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Der gefälschte König Ludwig XIV., der Sonnenkönig, eine "Fälschung"? Sein Vater, Ludwig XIII. schwul - seine Mutter Anna von Österreich den Frauen zugeneigt? Die scheinbar unglaubliche These: Der Bourbonenkönig sei in Wirklichkeit ein illegitimes Kind aus dem Volk, auf den Thron gehoben, um den Einfluss der katholischen Kirche in Frankreich zu wahren. Max Melbo, alias Volker Elis Pilgrim, auf den Spuren einer Geschichtscamouflage ohne Beispiel.

Produktbeschreibung
Der gefälschte König Ludwig XIV., der Sonnenkönig, eine "Fälschung"? Sein Vater, Ludwig XIII. schwul - seine Mutter Anna von Österreich den Frauen zugeneigt? Die scheinbar unglaubliche These: Der Bourbonenkönig sei in Wirklichkeit ein illegitimes Kind aus dem Volk, auf den Thron gehoben, um den Einfluss der katholischen Kirche in Frankreich zu wahren. Max Melbo, alias Volker Elis Pilgrim, auf den Spuren einer Geschichtscamouflage ohne Beispiel.
Autorenporträt
Max Melbo, vormals Volker Elis Pilgrim, geboren 1942, entstammt einer preußischen Adelsfamilie. Er studierte Rechtswissenschaften, Psychologie, Soziologie und war Mitglied der Meisterklasse für Klavier am Konservatorium in Wiesbaden. Auch als Drehbuchautor und Schauspieler trat er hervor. Als Schriftsteller macht er sich mit psychoanalytischen Sachbüchern einen Namen. Von 1982 bis 2008 lebte Pilgrim in Australien und Neuseeland und nahm dort den Namen Max Melbo an.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.04.2009

Der Richelieu-Code
Ein schwuler König und ein untergeschobener Kronprinz: Max Melbo deliriert in Verschwörungstheorien, um anti-französischem Furor zu frönen
Dass alle Geschichtsschreibung nur ein mehr oder minder unzulängliches Bild dessen gebe, wie es eigentlich gewesen, ist ein immer wieder ausgesprochener Verdacht, der auf die Zustimmung all derer rechnen kann, die überzeugt sind, es besser zu wissen, also der vielen. Über anspruchsvolle Infragestellungen wie der von Theodor Lessing, dessen Werk vor allem seines griffigen Titels „Geschichte als Sinngebung des Sinnlosen” wegen bekannt ist und das die These entwickelte, nicht die Geschichte selbst habe einen Sinn, sondern diesen stifte erst die Geschichtsschreibung im Nachhinein, lässt sich wenigstens mit intellektuellem Gewinn streiten. Bücher jedoch, die auf Deutungshoheit für eine Vergangenheit bestehen und sich dabei auf Verschwörungstheorien berufen, deren Stimmigkeit lediglich affektiv erwiesen wird, beanspruchen damit eine selbstevidente Wahrheit, die sie gegen kritische Einwände immunisieren soll.
Das Rezept, nach dem dieser Prozess abläuft, ist einfach: Man stelle eine möglichst verblüffende, weil allen einschlägigen Anschauungen eklatant widersprechende Behauptung auf und beweise dann durch eine Fülle disparatester und aus ihren jeweiligen Zusammenhängen gerissener Details deren Evidenz. Wie erfolgreich ein solches Verfahren gerade in vermeintlich aufgeklärten Zeiten funktioniert, dafür hat Dan Brown mit seinem Weltbestseller „The Da Vinci Code” erst jüngst ein weiteres Beispiel geliefert. Obwohl das Buch als Thriller firmierte, beharrte sein Autor darauf, dass seine Fiktion sich auf nachprüfbare Fakten stütze und somit gewissermaßen einen populär verständlichen Beitrag zur historischen Aufklärung leiste.
Im Schleudergang
Nach diesem erfolgsbewährten Strickmuster hat nun Max Melbo ein Buch vorgelegt, das ausdrücklich nicht als Roman firmiert, sondern beansprucht, als Monographie der Psycho-Historiographie ernst genommen zu werden. Entsprechend des Genres verheißt „Die Königsfälschung. Ludwig XIV. – das Kardinalsbaby” schonungslose Aufklärung bislang von der Geschichtsschreibung verkannter oder verheimlichter Wahrheiten, die den Verlauf der europäischen Geschichte seit dem 17. Jahrhundert bis heute schlüssig zu erklären versprechen.
