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Wer hatte im Dunklen noch nie das Gefühl, verfolgt zu werden, werhat noch nie unerklärliche Geräusche gehört ? Egal wie aufgeklärt wir unserLeben gestalten, nur wenige von uns sind völlig immun gegen die Erfahrungdes Unheimlichen, gegen wohligen Grusel und nächtliche Angst.Doch was steckt hinter dem, was wir 'Spuk' nennen, worüber reden wir,wenn wir von 'Gespenstern' sprechen ? Diese Fragen treiben Roger Clarkeseit frühester Jugend um. Das Ergebnis seiner lebenslangen Rechercheund Obsession ist dieses ungeheuer unterhaltsame Buch, geschriebennicht ohne ironische Distanz, doch stets präzise wie…mehr

Produktbeschreibung
Wer hatte im Dunklen noch nie das Gefühl, verfolgt zu werden, werhat noch nie unerklärliche Geräusche gehört ? Egal wie aufgeklärt wir unserLeben gestalten, nur wenige von uns sind völlig immun gegen die Erfahrungdes Unheimlichen, gegen wohligen Grusel und nächtliche Angst.Doch was steckt hinter dem, was wir 'Spuk' nennen, worüber reden wir,wenn wir von 'Gespenstern' sprechen ? Diese Fragen treiben Roger Clarkeseit frühester Jugend um. Das Ergebnis seiner lebenslangen Rechercheund Obsession ist dieses ungeheuer unterhaltsame Buch, geschriebennicht ohne ironische Distanz, doch stets präzise wie eine kriminalistischeBeweisaufnahme. Clarke nimmt an Séancen teil und übernachtet in verhextenHäusern, beleuchtet okkulte Praktiken und übernatürliche Phänomene,er erzählt die Schauder erregendsten Geistergeschichten vonder Antike bis in unsere Gegenwart. Clarke berichtet von Praktiken derGeisterbeschwörungen und Kontaktaufnahmen ins Jenseits ebenso wievon den modernsten Techniken der Gespensterjäger, untersucht aberauch die physikalischen und sozialen Aspekte des Spuks. Er entwirft eineTaxonomie der Gespenster, klassifiziert Wiedergänger und Poltergeister,Zeitreisephänomene und beseelte Gegenstände: Roger Clarkes 'Naturgeschichte'ist ein gelehrter Universalführer durch die Welt der Spuks.
Autorenporträt
Roger Clarke, 1963 geboren, wuchs in Geisterhäusern auf und war die jüngste Person, die jemals zu einem Treffen des legendären Ghost Clubs eingeladen wurde. Bereits im Alter von 15 Jahren schrieb er Schauergeschichten. Heute arbeitet er in London als Journalist und Filmkritiker, u. a. für The Independent.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.07.2015

