Versandkostenfrei!
Sofort lieferbar
Weitere Ausgaben:
PAYBACK Punkte
0 °P sammeln!
«Mit der Unwahrheit ein Glückskunstwerk zu schaffen, das ist die menschliche Fähigkeit überhaupt.» Wer sagt das? Seine Frau nennt ihn mal Memle, mal Otto, mal Bert. Den Widerstreit von Interessen hat er hinter sich gelassen, sein Wesenswunsch ist, sich herauszuhalten, zu schweigen, zu verstummen. Ein Roman als Selbstportrait eines Mannes, der sich mit Sprache zur Wehr setzt, ein Roman als Summe und Bilanz.
Martin Walser, 1927 in Wasserburg am Bodensee geboren, war einer der bedeutendsten Schriftsteller der deutschen Nachkriegsliteratur. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche Preise, darunter 1981 den Georg-Büchner-Preis, 1998 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2015 den Internationalen Friedrich-Nietzsche-Preis. Außerdem wurde er mit dem Orden 'Pour le Mérite' ausgezeichnet und zum 'Officier de l'Ordre des Arts et des Lettres' ernannt. Martin Walser starb am 26. Juli 2023 in Überlingen.

© Philippe Matsas/Opale
Produktbeschreibung
- rororo Taschenbücher 29130
- Verlag: Rowohlt TB.
- Artikelnr. des Verlages: 20487
- 1. Auflage
- Seitenzahl: 170
- Erscheinungstermin: 24. April 2018
- Deutsch
- Abmessung: 190mm x 114mm x 22mm
- Gewicht: 164g
- ISBN-13: 9783499291302
- ISBN-10: 3499291304
- Artikelnr.: 50100683
Herstellerkennzeichnung
Rowohlt Taschenbuch
Kirchenallee 19
20099 Hamburg
produktsicherheit@rowohlt.de
Dieses Buch ist ein Abschied - nicht vom Leben, sondern von Regeln, von Theorien, von Erwartungen. (...) Einfach lesen und staunen! Claudio Armbruster ZDF "Heute Journal"
Das kann ja jeder behaupten
Martin Walser liest im Frankfurter Literaturhaus aus seinem neuen Roman. Doch halt: Roman?
Vor der Lesung unterhält sich das Publikum. "Ich hätte allmählich ja auch so große Augenbrauen wie Martin Walser, wenn ich sie mir nicht regelmäßig abschneiden würde", sagt ein Herr in der letzten Reihe. Prompt tritt der Schriftsteller auf, der nicht nur buschige Brauen besitzt, sondern auch viele Bücher hinter sich hat. Neue Titel stellt er regelmäßig in Frankfurt vor, zuletzt vor zwei Jahren im Holzhausenschlösschen "Ein sterbender Mann", Monate vor dem Erscheinen des Buches, nun im Literaturhaus "Statt etwas oder Der letzte Rank", ein paar Wochen nach der Veröffentlichung des Bandes, wie stets
Martin Walser liest im Frankfurter Literaturhaus aus seinem neuen Roman. Doch halt: Roman?
Vor der Lesung unterhält sich das Publikum. "Ich hätte allmählich ja auch so große Augenbrauen wie Martin Walser, wenn ich sie mir nicht regelmäßig abschneiden würde", sagt ein Herr in der letzten Reihe. Prompt tritt der Schriftsteller auf, der nicht nur buschige Brauen besitzt, sondern auch viele Bücher hinter sich hat. Neue Titel stellt er regelmäßig in Frankfurt vor, zuletzt vor zwei Jahren im Holzhausenschlösschen "Ein sterbender Mann", Monate vor dem Erscheinen des Buches, nun im Literaturhaus "Statt etwas oder Der letzte Rank", ein paar Wochen nach der Veröffentlichung des Bandes, wie stets
Mehr anzeigen
vor ausverkauftem Saal.
