Germana Fabiano
Gebundenes Buch
Mattanza
PAYBACK Punkte
0 °P sammeln!
Seit jeher bestimmen das Meer, der Wind und vor allem der Thunfisch das Leben auf der kleinen süditalienischen Insel Katria. Angeführt vom Raìs, gibt die Mattanza, der Höhepunkt des traditionellen Thunfischfangs, den Rhythmus der Insulaner vor. Doch nachdem der Enkel und letzte legitime Erbe des Raìs gegen alle Erwartungen als Mädchen geboren wird, muss Nora beweisen, dass sie auch als Frau die Traditionen ihrer Gemeinde wahren und ihrem Großvater nachfolgen kann.Während sich die Welt um Katria immer schneller dreht, erreichen die ersten Wellen des Tourismus die Insel und schließlich ...
Seit jeher bestimmen das Meer, der Wind und vor allem der Thunfisch das Leben auf der kleinen süditalienischen Insel Katria. Angeführt vom Raìs, gibt die Mattanza, der Höhepunkt des traditionellen Thunfischfangs, den Rhythmus der Insulaner vor. Doch nachdem der Enkel und letzte legitime Erbe des Raìs gegen alle Erwartungen als Mädchen geboren wird, muss Nora beweisen, dass sie auch als Frau die Traditionen ihrer Gemeinde wahren und ihrem Großvater nachfolgen kann.Während sich die Welt um Katria immer schneller dreht, erreichen die ersten Wellen des Tourismus die Insel und schließlich auch der Strom an Menschen, für die dieses Stück Land das erste Stückchen Europa bedeutet. Der Wandel scheint unaufhaltsam und stellt Nora vor die Frage, wie weit sie zu gehen bereit ist, um ihre Traditionen zu schützen.
Germana Fabiano, geboren 1971 in Palermo, lebt heute auf Sizilien und in Tübingen, wo sie ihre Arbeit als Autorin mit einer Dozentur für Menschenrechte an der Universität verbindet. 2009 veröffentlichte sie ihren Debütroman »Balarm« und wurde für eine ihrer Kurzgeschichten mit dem Colonna d¿Eroma ausgezeichnet. Nach weiteren Publikationen ist »Mattanza« ihr erstes Buch, das auf Deutsch erscheint.
Produktdetails
- Verlag: mareverlag
- Originaltitel: L'ultimo raìs
- Seitenzahl: 183
- Erscheinungstermin: 8. August 2023
- Deutsch
- Abmessung: 208mm x 130mm x 21mm
- Gewicht: 298g
- ISBN-13: 9783866486706
- ISBN-10: 3866486707
- Artikelnr.: 67772378
Herstellerkennzeichnung
mareverlag GmbH
Pickhuben 2
20457 Hamburg
mare@marbuch.de
Entgegen allen Hoffnungen gebärt die Tochter des Anführers des traditionellen Thunfischfangs nicht den ersehnten Enkelsohn, eine dritte Tochter ist es geworden. Die Inselbewohner Katrias sind erstaunt, als der Raìs das Mädchen trotzdem zu seiner Nachfolgerin erwählt, zu …
Mehr
Entgegen allen Hoffnungen gebärt die Tochter des Anführers des traditionellen Thunfischfangs nicht den ersehnten Enkelsohn, eine dritte Tochter ist es geworden. Die Inselbewohner Katrias sind erstaunt, als der Raìs das Mädchen trotzdem zu seiner Nachfolgerin erwählt, zu sich nimmt und ausbildet. Nora weiß noch nicht, was für ein schweres Erbe auf sie wartet, abhängig von den Besitzern der Tonnara, beeinflusst durch den Lauf der Welt.
