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Kreisler ist Kreisler. Ist Wiener und doch keiner. Hängt an keinem Vaterland und ist in der Musik zuhause. Ist als Chansonier berühmt, zuweilen berüchtigt, geliebt und geschmäht, verrissen und verrufen, - neuerdings - auch als Schriftsteller gerühmt - und noch immer neu zu entdecken.
Dazu lädt sein neuestes Buch Mein Heldentod ein: Prosa, Gedichte und Lieder, überwiegend unveröffentlichte, unbekannte Texte aus jüngster Zeit. Darunter ist ein Ausblick auf die Zukunft: auf seinen Heldentod in Wien und obendrein die lang ersehnten Lebenserinnerungen: Meine Autobiographie - ein Parforceritt,…mehr

Produktbeschreibung
Kreisler ist Kreisler. Ist Wiener und doch keiner. Hängt an keinem Vaterland und ist in der Musik zuhause. Ist als Chansonier berühmt, zuweilen berüchtigt, geliebt und geschmäht, verrissen und verrufen, - neuerdings - auch als Schriftsteller gerühmt - und noch immer neu zu entdecken.

Dazu lädt sein neuestes Buch Mein Heldentod ein: Prosa, Gedichte und Lieder, überwiegend unveröffentlichte, unbekannte Texte aus jüngster Zeit. Darunter ist ein Ausblick auf die Zukunft: auf seinen Heldentod in Wien und obendrein die lang ersehnten Lebenserinnerungen: Meine Autobiographie - ein Parforceritt, auf drei Seiten... Nur zwei Facetten seines neuen Buchs, das Kreisler in seiner ganzen Vielfalt zeigt: Weit mehr als der gewohnt bissige, zuweilen leise, melancholische Verfasser von Liedern und ernsthafte Dichter, erweist er sich als Meister der kurzen, pointierten Prosa, der feuilletonistischen Beobachtung, der Reflexion.

Besonders als Erzähler überrascht und fesselt Kreisler in Mein Heldentod mit neuen Seiten: vor allem mit grotesken, parabolischen Erzählungen, die zum Besten gehören, was er je geschrieben hat. Wichtige Einblicke in seine Auffassung von Kunst, Musik und Literatur, aus seiner "Schreibwerkstatt", provokative Positionen zum zeitgenössischen Theater, Kollegenschelte und -lob, Erinnerungsstücke und Essayistisches runden den Band ab: Ein Muß für Kreisler-Freunde, ein idealer Einstieg für diejenigen, die es - noch immer - nicht sind, ein literarisches Ereignis.

Autorenporträt
Georg Kreisler, geboren 1922 in Wien. Die Kindheit in seinem jüdischen Elternhaus war überschattet von Ausgrenzung und Antisemitismus. 1938 emigrierte er mit seinen Eltern in die USA, wo er in die Army eingezogen wurde. 1955 kehrte Georg Kreisler nach Europa zurück. 2004 erhielt er den Richard-Schönfeld-Preis für literarische Satire. Neben über 500 Liedern schrieb er Romane, Essays, Kurzgeschichten, Theaterstücke und Opern. 2010 wurde ihm der Friedrich Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg für sein Lebenswerk verliehen. Georg Kreisler verstarb 2011.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.09.2003

Ein Herr mit radikalen Ansichten
Starrsinn: In Gedichten und Prosa zieht Georg Kreisler Bilanz

Was Georg Kreisler alles war: ein Exilant aus Europa, der in den Vereinigten Staaten seine Existenz schon mit achtzehn Jahren als Entertainer und Komponist bestritt; ein Kabarettist in Wien, dessen böseste Lieder dort in den fünfziger Jahren von Funk und Fernsehen nicht gespielt werden durften; ein Liedermacher in Berlin, dem schon dieses Wort allein Schaudern verursachte; ein Theatermann im ganzen deutschen Sprachraum, der sich vom heutigen Theater mit dem trotzigen Satz abgemeldet hat: "Meine Kindheit: Die Zeiten waren schlecht, aber das Theater war gut." Ein Dichter war er zweifellos auch; aber einer, der im Schatten des Interpreten stand, der seine eigenen Schöpfungen am besten darzubieten wußte. Und ein Wiener blieb er wohl mehr aus enttäuschter Liebe denn aus patriotischem Hochgefühl, ein Linker eher aus Ekel vor bürgerlichen Zwängen denn aus utopischer Gewißheit und ein Jude nur, "weil ich als Kind Jude war und weil es Antisemitismus gibt".

