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'Das Wissen fragt immer: ›Was ist das?‹ Was ist der große Zeh? Was ist dieser Text? Wer ist Bataille? Aber der Wert führt, eingedenk der Parole Nietzsches, die Frage weiter: Was ist das - für mich?. Was ist dieser Text für mich, der ich ihn lese? (Antwort: Es ist der Text, den ich gern geschrieben hätte.)' Roland Barthes Paris 1929, eine Zeitschrift: Drei Zehen, groß wie Gesichter. Ein Essay, der Augen öffnet. Diese burleske Koproduktion des Philosophen-Schriftstellers und Autors der ›Geschichte des Auges‹ Georges Bataille mit dem Fotografen und dissidenten Surrealisten Jacques-André…mehr

Produktbeschreibung
'Das Wissen fragt immer: ›Was ist das?‹ Was ist der große Zeh? Was ist dieser Text? Wer ist Bataille? Aber der Wert führt, eingedenk der Parole Nietzsches, die Frage weiter: Was ist das - für mich?. Was ist dieser Text für mich, der ich ihn lese? (Antwort: Es ist der Text, den ich gern geschrieben hätte.)' Roland Barthes Paris 1929, eine Zeitschrift: Drei Zehen, groß wie Gesichter. Ein Essay, der Augen öffnet. Diese burleske Koproduktion des Philosophen-Schriftstellers und Autors der ›Geschichte des Auges‹ Georges Bataille mit dem Fotografen und dissidenten Surrealisten Jacques-André Boiffard ist eine kalkulierte Bildstörung im kultivierten Haushalt der Hochglanz-Avantgarde und der Beginn einer Erkundung der menschlichen Anmaßung. Wo beginnt er eigentlich, der Mensch? Die Antwort bewegt sich zwischen Evolutionsbiologie und Sittengeschichte, Anthropologie und Fetischismus - und Nietzscheanischem Lachen. Zweisprachige Ausgabe Deutsch-Französisch. Mit Kommentarteil und ausführlichem Nachwort zu ›Documents‹, Fotografie & Surrealismus: Der Zeh, die Fliege & die Fotografie - Documents als Bildstörung des Surrealismus.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.01.2016

Auf dem Zeh balanciert der Geist

Philipp Felsch erinnerte voriges Jahr in einem vielbeachteten Buch an die Karriere der demonstrativ schmucklosen Bändchen des Merve Verlags. Wie man an die Idee von Bändchen für die Westentasche anschließen kann, führt jetzt ein neuer Berliner Kleinverlag vor. Mit Heftchen in DIN-A6-Format, in Klammerheftung. Ihr Reiz liegt freilich im kalkulierten Kontrast von evozierter, auch realer Billigkeit - der Preis beträgt ein Euro - zur Gediegenheit des Inhalts. Nehmen wir dazu das zuletzt erschienene Heftchen, die Übersetzung eines frühen kurzen Texts von Georges Bataille, 1929 in der kurzlebigen, aber als Projekt einflussreichen Zeitschrift "Documents" erschienen.

Dieser Text über den großen Zeh zeigt Bataille von seiner spielerischen, nicht allzu verbissenen Seite: eine Etüde im wortspielerisch-hyperbolischen Lob auf den niedrigen Körperteil, der gegen die höheren Aussichten, also vor allem den am oberen Körperende sitzenden Kopf, in Stellung gebracht wird. Solche Kontrastierung war Programm, gemeinsam mit Mitstreitern wie Michel Leiris wurde kräftig entsublimiert.

Valeska Bertoncinis deutsche Fassung ist exzellent - der Originaltext steht links zum Vergleich -, ihre Anmerkungen zur Übersetzung sind lesenswert genauso wie ihr beigegebener Essay über Batailles Auftritt mit den "Documents", die André Breton ausweislich der zweiten Fassung seines surrealistischen Manifests in Rage brachten. Eine ansehnliche Bildausstattung, wenn auch gedrängt im kleinen Format, kommt noch hinzu.

"Groschenhefte des Weltgeistes" nennen die Berliner Verleger ihre Bändchen. Neben Georges Bataille erschienen bisher noch kommentierte Texte von T. E. Lawrence (von Arabien) und aus dem umfangreichen Nachlass des merkwürdigen Universalautors und Komponisten Hans Jürgen von der Wense. Was der Weltgeist da treibt, es lässt sich noch nicht recht absehen. In Vorbereitung sind unter anderem Fragmente des romantischen Naturphilosophen Johann Wilhelm Ritter, Aufzeichnungen des Polarforschers Salomon August Andrée, auch Kurzes von Jules Michelet und Jean Genet. Man darf gespannt sein.

hmay.

Georges Bataille: "Der große Zeh". Hrsg. und übersetzt von Valeska Bertoncini.

Blauwerke Verlag, Berlin 2015. 82 S., Abb., br., 1,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Das Taschenbuch wird wieder beim Namen genommen, berichtet Helmut Mayer. In DIN A6 und absichtlich einfachem Design bringt der Berliner Blauwerke Verlag seine neue Reihe "Groschenhefte des Weltgeistes" für gerade einmal einen Euro pro Heftchen heraus - und der kauft eine ganze Menge Stoff, staunt der Rezensent. Zum Beispiel den von Valeska Bertoncini hervorragend übersetzten kurzen Text "Der große Zeh" von Georges Bataille, in dem eine der niedrigsten Extremitäten gegenüber dem überhöhten Kopf verteidigt wird, fasst Mayer zusammen, der schon gespannt ist, wo es mit der Reihe hingeht.

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