„Eleonora war eine Mogelpackung; sie war das Kind, das sich an die Stelle eines anderen geschoben und das niemand gerufen hatte. In jener Februarnacht, in der sie geboren wurde, hatten die Tonnaroti erkannt, dass selbst Gott nicht unfehlbar war, an Eleonora klebte der Fluch der Insel, und niemand konnte etwas dagegen tun.“ (Seite 10)
Alles begann im Jahr 1960, als der ersehnte Enkelsohn ausblieb und das abergläubische Inselvolk schlimme Auswirkungen befürchtete. Über fünfzig Jahre lang durfte ich ihnen über die Schulter schauen, nahm Anteil, hab getrauert, die Daumen gehalten, fühlte ihre Freude genauso wie ihren Schmerz. Die Bewohner der Insel mit ihren Ängsten und Sorgen, ihren Marotten und dem unerschütterlichen Glauben, dass alles gut wird, egal, was kommt, schlichen sich in mein Herz, nahmen dort Platz, machten sich breit und hielten es gefangen bis zuletzt. Das Beharren an einer Tradition, die sich im Laufe der Jahrzehnte auf Katria nicht verändert, aber irgendwann aus verschiedenen Gründen überholt hat, konnte ich verstehen, auch wenn der Thunfischfang auf eine blutige, um nicht zu sagen barbarische Art erfolgte. Die Beschreibungen faszinierten und stießen mich gleichermaßen ab.
„Die Tonnara mit ihren vier Phasen hatte gerade begonnen: Cruciatu, das Spannen und Fixieren der Verankerungsseile, Calatu, das Ausbringen der Netze, Mattanza, das Töten, und Salpatu, das Einholen und Einlagern der Reusenanlage, wonach alles bis zum nächsten Jahr aus dem Kopf verbannt war.“ (Seite 55)
Die Geschichte konnte leise und melancholisch, aber auch stürmisch und ungezügelt sein, genauso wie das Meer, das die Insel umgab. Zu Beginn irritierten mich die vielen italienischen Begriffe, die zum Glück später immer wieder übersetzt worden sind. Die Sprache war schön, manchmal fast poetisch, ich fühlte mich wohl und wäre gerne geblieben, auch wenn der Zauber verging und die Tradition mit ihm. Ich fühle Sehnsucht nach Katria, würde gerne aufs Meer hinaus, zu den Wellen und zu dem Wind, bleibe dankbar dafür, dass ich dabei gewesen bin.
Weniger
Antworten 10 von 10 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 10 von 10 finden diese Rezension hilfreich
Von Thunfischen und Menschen - Atmosphärisch dicht erzählt
In "Mattanza" begleitet man eine italienische Fischerinsel mitsamt Bewohnern, wie sie beide dem Wandel der Zeit ausgesetzt sind und den aufkommenden Veränderungen versuchen mehr oder weniger erfolgreich zu …
Mehr
Von Thunfischen und Menschen - Atmosphärisch dicht erzählt
In "Mattanza" begleitet man eine italienische Fischerinsel mitsamt Bewohnern, wie sie beide dem Wandel der Zeit ausgesetzt sind und den aufkommenden Veränderungen versuchen mehr oder weniger erfolgreich zu trotzen.
Auf Katria wird seit jeher der traditionelle Thunfischfang, der Tonnarra, betrieben, und zwar traditionell angeführt vom männlichen Erbe des Rais. Doch der bleibt diesmal aus, anstatt dem langersehnten männlichen Nachfolger wird Nora geboren. Nora wird gegen den Traditionen zur Erbin des Rais und somit im traditionellen Thunfischfang ausgebildet. Mit den Jahren wächst sie als Erbin des Rais in ihre Rolle und Aufgaben hinein und schafft es, die Zweifler zu überzeugen. Das Leben auf Katria könnte seinen ruhigen und gewohnten Bahnen verlaufen, wären da nicht die Veränderungen, die auch vor Katria nicht haltmachen. So landen bald nicht nur Thunfische an der Küste der italienischen Insel an, sondern anfangs Touristen und dann später Flüchtlinge.
Ein ständiger Kampf mit und gegen die Traditionen durchzieht den Roman.
Die Autorin schafft es hierbei fesselnd und stimmungsvoll ein umfassendes Porträt der Inselbewohner, von der Protagonistin Nora und vor allem vom Meer und vom Thunfischfang zu zeichnen. Unter ihrer Feder erwacht die Insel zum Leben und man wird beim Lesen Teil dieser. Gleiches gilt auch für die Fischergemeinschaft.
Anfangs hätte ich nicht gedacht, dass ein Roman über den Fischfang mich so in seinen Bann ziehen könnte, "Mattanza" hat dies aber dank seines ausdrucksstarken Schreibstils, der gut Stimmungen und Gefühle einfangen kann, geschafft.