Wo es raschelt, knistert, klopft
„Glauben Sie an Geister?“ – „Nein, Madam! Ich habe selbst zu viele gesehen!“
Mit trockenem Humor erzählt Roger Clarke von Geistersehern und Geisterjägern
VON BURKHARD MÜLLER
In Rom, sagt Nietzsche, habe es außer den Römern selbst noch ein zweites Volk gegeben, das der Statuen. Ähnliches weiß Roger Clarke von England zu berichten: In keinem anderen Land der Welt erreiche die Dichte der Gespenster pro Quadratkilometer einen auch nur annähernd so hohen Wert wie hier. Der Titel des Buches „Naturgeschichte der Gespenster – Eine Beweisaufnahme“ lässt den Leser im Unklaren, ob er es hier mit einem skeptischen, gläubigen oder ironischen Projekt zu tun bekommt, zumal der Autor es seiner Mutter widmet, „die einen Geist sah“. Wer träte in einer solch wichtigen Frage schon der eigenen Mutter zu nahe? Dem Autor selbst ist, so lässt die Widmung vermuten, eine derartige Sichtung noch nicht gelungen; und so scheint der wahre Geist, der über dem Buch schwebt, ein solcher der Wehmut oder Sehnsucht zu sein.
  Für alle diese Aspekte hätte die Reihe Raum, zu der das Buch gehört. Es ist Band 19 der von Judith Schalansky bei Matthes & Seitz herausgegebenen „Naturkunden“, in denen Monografien über Krähen, Kakteen und alte Apfel- und Birnensorten und den Bildungstrieb der Stoffe erschienen sind, ein Band schöner und fesselnder als der andere und alle völlig voneinander verschieden. Jetzt also nach Eseln und Wanderfalken: die Gespenster. Clarke schreibt: „Grundsätzlich gilt, dass es Geister gibt, weil Menschen ständig berichten, dass sie Geister sehen. In diesem Buch geht es also nicht um die Frage, ob es Geister gibt oder nicht, sondern darum, was wir sehen, wenn wir einen Geist sehen, und um die Geschichte, die wir uns davon erzählen.“
Diese Naturgeschichte trägt also vor allem den Charakter einer historischen Soziologie. Clarkes „Taxonomie“, soweit sie die Geister selbst ins Auge fasst und zu einer Einteilung in acht Grundtypen gelangt (Elementargeister, Poltergeister, Krisengeister usw.), überzeugt weit weniger als das, was er über Geisterseher und Geisterjäger zu sagen hat. Wie sich herausstellt, sind Geister ein Phänomen einerseits der Oberschicht, die sich durch spukende Ahnen in ihrem Traditionsbewusstsein bestärkt fühlt, andererseits der leichtgläubigen und sensationslüsternen Arbeiterklasse – während die aufgeklärte Mittelschicht Gespenster entschieden ablehnt.
  Die moderne Naturwissenschaft, weit davon entfernt, das Geisterwesen zu zerstreuen, hat es im Gegenteil erst so recht befeuert: Elektrizität, Magnetismus, Fotografie, das sind alles doch sehr gespenstische Phänomene, die aus einem unfassbaren Raum in sicht- und fühlbarer Wirksamkeit zu uns herübertreten. Das (so gut wie immer weibliche) Medium, wie es sich in den Séancen des 19. Jahrhunderts ausbildet, operiert, verkabelt und systematisch überwacht, in einer Umgebung wie bei einem wissenschaftlichen Experiment. Als binnen eines Jahres 1895/96 gleich zwei neue Geistertechniken das Zwielicht der Welt erblicken, der Film und das Röntgenbild, überschlagen sich die spiritistischen Kreise vor Begeisterung, halten sie sich doch für glänzend bestätigt: Abwesende, vielleicht schon Verstorbene werfen ihre Schatten an die Wand, und Skelette beginnen zu tanzen. Wie hätte auch ein Zeitalter die Geister verbannen können, dessen namengebende Monarchin Victoria ihren vor vierzig Jahren verstorbenen Ehemann jeden Tag beschwor, indem sie ihm nicht nur frische Kleidung hinlegen, sondern selbst seinen Nachttopf säubern ließ?
