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John Maddox Roberts
Broschiertes Buch
Die Feinde des Imperators
Ein Krimi aus dem Alten Rom. Deutsche Erstausgabe
Aus d. Amerikan. v. Bärbel u. Arnold Velten
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Der neue historische Kriminalroman aus der beliebten SPQR-Serie
Gaius Julius Caesar hat einen monumentalen Plan: Er möchte den Kalender im ganzen Imperium reformieren und hat dafür Wissenschaftler aus der gesamten bekannten Welt in Rom versammelt. Mit Feuereifer machen sich die Astronomen an die Arbeit - bis einer von ihnen stranguliert aufgefunden wird. Als weitere Mordopfer folgen, bangen die verbleibenden Wissenschaftler um ihr Leben. Decius Caecilius Metellus muss mit viel Fingerspitzengefühl ermitteln - denn die Spuren, denen er folgt, sind delikat ...
"Wenn jemals ein Detektiv in der alten Welt der Figur des Sherlock Holmes gleichkommt, dann dieser Römer!" Marion Zimmer Bradley
"Eine zu Recht gerühmte Krimiserie." Publishers Weekly
"Der junge Decius Caecilius Metellus hat eine Nase für die erstaunlichen kriminellen Energien, die damals Geschichte machten." Süddeutsche Zeitung
Gaius Julius Caesar hat einen monumentalen Plan: Er möchte den Kalender im ganzen Imperium reformieren und hat dafür Wissenschaftler aus der gesamten bekannten Welt in Rom versammelt. Mit Feuereifer machen sich die Astronomen an die Arbeit - bis einer von ihnen stranguliert aufgefunden wird. Als weitere Mordopfer folgen, bangen die verbleibenden Wissenschaftler um ihr Leben. Decius Caecilius Metellus muss mit viel Fingerspitzengefühl ermitteln - denn die Spuren, denen er folgt, sind delikat ...
"Wenn jemals ein Detektiv in der alten Welt der Figur des Sherlock Holmes gleichkommt, dann dieser Römer!" Marion Zimmer Bradley
"Eine zu Recht gerühmte Krimiserie." Publishers Weekly
"Der junge Decius Caecilius Metellus hat eine Nase für die erstaunlichen kriminellen Energien, die damals Geschichte machten." Süddeutsche Zeitung
Produktdetails
- Goldmann Taschenbücher Bd.45686
- Verlag: Goldmann
- Originaltitel: SPQR XIII: The Year of Confusion
- Seitenzahl: 347
- Erscheinungstermin: 12. Dezember 2008
- Deutsch
- Abmessung: 190mm
- Gewicht: 286g
- ISBN-13: 9783442456864
- ISBN-10: 344245686X
- Artikelnr.: 23822939
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Der spinnt, dieser Decius!
Über den Schriftsteller John Maddox Roberts und seine Kriminalromane aus dem alten Rom
"Die Straßen waren schwarz nicht vom Dunkel der Nacht allein", so hat Raymond Chandler mal die besondere Finsternis der Schwarzen Serie beschrieben, und wenn man auch nie recht verstanden hat, wie das gemeint war, bei John Maddox Roberts leuchtet es einem sofort ein. In einer Stadt ohne Elektrizität, ohne Laternen und ohne Polizei, mit engen Gassen, durch die nicht einmal ein Pferdefuhrwerk passt, in denen man überall in Abfälle und Exkremente tritt, wo Diebe, Schläger und Banden sich herumtreiben und politische Fehden im Schutze der Dunkelheit ausgetragen werden, im Rom des ersten Jahrhunderts vor
Über den Schriftsteller John Maddox Roberts und seine Kriminalromane aus dem alten Rom
"Die Straßen waren schwarz nicht vom Dunkel der Nacht allein", so hat Raymond Chandler mal die besondere Finsternis der Schwarzen Serie beschrieben, und wenn man auch nie recht verstanden hat, wie das gemeint war, bei John Maddox Roberts leuchtet es einem sofort ein. In einer Stadt ohne Elektrizität, ohne Laternen und ohne Polizei, mit engen Gassen, durch die nicht einmal ein Pferdefuhrwerk passt, in denen man überall in Abfälle und Exkremente tritt, wo Diebe, Schläger und Banden sich herumtreiben und politische Fehden im Schutze der Dunkelheit ausgetragen werden, im Rom des ersten Jahrhunderts vor
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Christus also, da hat Schwarz auch diese ganz besondere Tönung.
