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Das Vernichtungslager Chelmno - eine umfassende Studie zu dem Ort der ersten Massenvergasungen.Von dem kleinen polnischen Dorf Chelmno, ca. 70 km nordwestlich von Lódz gelegen, hätte die Welt ohne die nationalsozialistische Besatzung sicher keine Kenntnis genommen. Als Standort der ersten Vergasungsanlagen wurde es im Gedächtnis der Menschheit jedoch zum Synonym für Unmenschlichkeit. Der Plan der Nationalsozialisten zur sogenannten »Endlösung« wurde hier unter Einsatz von Gaswagen erstmals massenwirksam in die Praxis umgesetzt: Selbst Minimalschätzungen gehen von mindestens 145.000 in Chelmno…mehr

Produktbeschreibung
Das Vernichtungslager Chelmno - eine umfassende Studie zu dem Ort der ersten Massenvergasungen.Von dem kleinen polnischen Dorf Chelmno, ca. 70 km nordwestlich von Lódz gelegen, hätte die Welt ohne die nationalsozialistische Besatzung sicher keine Kenntnis genommen. Als Standort der ersten Vergasungsanlagen wurde es im Gedächtnis der Menschheit jedoch zum Synonym für Unmenschlichkeit. Der Plan der Nationalsozialisten zur sogenannten »Endlösung« wurde hier unter Einsatz von Gaswagen erstmals massenwirksam in die Praxis umgesetzt: Selbst Minimalschätzungen gehen von mindestens 145.000 in Chelmno ermordeten jüdischen Menschen aus.Die vergleichsweise schwierige Quellenlage bedingt die geringe Zahl der Studien, die es bislang über Chelmno gab. Hier vermag Shmuel Krakowski unter Einbeziehung auch der polnischen Quellen eine Lücke zu schließen.
Autorenporträt
Shmuel Krakowski, geb. 1926 in Warschau, war Mitglied der Jugend-Untergrundorganisation im Getto Lodz und überlebte das Vernichtungslager Auschwitz. Nach dem Studium der Militärgeschichte in Polen arbeitete er als Chefarchivar am Jüdischen Historischen Institut in Warschau. Promotion an der Hebräischen Universität in Jerusalem, bis zu seiner Pensionierung Direktor des Yad Vashem Archivs.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.06.2008

Synonym für Unmenschlichkeit
Das erste nationalsozialistische Vernichtungslager auf polnischem Gebiet: Chelmno/Kulmhof

Das Dorf Chelmno liegt im Kreis Kolo, etwa 70 Kilometer nordwestlich von Lodz (Polen). Nach dem Einmarsch deutscher Truppen im September 1939 wurde es in Kulmhof umbenannt. Dort begannen die Nationalsozialisten, ihr Programm der Germanisierung durch Deportation und Vernichtung der "Fremdvölkischen" in die Praxis umzusetzen. Zunächst wurden polnische Juden aus dem Reichsgau "Wartheland" von SS- und Polizeikommandos exekutiert, dann, von Dezember 1941 an, in Lastkraftwagen vergast.

Das Reichssicherheitshauptamt in Berlin lieferte die Gaswagen, die einen Laderaum mit doppelten Hintertüren besaßen, ähnlich wie Möbeltransporter. Der Innenraum war mit Blech verkleidet und farblich den Uniformen des deutschen Militärs angeglichen. Auf den ersten Blick wirkten die Fahrzeuge wie gewöhnliche Lastwagen. An ihrer Unterseite befand sich eine Öffnung, die mit einem Schlauch zum Auspuff des Motors verbunden wurde.

Das Lagerpersonal trieb die Opfer mit Schlägen in die Lastwagen, nachdem man ihnen zuvor Kleider und Wertsachen abgenommen hatte. Die Fahrer der Gaswagen, ausnahmslos Angehörige des Sicherheitsdienstes der SS, beobachteten den durch Kohlenmonoxid ausgelösten Todeskampf der Opfer von ihrer Kabine aus und beseitigten dann deren sterbliche Überreste in Massengräbern. Von 1942 an wurden die Leichen in Feldkrematorien verbrannt, um Spuren der Verbrechen zu verwischen. Diesem menschenverachtenden Verfahren fielen insgesamt mindestens 145 000 Juden zum Opfer, außerdem etwa 5000 Sinti und Roma.

Kulmhof wurde zum ersten Vernichtungslager und "Synonym der Unmenschlichkeit", urteilt der in Warschau geborene und heute in Israel lebende Historiker Shmuel Krakowski in seinem jüngst erschienenen Buch, das nach den Studien von Michael Alberti ("Die Verfolgung und Vernichtung der Juden im Reichsgau Wartheland 1939-1945") eine weitere Lücke in der Holocaustforschung schließt. Gegenüber älteren Untersuchungen zeichnet sich Krakowskis Lagermonographie durch größere Dichte und Breite ihrer Quellenbasis aus.

Dokumente der deutschen Besatzungsmacht, jüdische Zeugnisse sowie Gerichtsprotokolle polnischer und deutscher Provenienz vermitteln ein deutlich schärferes Bild als je zuvor. Lesenswert ist nicht zuletzt auch das Nachwort, in dem Krakowski auf das Verhältnis der christlichen Mehrheitsgesellschaft zu den überlebenden Juden in Polen hinweist: "Zwar gab es seitens der polnischen Bevölkerung auch Sympathiekundgebungen gegenüber jenen Juden, die die Hölle überlebt hatten, sowie Verständnis für ihr Leiden und ihre Lage. Viel häufiger, offenkundiger und deutlicher jedoch waren Demonstrationen der Feindseligkeit. Das Nachkriegspolen war in seinen innenpolitischen Auseinandersetzungen stark von antisemitischer Demagogie geprägt." Die Wogen des Antisemitismus im kommunistisch regierten Polen lösten eine "jüdische Massenemigration" aus. Nach dem "antisemitischen Regierungsfeldzug" der Jahre 1967/68 sei zum Beispiel in der Stadt Lodz nur noch eine kleine jüdische Minderheit zurückgeblieben.

HANS-JÜRGEN DÖSCHER

Shmuel Krakowski: Das Todeslager Chelmno/Kulmhof. Der Beginn der "Endlösung". Aus dem Hebräischen von Rachel Grunberg Elbaz. Wallstein Verlag, Göttingen 2007. 236 S., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Shmuel Krakowskis Monografie über Chelmno/Kulmhof, das erste Vernichtungslager der Nazis auf polnischem Gebiet, hat Rezensent Hans-Jürgen Döscher überzeugt. Die Untersuchung schließt seines Erachtens eine "weitere Lücke" in der Holocaustforschung. Gegenüber älteren Arbeiten hebt er hier die "größere Dichte und Breite" der Quellenbasis hervor. Neben Dokumenten der deutschen Besatzungsmacht greife der Autor auf jüdische Zeugnisse sowie Gerichtsprotokolle polnischer und deutscher Provenienz zurück. So entsteht in seinen Aufgen ein wesentlich "schärferes Bild" dieses Lagers. Lobend äußert er sich auch über Krakowskis Nachwort, das auf die Situation der überlebenden Juden in Polen nach dem Krieg hinweist.

© Perlentaucher Medien GmbH