  Völlig logisch ist Clarkes Einlassung, Geister existierten, weil sie gesehen werden, freilich nicht; denn auch häufig gesehene Gespenster könnten ja genauso gut ein Hirngespinst sein. Komplette Logik wäre bei diesem Gegenstand wohl auch zu viel verlangt; Clarke macht sich einen Spaß daraus, die paradoxen Äußerungen seiner mehr oder minder prominenten Gewährsleute als Motti den Kapiteln voranzustellen. „Ob ich an Geister glaube?“ fragt die Marquise du Deffand, und antwortet sich selbst: „Nein, aber ich habe Angst vor ihnen.“ Der englische Romantiker Coleridge hingegen erwidert auf die Frage, ob er an Geister glaube: „Nein, Madam! Ich habe selbst zu viele gesehen!“ Und nicht einmal das entschieden naturwissenschaftliche Denken Albert Einsteins hält sich bei diesem Thema frei von Widersinn, wenn er zu Protokoll gibt: „Selbst wenn ich einen Geist sähe, würde ich es nicht glauben.“ An Geister nämlich muss man, auch wenn sie „bewiesen“ sind, in erster Linie glauben. Diese Eigenschaft teilen sie mit der Liebe; und Clarke zitiert zustimmend eine Quelle, die meint, hinter jeder Geister- stecke zuletzt eine Liebesgeschichte.
Das gilt schon für den ältesten unter den aktiven aller englischen Geister, die an vielen Orten kopflos spukende Anne Boleyn, enthauptete Ehefrau Heinrichs des Achten. Ein ums andere Mal erweist sich, dass im Leben der Geister und/oder ihrer Beobachter Liebesverhältnisse, meist tragischer Art, ihre Rolle spielen. Bi- und Trigamistinnen haben ihren Auftritt. Bei den medialen Personen im viktorianischen London findet sich ein hoher Anteil koketter junger Mädchen, in die sich zu verlieben die Würdenträger, die sich zur Séance versammeln, ausdrücklich gewarnt werden – natürlich vergebens. Und wenn ein Medium ihre Botschaft offenbar in einem Zustand des Orgasmus empfängt, sehen die Gäste betreten beiseite.
Das Verhaltensrepertoire der Gespenster ist sehr beschränkt – ein Hauptgrund, warum es so traurig ist, spuken zu müssen. Sie rascheln, knistern, kratzen, klopfen; neun Zehntel ihrer Manifestationen finden im Akustischen statt. Sofern sie ins Optische übertreten, handelt es sich meist um nebelhafte Erscheinungen, gekleidet in die letzte oder vorletzte Mode, und was sie, wenn überhaupt, mitzuteilen haben, ist kurz, banal und als Prophezeiung so gut wie unbrauchbar. Desto lebhafter gestaltet sich das Umfeld, in dem sie erscheinen. Hier liegen oft umfangreiche Akten vor, die die oft abenteuerliche Nahaufnahme eines uns sonst verschlossenen Zeitalters und Milieus liefern. Dass dieses Buch dermaßen zu erzählen vermag, dass es dies ernsthaft tut, ohne sich in seinem trockenen Humor stören zu lassen: das macht seinen Charme aus und seine eminente, mitreißende Lesbarkeit. „Er musste“, heißt es etwa von dem Geisterjäger Harry Price, „seine ursprüngliche Absicht, bei der Wahrheit zu bleiben, etwas lockern, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.“
  Price, Stammvater der neuzeitlichen Geisterjagd, mit Pfeife in dramatischer Beleuchtung inszeniert, sieht aus wie ein Schurke bei Edgar Wallace. Ein Betrüger war er höchstens zur Hälfte; zur anderen Hälfte hat er selbst daran geglaubt. Mit Schwindlern verfährt Clarke bemerkenswert nachsichtig. Er erklärt es für pedantisch, aus einem nachgewiesenen Betrug auf die prinzipielle Unverlässlichkeit des Zeugen zu schließen; jeder Fall verdiene einzeln Beachtung. Clarke strebt offenkundig eine Umkehrung der Beweislast an: Dies, so mutmaßt der belustigte Leser, ist das Refugium, in das sich des Autors heimliche Hoffnung verschanzt hat, es möge sie am Ende doch geben, die Geister.
Roger Clarke: Naturgeschichte der Gespenster. Eine Beweisaufnahme. Aus dem Englischen von Hainer Kober. Naturkunden Band 19. Matthes & Seitz, Berlin 2015. 336 Seiten, 38 Euro.
Das Verhaltensrepertoire
der Gespenster ist dann doch
sehr beschränkt
Wohin aber flüchtet die
Hoffnung, es möge sie am Ende
doch geben, die Geister?
An Geister muss man glauben, so ist das auch in der Liebe – Deborah Kerr und Peter Wyngarde im Film „The Innocents/Schloss des Schreckens“, 1961.
Foto: 20th Century Fox
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Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension

Schwer zu sagen, worum es in dem Buch eigentlich geht. Der britische Filmkritiker Roger Clarke, selbst in einem sehr alten Haus aufgewachsen, erzählt Geschichten von Geisterhäusern und Geistern, so Rezensent Wieland Freund. Doch geht er offenbar noch darüber hinaus, untersucht beispielsweise, welche Geister sich Reich und Arm auserkoren und welche Hoffnungen sie damit verbanden. Obwohl Clarke selbst wohl nicht an Geister glaubt, scheint er für einen Schuss Para hier und da durchaus etwas übrig zu haben, lesen wir. Ob sich der Kritiker mit dem Band aber nun amüsiert oder gelangweilt hat, erfahren wir nicht.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.09.2015

Was schwebt denn da die Treppe herunter?
Gespenster gibt es nicht nur in England: Roger Clarke vermasselt mit seinem Buch über Geistererscheinungen ein sehr schönes Thema

Wie so vieles im Leben unterliegt auch die Möglichkeit, Geister zu sehen, der statistischen Wahrscheinlichkeit. Sie ist am größten, wenn man dösend auf dem Bett liegt, eine Hirnläsion erlitten hat, an einer Temporallappenepilepsie leidet oder einfach eine ordentliche Dosis Drogen einnimmt. Man kann aber auch in einer historischen, wenig frequentierten Bibliothek arbeiten. Die alten Bücher dort können vielleicht halluzinogene Pilzsporen enthalten, die man bei der Lektüre einatmet.

Phantastische Gesichtserscheinungen sind Gehirnwahrheiten, das hatten schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts einige Physiologen postuliert und damit die Geisterseherei in den rationalen Hafen der Psychophysiologie zu leiten versucht. Aber noch 1924 fühlte sich der legendäre Zauberkünstler und Antispiritist Harry Houdini veranlasst, alle von ihm untersuchten übersinnlichen Erscheinungen als Produkt getäuschter Gehirne anzusehen.

Roger Clarke will einer solchen nüchternen Betrachtungsweise gar nicht widersprechen und hält sich klugerweise aus der Diskussion heraus, ob es Geister gibt oder nicht. Ihn interessiert vielmehr, was man beim Geistersehen eigentlich sieht und welche Geschichten davon erzählt werden. Das ist eine interessante Fragestellung, zumal der Autor die maßgeblichen Bedingungen für das Gedeihen des Geisterglaubens herausstreicht: die Religion, den sozialen Status derjenigen, die Geister gesehen haben wollen, sowie die Medien, deren doppelte Bedeutung den Autor zu einigen pointierten Kommentaren verleitet. Technische Medien wie Fotografie, Röntgenstrahlen oder Film beflügelten den Geisterglauben und nährten gleichzeitig die Hoffnung auf eine wissenschaftliche Erklärung solcher Phänomene. Menschliche, in aller Regel weibliche Medien machten Männer zu überzeugten und gleichzeitig sexuell angespannten Geistersehern. Und schließlich darf das Geld nicht vergessen werden. Nicht nur für den zwielichtigen englischen Geisterjäger Harry Price dürfte Clarkes trockene Bemerkung gelten, dass "er seine ursprüngliche Absicht, bei der Wahrheit zu bleiben, etwas lockern musste, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen".

Eigentlich sind alle Ingredienzen für eine unterhaltsame und kenntnisreiche Naturgeschichte der Gespenster vorhanden, zumal Clarke eine hinreichend ironische Haltung zu seinem Gegenstand einnimmt. Dennoch ist ein ziemlich enttäuschendes Buch daraus geworden, und das aus zwei Gründen. Zum einen wird das Buch als "gelehrter Universalführer durch die Welt der Spuks angepriesen". Nichts könnte irreführender sein. Dieses Buch ist gnadenlos englisch, und es macht sich auf fast schmerzhafte Weise die monolinguale Dürftigkeit eines Autors bemerkbar, der anderssprachige Quellen - von Sekundärliteratur zu schweigen - scheut wie der Teufel das Weihwasser.

Was der Berliner Aufklärer Friedrich Nicolai über seine Phantasmen berichtet, ist nur im Kontext der von Karl Philipp Moritz begründeten Erfahrungsseelenkunde zu verstehen. Die abenteuerliche Geschichte des Franz Anton Mesmer und seines animalischen Magnetismus ist nur vor dem Hintergrund der politischen, sozialen und wissenschaftlichen Entwicklungen im Frankreich und Deutschland des späten achtzehnten und frühen neunzehnten Jahrhunderts zu schreiben. Der Weg des Psychiaters Hans Berger zur Erfindung der Elektroenzephalographie ist verschlungen, doch ein unverstandener Außenseiter war Berger nicht. Was Clarke zu all diesen Episoden zu sagen hat, würde nicht einmal als studentische Seminararbeit durchgehen. Wissbegierige Leser werden hier universal in die Irre geführt.

