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Spicilegia enthält die größtenteils unveröffentlichten handschriftlichen Aufzeichnungen Schopenhauers aus den Jahren 1837 bis 1852. Der Titel stammt von Schopenhauer selbst und bedeutet "Ährenlese". Es handelt sich in der Tat um die Ernte, die für die entscheidenden Frankfurter Jahre eingefahren werden konnte. So nah, unzensiert und ungeschützt wurden die Texte vorher noch nie präsentiert. Endlich wird das Netz der Bezüge sichtbar, das aus sämtlichen vorhandenen Manuskripten, Randbemerkungen zu eigenen Werken, Glossen zu Büchern anderer Autoren usw. besteht - ein veritabler Textkontinent, aus…mehr

Produktbeschreibung
Spicilegia enthält die größtenteils unveröffentlichten handschriftlichen Aufzeichnungen Schopenhauers aus den Jahren 1837 bis 1852. Der Titel stammt von Schopenhauer selbst und bedeutet "Ährenlese". Es handelt sich in der Tat um die Ernte, die für die entscheidenden Frankfurter Jahre eingefahren werden konnte. So nah, unzensiert und ungeschützt wurden die Texte vorher noch nie präsentiert. Endlich wird das Netz der Bezüge sichtbar, das aus sämtlichen vorhandenen Manuskripten, Randbemerkungen zu eigenen Werken, Glossen zu Büchern anderer Autoren usw. besteht - ein veritabler Textkontinent, aus dem die gedruckten Werke wie Eisberge herausragen. Die vollständige Wiedergabe der überlieferten Manuskripte bietet damit die einzigartige Chance, Schopenhauer bei der "Arbeit des Denkens" über die Schulter zu schauen. Denn "hier ist Schopenhauers Denken in einem anderen Aggregatzustand greifbar: als suchende und existentiell engagierte Denkbewegung, die noch nicht im konstruktiven System geschlichtet und besänftigt ist" (Rüdiger Safranski).
Autorenporträt
Arthur Schopenhauer, 1788 in Danzig geboren, beschloß mit 17, Philosophie zu studieren, und veröffentlichte bereits in seinem 30. Lebensjahr, von der Öffentlichkeit völlig ignoriert, sein Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung".Erst gegen Ende seines Lebens erntete er Ruhm mit dem Werk "Parerga und Paralipomena". Es bildete sich ein kleiner Kreis von Verehrern um den flötespielenden "ungeselligen Gesellen", der seine Pudel "Du Mensch" schimpfte, wenn sie unartig gewesen waren. Schopenhauer starb 1860 in Frankfurt am Main.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.07.2016

Im Karikaturenkabinett der Welt ist der Wille ganz bei sich
Keine Silbe des Meisters soll der Beachtung entgehen: Arthur Schopenhauers Notizen aus dem Nachlass

Als Arthur Hübscher 1973 den vierten Band des von ihm edierten "Handschriftlichen Nachlasses" von Arthur Schopenhauer vorlegte, stand am Beginn seines Vorworts eine Klage. Vier Jahre seien seit dem Erscheinen des dritten Bandes vergangen, "Jahre eines allgemeinen geistigen und kulturellen Niedergangs, die ein sinnvolles Planen und Arbeiten mehr und mehr in Frage stellten". Konkret meinte dies, dass die Finanzierung der Ausgabe zum Problem geworden war, wenn auch immerhin einige private Spender geholfen hatten. Eine Konsequenz war, dass Hübscher die Manuskriptbücher Schopenhauers aus den Jahren 1830 bis 1852, die der vierte Band enthielt, in einer deutlich schmaleren Form edierte als ursprünglich vorgesehen. Es lief für ihn auf eine bescheidene Auswahl hinaus, die neben Zitaten und Exzerpten anderer Autoren auch alle Passagen beiseiteließ, die Schopenhauer wörtlich oder abgewandelt in seine Bücher aufgenommen hatte.

Die einst widrigen Zeitläufte, die der damalige Präsident der Schopenhauer-Gesellschaft im Tonfall seines Helden, in dessen Frankfurter Grab er sich später beisetzen ließ, beklagt hatte, haben sich aber gewandelt. Mit den gerade erschienenen "Pandectae", welche an die "Senilia" (2010) und die im Vorjahr erschienenen "Spicilegia" anknüpfen, liegen mittlerweile einige der nachgelassenen Manuskriptbände in neuen vollständigen Editionen vor und decken - von einem Jahr abgesehen, in dem Schopenhauer auf einen früher begonnenen Band zurückgriff - den Zeitraum von 1832 bis zum Tod Schopenhauers 1860 ab. Zwar hatte der Herausgeber Ernst Ziegler, wie er in seiner Einleitung zu den "Pandectae" schreibt, zuerst gedacht, dass einige wenige Kopien der Manuskripte samt ihren Transkriptionen ausreichen müssten "zu allfälligem wissenschaftlichen Gebrauch". Aber Förderer stellten sich ein, und es wurden eben doch stattliche Bände, die auf editorische Solidität bei gleichzeitiger Lesbarkeit setzen.

Die Notate geben keinen Schopenhauer zu entdecken, den man aus den veröffentlichten Schriften und Hübschers Nachlassedition nicht kennte. Aber sie zeigen ihn bei der Lektüre, beim Kommentieren und Entwerfen. An den Grundriss seiner Philosophie, mit der Schopenhauer sich als einziger legitimer Erbe Kants sieht, wird nicht mehr gerührt: der Wille an der Systemstelle des Dings an sich, eine Metaphysik, die trotzdem noch die vorübergehende Befreiung vom Weltgetriebe dieses Willens kennt, die damit einhergehende metaphysische Nobilitierung der Kunst.