Der Amerikaner Roberts, 61, schickt jedoch keinen antiken Marlowe auf die Via Appia oder in die Subura, sondern einen plebejischen Adligen, Decius Caecilius Metellus - den es, im Gegensatz zur mächtigen Familie der Caecilii Metelli, nie gegeben hat. Er lässt ihn im Rom der späten Republik Mordfälle aufklären: einen Mann mit einer exzentrischen Begabung und einen Mann seiner Zeit, der die standesübliche Ämterlaufbahn absolviert und mit all den großen Geschichtsbuchgestalten wie Caesar, Pompeius, Clodius, Cicero, Sallust oder Cato bekannt ist.
Roberts ist zwar nicht der Erste, der einen Kriminalroman ins alte Rom verlegt hat, aber er ist der Beste. Besser als die Britin Lindsey Davis, deren Detektiv Marcus Didius Falco zur Zeit Vespasians ermittelt, besser als der Amerikaner Steven Saylor, der einen Detektiv namens Gordianus im republikanischen Rom schnüffeln lässt - weil Roberts nicht einfach ein Genreschema auf eine ferne Zeit anwendet. Vermutlich hat es ihm genützt, dass er, nach abgebrochenem College und Militärdienst bei den Green Berets, anfing, Science-Fiction-Romane zu schreiben, bis ihn eines Tages seine Agentin anrief und fragte: "Hast du nicht mal etwas ganz anderes?" Roberts kramte in seinen Unterlagen und fand einen Entwurf über einen Mord im alten Rom. Er überarbeitete und erweiterte ihn, schickte ihn ab - und der Verlag wollte gleich eine Serie.
Tod in der Toga
13 Romane sind seit 1990 erschienen, unter dem Kürzel SPQR, das noch heute auf jedem Gullideckel in Rom zu lesen ist, die Abkürzung für Senatus populusque Romanus, und die Antikenkrimis wurden in 13 Sprachen übersetzt. Alte Geschichte, sagt Roberts im Gespräch, habe ihn seit seiner Kindheit fasziniert, auch wenn er nie Latein gelernt habe. Er hat Hollywoods Sandalenfilme der fünfziger Jahre geliebt, außerdem war seine Mutter Lateinlehrerin - "vermutlich habe ich da durch Osmose einiges aufgenommen". Für die Serie hat er sich auf der Zeitachse einfach rückwärts bewegt, und wer ein bisschen über alte Geschichte Bescheid weiß, der weiß auch, dass die riesigen Lücken, welche die verschiedenen Überreste und Quellen lassen, von Historikern so viel Phantasie verlangen wie eine Reise in die Zukunft.
Er habe sich immer bemüht, sagt Roberts, "aus Decius keinen Mann von heute in Toga und Tunika zu machen" und "keine konventionellen Kriminalfälle vor antiken Kulissen" zu erzählen. Die Plots gehen meist aus den politischen Verwicklungen der Zeit hervor, und es gibt keinen Roman, in dem Decius nicht bald auf politische Durchstechereien und Intrigen hinter einem Mord stößt. Er gerät zwischen die Fronten, muss um sein Leben fürchten, und er streitet sich mit seiner Familie, die seinen Starrsinn unstandesgemäß findet.
Roberts hat seinen Helden passgenau eingefügt in dessen Welt. Er ist einem Gelage und guten Weinen nicht abgeneigt, aber er ist auch ein Mann mit politischen Prinzipien. Decius wirkt wie ein straßentauglicher Bruder Ciceros. Ihm fehlt die intellektuelle Ambition, er war auch kein großer Soldat, aber er ist einer, der keiner Schlägerei aus dem Weg geht, der die Politik eines Caesar, Pompeius oder Crassus misstrauisch beobachtet, weil er an der Republik hängt. Der Purismus eines Cato ist ihm jedoch fremd, weil er sieht, dass das traditionelle politische System des Stadtstaates von der Verwaltung eines Weltreichs überfordert ist, er es aber noch immer für besser hält als jede Form von Alleinherrschaft.