Das Unheil nahm nach Max Melbo seinen Anfang mit einer Verschwörung im Kardinalskollegium. Deren Haupt war kein anderer als der in vielen Facetten schillernde französische Staatsmann und Kardinal Richelieu. Der habe, um seine politische Stellung als heimlicher Herrscher über Frankreich zu behaupten, notwendigerweise Anstoß daran nehmen müssen, dass die Ehe Ludwigs XIII. mit Anna von Habsburg über mehr als zwei Jahrzehnte kinderlos blieb. Die von der bisherigen Geschichtsschreibung beschwiegene oder zu gering veranschlagte Ursache dafür wäre gewesen, dass der König schwul und die Königin lesbisch gewesen sei, sie also beide einen unüberwindlichen Widerwillen dagegen empfunden hätten, was ihnen dynastische Pflicht und Staatsräson geboten. Dieses Hindernis habe Richelieu dadurch überwunden, dass er dem einander zutiefst abgeneigten Königspaar ein Kind unterschoben habe, das urbi et orbi als legitime Leibesfrucht ihrer Ehe ausgegeben wurde und das dann als Ludwig XIV. zur folgenreichen Herrschaft über Frankreich gelangt sei.
Um diese Kindsunterschiebung ins Werk zu setzen – der Säugling männlichen Geschlechts wurde ebenso wie dessen vermeintlicher jüngerer Bruder, auf den man sicherheitshalber nicht verzichten konnte, aus einem süditalienischen Waisenhaus nach Paris geschafft und der Königin ins putative Wochenbett gelegt –, musste Richelieu logischerweise jedoch, weil mater semper certa, die ihm sehr abgeneigte angebliche königliche Wöchnerin zuvor als Komplizin gewinnen und in seinen Plan einweihen. Zu diesem Zweck wurden von ihm komplizierteste außen- wie innenpolitische Manöver eingeleitet, deren glücklicher Ausgang ihm den beabsichtigten Erfolg bescherten, die Königin für seinen Plan zu gewinnen. Wie bekannt, fügt sich in der Geschichte immer alles gemäß der Absichten eines überlegenen Willens.
Um mögliche Zweifel zu zerstreuen, unterhält und verwirrt der Autor seinen Leser mit einer Fülle von parallelen oder dem Geschehen vorausgegangenen, mit diesem aber gleichsam handlungsgenetisch verknüpften Verschwörungen, bei denen weitere Kindsunterschiebungen am französischen Königshof, schwul-lesbische Verstrickungen oder Mord und Totschlag gleichsam im Schleudergang miteinander vermengt werden. Dieser personen- und beziehungsreiche Wirbel vielfältig miteinander versippter oder verstrickter Haupt- und Nebenfiguren, in dem immer wieder Mitglieder der Medici-Familie leitmotivisch aufblitzen, wird mit vulgärpsychologischer Argumentation verrührt, aus der nicht nur die fragwürdigsten Schlüsse gezogen werden, sondern deren Sprache vor allem durchgängig verstört.
Exemplarisch dafür sind die letzten Sätze dieser 455 Druckseiten umfassenden pseudo-historischen Psycho-Schwarte: „Die schicke Fotzik und die fickrige Phallik der Franzosen muss nun realisieren, dass ihnen unbemerkt von den italienischen kurialen Mafiabossen an die Wäsche gegangen wurde, schon vor sehr langer Zeit, aber mit Kultur-Selbstverständnis-erschütternden, Jahrhunderte lang schwelenden Auswirkungen. (...) Die noch heute glorienverliebte französische Arc-de-Triomphe-Kultur ist im politischen Schlaf von den italienischen Nachthemdvätern, die das gar nicht machen dürften, arschgefickt worden”.