Aber es entstehen in diesen Jahren die kleineren Schriften, und die zweite Auflage der "Welt als Wille und Vorstellung", die erst 1844 zustande kommt, wird schon angedacht, die Vorarbeiten kann man verfolgen. Die Überlegungen zu hellseherischen Phänomenen etwa, in deren Darstellungen Schopenhauer sich einliest und aus denen sein "Versuch über das Geistersehen" hervorgeht. Ein Text, in dem Schopenhauer den animalischen Magnetismus seiner Zeit als "gewissermaßen Experimentalmetaphysik" nimmt, um für die zentrale Einsicht seiner Metaphysik zwar keine empirischen Belege - das wäre zu paradox -, aber eben doch Winke geltend zu machen. So wie der Text über das "Geistersehen" ging vieles in die "Parerga und Paralipomena" ein.

Man ist mit der Edition auf dem Weg, dem vom Herausgeber zitierten Diktum Paul Deussens, Gründer der Schopenhauer-Gesellschaft, gerecht zu werden, dass jedes Wort und jede Silbe, welche der Meister geschrieben, der Beachtung wert seien. Es wäre zweifellos zu streng, darauf ernsthaft die Probe machen zu wollen. Wenn aber die Hegel, Schelling und Fichte, die von Schopenhauer geschmähten akademischen Widersacher, die auch in den Manuskriptbänden reichlich ihr Fett abbekommen, ihre großen Ausgaben haben, wieso sollte dann nicht der Frankfurter Privatgelehrte, dessen Nachruhm sich spät, aber immerhin noch zu seinen Lebzeiten ankündigte, zu der seines Nachlasses kommen?

Der Anmerkungsapparat erfüllt naturgemäß nicht alle akademischen Wünsche. Zwar erfährt der Leser etwa, wo das Glaubensbekenntnis eines savoyischen Vikars von Rousseau zu finden ist, kann also mit einem Basisprogramm rechnen. Aber in welchem Buch nun die Bibelinterpretation des protestantischen Theologen zu finden ist, die Schopenhauer nicht gefällt, das müsste er im Bedarfsfall selbst herausfinden. Die Leistung des Herausgebers schmälert das nicht, schließlich ist die Erleichterung akademischer Verarbeitung nicht das erste Ziel der Edition in Buchform, sondern Schopenhauer-Lektüre.

Mittels der beigegebenen kleinteiligen Inhaltsübersicht kann man dabei bestimmte Themen ansteuern oder einen Einsatzpunkt wählen, um dann unvorhersehbaren Wegen zu folgen: Etwa von einem der Ausfälle über Hegel, Schelling & Co. zum Zeitempfinden im Alter, weiter über Schrift und Rede, Magie, die Wortschrift der Chinesen, Pantheismus/Theismus, heilige Seelen und Büßerinnen, um wieder bei Schelling, diesmal gemeinsam mit Oken und Carus, zu landen. Oder von der Welt als Karikaturenkabinett zur Geschlechtsliebe zu Wille und Ding an sich - was fast schon wieder auf einer Linie liegt.

Es geht eben um Gott und die Welt. Mitunter um beide ganz bündig, wie in einer Passage, die auch Eingang in die "Parerga" fand: dass der liebe Gott die Erschaffung der Welt, die nach wahrem christlichem Glauben doch darauf hinauslaufe, dass die meisten Menschen verdammt werden, dann besser hätte bleiben lassen sollen. Das mag keine besonders subtile Anmerkung gewesen sein, aber eine geradlinige, worauf es seinen Bewunderern von jeher ankam.

In seinem Vorwort empfiehlt der Herausgeber Schopenhauers Feststellung, dass es "ein Haupthinderniß der Fortschritte des Menschengeschlechts ist, daß die Leute nicht auf die hören, welche am gescheutesten, sondern auf die, welche am lautesten reden", Politikern zu gefälliger Beachtung. So bescheiden sollte der Gebrauch von Schopenhauer auch wieder nicht sein.

HELMUT MAYER.

Arthur Schopenhauer: "Pandectae". Philosophische Notizen aus den Nachlass.

Hrsg. von Ernst Ziegler. Unter Mitarbeit von Anke Brumloop und Manfred Wagner. C. H. Beck Verlag, München 2016. 572 S., Abb., geb., 44,- [Euro].

Arthur Schopenhauer: "Spicilegia". Philosophische Notizen aus den Nachlass.

Hrsg. von Ernst Ziegler. Unter Mitarbeit von Anke Brumloop und Manfred Wagner.

C. H. Beck Verlag, München 2015. 800 S., Abb., geb., 48,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

"Jene wunderbare Vermehrung geistigen Brotes", die bereits durch den ersten Band der neuen Edition zu verzeichnen war, setzt sich laut Rezensent Ludger Lütkehaus im vorliegenden zweiten Band fort. Es geht um die "Spicilegia", die "Ährenlese" und viele viele Notizen auf dem Weg dahin, die diese Edition mitnimmt. Aus dem altersweisen, heiteren Schopenhauer, der die aktuelle Forschung dominiert, wird nun wieder ein "Stürmer und Dränger", konstatiert Lütkehaus und nimmt es dem Herausgeber Ernst Ziegler nicht übel, dass er den von Schopenhauer geforderten "Respekt vor dem Definitiven" nicht erbrachte und auch Vorläufiges und Skizzen mit aufnimmt. Brillant sei zudem das Geleitwort von Thomas Regehly, dem Archivar der Schopenhauer-Gesellschaft, der eben diesem "Vorletzte" und "Indefinitiven" bei Schopenhauer neue Erkenntnisse abtrotzt.

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