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Der Tod seiner großen Liebe, die er nicht zu retten vermag, treibt einen jungen kräuterkundigen Heiler fort aus seinem Dorf, um Vergessen und Vergebung zu finden. Auf seiner Wanderung durch das pestverseuchte Europa des 15. Jahrhunderts bietet er seine Heilkünste an, wo immer sie gebraucht werden. Auf seiner Reise durch Welten und Zeiten begleiten ihn die unterschiedlichsten Weggefährten, und er muss zahlreiche Gefahren bestehen: Er wird von Wegelagerern überfallen, auf dem Balkan gelyncht, geht auf hoher See über Bord und erreicht schließlich Jerusalem. Doch die größte Herausforderung erwartet ihn noch.…mehr

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Produktbeschreibung
Der Tod seiner großen Liebe, die er nicht zu retten vermag, treibt einen jungen kräuterkundigen Heiler fort aus seinem Dorf, um Vergessen und Vergebung zu finden. Auf seiner Wanderung durch das pestverseuchte Europa des 15. Jahrhunderts bietet er seine Heilkünste an, wo immer sie gebraucht werden. Auf seiner Reise durch Welten und Zeiten begleiten ihn die unterschiedlichsten Weggefährten, und er muss zahlreiche Gefahren bestehen: Er wird von Wegelagerern überfallen, auf dem Balkan gelyncht, geht auf hoher See über Bord und erreicht schließlich Jerusalem. Doch die größte Herausforderung erwartet ihn noch.

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Autorenporträt
EVGENIJ VODOLAZKIN, 1964 in Kiew geboren, arbeitet seit 1990 in der Abteilung für Altrussische Literatur im Puschkinhaus (Institut für russische Literatur) in St. Petersburg. Er hat zahlreiche akademische Werke und Artikel publiziert. Aufgrund von Forschungsstipendien der Alfred Toepfer- und der Alexander von Humboldt-Stiftung verbrachte er mehrere Jahre in Deutschland. Sein zweiter Roman Laurus ist ein inter- nationaler Erfolg, der in 17 Ländern erscheint. Evgenij Vodolazkin lebt mit seiner Familie in St. Petersburg.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mit dem Roman "Laurus" ist Evgenij Vodolazkin, der "russische Umberto Eco", nun auch hierzulande zu entdecken, freut sich Kerstin Holm. Die Kritikerin folgt hier einem russischen Heiler, dessen Familie an der Pest stirbt, quer durch das Russland und Europa des Mittelalters und erlebt, wie dieser hoffnungslose Krankheiten kuriert. Wie der Autor in diesem ahistorischen Roman verschiedene Zeiten verbindet, die Geschichte um den mittelalterlichen Helden vor einem "postmodernen Erfahrungshorizont" erzählt, Visionen und philosophische Reflektionen einflicht, ringt der Rezensentin größte Anerkennung ab. Vodolazkin erscheint ihr wie ein Blogger, der mit Disziplinen und Bewusstseinsschichten spielt und dabei die Sprache alter Chroniken mit postsowjetischen Slang verknüpft. Ein großartiger, von Olga Radetzkaja brillant übersetzter Roman, der nicht zuletzt von der Begegnung Russlands mit Europa erzählt, lobt die Kritikerin.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.09.2016

Plastikmüll einer fernen Epoche

Russlands Umberto Eco: Evgenij Vodolazkin hat mit "Laurus" einen grandiosen ahistorischen Mittelalterroman geschrieben. Den Blick auf die Geschichte lenkt er dabei immer auch auf uns zurück.

In Russland, wo keine historische Epoche je überwunden wird, hat man für das neue Mittelalter mit seinem zersplitterten Bewusstsein und den unabschließbaren Texten eine besondere Affinität. Der dortige Zeitgenosse surft nicht nur durch Zeiten und Räume, er kann auch etwa in Moskau im Hochhaus-Zentrum "Moscow City" zur Arbeit gehen und gleich danach zur Kirche der heiligen Matrona, um zusammen mit Scharen moderner Russen um Heilung von Krankheiten zu beten. Eine Reise in die Provinz entführt zugleich zu altneuen Wallfahrtsstätten und sowjetischen Weltkriegsdenkmälern.

