusammen mit der HipHop-Band "Public Enemy" auftrat. Ihre Protagonistin Winter Santiaga, Tochter eines Drogendealers, schlägt eine andere Karriere ein als die politisch engagierte Autorin. "Die verlogene Schöne", schreibt der Rezensent, wählt den Weg in die Kriminalität, für sie zählen Sex, Gewalt, Geld, Kleidung und Amusement. Souljah richte ihre Erzähltechnik dabei ganz auf Effekt heischende Darstellungsformen, etwa direkte Passagen über das Sexleben von Winter. Auch wenn der Ton belehrend wirke, treffe er trotzdem ein stimmiges, leider bedrückendes Bild der afroamerikanischen Gegenwart, findet Leuchtemüller.
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