Dank verschiedener Erzählperspektiven und der Aufteilung der Kapitel nach Jahreszahlen, beginnend im Jahr 1960 bis 2012, wird man direkt Zeuge des Wandels, der auf Katria einzieht und kann die verschiedenen Sichtweisen der Charaktere verstehen. Gerne hätte ich mir deswegen noch mehr Einblick in das traditionelle Leben auf Katria und wie es sich über die Jahre hinweg verändert, gewünscht. Teilweise war es mir nämlich zu episodenhaft erzählt, sodass leider etwas an Tiefe verloren gegangen ist. Insgesamt wurde zwar ein tolles umgreifendes Gesamtpanorama der Insel, seiner Bewohner und des Fischfangs erzeugt, aber verblieb manchmal nur an der Oberfläche. Im Gegensatz zum Meer, hat die Geschichte dadurch nicht ihre ganze erzählerische Kraft entfalten können, was schade ist, denn der bildhafte Schreibstil und die vielschichtige Handlung weiß zu begeistern. Ein paar mehr Seiten hätten dem Roman sicherlich gutgetan.
Trotz kleiner Schwächen, wusste "Mattanza" mich zu fesseln und ich bin die Welt der Fischergemeinschaft von Katria eingetaucht.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Nora, der letzte Raìs - Dieses Buch ist ein kleines Juwel!
"Dies erzählt meine Geschichte. Sie erzählt, dass ich einen Fluch mitbrachte, der trotz aller Anstrengungen schließlich über die Insel gekommen ist. Denn Legenden lassen sich nicht durch Tricksereien und …
Mehr
Nora, der letzte Raìs - Dieses Buch ist ein kleines Juwel!
"Dies erzählt meine Geschichte. Sie erzählt, dass ich einen Fluch mitbrachte, der trotz aller Anstrengungen schließlich über die Insel gekommen ist. Denn Legenden lassen sich nicht durch Tricksereien und Kniffe beeinflussen. Sie erzählt, dass ich in einer Winternacht anstelle eines anderen kam und dass man das Schicksal erzwingen wollte, indem man mir eine Aufgabe übertrug, die nicht meine sein durfte."
Nora, der letzte Raìs von Katria
Diese Geschichte von Germana Fabiano beruht sowohl auf Fakten und ist zugleich fiktiv. Die Mattanza (wörtl.: Abschlachten der Thunfische), mit allem was dazugehört, gehört dabei auf die Seite der Fakten: Diese wurde über Jahrhunderte auf den Inseln vor der sizilianischen Küste zelebriert, hauptsächlich in der Region um Trapani, wo auch die vermutlich fiktive Insel Katria verortet ist (es könnte sich dabei um die tatsächlich bestehende Insel Favignana handeln, eine der Ägadischen Inseln vor der Westküste Siziliens). Die Geschichte von Nora ist fiktiv, doch durch sie lernt man das Leben der Fischer und Dorfbewohner etwas kennen. Die Geschichte Nora's hat mich wirklich berührt: ein Mädchen im Kindesalter aus ihrer Familie zu nehmen und sie unter die Obhut des Großvaters zu geben, um in der Zukunft über Wohl oder Leid der Inselbewohner zu entscheiden - was für eine große Last und Verantwortung! Misstrauisch beäugt und von den Dorfbewohnern als "Fehler Gottes" betrachtet, die ihr Schicksal in ihren kleinen Händen sehen, sowie distanziert von ihren Eltern und Schwestern erlebt Nora eine einsame Kindheit und Jugend, die sie maßgeblich prägen. Die Autorin hat mit Nora eine Figur geschaffen, mit der man einfach mitfühlen muss. Dennoch bleibt sie flüchtig wie ein Geist: geheimnisvoll und irgendwie nicht ganz zu greifen. Ihre wahren Gefühle blieben mir als Leser weitestgehend verschlossen, was der Faszination aber in keinster Weise abträglich war. Übrigens finde ich das Coverfoto hier sehr stimmig zur Beschreibung von Nora: still und nachdenklich, aber auch kraftvoll, willensstark und geheimnisumwittert.