Es ist wohl diese Erfahrung, mit einander ausschließenden Informationen überflutet und zugleich kreatürlich ausgeliefert zu sein, die den Roman "Laurus" des Petersburger Schriftstellers Evgenij Vodolazkin über einen mittelalterlichen russischen Heilkundigen so "heutig" macht. Vodolazkin erwarb sich mit diesem Buch, dessen Zentralfigur durchs pestverseuchte Europa des fünfzehnten Jahrhunderts wandert, den Tolstoi-Literaturpreis von Jasnaja Poljana und den Ruf eines russischen Umberto Eco. Unterstützt von russischen und deutschen Übersetzungsinstituten, hat der Dörlemann-Verlag jetzt eine vorzügliche deutsche Fassung herausgebracht.

Vodolazkins Held, dessen Familie die Pest hinwegrafft und dessen erste Liebe an einer Totgeburt stirbt, weiht sein langes Leben als Arzt auch der Buße und der Rettung ihrer Seele. Er kuriert hoffnungslose Fälle, erkennt Krankheiten, noch bevor sie ausgebrochen sind, und erwirbt sich Ruhm im Volk und das Vertrauen der Fürsten. Zugleich flieht er jeden Komfort, lässt sich von Räubern entführen, lebt als namenloser Gottesnarr in der Kaufmannsstadt Pskow und beschließt, nach einer abenteuerlichen Pilgerfahrt ins Heilige Land, seine Tage als Einsiedlermönch im Waldesdickicht seiner nordrussischen Heimat.

Doch die Zeiten verflechten sich in diesem Buch. Der Autor, der als Sprachhistoriker im Puschkin-Haus tätig ist, nennt es daher einen ahistorischen Roman. Wie ein Blogger jongliert der Erzähler mit Disziplinen und Bewusstseinsschichten. Mittelalterliche Arzneirezepte schildert er so kundig wie den Geburtsvorgang, er ist vertraut mit Engeln und bösen Geistern, findet im Wald aber auch modernen Plastikmüll. Seine Figuren reden im Idiom alter Chroniken, das die kongeniale Übersetzerin Olga Radetzkaja in das etwas jüngere Deutsch der Lutherzeit übertragen hat; sie streuen aber auch postsowjetischen Slang ein oder zitieren, ohne ihn zu nennen, Antoine de Saint-Exupéry. Vodolazkin vermeidet die unverbindliche historische Stilisierung. Er verankert seine fiktive Vita eines Gerechten im postmodernen Erfahrungshorizont, auch durch philosophisches Räsonnement, etwa über das Reisen, das damals nicht zuletzt die Kontinuität des Raumes bestätigte, an der durchaus Zweifel bestanden.

Den Röntgenblick durch Zeiten und Räume besitzen auch die spirituell begabten Figuren. Großvater Christopher, der dem Helden mit dem Heilerhandwerk auch dessen erste Regel beibringt, dass nämlich Gebete die wichtigste Medizin seien, ahnt zukünftige Kulturschichten und archäologische Expeditionen im russischen Norden voraus. Der begnadete Arzt erkennt intuitiv das Schicksal seiner Mitmenschen. Selbst das wilde Treiben der Pskower Gottesnarren, die Brote stibitzen, Häuser mit Steinen bewerfen oder unsichtbare Brände löschen - hier variiert Vodolazkin berühmte russische Heiligenviten -, dient, wie sich zeigt, dem allgemeinen Heil. Nur das einfache Volk sucht blind nach Sündenböcken, um sie fürs eigene Unglück zu bestrafen.