Zum anderen weist das Buch erhebliche kompositorische Ungereimtheiten auf. Im Grunde wäre Clarkes anglozentrische Perspektive überhaupt kein Problem, zumal er sich dort beeindruckend gut auskennt, und es wäre auch hinzunehmen, dass er ohne wissenschaftlichen Anspruch diese reichhaltige Geistergeschichte - "Englands großes Geschenk an die Welt" - erzählerisch ordnet und entfaltet. Doch dazu fehlen Kriterien und Strukturen. Mit den taxonomischen Ordnungsbemühungen der klassischen Naturgeschichte hat Clarkes Buch so viel zu tun wie Großmutters Strickbeutel, der verschiedenfarbige Wollknäuel enthält.

Entsprechend handgestrickt sind auch die umfangreicheren Kapitel über Geistergeschichten, die die englische Gesellschaft vom 17. bis zum 20. Jahrhundert in Atem hielten. Betrügerische Séancen in der Londoner Cock Lane, unheimliche Ereignisse in einem Pfarrhaus in Borley oder der Aufstieg und Fall des Séancen-Meisters Daniel Dunglas Home: diese und andere Geschichten sind eigentlich ganz hinreißend, aber Clarke vermasselt sie, weil er, von seiner großen Detailkenntnis verführt, immer wieder neue Personen einführt, nicht recht einsichtige Bezüge herstellt, historische Rückblenden einschaltet und in Nebenbemerkungen mit seinem Wissen angibt. Diese Windungen und Wendungen schlagen wie ein Poltergeist in die narrative Szenerie rein, was aber den Unterhaltungs- und Erkenntniswert dieses Buches nicht gerade steigert.

Geht es über einzelne Geschichten hinaus, wird der Autor ganz hilflos. So heißt es über die 1881 gegründete Society for Psychical Research, über die viel Interessantes zu sagen wäre und auch schon gesagt worden ist: Sie "war in manchen Belangen ihrer Zeit weit voraus und in anderen ihr getreues Spiegelbild". Nun ja. Ob die Society damit, dass sie keine Gespenstergeschichten von Dienstpersonal akzeptierte, weil sie Betrug witterte, ihrer Zeit voraus war oder nur die bestehenden Klassenschranken reproduzierte, bleibt offen. Man hätte aber auch darauf verweisen können, dass die Verschränkung zwischen der Glaubwürdigkeit eines Berichts über ein ungewöhnliches Phänomen und dem sozialen Status desjenigen, der über dieses Phänomen berichtete, bereits in der Royal Society des siebzehnten Jahrhunderts von zentraler Bedeutung waren. Es liegt auf der Hand, dass die um wissenschaftliche Kredibilität bemühten Esoteriker die alten Tugenden einfach übernahmen. Aber auch davon erfährt man bei Clarke nichts.

Erschienen ist diese unglückliche "Naturgeschichte der Gespenster" in der völlig zu Recht gerühmten Reihe "Naturkunden" des Verlags Matthes & Seitz. Auf die Herstellung des Buches ist einmal mehr größte Sorgfalt verwendet worden. Es ist eine sonderbare Erfahrung, ein Buch in der Hand zu halten, bei dem Inhalt und wunderbare materielle Gestaltung so sehr voneinander abweichen. Aber gerade aus der Naturgeschichte lässt sich lernen, dass für manche Bücher mit universalistischem Anspruch gilt: Je mehr man liest, desto weniger weiß man.

MICHAEL HAGNER

Roger Clarke: "Naturgeschichte der Gespenster". Eine Beweisaufnahme.

Aus dem Englischen von Hainer Kober. Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2015. 336 S., Abb., geb., 38,- [Euro].

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