Walser, der am 24. März 90 Jahre alt wird, tritt ans Pult und liest sich im Stehen knapp eine Stunde lang einmal quer durch das schlanke Buch. "Nicht mehr sprechen", heißt es gleich in einem der ersten Kapitel, trotzdem wirkt es recht wortreich. Ein alter Mann schaut zurück auf sein Leben, denkt an Gegner, Feinde, Freunde und Begegnungen, löst sich von Bindungen diverser Art, lässt Ärgernisse hinter sich, unter ihnen politische und ästhetische Theorien, äußert sich mal prägnant, mal widersprüchlich, mal schwatzhaft. Und hat selbstverständlich nicht das Geringste mit Walser selbst zu tun, auch wenn diverse Passagen zu Irrungen und Wirrungen politischer und amouröser Art es für Augenblicke kokett nahelegen und es im weiteren Verlauf des Abends noch mehrfach um des Autors Abkehr von der Theoriegläubigkeit geht.
Ein "Sprachspiel" sei das Buch geworden, sagt Walser nach dem Ende seines Vortrags im Gespräch mit dem Literaturkritiker Christoph Schröder. Für gewöhnlich hebe ein Roman bei ihm mit Figuren und Handlung an: "Man lernt ihn kennen, indem man ihn schreibt." Beim neuen Buch sei es anders gewesen: "Diesmal war es eine Stimmung, die immer neue Variationen produzierte." Sie habe er aufgeschrieben: "Es geht nur noch um die Sachen selbst." Er stehe allerdings dazu, sagt Walser, dass es sich um die Geschichte einer versuchten Selbstbefreiung handele. "Ich bin ein Apfelbaum, der Birnen trägt", sagt in diesem Zusammenhang der zur Eigenartigkeit entschlossene Ich-Erzähler des Buches. Deswegen, fügt Walser hinzu, habe er den Band trotz allerlei Bedenken germanistischer Art schließlich Roman genannt. Ein Entwicklungsroman, sagt Schröder. "Ja, das denke ich auch", erwidert der Autor.
Und worum geht es nun wirklich? Um dieses und jenes, zum Beispiel um das Ungenügen der Ironie, ganz sicher aber um die Lossagung von Theorien aller Art. Natürlich nur beim Mann im Roman, nicht bei dem auf dem Podium: "Als Erstes befreit er sich von den Theorien." Was bleibe denn von einem Menschen übrig, der sich von allen Utopien befreit habe, fragt Schröder. "Er", antwortet Walser, der nahtlos bei sich selbst weitermacht. Wenn er daran denke, was er alles geschluckt habe: "Du bist nicht du selbst, du bist andauernd im Dienst von etwas anderem." Dann unterläuft ihm ein kleiner Versprecher, der unfreiwillig das Marktschreierische der folgenden Behauptung offenbart: "Ich bin jetzt schlagwortartig übergelaufen von der Erklärung zur Verklärung." Die Literatur solle es ruhig so halten wie die Religion: "Die Wirklichkeit muss verklärt werden, sonst ist sie unerträglich." Zwischenapplaus und hingerissene kleine Zustimmungslaute mehrerer Groupies. Und das friedvolle Ende des Buches? Auch wenn es nicht vom Autor handele - sei Walser selbst immer friedlich gewesen, der in zahlreiche Kontroversen Verstrickte, gerne auch in Frankfurt? "Ich glaube schon, dass ich immer friedlich war, aber ich habe es nicht sagen mögen. Ich musste immer was behaupten." Das hört sich dann endlich nicht mehr nach Spiel und Verklärung an.
FLORIAN BALKE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Walser, der am 24. März 90 Jahre alt wird, tritt ans Pult und liest sich im Stehen knapp eine Stunde lang einmal quer durch das schlanke Buch. "Nicht mehr sprechen", heißt es gleich in einem der ersten Kapitel, trotzdem wirkt es recht wortreich. Ein alter Mann schaut zurück auf sein Leben, denkt an Gegner, Feinde, Freunde und Begegnungen, löst sich von Bindungen diverser Art, lässt Ärgernisse hinter sich, unter ihnen politische und ästhetische Theorien, äußert sich mal prägnant, mal widersprüchlich, mal schwatzhaft. Und hat selbstverständlich nicht das Geringste mit Walser selbst zu tun, auch wenn diverse Passagen zu Irrungen und Wirrungen politischer und amouröser Art es für Augenblicke kokett nahelegen und es im weiteren Verlauf des Abends noch mehrfach um des Autors Abkehr von der Theoriegläubigkeit geht.