Was mich wirklich begeistert, ist der Schreibstil der Autorin! Ruhig, bildstark und sehr filigran passt diese wunderbar in die Zeit der 60-er Jahre, in der die Geschichte beginnt. Doch es ist auch eine sehr poetische Sprache und beschreibt Personen und Geschehnisse zwar etwas distanziert-verträumt, aber trotzdem stets mit wenigen Sätzen punktgenau. Einfache, aber wahre Lebensweisheiten sind wunderbar eingewoben und ließen mich immer wieder innehalten. Häufige Perspektivwechsel und ein paar mysteriöse Todesfälle verleihen der Geschichte eine weitere interessante Facette. Auch die starke Liebe zum Meer, der Respekt vor der Natur, den Elementen und der unzähmbaren Gewalt des Ozeans spürt man auf jeder Seite. Man schmeckt fast schon das Salzwasser auf den Lippen und hört die Möwen über sich kreischen...
Ein Namensverzeichnis sowie ein Glossar für die Fischerei-Begriffe und italienischen Bezeichnungen wäre hilfreich gewesen, aber mit der Zeit fiel es leichter, die Dorfbewohner namentlich auseinanderzuhalten. Auch hätte ich mir ein Nachwort der Autorin zu diesem Buch gewünscht, um mehr über ihre Motivation und Hintergründe für das Schreiben dieser Geschichte von ihr zu erfahren.
Diese Geschichte umspannt auf nicht einmal 200 Seiten über fünf Jahrzehnte und endet im Jahr 2012. Ganz klar, dass bei diesem Umfang vieles nur an der Oberfläche kratzt. Dennoch ist die Entwicklung sowohl der Insel als auch der Bewohner von den frühen 60er Jahren bis ins Jahr 2012 sehr gut dargestellt. Bereits in den 90er Jahren ist das Mittelmeer tlw. überfischt und es kommen kaum mehr Thunfischschwärme in Katria an. Stattdessen Flüchtlinge auf maroden Booten, sowohl tot als auch lebendig, die das Leben Katrias für immer verändern. Ihre Insel wird zum Auffanglager, Touristen bleiben fern und Thunfische sowieso ... die Lebensgrundlage der Inselbewohner ist zerstört, doch niemand in der Welt draußen interessiert sich wirklich für ihre Sicht, für ihr Schicksal und wie es für sie weitergehen soll. All das erinnert - sicher nicht ungewollt - auch an Lampedusa.
Fazit:
Für mich ein echtes Lese-Highlight, sowohl inhaltlich wie auch besonders wegen der wunderbaren Sprache. Ein sehr lesenswertes Buch mit vielen Facetten, welches noch lange nachklingt. Daher eine absolute Leseempfehlung!
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Das Thema ist absolut innovativ. Einen Roman über den Thunfischfang auf einer fiktiven Insel in Italien habe ich bis dato nicht in die Hände bekommen. Daher hat mich das Thema sehr interessiert, wie sich zum ersten Mal eine Frau in einer Reihe von Männern in einem …
Mehr
Das Thema ist absolut innovativ. Einen Roman über den Thunfischfang auf einer fiktiven Insel in Italien habe ich bis dato nicht in die Hände bekommen. Daher hat mich das Thema sehr interessiert, wie sich zum ersten Mal eine Frau in einer Reihe von Männern in einem männerdominierenden Beruf als Oberhaupt schlagen können wird.
Allerdings entwickelte sich der Roman recht schnell in eine politische Richtung. Es ging nicht um Nora und ihren Durchsetzungswillen, sondern vielmehr um die Ethik des Fischfangs, boomenden Tourismus und schließlich die Flüchtlingskrise. Eine Wendung, die ich nicht kommen haben sehe und daher etwas enttäuscht zurückbleibe.