Mit dieser Haltung wird er zum Überlebenskünstler. Alle Romane sind aus der Perspektive des greisen Decius erzählt, der angewidert ist von den Verhältnissen unterm Prinzipat des Augustus und der sich nicht ohne Nostalgie an die wilden Jahre der untergehenden Republik erinnert. Roberts hat diesen zeitlichen Abstand genau kalkuliert, weil ihm das gewisse Freiheiten verschafft. Decius kann das Funktionieren der römischen Republik ohne lehrerhafte Pedanterie beschreiben, weil sein (fiktives) augusteisches Publikum davon nichts mehr weiß. So erfährt man, eher beiläufig, eine Menge über Volksversammlungen und Volkstribunen, über die Spielräume und Praktiken der Machtpolitiker oder über die Rolle der Bandenkriege zwischen Clodius, der von Caesar gestützt wird, und Titus Annius Milo, der eher mit den Positionen Pompeius' sympathisiert und dennoch Decius' bester Freund ist. Die scharfen Kontraste zwischen Luxus und Armut werden sichtbar, zwischen lukullischen Zierfischteichen, dekadenten Gelagen und dem Leben in den "insulae" genannten Mietskasernen, zwischen dem ausgefeilten Rechtssystem und der rohen Gewalt politischer Konflikte.
Leben in der Insula
Roberts' Serie ist chronologisch aufgebaut. Den ersten Fall muss Decius im Jahr 70 als junger Mann von Anfang zwanzig aufklären, der bislang letzte, "Die Feinde des Imperators", spielt im Jahr 46, zur Zeit der julianischen Kalenderreform, deren Durchführung Decius zu überwachen hat, weil er mit Caesars Nichte Julia verheiratet ist (die auch reine Fiktion ist). Decius wird im Laufe der Serie Ädil und Prätor, nur zum Konsul reicht es nicht; er wird in die Hintergründe der catilinarischen Verschwörung hineingezogen, er muss, als sein Todfeind Clodius Volkstribun wird, ins Exil und kommt bis nach Ägypten oder Zypern.
Natürlich kann er in einer Welt, die weder Polizei noch andere Institutionen der bürgerlichen Gesellschaft kennt, nicht wie ein moderner Privatdetektiv arbeiten. Es sei, sagt Roberts, nie ein Problem gewesen, einen schillernden politischen Hintergrund für einen Mordfall zu finden; Decius' Ermittlungsverfahren plausibel zu machen sei ungleich komplizierter gewesen: "Seine deduktive Methode ist dem römischen Denken völlig fremd. Seine Zeitgenossen wissen nicht mal, wie sie das nennen sollen, was er tut." Weshalb es auch schon mal zu Dialogen wie diesem kommt: ",Bist du ein Held oder nur eine Art Irrer?'", wird Decius gefragt. Und er erwidert: ",Eine Frau hat mich einmal eine männliche Harpyie genannt. Ich spüre Übeltätern nach, bis ich sie zur Strecke gebracht und ihrem verdienten Schicksal zugeführt habe.' - ,Das klärt die Sache. Du bist ein Irrer.'"
Mag Decius seinen Zeitgenossen auch irre erscheinen, die Bücher phantasieren sich ihr Rom nicht einfach herbei. Roberts hat den Mut, sich Dinge auszumalen, über die man nichts weiß; meist sind seine Konjekturen überzeugend und kommen ohne jene unfreiwillige Komik der Sandalenfilme aus. Insofern wundert es auch nicht, wenn Roberts die amerikanische Fernsehserie "Rom" lobt, weil sie die Stadt "als chaotisches, baufälliges, verkommenes italisches Dorf zeigt, das irgendwie zu einer Metropole geworden ist". Und damit die Konstruktion stimmig bleibt, hat Roberts Helfer erfunden. Als eine Art Sidekick fungiert Hermes, der erst Decius' Sklave ist und später als Freigelassener zu seiner Klientel gehört. Er kann sich in Bordellen und an anderen nachtschattigen Orten herumtreiben, die einem Beamten verwehrt sind. Ebenso wichtig für die Lösung der Fälle ist der griechische Arzt Asklepiodes, der den Part des forensischen Experten im modernen Kriminalroman übernimmt.
Natürlich gibt es, trotz aller Recherche, auch den einen oder anderen sachlichen Fehler, und leider haben die deutschen Ausgaben diese Fehler noch vermehrt. Um sie zu bemerken, braucht man nicht mal ein großes Latinum. Auch die Glossare zu jedem Band sind oft ungenau, und das ist umso ärgerlicher, weil die Leser, die man für diese Art Kriminalroman gewinnen kann, so etwas besonders nervt. Wie schlampig zum Teil mit den Büchern umgegangen wird, sieht man auch daran, dass Roberts seine Geschichten immer nach der varronischen Zeitrechnung datiert, also vom Jahr der Gründung Roms an, der Klappentexter jedoch oft nicht in der Lage war, das korrekte Jahr vor Christus anzugeben.
