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In Kanada, diesem für sie fremden Land, muss sich Lisa Kerz in das Highschool-Leben mit seinen neuen Regeln und Hierarchien einfügen. Und sie ist hin- und hergerissen zwischen den Extremen: auf der einen Seite das aufregende Neue, die Stoner, verlorene Jungs, die sie kennenlernt und mit denen sie schließlich in eine Wohngemeinschaft zieht - mit Punkrock, Drogen, Alkohol, Hunger und Zärtlichkeit. Auf der anderen Seite stehen die sonntäglichen Kirchenbesuche mit der Schwester, mit Predigten, die einer ausgeklügelten Choreografie folgen und angefüllt sind von Gottesliebe, aber auch von Warnungen…mehr

Produktbeschreibung
In Kanada, diesem für sie fremden Land, muss sich Lisa Kerz in das Highschool-Leben mit seinen neuen Regeln und Hierarchien einfügen. Und sie ist hin- und hergerissen zwischen den Extremen: auf der einen Seite das aufregende Neue, die Stoner, verlorene Jungs, die sie kennenlernt und mit denen sie schließlich in eine Wohngemeinschaft zieht - mit Punkrock, Drogen, Alkohol, Hunger und Zärtlichkeit. Auf der anderen Seite stehen die sonntäglichen Kirchenbesuche mit der Schwester, mit Predigten, die einer ausgeklügelten Choreografie folgen und angefüllt sind von Gottesliebe, aber auch von Warnungen vor dem Teufel und dem Bösen - und die unbedingte christliche Demut und Enthaltsamkeit verlangen. Lisa droht, zwischen der Angst vor der ewigen Verdammnis und ihrem wilden Leben zerrieben zu werden. Als sei das noch nicht genug, geschieht Lisa etwas Unsagbares, das alles verändern wird, und sie lädt eine Schuld auf sich, die sie ihr ganzes Leben begleiten wird.In Rückblenden und mit feinsinniger Montagetechnik erzählt Lisa Kränzler in einer wunderbaren Sprache vor der Folie einer in Eis und Kälte erstarrten Landschaft, die Isolation bedeutet, von Einsamkeit und Erwachsenwerden, von Ekstase und Schuld. Ein packender Debütroman!
Autorenporträt
Lisa Kränzler, geboren 1983, ist bildende Künstlerin und lebt in Freiburg. Sie studierte Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und war 2010/11 Meisterschülerin bei Prof. Tatjana Doll.Ihr Debütroman »Export A« erschien im Frühjahr 2012 im Verbrecher Verlag. Er wurde für den Klaus-Michael Kühne-Preis 2012 und für den Rauriser Literaturpreis 2013 nominiert.Im Juli 2012 erhielt sie den 3sat-Preis bei den »Tagen der deutschsprachigen Literatur«, kurz Bachmann-Wettbewerb, in Klagenfurt, für einen Auszug aus ihrem zweiten Roman »Nachhinein«.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Begabte Jungautorin, das auf jeden Fall. Und die Widersprüche und Unebenheiten dieses Debüts nehmen die Rezensentin Astri Kaminski eher für es ein.Der Vergleich mit Hegemann fällt zu Ungunsten Hegemanns aus: Kaminski gefällt das Changieren der Romanheldin zwischen Exzess und Biederkeit besonders gut. Sie probiert alles aus: "Blaumachen, Blausaufen, Blaufrieren", Magersucht und Bulimie gehören selbstverständlich ebenfalls dazu, und das in den öden Wäldern Nordkanadas, wo sie als Austauschschülerin gelandet ist. Kaminski lobt zuletzt die Sprachkraft der Autorin, auch wenn sie hier und da danebenhaut.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.07.2012

