Ein radikal neuer Freiheitsbegriff von einer leidenschaftlichen Stimme der Gegenwartsphilosophie
Selten wurde Freiheit so intensiv diskutiert wie in der Pandemie: die Freiheit zu reisen, sich uneingeschränkt zu bewegen, Menschen dort zu treffen, wo man möchte. Doch wie zukunftsfähig ist ein derart räumlich abgesteckter Freiheitsbegriff, da wir Zeiten entgegensehen, in denen die Orte schwinden, an denen es sich leben lässt und Klimakrise oder Kriege ganze Landstriche unbewohnbar machen? Die Philosophin Eva von Redecker denkt Freiheit darum ganz neu: als die Freiheit, an einem Ort zu leben, an dem wir bleiben könnten. Bleibefreiheit entfaltet sich zeitlich. Als auch künftig lebbare Freiheit rückt sie nicht nur die Erhaltung unserer Lebensgrundlagen in den Blick, sie verringert auch den Abstand zwischen dem Freisein Einzelner und ihrer Gemeinschaft. Bleibefreiheit lässt sich nur gemeinsam herstellen. Und sie wächst, wenn wir sie teilen.
Selten wurde Freiheit so intensiv diskutiert wie in der Pandemie: die Freiheit zu reisen, sich uneingeschränkt zu bewegen, Menschen dort zu treffen, wo man möchte. Doch wie zukunftsfähig ist ein derart räumlich abgesteckter Freiheitsbegriff, da wir Zeiten entgegensehen, in denen die Orte schwinden, an denen es sich leben lässt und Klimakrise oder Kriege ganze Landstriche unbewohnbar machen? Die Philosophin Eva von Redecker denkt Freiheit darum ganz neu: als die Freiheit, an einem Ort zu leben, an dem wir bleiben könnten. Bleibefreiheit entfaltet sich zeitlich. Als auch künftig lebbare Freiheit rückt sie nicht nur die Erhaltung unserer Lebensgrundlagen in den Blick, sie verringert auch den Abstand zwischen dem Freisein Einzelner und ihrer Gemeinschaft. Bleibefreiheit lässt sich nur gemeinsam herstellen. Und sie wächst, wenn wir sie teilen.
Mit "Bleibefreiheit" ist von Redecker ein Wurf gelungen, der eine Reihe theoretischer und praktischer philosophischer Fragen im Brennpunkt einer fundierten aktuellen Zeitkritik zusammenführt Reinhard Margreiter Philosophischer Literaturanzeiger 20240109
Die hier rezensierende Philosophin Olivia Mitscherlich-Schönherr schätzt ihre Kollegin Eva von Redecker und versteht sehr gut deren Aufbegehren gegen eine ideologische Verengung der Freiheit, wie sie etwa die AfD während der Pandemie oder die FDP auf den Autobahnen befeuert. Auch dass sie der Linken wieder zu einem emanzipatorischen Freiheitsbegriff verhelfen möchte, findet Mitscherlich-Schönherr richtig. Dennoch ist sie nicht überzeugt von Redeckers Dichotomie, die das traditionelle europäische Freiheitsdenken als räumlich charakterisiert, während es ein zeitliches bräuchte. Historisch, aber auch kategorisch findet Mitscherlich-Schönherr diese Gegenüberstellung zweifelhaft, "Die Freiheit, auch künftig auf Erden zu bleiben", die Redecker in einem eher konservativ-bewahrenden Duktus postuliert, können auch zerstörerische Lebensformen für sich in Anspruch nehmen, gibt die Rezensentin zu bedenken und bringt dagegen "die Freiheit erfüllter Gegenwart" ins Spiel.
© Perlentaucher Medien GmbH
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