Wer sich allerdings für einen solchen Roman interessiert, dem kann ich das Buch empfehlen. Stilistisch ist er allerdings sehr distanziert geschrieben. Darauf muss man sich einlassen können. Zudem gibt es extrem viele Charaktere, die ich mir nicht alle merken konnte. Eine Charakterliste im Anhang wäre hier hilfreich gewesen.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Mattanza ist ein besonderes Buch, bei dem man nicht auf den ersten Blick erfassen kann, um was es der Autorin geht. Die Geschichte wird über einen großen Zeitabschnitt erzählt und umfasst die Jahre 1960-2012. Vordergründig geht es um die Bewohner der Insel Katria, die sich dem …
Mehr
Mattanza ist ein besonderes Buch, bei dem man nicht auf den ersten Blick erfassen kann, um was es der Autorin geht. Die Geschichte wird über einen großen Zeitabschnitt erzählt und umfasst die Jahre 1960-2012. Vordergründig geht es um die Bewohner der Insel Katria, die sich dem traditionellen Thunfischfang verschrieben haben. Damit verbunden sind viele Traditionen und Aberglaube, was nicht so leicht mit dem Wandel der Zeit zu vereinbaren ist. So fehlt zu Beginn der männliche Nachfolger für den Raìs, der die ganze Thunfischsaison der Chef ist. Nora übernimmt jedoch den Job und macht sich gar nicht schlecht. Zwar geht es viel um die Arbeit der Thunfischfänger, welche meiner Meinung nach sehr grausam war, jedoch beleuchtet das Buch auch ganz andere Themen. So geht es zwischen den Zeilen um die Flüchtlingskrise, um den Tourismus, um die Umweltverschmutzung im Meer und auch um den industriellen Fischfang. Die Bewohner der Insel werden von Jahr zu Jahr immer mehr gebeutelt. Wie schaffen sie es, so lange durchzuhalten? Der Schreibstil der Autorin ist leicht zu verstehen, so dass man das Buch recht zügig durchlesen kann. Ich war jedoch über die doch sehr tiefgehenden Themen überrascht. Eine klare Leseempfehlung von mir!
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Geheimnisvoll, verträumt, sehnsüchtig, so lädt uns die junge hübsche Frau auf dem Cover ein, in Nora Lombardos Geschichte und die der Insel Katria einzutauchen. Sie spiegelt für mich viele der Gefühle Noras wider.
Als Fehler Gottes - es wurde sehnsüchtig ein Junge …
Mehr
Geheimnisvoll, verträumt, sehnsüchtig, so lädt uns die junge hübsche Frau auf dem Cover ein, in Nora Lombardos Geschichte und die der Insel Katria einzutauchen. Sie spiegelt für mich viele der Gefühle Noras wider.
Als Fehler Gottes - es wurde sehnsüchtig ein Junge als Nachfolger des Raís, der Führungspersönlichkeit im Thunfischfang, erwartet - wird Nora geboren und von ihrem Großvater, dem derzeitigen Raís auf ihre Rolle vorbereitet. Sie muss ihren Abscheu vor dem Meer ablegen und nimmt, von der Bevölkerung Katrias einerseits auf Abstand gehalten, andererseits wie ein Schatz behütet, ihre schicksalhafte Bestimmung an.
Wir begleiten Nora von 1960 bis 2012 auf ihren Wanderungen über die Insel, bei ihren wortkargen Begegnungen mit anderen, auf ihren Mattanzas und ihrem übrigen sich langsam wandelnden Lebensweg. Sie dirigiert wie einst ihr Großvater den Thunfischfang. Es ist faszinierend, wie jahrtausendealtes Wissen um die Lebensweise der Thunfische und Strömungen des Meeres sowie harte Arbeit einen erfolgreichen Fang garantieren und das Leben auf der Insel bestimmen. .
Die traditionellen Abläufe werden allerdings im letzten Drittel des Buches durch konkurrierende Fischfangflotten, Toruismus und Flüchtlingswellen erschüttert. Können Nora und die anderen Bewohner Katrias die sozialen und ökonomischen Krisen überwinden?
Germana Fabiano, in Palermo geboren und heute auch noch teilweise auf Sizilien lebend, lässt ihre Charaktere sehr authentisch agieren. Sie öffnet mit der vom Thunfischfang abhängigen Insel Katria einen kleinen Kosmos diverser Persönlichkeiten. Diese leben zwar meist einfach, sind aber sehr lebensklug und achten, ja schützen notfalls auch die Bedürfnisse dieser kleinen Gemeinschaft.
Ich war nach der Leseprobe sehr gespannt auf Nora und die Art und Weise, wie sie in eine von Mänern dominierte Welt hineinwächst und als starke Frau ihren Mann steht. Die Schilderung der Mattanza hat mich wider Erwarten auch sehr gefesselt, wenngleich ich die Abschlachtung der Thunfische grauenvoll fand - in Hinblick auf die Existenzsicherung allerdings notwendig. Nach Erhalt des Buches habe ich es regelrecht verschlungen, was neben der Zeichnung und Entwicklung der Charaktere auch der teils poetischen Sprache zu verdanken ist. Katria und seine Charaktere nahmen förmlich Gestalt an. Ich empfehle das Buch gerne auf jeden Fall weiter!