Vom Ästchen aufs Stöckchen
Diese Sätze erhellen zweierlei: Zum einen leidet der Autor an einem anti-französischen Furor, den man längst überwunden zu haben glaubte, den man aber als das entscheidende Element identifizieren muss, das den Ausschlag für das Interesse an dem Stoff wie der Art der Behandlung gab. Solche Voreingenommenheit fungiert immer als Pate bei Büchern, die kritisches Urteil als Schund qualifiziert. Zum anderen zeigen diese Sätze, dass der Autor um kräftige Ausdrücke und gelegentliche Wortneuschöpfungen umso weniger verlegen ist, als diese ihm wohl ein verlässliches Mittel zu sein schienen, den unkundigen Leser über die zahlreichen Schwachstellen in seiner Argumentation hinwegzutäuschen. Dieser Absicht dient vor allem auch das Durcheinander einer weitausholenden Beweisführung, die beständig vom Ästchen aufs Stöckchen springt und die gelegentlich in weit über die Zeit und das Thema hinausschießende Schlussfolgerungen einmündet, die sich anheischig machen, umfassende Deutungen für ein viel späteres Geschehen zu liefern, aber nüchtern betrachtet nichts anderes sind als geschichtsklitternde Wortblähungen: „Was bei den Medici-Concinis noch Dilettanten-destruktiv spontan ablief, das wurde nach ihnen professionelle Methode: die Kardinäle Richelieu und Mazarin, die Ludwige 14 (Verrückter), 15 (Promisker) und 16 (Hilfloser), die Guillotine-Schwuchteln Robespierre und Saint-Just und der Weltkriegsmacher Napoleon – mit diesen acht Destrukteuren an der Macht im stärksten und mächtigsten europäischen Lande war Mitteleuropas Hineinschlittern in die Dauerdestruktivität der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht mehr zu bremsen.”
Darin verbirgt sich die Hauptthese: Ludwig XIV. wurde dank einer bislang verborgenen Mischung klerikaler und dynastischer Projektionen, von denen er zeitlebens in einer ihm unbewussten Abhängigkeit stand, in seiner Entwicklung gehemmt und zu einem Neurotiker deformiert, dessen fatales Vorbild Schule machte. Zu rabiater Destruktion aktiviert wurde seine Neurose, so die Behauptung von Max Melbo dadurch, dass ihm seine Mutter auf dem Sterbebett angeblich anvertraute, dass sie ihn nicht geboren habe. Diese Eröffnung habe ihn in eine „Legitimitätsparanoia” gestürzt. „Er musste von Stund an seine Herrscher-Berechtigung mit den tolldreistesten, törichtesten und brutalsten Legitimationsverrenkungen unter Beweis stellen. Von der Allongeperücke bis zum Absolutismus war Louis XIV. kein Mittel zu blöd und zu blutig. Frankreich und Europa werden 47 Jahre lang militärisch in Atem gehalten, um weder Zeit noch Kraft zu bekommen, Ludwig dem Vierzehnten Abstammungsfragen zu stellen.”
Befruchtung mit Erkenntnis
So einfach lässt sich also Geschichte erklären. Die Einsicht dazu überfiel den Autor, der manchem vielleicht als Volker Elis Pilgrim und Verfasser populärer psychoanalytischer Sachbücher geläufig ist, wie er gegen Ende seines sehr verzichtbaren Werks bekennt, an einem gleichsam archimedischen Punkt: „Erst durch eine populative Multi-Transformation des Autors vom Ossi (1945 – 1960) zum Wessi (1960 – 1982) zum Aussi (1982 – 1999) zum Kiwi (1999 – 2007) geschah in der denkbar weitesten Entfernung vom Ursprung, in Manukau, dem polynesischen Stadtteil Aucklands, nach dem Durchgewalktwerden vom Multi-Poli-Populativen (Viel-,Völkischen‘) die Befruchtung mit der Erkenntnis: Louis XIV. ist geklont worden wie Dolly, das Schaf”. Just das könnte auch, und dieser Verdacht beschlich den Rezensenten, Max Melbo widerfahren sein. JOHANNES WILLMS
MAX MELBO: Die Königsfälschung. Ludwig XIV. – das Kardinalsbaby. Osburg Verlag, Berlin 2009, 463 Seiten, 22,90 Euro.
Philippe de Champaigne (1602-1674): Dreifaches Porträt des Kardinals Richelieu, 1642 Abb.: Ullstein Bild
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Man fragt sich, wieso Johannes Willms diesem Buch überhaupt so viel Raum gewährt, so wenig hält er von Max Melbos Kolportage, die Ludwig XIV. als untergeschobenen Thronfolger entlarven will. Nach bewährter Art der Historienschmöker werde hier Geschichtsklitterung im großen Stil betrieben, indem eine möglichst hanebüchene Theorie mit den disparatesten Details untermauert werde, so der Rezensent angewidert. Als Movens für Melbos mit reichlich Küchenpsychologie und sprachlichen Vulgaritäten angefülltem Buch macht Willms eine anti-französische Haltung aus. Dass Melbos vom Hölzchen aufs Stöckchen springende Argumentation nur davon ablenken soll, wie löchrig und willkürlich die Schlussfolgerungen sind, davon ist der erboste Rezensent überzeugt und so lautet sein abschließendes, vernichtendes Urteil: "Schund"!

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