Kreischend
durch den Äther
Lisa Kränzlers Romandebüt
„Export A“ ist brachial empfindsam
Ein kleiner, wilder Roman über das Highschooljahr einer Sechzehnjährigen in Kanada – bloß, dass weder Highschool noch Kanada dabei irgendeine Rolle spielen. Es geht allein um das Sechzehnsein, das macht schon genug Probleme. Im Debüt der 1983 geborenen Lisa Kränzler ist die Pubertät eine Art bösartiges Gottesgericht. Sie wütet in Körper und Geist, lässt keinen geraden Gedanken zu, verwandelt jede geordnete Erzählung in schutzloses Stammeln: „Der Himmel ist zu fern und ich bin zu klein. Mein erbärmlicher Körper stolpert dahin.“
  Beim Klagenfurter Bachmannwettbewerb hat Lisa Kränzler kürzlich einen der wichtigeren Preise gewonnen. Sie stellte dort ein anderes Romanprojekt vor, das ebenfalls in aufgeputschter, quirlig-expressiver Sprache in Jugend und Kindheit bohrte. Überhaupt versuchten sich die Klagenfurter Kandidaten dieses Jahr ermüdend gerne an Kindheitsrückgriffen. Öfters standen sie dabei mit dem Rücken zu jeder Zeitdiagnose, privatisierten nostalgisch wie mit zugekniffenen Augen vor sich hin. Kränzler war da eine der wenigen Ausnahmen. In ihrem Auszug wurde kein Privatwohnzimmer persönlicher Reminiszenzen abgesteckt, sondern bewusst gespiegelt, was die Gesellschaft so alles in ihre Heranwachsenden hineinprojiziert.
  Beim Bachmanntext funktionierte das recht reibungslos und war äußerst bewusst gestaltet. In Kränzlers zuvor entstandenem Sechzehnjährigen-Roman wirkt es intuitiver und viel grober aufs Papier gehauen. Angekommen im kanadischen Nirgendwo, gerät unsere Austauschschülerin in ein Wechselbad der Gefühle und Lebensstile. Sie wird zu fundamentalistischen Gottesdiensten mitgeschleift und hat, kein Witz, bereits auf Seite 23 ihre erste Glaubenskrise. Und sie zieht in eine Stoner-Wohngemeinschaft, in der die Haschpfeife und die Fuck-the-system-Phrasen um die Wette blubbern.
  Ganz knapp vor Romanende wird dann sogar etwas passieren. Die ersten 200 Seiten aber herrscht richtungsloseste Halbstarken-Verzweiflung. Coming-of-Age bedeutet hier, zu sich selber kommen wollen, und dazu franst die Romanform in nervös suchende, selbstquälerische Notizen aus, die bisweilen beben vor grobschönen, manchmal geradezu brachial empfindsamen Bildern: „Wenn ich also dalag, die Sinne geschärft, Poren und Stirn geöffnet, dann konnte ich ein Netz aus Gedanken bis hinauf in die Unendlichkeit weben.“ Im Ton steckt dann oft so viel Bibelbekanntschaft und humanistisches Elternhaus, dass man davon auch gerne inhaltlich lesen würde. Leider darf man höchstens ganz am Rande. Es gibt keine Auseinandersetzung darüber, was diese Sechzehnjährige warum geprägt hat – und auch keinen Gedankenschimmer daran, warum sie nicht in die Provinzwelt ihrer neuen Buddies passen könnte.
  Es gibt bloß diese grelle, häufig toll ausgemalte Verzweiflung. In Ansätzen fast schon ein kleines „Axolotl Roadkill“, das sich hier abspielt, und damit einmal mehr in diesen Jahren wieder das Buch einer jungen Frau über eine junge Frau, die sich in panischer Schnappatmung nur noch um sich selbst dreht. Vielleicht steckt da ja mehr hysterische Zeitdiagnose drin, als uns lieb ist – folgendermaßen jedenfalls denken sich unsere Teenie-Mädchen bei Lisa Kränzler ihr zukünftiges Leben: „Angefüllt mit Lachlust werde ich sein, wie jetzt werde ich mich ausschütten vor Lachen. Eine Irre, die kreischend durch den Äther treibt.“
FLORIAN KESSLER
  
Lisa Kränzler: Export A. Roman. Verbrecher Verlag, Berlin 2012. 265 Seiten, 21 Euro.
Auch sie wurde in Klagenfurt ausgezeichnet: Lisa Kränzler.
FOTO: OH
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