Besonders schön schildert Vodolazkin die Begegnung Russlands mit Europa. Er lässt einen italienischen Intellektuellen, den die Frage nach dem Weltuntergang bewegt und der glaubt, die Kulturblüte in Florenz lenke davon ab, nach Pskow pilgern, von wo aus er mit dem Heilkundigen nach Jerusalem geschickt wird. Die beiden werden Freunde. Der ebenfalls visionäre Katholik begreift, dass die schlechten russischen Straßen immer schlecht bleiben werden, und erklärt seinem Gefährten, dass Geschichte prinzipiell ziellos sei. Wie die zwei im Dialog das Pskower Höhlenkloster erkunden, den Wiener Stephansdom - wo der Orthodoxe merkt, dass der westliche Christengott wärmer, der östliche jedoch erhabener sei -, wie der Russe selbst in Venedig, der schönsten Stadt der Welt, eine Leprapatientin und der Italiener in Palästina sein persönliches Weltende findet, das erschüttert durch die Ungeschütztheit der geschilderten Lebensverhältnisse und lenkt so den prüfenden Blick der Historie gleichsam auf uns zurück.

Im Roman treten auch Deutsche auf, großgewachsene Leute, die vor allem bemüht sind, sich richtig zu verhalten. Etwa die Pilger Wilhelm und Friedrich, die bei der Fahrt übers östliche Mittelmeer dem Schiffskapitän erklären, die Troja-Sage beruhe auf heidnischen Lügengeschichten. Worauf der Italiener erwidert, ihm sei so, als werde Troja einst wiedergefunden, möglicherweise sogar von einem Landsmann der beiden. Oder der Kaufmann Siegfried, der sich nach dem Tod des Helden darüber aufregt, dass das Volk laut heulend dessen Leichnam über den Boden schleift. Ein Russe, der Siegfried tadelt, weil er das Land, in dem er schon eine ganze Weile lebe, so gar nicht verstehe, muss dessen Gegenfrage, ob er es denn verstehe, ehrlich verneinen.

KERSTIN HOLM

Evgenij Vodolazkin: "Laurus". Roman.

Aus dem Russischen von Olga Radetzkaja. Dörlemann Verlag, Zürich 2016. 416 S., geb., 25,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.12.2016