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Anders als erwartet
Mattanza ist ein Roman von Germana Fabiano und geht um den Thunfischfang auf der italienischen Insel Katria von 1960-2012. Dort leben die Menschen von einer Tradition die eigentlich nur männliche Erben für den Thunfischfang vorgesehen hat. Leider ist der nun letzte …
Mehr
Anders als erwartet
Mattanza ist ein Roman von Germana Fabiano und geht um den Thunfischfang auf der italienischen Insel Katria von 1960-2012. Dort leben die Menschen von einer Tradition die eigentlich nur männliche Erben für den Thunfischfang vorgesehen hat. Leider ist der nun letzte Erbe ein Mädchen geworden und sie musste sich nun ihrem Schicksal fügen ob sie nun wollte oder nicht spielt. Sehr detaillierte Beschreibungen des Fischfangs und des Tötens. Hinzu kommt das sich mit den Jahren alles verändert und Touristen herbeiströmen aber auch Flüchtlinge auf der Insel stranden.
Der Schreibstil ist flüssig aber die Geschichte konnte mich einfach nicht so richtig mitnehmen. Vieles war zu langatmig, vor allem die ständigen Wiederholungen des detaillierten Fangs und Tötens der Thunfische. Auch die vielen Charaktere konnte ich irgendwann nicht mehr auseinanderhalten und waren für mich alle etwas langweilig.
Von meiner Seite aus kann ich das Buch nicht weiterempfehlen.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Das schwere Erbe
Es ist ein wichtiges Buch, dass verschiedene Themen hat, worüber es nachzudenken lohnt. Die Nachfolgedebatte, wenn der Erbe eine Frau ist. Der Umweltschutz, wo wir heute schon merken, dass vieles irreparable für die Pflanzen- und Tierwelt ist. Asylpolitik… es …
Mehr
Das schwere Erbe
Es ist ein wichtiges Buch, dass verschiedene Themen hat, worüber es nachzudenken lohnt. Die Nachfolgedebatte, wenn der Erbe eine Frau ist. Der Umweltschutz, wo wir heute schon merken, dass vieles irreparable für die Pflanzen- und Tierwelt ist. Asylpolitik… es steckt vieles in diesem Buch und die ersten Seiten haben mich neugierig gemacht, mich fasziniert und auch im weiteren Verlauf des Buches nicht enttäuscht. Im Gegenteil. Deshalb gibt es auch von mir eine klare Kaufempfehlung.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Eine Frau steht ihren Mann
"Mattanza" von Germana Fabiano hat mich begeistert. Der schmale Band von gerade einmal 183 Seiten ist an Sprache so reich wie ein 500-Seiten-Roman. Dabei trägt er eine zweifache Melancholie mit sich, die allerdings nicht betroffen macht, sondern eher …
Mehr
Eine Frau steht ihren Mann
"Mattanza" von Germana Fabiano hat mich begeistert. Der schmale Band von gerade einmal 183 Seiten ist an Sprache so reich wie ein 500-Seiten-Roman. Dabei trägt er eine zweifache Melancholie mit sich, die allerdings nicht betroffen macht, sondern eher einnimmt für eine dörfliche Inselgemeinschaft, deren Schicksal über fünf Jahrzehnte der Leser im Zeitraffer begleitet.
Die einzelnen Kapitel sind mit Jahreszahlen betitelt; wir tauchen im Jahr 1960 in die Erzählung ein. Ein Mädchen wird geboren, das eigentlich ein Junge werden sollte, denn es war die letzte Chance, die jahrhundertealte Tradition fortzusetzen. Auf der kleinen italienischen Insel Katria ist der Raìs derjenige, der für den Fortbestand der Dorfgemeinschaft sorgt. Der Raìs ist für den Thunfischfang zuständig. Er bestimmt, wann der richtige Zeitpunkt ist, um die Mattanza zu beginnen, wie der jährliche große Fang genannt wird. Der amtierende Raìs ist jedoch ein alter Mann, und das Amt wird in seiner Familie vererbt. Bisher gibt es nur weibliche Nachkommen, und mit der Geburt des jüngsten Mädchens ist guter Rat teuer. Bisher hatte es immer nur männliche Raìs gegeben. Doch um der Tradition willen - nun eben das erste Mädchen.
