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Am 25. Februar 1906 erschien zum Entzücken des amerikanischen Publikums die erste Bildergeschichte mit Pollys Traumabenteuern. Nun werden Peter Newells Geschichten, deren Bilder mit modernsten Mitteln restauriert worden sind, als dickes Bilderbuch wieder aufgelegt!
Polly neigt dazu, in langweiligen Situationen einfach wegzuschlafen, und dann spinnt sie im Traum weiter, was sie zuletzt erlebt hat. Ihre Katze, die sie auf den Namen "Spinne" getauft hat, wird zu einer riesigen Spinne, die sie in ihrem Netz zu fesseln versucht; die Noten, auf die sie beim Klavierüben widerwillig gestarrt hat,…mehr

Produktbeschreibung
Am 25. Februar 1906 erschien zum Entzücken des amerikanischen Publikums die erste Bildergeschichte mit Pollys Traumabenteuern. Nun werden Peter Newells Geschichten, deren Bilder mit modernsten Mitteln restauriert worden sind, als dickes Bilderbuch wieder aufgelegt!
Polly neigt dazu, in langweiligen Situationen einfach wegzuschlafen, und dann spinnt sie im Traum weiter, was sie zuletzt erlebt hat. Ihre Katze, die sie auf den Namen "Spinne" getauft hat, wird zu einer riesigen Spinne, die sie in ihrem Netz zu fesseln versucht; die Noten, auf die sie beim Klavierüben widerwillig gestarrt hat, werden zu einem Schwarm von Insekten, und die Puppe, die sie beim Einnicken fallen lässt, geht mit Polly auf einmal um, als sei sie die Puppe. Aber jede Geschichte geht gut aus - wenn Polly aufwacht. Pollys Traumabenteuer erschienen zuerst 1906-1907 in der Chicago Tribune, zur selben Zeit, als Winsor McCays Little Nemo im New York American erschien, und Peter Newell braucht den Vergleich mit McCay nicht zu scheuen. Toll, dass diese Klassiker der Comicliteratur wieder erscheinen können!
Autorenporträt
Peter Newell, geb. 1862 in Illinois, ging 1883 nach New York, kehrte aber bald nach Illinois zurück, wo er in Springfield sein erfolgreiches Grafikstudio eröffnete. Er illustrierte, textete und gestaltete zahlreiche Kinderbücher, die oft hohe Auflagen erreichten. 1905, in einer Zeit, als die amerikanischen Zeitungen regelmäßig farbige Comicbeilagen produzierten, engagierte ihn die Chicago Tribune als Comiczeichner. Newell starb 1924.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.02.2010

Hundert Jahre Wartezeit zahlen sich aus

Peter Newell ist eine vergessene Größe der Comic-Frühgeschichte. Aus seiner Serie "Pollys Traumabenteuer" von 1906 ist jetzt ein neu umbrochenes Bilderbuch-Kleinod geworden.

Wer sich in der Comic-Sekundärliteratur auf die Suche nach dem 1862 geborenen Amerikaner Peter Newell begibt, wird bitter enttäuscht: keine Spur von einem Künstler, der 1906 immerhin fünfzig Sonntagsfolgen einer Serie namens "The Naps of Polly Sleepyhead" gezeichnet hat, die in der Wochenendbeilage einer der damals wichtigsten Zeitungen erschienen sind, im "New York Herald". Doch nicht einmal Dan Nadel, der vor vier Jahren in seinem Buch "Art Out of Time" so vielen vergessenen Altmeistern dieses Metiers Gerechtigkeit widerfahren ließ, hat über Newell ein Wort verloren.

Er war wohl zu erfolgreich in einem anderen Metier: dem Kinderbuch. Newell fertigte Illustrationen für die amerikanischen Ausgaben der Bücher von Lewis Carroll an und verfasste eigene Geschichten, die er dann in solch ungewöhnliche Bilderbücher umsetzte wie "Das schiefe Buch", das die wilde Abfahrt eines Kinderwagens dadurch besonders eindrucksvoll darstellt, dass das ganze Buch als Raute gestaltet ist, also die Seiten nach rechts und links zu kippen scheinen. Vor zwei Jahren ist es auf Deutsch im Bajazzo Verlag erschienen, angeblich als Entdeckung von Roger Willemsen, aber der dürfte seine Kenntnis einem Aufsatz des Berliner Zeichners Atak verdankt haben, der bereits 2004 im "Magazin" über Newells Werk geschrieben hatte. Nun könnte ein deutscher Verlag eigentlich auch noch "The Rocket Book" von 1912 übersetzen: ein Buch mit einem Loch in der Mitte aller Bilder, durch das ein Feuerwerkskörper gerauscht ist. Der italienische Verlag Orecchio acerbo, auch verantwortlich für die Neuausgabe von "Das schiefe Buch" (Bajazzo war Lizenznehmer), hat es im vergangenen Jahr wieder aufgelegt, und in Frankreich ist es auch schon greifbar.