Weil Roberts weder Hochglanzprosa schreibt noch in antikisierende Posen verfällt, haben die anfänglichen Schwächen der Übersetzung seinem schnörkellosen, robusten Stil nicht viel anhaben können. Mit einer angenehmen, sehr angelsächsischen Nüchternheit entwickelt er die komplizierten Plots. Das passt auch zu Decius, der lieber handelt als Wachstäfelchen beschriftet und der insofern ein sehr "amerikanischer" Römer ist, als sich bei ihm Pragmatismus, Patriotismus und ein für antike Maßstäbe grenzwertiger Individualismus zu einem Typus verbinden, den man allerdings lieber für "römisch" halten möchte als die statuenhaft-idealischen Helden des deutschen Klassizismus.
Und es ist auch klar, wenn man mit Roberts spricht, dass er nicht über die Antike um ihrer selbst willen schreibt. Er habe in den Römern der späten Republik immer "ein verzerrtes Spiegelbild unserer selbst gesehen" - und zugleich "können sie einem vorkommen wie Bewohner eines anderen Planeten". Es gehört zu den Stärken seiner Bücher, dass sie immer wieder zwischen diesen beiden Perspektiven oszillieren. Kaum kommt einem Decius in seiner Abgeklärtheit fast wie ein Zeitgenosse vor, handelt er so "römisch", dass alle Parallelen auf der Stelle verwischen - und genau diese Dialektik von Fremdheit und Vertrautheit ist ja der Sinn jeder historischen Rekonstruktion. Deshalb ist es auch eine gute Nachricht, dass Roberts bereits am nächsten Roman arbeitet, der zehn Minuten nach Caesars Ermordung einsetzen wird.
PETER KÖRTE
John Maddox Roberts: "Die Feinde des Imperators. Ein Krimi aus dem alten Rom". Übersetzt von Bärbel und Velten Arnold. Goldmann, 352 Seiten, 7,95 Euro. Auch die übrigen zwölf Bände der SPQR-Reihe sind als Taschenbücher bei Goldmann erschienen. Ein längeres Interview mit Roberts finden Sie unter www.faz.net/roberts.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Amerikaner Roberts, 61, schickt jedoch keinen antiken Marlowe auf die Via Appia oder in die Subura, sondern einen plebejischen Adligen, Decius Caecilius Metellus - den es, im Gegensatz zur mächtigen Familie der Caecilii Metelli, nie gegeben hat. Er lässt ihn im Rom der späten Republik Mordfälle aufklären: einen Mann mit einer exzentrischen Begabung und einen Mann seiner Zeit, der die standesübliche Ämterlaufbahn absolviert und mit all den großen Geschichtsbuchgestalten wie Caesar, Pompeius, Clodius, Cicero, Sallust oder Cato bekannt ist.
Roberts ist zwar nicht der Erste, der einen Kriminalroman ins alte Rom verlegt hat, aber er ist der Beste. Besser als die Britin Lindsey Davis, deren Detektiv Marcus Didius Falco zur Zeit Vespasians ermittelt, besser als der Amerikaner Steven Saylor, der einen Detektiv namens Gordianus im republikanischen Rom schnüffeln lässt - weil Roberts nicht einfach ein Genreschema auf eine ferne Zeit anwendet. Vermutlich hat es ihm genützt, dass er, nach abgebrochenem College und Militärdienst bei den Green Berets, anfing, Science-Fiction-Romane zu schreiben, bis ihn eines Tages seine Agentin anrief und fragte: "Hast du nicht mal etwas ganz anderes?" Roberts kramte in seinen Unterlagen und fand einen Entwurf über einen Mord im alten Rom. Er überarbeitete und erweiterte ihn, schickte ihn ab - und der Verlag wollte gleich eine Serie.
Tod in der Toga
13 Romane sind seit 1990 erschienen, unter dem Kürzel SPQR, das noch heute auf jedem Gullideckel in Rom zu lesen ist, die Abkürzung für Senatus populusque Romanus, und die Antikenkrimis wurden in 13 Sprachen übersetzt. Alte Geschichte, sagt Roberts im Gespräch, habe ihn seit seiner Kindheit fasziniert, auch wenn er nie Latein gelernt habe. Er hat Hollywoods Sandalenfilme der fünfziger Jahre geliebt, außerdem war seine Mutter Lateinlehrerin - "vermutlich habe ich da durch Osmose einiges aufgenommen". Für die Serie hat er sich auf der Zeitachse einfach rückwärts bewegt, und wer ein bisschen über alte Geschichte Bescheid weiß, der weiß auch, dass die riesigen Lücken, welche die verschiedenen Überreste und Quellen lassen, von Historikern so viel Phantasie verlangen wie eine Reise in die Zukunft.