Weihwasser in Plastikflaschen
Russlands mystische Zeit: Evgenij Vodolazkin holt in seinem historischen Roman „Laurus“
die Glaubensintensität des Spätmittelalters in die Gegenwart – ganz ohne Ironie
VON GUSTAV SEIBT
Die Geschichte dieses Romans beginnt im Jahre 6948 nach Erschaffung der Welt und sie endet achtzig Jahre später. Dazwischen liegt das Jahr 7000, ein bedrohliches Datum, denn vor Gott ist ein Tag wie tausend Jahre, und Gott hat die Welt in sieben Tagen erschaffen. So könnte sie nun also im siebentausendsten Jahr auch wieder untergehen.
Sie tut es nicht in Evgenij Vodolazkins Buch „Laurus“, doch sie bleibt durchscheinend auf ihr mögliches Ende. Wir sind im Bereich der griechisch-orthodoxen Zeitrechnung, im spätmittelalterlichen Russland, und zwar in dessen nordwestlichen Kerngebieten zwischen dem Kirillo-Beloserski-Kloster und der Handelsstadt Pskow, in unserer Zeitrechnung zwischen 1440 und 1520. Weitere Schauplätze des Romans sind das alte Litauen und Polen, Kiew, Krakau, später Mailand und Venedig. Eine Pilgerreise führt den Helden zu Schiff ins Heilige Land, nach Jerusalem.
Der Held – Laurus ist sein letzter Mönchsname – ist ein Heiliger, in dem dramatischen, ja grellen Sinn, den das Mittelalter und seine Legendenliteratur dieser Rolle vorbehielten. Vodolazkins Buch ist eine solche Legende, auch im literaturwissenschaftlichen Sinn des Worts. Der Autor arbeitet am Puschkinhaus in St. Petersburg, dass er ein gelehrter Philologe ist, merkt man auch der deutschen Übersetzung auf jeder Seite an. Sein Stil ist syntaktisch von raffinierter Einfachheit, dafür streut er immer wieder ältere, kirchenslawische Sprachstufen ein, die Olga Radetzkaja, die großartige Übersetzerin, im frühneuzeitlichen Deutsch der Luther-Zeit wiedergibt.
Mit seiner chronikalischen Schlichtheit setzt dieser Stil auf geheimnisvoll mühelose Weise einen Weltzustand des Wunderbaren, der vom ersten Moment an vollkommen glaubwürdig wirkt. Wie jede Legende ist diese Erzählung eine Biografie von der Geburt bis zum Tod, dazwischen liegen die Sünden, die Buße und die Prüfungen, die Wunder, die Vorbedeutungen. Der Held heißt eigentlich Arsenij, und der Name deutet auf eine früh erworbene kräuterkundliche und medizinische Begabung, die sich aufs Mittelalterlich-Plausibelste zwischen naturalistischer und magischer Wirksamkeit ausspannt.
Arsenij ist Arzt und Wunderheiler, aus besonderer Nähe zur Gottnatur, aber auch aus einem existenziellen Altruismus heraus, der von Schuld getrieben ist: Er hat früh eine Geliebte durch Kindstod verloren, und nun muss er für sie, an ihrer Stelle leben und möglichst vielen Menschen Gutes tun. Daneben kasteit er sich und leidet auf die expressiv-übertriebene Weise, wie sie alle Acta Sanctorum oder die Legenda aurea, das große Heiligenbuch das lateinischen Mittelalters, zeigen. Hier wird gehungert und gefroren, geduldet und gelitten wie in einem Martyriologium. Und da jedes Leiden auch ein exzessiver Realitätskontakt ist, teilen sich die Martern dem Text als Poesie mit.
Das Buch ist bunt, mosaikhaft, eine sinnvolle Nacherzählung erlaubt es kaum und braucht sie auch nicht. Der Autor, hochbewusst, benennt selbst an einer Stelle die Ästhetik des Mosaiks, das aus schimmernden Scherben zusammengesetzt ist, die erst im Abstand zu einem ruhigen, andachtsvollen Bild werden, in dem auch motivische Reprisen ihre fast symphonische Wirkung entfalten. So funktioniert dieser Legendenroman mit seiner an Flauberts „Salammbô“ erinnernden Überfülle an empirischen Details – Natur, Kleidung, Krankheit, Schmutz, Verkrüppelung, Hunger, Wahnsinn, all das kommt zu Wort und Anschauung. Die Geißel der Epoche ist die Pest, Arsenij muss Eiterbeulen aufdrücken, um Befallene zu retten, und der Leser riecht förmlich, wie sehr das Mittelalter gestunken hat. Vielleicht noch bewundernswerter ist, wie Vodolazkin den Raum behandelt. Jeder Leser mittelalterlicher Texte kennt die eigentümliche Ungreifbarkeit der Räumlichkeit in ihnen, den nach heutigen Begriffen fehlenden Maßstab. Eigentlich ist er immer unermesslich und ganz nah zugleich – das Reisen ist eine Mischung aus Schwerstarbeit und Flug, und das muss mit dem zu tun haben, was auch mittelalterliche Bilder zeigen, mit der fehlenden Perspektive.