Als drittes Buch hat sich der italienische Verlag nun "The Naps of Polly Sleepyhead" angenommen. Das ist insofern eine größere Leistung als die ersten beiden Titel, weil die einzelnen Folgen bislang jeweils nur im Zeitungsformat gedruckt worden waren - und das vor 103 Jahren. Um eine ordentliche Farbreproduktion zu ermöglichen, wurden deshalb alle aus den alten Vorlagen übernommenen Bilder digital restauriert. Wie aber sollte man mit dem Format umgehen? Zeitungsseitengroße Bilderbücher wecken normalerweise keine Begeisterung.

Die Lösung lag in einem einerseits barbarischen, andererseits genialen Vorgehen. Die jeweiligen Folgen wurden in ihre Einzelbilder aufgeteilt, und jedes davon bildet nun eine Seite in einem kleinen, kompakten, quadratischen Buch namens "Pollys Traumabenteuer" mit nicht weniger als 288 Seiten. Wobei nur die Hälfte, nämlich immer die rechte Seite, ein Bild bietet, während links ein bilderbuchartiger Text steht. Und obwohl die Bilder eigentlich nicht in genau gleich großem Format gezeichnet waren, muss man konzedieren, dass dieses Verfahren dem Original gerecht wird, weil Newell noch nicht mit Sprechblasen gearbeitet hat, sondern das Geschehen tatsächlich klassisch als Begleittext anlegte, wie er es als Bilderbuchzeichner ja auch gewohnt war.

Aber taugt ein in seine Einzelteile zerlegter Comic als Kapitel eines Bilderbuchs? Ja. Denn Newell hat seine Geschichten, die immer darin bestehen, dass die kleine Polly einschlummert und dann im Traum aus ihren letzten wachen Eindrücken wilde Erlebnisse entstehen, narrativ als so traumverloren angelegt, dass die abrupten Wechsel durch das Seitenumblättern genau dem Prinzip des unerwarteten Anschlusses in Träumen entsprechen.

Zudem kann man gar nicht genug dafür danken, dass man diese Perle wiederentdecken kann. Auch wenn Newell die Grundidee von Winsor McCay geklaut hat, der 1905 mit "Little Nemo in Slumberland" einen solchen Erfolg hatte, dass es sofort zahlreiche Nachahmer gab (neben Newell wäre vor allem noch der gleichfalls vergessene William J. Steinigras mit seinem Comic "The Bad Dream That Made Bill a Better Boy", gleichfalls von 1906, zu nennen), ist die zeichnerische Leistung doch immens: keine seitenarchitektonischen Exzesse wie bei McCay, sondern ruhige Episoden in europäischer Tradition des neunzehnten Jahrhunderts, die aber zugleich in den Hintergründen die ganze häusliche Welt des frühen zwanzigsten Jahrhunderts wiederaufleben lassen. Da gibt es in der großbürgerlichen Wohnung von Pollys Familie japanische Rollbilder an den Wänden, das Mobiliar ist Jugendstil und die Kleidung Fin de Siècle. Man möchte kaum aufhören zu schauen.

Was aber das Schönste ist: Die Phantasie von Peter Newell schlägt die wildesten Kapriolen. Da werden die Rollen zwischen Puppe und Puppenmama verkehrt, ein Hund bekommt eine Eiskugel als Hut aufgesetzt und läuft fortan auf zwei Beinen wie ein feiner Herr (bevor er schmilzt), oder eine Kuh erweist sich im Traum als grotesk verzerrtes Monster. Newell spielt vor allem mit Proportionen, die die kindliche Perspektive auf die Welt zur Grundlage haben, und mit der großen Neugier eines kleinen Mädchens, wenn die auch nur in Pollys Träumen zu ihrem Recht kommt. Das Faszinierendste aber ist, dass all diese Geschichten (siebzehn von fünfzig bietet das Buch insgesamt, und erfreulicherweise ist es als erster Band betitelt) ursprünglich für erwachsene Leser gezeichnet waren, aber heute allemal als perfektes Kinderbuch erscheinen.

ANDREAS PLATTHAUS

Peter Newell: "Pollys Traumabenteuer". Aus dem Englischen von Peter Jacoby. Verlagshaus Jacoby & Stuart, Berlin 2009. 288 S., geb., 14,95 [Euro]. Ab 5 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Peter Newell ist laut Rezensent Andreas Platthaus ein heute nahezu völlig vergessener Klassiker aus der Urgeschichte der Comics. Bekannter ist er als Bilderbuchautor - und Platthaus stellt zwei davon vor, die durch originelle Formate brillieren. Das dritte liegt jetzt vor und basiert nun tatsächlich auf Comics, die Newell Anfang des letzten Jahrhunderts für eine New Yorker Zeitung verfertigte. Platthaus schildert die Schwierigkeiten, sie überhaupt in ein Buch zu bannen - denn ein Buch im Zeitungsformat wäre kaum möglich gewesen. Aber er ist dann sehr zufrieden mit der Lösung, die der Verlag hier gefunden hat - eine Aufteilung der Comics in Einzelbilder mit dem Text auf der linken und dem Bild auf der rechten Seite. Platthaus schwärmt in der Folge vom Detailreichtum der Bilder, die einen wirklichen Blick in den damaligen Alltag erlaubten, und von der grotesken und menschenfreundlichen Fantasie des Autors. Er hofft auf weitere Bände.

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