Er habe sich immer bemüht, sagt Roberts, "aus Decius keinen Mann von heute in Toga und Tunika zu machen" und "keine konventionellen Kriminalfälle vor antiken Kulissen" zu erzählen. Die Plots gehen meist aus den politischen Verwicklungen der Zeit hervor, und es gibt keinen Roman, in dem Decius nicht bald auf politische Durchstechereien und Intrigen hinter einem Mord stößt. Er gerät zwischen die Fronten, muss um sein Leben fürchten, und er streitet sich mit seiner Familie, die seinen Starrsinn unstandesgemäß findet.
Roberts hat seinen Helden passgenau eingefügt in dessen Welt. Er ist einem Gelage und guten Weinen nicht abgeneigt, aber er ist auch ein Mann mit politischen Prinzipien. Decius wirkt wie ein straßentauglicher Bruder Ciceros. Ihm fehlt die intellektuelle Ambition, er war auch kein großer Soldat, aber er ist einer, der keiner Schlägerei aus dem Weg geht, der die Politik eines Caesar, Pompeius oder Crassus misstrauisch beobachtet, weil er an der Republik hängt. Der Purismus eines Cato ist ihm jedoch fremd, weil er sieht, dass das traditionelle politische System des Stadtstaates von der Verwaltung eines Weltreichs überfordert ist, er es aber noch immer für besser hält als jede Form von Alleinherrschaft.
Mit dieser Haltung wird er zum Überlebenskünstler. Alle Romane sind aus der Perspektive des greisen Decius erzählt, der angewidert ist von den Verhältnissen unterm Prinzipat des Augustus und der sich nicht ohne Nostalgie an die wilden Jahre der untergehenden Republik erinnert. Roberts hat diesen zeitlichen Abstand genau kalkuliert, weil ihm das gewisse Freiheiten verschafft. Decius kann das Funktionieren der römischen Republik ohne lehrerhafte Pedanterie beschreiben, weil sein (fiktives) augusteisches Publikum davon nichts mehr weiß. So erfährt man, eher beiläufig, eine Menge über Volksversammlungen und Volkstribunen, über die Spielräume und Praktiken der Machtpolitiker oder über die Rolle der Bandenkriege zwischen Clodius, der von Caesar gestützt wird, und Titus Annius Milo, der eher mit den Positionen Pompeius' sympathisiert und dennoch Decius' bester Freund ist. Die scharfen Kontraste zwischen Luxus und Armut werden sichtbar, zwischen lukullischen Zierfischteichen, dekadenten Gelagen und dem Leben in den "insulae" genannten Mietskasernen, zwischen dem ausgefeilten Rechtssystem und der rohen Gewalt politischer Konflikte.
Leben in der Insula
Roberts' Serie ist chronologisch aufgebaut. Den ersten Fall muss Decius im Jahr 70 als junger Mann von Anfang zwanzig aufklären, der bislang letzte, "Die Feinde des Imperators", spielt im Jahr 46, zur Zeit der julianischen Kalenderreform, deren Durchführung Decius zu überwachen hat, weil er mit Caesars Nichte Julia verheiratet ist (die auch reine Fiktion ist). Decius wird im Laufe der Serie Ädil und Prätor, nur zum Konsul reicht es nicht; er wird in die Hintergründe der catilinarischen Verschwörung hineingezogen, er muss, als sein Todfeind Clodius Volkstribun wird, ins Exil und kommt bis nach Ägypten oder Zypern.
Natürlich kann er in einer Welt, die weder Polizei noch andere Institutionen der bürgerlichen Gesellschaft kennt, nicht wie ein moderner Privatdetektiv arbeiten. Es sei, sagt Roberts, nie ein Problem gewesen, einen schillernden politischen Hintergrund für einen Mordfall zu finden; Decius' Ermittlungsverfahren plausibel zu machen sei ungleich komplizierter gewesen: "Seine deduktive Methode ist dem römischen Denken völlig fremd. Seine Zeitgenossen wissen nicht mal, wie sie das nennen sollen, was er tut." Weshalb es auch schon mal zu Dialogen wie diesem kommt: ",Bist du ein Held oder nur eine Art Irrer?'", wird Decius gefragt. Und er erwidert: ",Eine Frau hat mich einmal eine männliche Harpyie genannt. Ich spüre Übeltätern nach, bis ich sie zur Strecke gebracht und ihrem verdienten Schicksal zugeführt habe.' - ,Das klärt die Sache. Du bist ein Irrer.'"
