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Durch einen scheinbar unbedeutenden Zwischenfall vor der Küste von Salvador de Bahia kreuzen sich die Wege von vier Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Caju, schlitzohriger Kleindealer, Seu Ney, autoritarer Ex-Militär, Richard, abgebrühter Undercover-Polizist und Keira, die versucht, aus ihrer gewalttätigen Beziehung zu entkommen. Sie alle vereint vor allem eines: Sie sind Getriebene, deren Vergangenheit immer wieder droht, sie einzuholen, und für die Stillstand den Untergang bedeutet.Der Brasilianer Marcello Quintanilha zeichnet in seinem preisgekrönten Krimi Tungste_nio eine…mehr

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Produktbeschreibung
Durch einen scheinbar unbedeutenden Zwischenfall vor der Küste von Salvador de Bahia kreuzen sich die Wege von vier Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Caju, schlitzohriger Kleindealer, Seu Ney, autoritarer Ex-Militär, Richard, abgebrühter Undercover-Polizist und Keira, die versucht, aus ihrer gewalttätigen Beziehung zu entkommen. Sie alle vereint vor allem eines: Sie sind Getriebene, deren Vergangenheit immer wieder droht, sie einzuholen, und für die Stillstand den Untergang bedeutet.Der Brasilianer Marcello Quintanilha zeichnet in seinem preisgekrönten Krimi Tungste_nio eine rasante und vielschichtige Hetzjagd, die den Leser ab der ersten Seite in ihren Bann zieht."Mit Sicherheit der Thriller der Saison." dBD Magazine"Eine clevere Montage spannungsgeladener Szenen und geschickt eingepasster Rückblenden, eine dicke Scheibe tiefgründiges Brasilien." Livres Hebdo
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.08.2017

Schmelzende Gemüter
Marcello Quintanilhas trauriger Comic „Tungstênio“
Ein Sommertag in Salvador des Bahia: Am Himmel ziehen ein paar Wolken entlang, das Meer glitzert in der Sonne. Müßiggänger hängen am Strand, in der City staut sich der Verkehr. Um die Atmosphäre eines solchen Tages einzufangen, greifen Comic-Zeichner gerne in die Farbtöpfe. Marcello Quintanilha aber braucht weder Blau noch Grün, weder Gelb noch Orange. Dem brasilianischen Künstler genügen Schwarz, Weiß und Grau – dennoch spürt man in jedem seiner Bilder die bleischwere Hitze, die keine Meeresbrise zu kühlen vermag.
Die Wege von vier Menschen kreuzen sich in diesem Comic. Der aggressiv-cholerische Seu Ney war früher Sergeant und hätte gerne immer noch, dass alle ihm gehorchen. Caju ist ein kleiner Dealer und Polizeispitzel. Zufällig beobachten die beiden, wie zwei Taugenichtse mit Dynamit Fische fangen. Also alarmieren sie den rabiaten Polizisten Richard, der sofort bereit ist, ein wenig Dampf abzulassen. Unterwegs zum Tatort ist auch Keira, dessen Ehefrau, die sich von ihrem Mann, der sie permanent betrügt und erniedrigt, trennen will.
Die Handlung von „Tungstênio“, die einen Zeitraum von vielleicht nicht mehr als 45 Minuten umfasst, wird überwiegend in Echtzeit geschildert; nur vor der epiloghaften Schlusssequenz gib es einen mehrstündigen Zeitsprung. Allerdings schaltet Quintanilha immer wieder kurze Rück- und Vorblenden ein, die zusätzliche Informationen über die Figuren liefern, mit Andeutungen die Spannung steigern oder bestimmte Motive wiederkehren lassen. Die Geschichte wird mit einer fast aufreizend lässigen Souveränität erzählt.
Ebenso bemerkenswert ist Quintanilhas Blick auf den menschlichen Körper. Hier sind keine jugendlichen Copacabana-Schönheiten zu sehen, sondern zugleich vitale und vom Leben schon ziemlich ramponierte Menschen. So viel Schweiß, so viel Falten, lichte Haare und Übergewicht findet man in Comics nicht oft. In einer schockierenden Szene, die pornografische Konventionen auf den Kopf stellt, schläft Richard mit Keira auf eine Weise, die einer Vergewaltigung gleich kommt. Der Akt wird nur angedeutet; alle Aufmerksamkeit gilt dem Gesicht der Frau, dessen Ausdruck sich von resignierter Traurigkeit zu hilflos-wütendem Schmerz wandelt.
Der Titel der Graphic Novel ist das portugiesische Wort für das Schwermetall Wolfram, das erst bei einer Temperatur von 3422 Grad zu schmelzen beginnt. Auch die Figuren Quintanilhas erreichen schließlich jeweils einen besonderen Punkt, an dem sie plötzlich ihre Härte verlieren. Widersprüchlich, in ihren Fehlern und Obsessionen gefangen, bleiben sie gleichwohl. Dass „Tungstênio“ auf dem Comic-Festival von Angoulême im verggangenen Jahr den Preis für den besten Kriminal-Comic erhalten hat, ist daher berechtigt, aber auch ein wenig irreführend. Das Verbrechen, um das es hier geht, ist banal. Es dient Quintanilha nur zu dem Zweck, ein kleines Welttheater zu inszenieren, dessen unsentimentale Humanität tief beeindruckt.
CHRISTOPH HAAS
Marcello Quintanilha (Text und Zeichnungen): Tungstênio. Aus dem Brasilianischen von Lea Hübner. Avant-Verlag, Berlin 2017. 184 Seiten, 24,95 Euro.
Unter bleischwerer Hitze, vom Leben ramponiert.
Foto: aus dem bespr. Band
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Marcello Quintanilha gelingt es in seinem Comic "Tungstênio", nur mit Graustufen die drückende Hitze einer sommerlichen brasilianischen Küstenstadt zu erzeugen, lobt Christoph Haas. In dieser Stadt, Salvador des Bahia, reicht dem Autor ein relativ banales Verbrechen zum Anlass, einen kleinen Ausschnitt Welt zu inszenieren, den er erfrischend wenig auf Hochglanz poliert: "So viel Schweiß, so viel Falten, lichte Haare und Übergewicht" gibt es in Comics selten, staunt der Rezensent. Tungstênio heißt auf Deutsch Wolfram und ist ein Schwermetall mit extrem hoher Schmelztemperatur, erklärt Haas, und wie das Metall halten die Figuren im Comic erstaunlich viel aus, bevor sich ihr Zustand plötzlich verändert, fährt er fort.

© Perlentaucher Medien GmbH