So könnte man lange fortfahren mit dem Lob der dokumentarischen Genauigkeit des Romans, seiner genialen Nachschaffung von Atmosphäre. Doch der eigentliche Clou liegt an anderer Stelle, an einem systematisch höheren Ort. Denn der Roman überträgt die nah-ferne Räumlichkeit der mittelalterlichen Weltwahrnehmung auf sich selbst. Er spielt unbezweifelbar im späten 15. Jahrhundert. Und doch reden der Erzähler und seine Figuren immer wieder aufs Unbefangenste vom „Mittelalter“, in dem man sich ja nun befinde.
Die erzählte Zeit ist durchlässig zur Erzählzeit, ja zur Zeit des Lesers, zunächst nur terminologisch. Doch einmal auch ganz gegenständlich: Nach einem strengen Winter werden im aufgetauten Waldboden unversehens Plastikflaschen gefunden – Artefakte des 20. Jahrhunderts. Hier nun ist der Leser auf die Probe gestellt. Fühlt er sich noch gestört oder hat er die implizite Spielregel der porösen Zeit schon im ersten Fünftel des Romantextes begriffen? Klar jedenfalls ist: Es geht nicht um „Brechung“ oder „Ironie“. Die Plastikflasche im mittelalterlichen russischen Waldboden ist ein Signal für ein mystisches Zeitempfinden.
Wer diese Provokation überstanden hat, wird bald vertrauten Umgang mit einer weiteren Figur finden, einem Mailänder namens Ambrogio, dem die Gabe der Prophetie zuteilgeworden ist und der immer wieder reale Ereignisse des zwanzigsten Jahrhunderts in seine Reden streut. Kleinere, näherliegende Vorahnungen, die den Roman durchziehen, gehören dann schon zur Binnennormalität einer perfekt gesetzten Fiktion. Wunder selbst bizarrster Art bekommen etwas von der Fraglosigkeit, wie sie jeder Leser original mittelalterlicher Literatur kennt.
Diese Kunstwirklichkeit harmoniert mit dem religiösen Gefühl, das die Romanlegende genregerecht grundiert. „Laurus“ ist ein hochbewusstes Kunstwerk und zugleich ein esoterischer Text. Als solcher wird er zwangsläufig etliche Leser auch abstoßen. Doch es wäre sinnlos, diese mit Argumenten beeindrucken zu wollen. Der Roman, den man zu Unrecht mit den Büchern Umberto Ecos verglichen hat, ist nämlich durchaus nicht postmodern oder spielerisch. Er ist heiter, fromm, teilweise auch kitschig und überexpressiv, nur uneigentlich ist er nie.
Man darf heute schon einen Blick auf seinen Erfolg werfen. Dieser war nicht nur in Russland seit 2012 offenbar enorm, er ist es seit 2015 auch in der englischlesenden Welt. Vom New Yorker bis zur Financial Times: nur Hymnen. Vor allem aber entwickelt sich „Laurus“ gerade zu einem Referenztext der religiösen Rechten in Amerika, eines durchaus intellektuellen Publikums, das soeben auch den Film „Arrival“ feiert. Damit tritt Vodolazkin in die Spuren einer westlichen Rezeption der russischen Kultur, die an die Zeit unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg erinnert, als Lew Tolstoi zu einem Propheten geworden war, der Rilke und Thomas Mann ebenso beeindruckte wie die Pariser Gesellschaft um Marcel Proust. Liest man beispielsweise Rod Drehers Blog auf der Seite des „American Conservative“, wird man die Parallele erkennen. Auch diese christlich-orthodoxe Welt gehört zum Reservoir der Wähler, die keine Lust auf Hillary Clinton hatten.
In seinen schwächeren Passagen spielt der Roman mit dieser Rezeptionsmöglichkeit, so wenn er in der Welt seines Heiligen auch recht karikaturhaft gezeichnete Deutsche auftreten lässt. Ganz am Schluss erscheint ein Siegfried, der „unser Land“, also Russland, nicht versteht. „Versteht ihr es denn selber?“, fragt dieser Siegfried. Die Antwort lautet: „Wir verstehen es natürlich auch nicht.“ Das ist ein Klischee, denn Evgenij Vodolazkin weiß ganz genau, was er tut: Er macht Kirchenmalerei, so zeitlos heutig wie die perfekten Nachbauten orthodoxer Kathedralen in Putins Russland. Damit erprobt er ein Verhältnis zur Geschichte, das für westliche Leser den Zauber des Neuen hat.
Seltsamerweise wissen
diese Figuren, dass
sie im „Mittelalter“ leben
Dieser Roman ist heiter, fromm,
teilweise auch kitschig,
nur uneigentlich ist er nie
Der Ausgangspunkt der mystischen Weltreise des Romans „Laurus“: Das Kirillo-Beloserski-Kloster am Weißen See.
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Evgenij Vodolazkin: Laurus. Roman. Aus dem Russischen von Olga Radetzkaja. Dörlemann Verlag, Zürich 2016. 415 Seiten, 25 Euro. E-Book 18,99.
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