Mag Decius seinen Zeitgenossen auch irre erscheinen, die Bücher phantasieren sich ihr Rom nicht einfach herbei. Roberts hat den Mut, sich Dinge auszumalen, über die man nichts weiß; meist sind seine Konjekturen überzeugend und kommen ohne jene unfreiwillige Komik der Sandalenfilme aus. Insofern wundert es auch nicht, wenn Roberts die amerikanische Fernsehserie "Rom" lobt, weil sie die Stadt "als chaotisches, baufälliges, verkommenes italisches Dorf zeigt, das irgendwie zu einer Metropole geworden ist". Und damit die Konstruktion stimmig bleibt, hat Roberts Helfer erfunden. Als eine Art Sidekick fungiert Hermes, der erst Decius' Sklave ist und später als Freigelassener zu seiner Klientel gehört. Er kann sich in Bordellen und an anderen nachtschattigen Orten herumtreiben, die einem Beamten verwehrt sind. Ebenso wichtig für die Lösung der Fälle ist der griechische Arzt Asklepiodes, der den Part des forensischen Experten im modernen Kriminalroman übernimmt.
Natürlich gibt es, trotz aller Recherche, auch den einen oder anderen sachlichen Fehler, und leider haben die deutschen Ausgaben diese Fehler noch vermehrt. Um sie zu bemerken, braucht man nicht mal ein großes Latinum. Auch die Glossare zu jedem Band sind oft ungenau, und das ist umso ärgerlicher, weil die Leser, die man für diese Art Kriminalroman gewinnen kann, so etwas besonders nervt. Wie schlampig zum Teil mit den Büchern umgegangen wird, sieht man auch daran, dass Roberts seine Geschichten immer nach der varronischen Zeitrechnung datiert, also vom Jahr der Gründung Roms an, der Klappentexter jedoch oft nicht in der Lage war, das korrekte Jahr vor Christus anzugeben.
Weil Roberts weder Hochglanzprosa schreibt noch in antikisierende Posen verfällt, haben die anfänglichen Schwächen der Übersetzung seinem schnörkellosen, robusten Stil nicht viel anhaben können. Mit einer angenehmen, sehr angelsächsischen Nüchternheit entwickelt er die komplizierten Plots. Das passt auch zu Decius, der lieber handelt als Wachstäfelchen beschriftet und der insofern ein sehr "amerikanischer" Römer ist, als sich bei ihm Pragmatismus, Patriotismus und ein für antike Maßstäbe grenzwertiger Individualismus zu einem Typus verbinden, den man allerdings lieber für "römisch" halten möchte als die statuenhaft-idealischen Helden des deutschen Klassizismus.
Und es ist auch klar, wenn man mit Roberts spricht, dass er nicht über die Antike um ihrer selbst willen schreibt. Er habe in den Römern der späten Republik immer "ein verzerrtes Spiegelbild unserer selbst gesehen" - und zugleich "können sie einem vorkommen wie Bewohner eines anderen Planeten". Es gehört zu den Stärken seiner Bücher, dass sie immer wieder zwischen diesen beiden Perspektiven oszillieren. Kaum kommt einem Decius in seiner Abgeklärtheit fast wie ein Zeitgenosse vor, handelt er so "römisch", dass alle Parallelen auf der Stelle verwischen - und genau diese Dialektik von Fremdheit und Vertrautheit ist ja der Sinn jeder historischen Rekonstruktion. Deshalb ist es auch eine gute Nachricht, dass Roberts bereits am nächsten Roman arbeitet, der zehn Minuten nach Caesars Ermordung einsetzen wird.
PETER KÖRTE
John Maddox Roberts: "Die Feinde des Imperators. Ein Krimi aus dem alten Rom". Übersetzt von Bärbel und Velten Arnold. Goldmann, 352 Seiten, 7,95 Euro. Auch die übrigen zwölf Bände der SPQR-Reihe sind als Taschenbücher bei Goldmann erschienen. Ein längeres Interview mit Roberts finden Sie unter www.faz.net/roberts.
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