Obwohl sie das Meer von klein auf nicht wirklich mag, fügt sich Nora, der künftige Raìs, in ihre Rolle. Doch von Beginn an wird sie ins Dorfleben nicht wie ein normales Kind integriert. Sie ist etwas besonderes, und das wird ihr jeden Tag gespiegelt. Als junge Frau und sehr junger Raìs spielt sie gewissermaßen zwei Rollen. Sie ist hin- und hergerissen. Und was vor Jahrzehnten noch eine abgeschiedene Insel war, von der kaum jemand wusste, entwickelt sich bald zum Touristenmagnet und zu einem Ort, der plötzlich zum Mittelpunkt zwischen Hierseits und Jenseits wird.
Fazit: Eine großartige, tiefsinnige, melancholische Erzählung. Um Rollenerwartungen, Rollenverständnis und Rollenzuschreibungen. Um Tradition, Wandel und Moderne. Sehr zu empfehlen.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Mattanza ist ein Wort, das ich vor der Lektüre dieses Buchs nicht kannte. Mattanza meint den traditionellen Fang von Thunfisch vor der Küste Siziliens und auf genau diese Tradition baut Germana Fabiano die Geschichte, die sie in diesem Buch erzählt auf.
Auf der kleinen Insel …
Mehr
Mattanza ist ein Wort, das ich vor der Lektüre dieses Buchs nicht kannte. Mattanza meint den traditionellen Fang von Thunfisch vor der Küste Siziliens und auf genau diese Tradition baut Germana Fabiano die Geschichte, die sie in diesem Buch erzählt auf.
Auf der kleinen Insel Katria läuft das Leben auch im Jahr 1960 noch nach den alten Regeln. Der Thunfischfang bestimmt die kleine Gemeinde, seit Jahrhunderten ist der "Rais", der Anführer der Fischer, ein Mann aus einer bestimten Familie. 1960 wartet die ganze Gemeinde auf die Niederkunft der Tochter des Rais, endlich soll der langerhoffte Erbe geboren werden. Aber es wird wieder eine Tochter geboren.
Pragmatisch wird beschlossen, dass die kleine Nora die Nachfolge ihres Großvater antreten soll. Nirgends steht geschrieben, dass der Rais ein Mann sein muß, er muß nur aus dieser bestimmten Familie stammen.
Also wird Nora bei ihrem Großvater aufwachsen und von Anfang an das Handwerk des Rais erlernen. Im Laufe der Jahre wird Nora eine gute Rais und übernimmt diese Funktion nachdem der Großvater einen Schlaganfall erleidet.
Zunächst läuft der Thunfischfang gut, aber nach einigen Jahren sind die Fangquoten so gering, dass sich der Aufwand nicht mehr lohnt, Schuld daran ist der industrielle Fischfang, der das Mittelmeer langsam aber sicher leerfegt.
Dafür kommen dann andere Lebewesen auf der Insel an: Bootsflüchtlinge, die endgültig das Leben der Insel auf den Kopf stellen
Das Buch hat mir wirklich gut gefallen, es macht auf elementare Probleme der heutigen Zeit aufmerksam, die Überfischung der Meere und die Flüchtlinge, die vor Krieg und Gewalt in Europa Schutz suchen.
Am Anfang lernt man eine Gemeinde kennen, die noch voll in den Traditionen verankert ist, in der jeder seinen Platz hat und wo sich jeder auf den Anderen verlassen kann.
Die Darstellung des Fischfangs mag recht brutal erscheinen, aber er ist doch im Einklang mit der Natur und nimmt nur das, was das Meer bereit ist zu geben.
Insgesamt ist es ein Buch, das sich wirklich lohnt zu lesen.
Erwähnen sollte man auch die Übersetzerinnen Barbara Neeb und Katharina Schmidt, die das Buch in ein schönes, angenehm zu esendes Deutsch gebracht haben.
Das einzige, was ich mir gewünscht hätte, ist ein Glosar, in dem einige italienische Begriffe erklärt worden wären
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für