Was Georg Kreisler sonst noch alles war, ohne es für ein lebensabendfüllendes Programm zu halten, ließe sich lange fortsetzen. Aber was ist er heute? Zieht man sein neues Buch, "Mein Heldentod", zu Rate, muß man antworten: ein alter Mann mit radikalen Ansichten - und ein Schriftsteller mit unbekannten Facetten.

Die rund vierzig Texte des Lesebuchs zeigen einen Lyriker, der sich gegen den berühmten Vortragskünstler zu behaupten weiß, und einen Verfasser von kauzig-surrealer Kurzprosa, dessen Phantasie wunderlichste Blüten treibt. Bei den Gedichten ist man anfangs versucht, die Stimme des Autors und sein virtuoses Klavierspiel mitzuhören, aber wenn man sie aufnahmebereit so liest, wie sie geschrieben stehen, vernimmt man rauhe und zarte Verse, die keineswegs der Vertonung bedürfen. Die Kurzprosa wiederum ist eine angewandte Übung in schwarzem Humor, den Kreisler auf so unterschiedliche Genres wie Feuilleton, Glosse, short story und Kurzkrimi gleichermaßen anwendet.

"Die geworfene Generation" ist so ein Vier-Seiten-Krimi betitelt, in dem der Taschendieb Hugo sich in das Bild eines Mädchens verliebt, das er einer gestohlenen Geldbörse entnimmt. Die aberwitzigen Verwicklungen, zu denen der schicksalhafte Fall führt, würden manchem Autor für ein ganzes Buch reichen. Doch Kreisler, der auch sonst ziemlich verschwenderisch mit seinen Einfällen umgeht, verstreut sie und ist, noch ehe er einen bis ans Ende durchgespielt hätte, schon wieder zum nächsten weitergeeilt. Der erste und der letzte Text des Bands sind in anderer Tonlage verfaßt. Die Leichtigkeit, mit der Kreisler zu erzählen pflegt, ist auch eine Methode, seine Verletzlichkeit zu verbergen; in "Meine Autobiographie" und "Unter uns" hält er mit den Kränkungen, unter denen er bis heute leidet, nicht zurück.

Aus mehr als fünfzig Jahren Erfahrung in verschiedenen künstlerischen Berufen zieht er das Resümee: "Wenn man einen Liedermacher braucht, nimmt man jemand anderen, wenn man einen Kabarettisten braucht, nimmt man jemand anderen, wenn man einen Theatermenschen oder Komponisten braucht, nimmt man erst recht jemand anderen, sogar wenn man einen Juden braucht, nimmt man jemand anderen, meistens einen Halbjuden, der wäre vielleicht versöhnlicher als ich." Unversöhnt hingegen beharrt Kreisler auf dem, was er aus der Geschichte gelernt zu haben meint. Dazu gehört Skepsis gegenüber dem Kontinent, dem er einmal nur mit knapper Not entrinnen konnte, um sein Leben zu retten. Zur Zukunft Europas hat er nichts anderes zu sagen, als daß "irgendein deutscher Berlusconi es sicher wieder versuchen wird mit dem vereinten Europa", welches Hitler einmal schon fast verwirklicht hätte. Man ist versucht, in solchen Tiraden einen gewissen Starrsinn zu entdecken und diesen als spezifisches Altersphänomen zu begreifen; aber man irrt: So starrsinnig konnte Kreisler, wenn es ihm gefiel, schon als Junger sein.

KARL-MARKUS GAUSS

Georg Kreisler: "Mein Heldentod". Prosa und Gedichte. Arco-Verlag, Wuppertal 2003. 139 S., br., 19,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Paul Jandl zeigt sich amüsiert. "Querbeet" habe der österreichische Kabarettist, Chansonnier und Dichter Georg Kreisler alles versammelt, was in seinem Leben und Werk eine Rolle gespielt habe. Und das ganze bildet eine Art Nachruf auf sich selbst. Zu finden seien da "Gedichte und Chansons, Prosastücke und Autobiografisches", ebenso Kreislers Leben als Wiener und Jude. Der Ernst werde durch Morbides und schwarzen Humor verdrängt, was nach Ansicht des Rezensenten zu einer überaus erfreulichen Mischung führt.

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