Ein "Sprachspiel" sei das Buch geworden, sagt Walser nach dem Ende seines Vortrags im Gespräch mit dem Literaturkritiker Christoph Schröder. Für gewöhnlich hebe ein Roman bei ihm mit Figuren und Handlung an: "Man lernt ihn kennen, indem man ihn schreibt." Beim neuen Buch sei es anders gewesen: "Diesmal war es eine Stimmung, die immer neue Variationen produzierte." Sie habe er aufgeschrieben: "Es geht nur noch um die Sachen selbst." Er stehe allerdings dazu, sagt Walser, dass es sich um die Geschichte einer versuchten Selbstbefreiung handele. "Ich bin ein Apfelbaum, der Birnen trägt", sagt in diesem Zusammenhang der zur Eigenartigkeit entschlossene Ich-Erzähler des Buches. Deswegen, fügt Walser hinzu, habe er den Band trotz allerlei Bedenken germanistischer Art schließlich Roman genannt. Ein Entwicklungsroman, sagt Schröder. "Ja, das denke ich auch", erwidert der Autor.
Und worum geht es nun wirklich? Um dieses und jenes, zum Beispiel um das Ungenügen der Ironie, ganz sicher aber um die Lossagung von Theorien aller Art. Natürlich nur beim Mann im Roman, nicht bei dem auf dem Podium: "Als Erstes befreit er sich von den Theorien." Was bleibe denn von einem Menschen übrig, der sich von allen Utopien befreit habe, fragt Schröder. "Er", antwortet Walser, der nahtlos bei sich selbst weitermacht. Wenn er daran denke, was er alles geschluckt habe: "Du bist nicht du selbst, du bist andauernd im Dienst von etwas anderem." Dann unterläuft ihm ein kleiner Versprecher, der unfreiwillig das Marktschreierische der folgenden Behauptung offenbart: "Ich bin jetzt schlagwortartig übergelaufen von der Erklärung zur Verklärung." Die Literatur solle es ruhig so halten wie die Religion: "Die Wirklichkeit muss verklärt werden, sonst ist sie unerträglich." Zwischenapplaus und hingerissene kleine Zustimmungslaute mehrerer Groupies. Und das friedvolle Ende des Buches? Auch wenn es nicht vom Autor handele - sei Walser selbst immer friedlich gewesen, der in zahlreiche Kontroversen Verstrickte, gerne auch in Frankfurt? "Ich glaube schon, dass ich immer friedlich war, aber ich habe es nicht sagen mögen. Ich musste immer was behaupten." Das hört sich dann endlich nicht mehr nach Spiel und Verklärung an.
FLORIAN BALKE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schließen
Gebundenes Buch
Wenn er doch geschwiegen hätte.... aber so entlarvt er sich als narzisstisch- larmoyanter Pseudophilosoph. Der Text besteht aus Banalitäten, die in paradoxe Zusammenhänge gebracht werden, um Tiefsinn vorzutäuschen. Gegen Kritik ist der Autor immun, denn er erklärt sich …
Mehr
Wenn er doch geschwiegen hätte.... aber so entlarvt er sich als narzisstisch- larmoyanter Pseudophilosoph. Der Text besteht aus Banalitäten, die in paradoxe Zusammenhänge gebracht werden, um Tiefsinn vorzutäuschen. Gegen Kritik ist der Autor immun, denn er erklärt sich selbst als unerreichbar. Zwischendurch blitzt allerdings die unsägliche Herabsetzung von Andersdenkenden auf, die er in seiner Rede in der Paulskirche praktizierte, als er von Moralpistole und Meinungssoldaten sprach. Hier redet er von vernichtender Moral, die sich seinen drei oder mehr Wahrheiten entgegenstelle. Eine wichtige Weisheit besteht für den Autor z.B.in folgender Erkenntnis: "Es wird doch wohl auf dem Papier etwas anderes passieren dürfen als in der Wirklichkeit." Endlich wissen die Leser von Romanen, dass sie keine Geschichtsbücher vor sich liegen haben! Wer übrigens einen guten Roman von Walser lesen möchte, sollte zum Erstling "Ehen in Philippsburg" greifen.
Weniger
Antworten 4 von 5 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 4 von 5 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für