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Gilbert Keith Chesterton (1874-1936) gilt als einer der vielseitigsten englischen Schriftsteller des frühen 20. Jahrhunderts. Chesterton war aber nicht nur Erzähler, Biograph und streitbarer Publizist; zeitlebens pflegte er auch die Form, mit der er sich schon als junger Autor rasch einen Namen gemacht hatte: den Zeitungsessay, dem er eine ganz eigentümliche Prägung verliehen hat. In diesen Betrachtungen und Skizzen widmet Chesterton sich scheinbar den ganz kleinen Dingen: Reiseerlebnissen, Alltagsbeobachtungen und bizarren Begebenheiten, denen er ungewöhnliche und oft überraschende Deutungen…mehr

Produktbeschreibung
Gilbert Keith Chesterton (1874-1936) gilt als einer der vielseitigsten englischen Schriftsteller des frühen 20. Jahrhunderts. Chesterton war aber nicht nur Erzähler, Biograph und streitbarer Publizist; zeitlebens pflegte er auch die Form, mit der er sich schon als junger Autor rasch einen Namen gemacht hatte: den Zeitungsessay, dem er eine ganz eigentümliche Prägung verliehen hat. In diesen Betrachtungen und Skizzen widmet Chesterton sich scheinbar den ganz kleinen Dingen: Reiseerlebnissen, Alltagsbeobachtungen und bizarren Begebenheiten, denen er ungewöhnliche und oft überraschende Deutungen abgewinnt, verblüffende Assoziationen oder Paradoxien. Das vermeintliche Spiel wird freilich nie zum Selbstzweck, denn Chesterton findet immer wieder den Weg vom winzigen Detail zum großen Ganzen.1909 legte Chesterton eine Auswahl von neununddreißig Essays auch in Buchform vor. Für den vorliegenden Band wurden diese "Tremendous Trifles" vollständig ins Deutsche übertragen.
Autorenporträt
Gilbert K. Chesterton, geb. 1874, gest. 1936 ebendort, war Zigarrenraucher und Dialektiker, Vielschreiber und Gourmand. Unter seinen hundert Büchern sind die bekanntesten Der Mann, der Donnerstag war (1908) und Die Geschichten von Pater Brown (1911-35).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.02.2009

Mit Sahnehäubchen

Leckereien für Ibsen-Verächter, dargereicht vom rechtgläubigen Barbier: Die frühen Kolumnen des Briten G.K. Chesterton liegen jetzt erstmals auf Deutsch vor.

Die angemessene Würdigung Gilbert Keith Chestertons hat hierzulande noch viele Stationen vor sich. Man kennt den Erzähler Chesterton vor allem durch seine "Pater Brown"-Geschichten, den streitbaren Essayisten und "defensor fidei" - dieser Titel wurde ihm postum von Papst Pius XI. verliehen - etwa aus seinen Schriften über "Ketzer" und "Orthodoxie".

Mit dem Romanabdruck von "Kugel und Kreuz" in dieser Zeitung vor zwei Jahren wurde erstmals seit langem auch wieder der Romancier Chesterton für deutsche Leser ins Licht gerückt. Im Dunkeln lag dagegen bislang das Metier, in dem der Autor seine ersten Erfolge feierte: als Zeitungskolumnist für die "Daily News" und "The London Illustrated News" zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. 1909 erschien eine Auswahl dieser Beobachtungen unter dem Titel "Tremendous Trifles", die nun erstmals vollständig in deutscher Übersetzung vorliegt.

In einer Einleitung erläutert Chesterton das Prinzip seiner Betrachtungen: Gezielt will er aus Mücken Elefanten machen, in kleinen und scheinbar nebensächlichen Dingen des Lebens wie Bettpfosten will er durch planvolle Kontemplation tiefere Bedeutungsschichten entdecken. Sein Ton ähnelt hier dem der Manifeste der programmatischen Moderne, wenn es etwa heißt: "Lasst uns die Augen trainieren, bis sie die erstaunlichsten Dinge entdecken, die überall in der Landschaft aufgereiht stehen. Lasst uns zu Okular-Athleten werden!" Weltanschaulich hat der Engländer mit den radikal Modernen dagegen gar nichts gemein: Wo er kann, wettert Chesterton gegen den Sittenverfall seiner Zeit. Er scheint Dandys vom Format eines Oscar Wilde im Sinne zu haben, wenn er moniert, der Vorwurf des schlechten Geschmacks falle "heutzutage viel schwerer in die Waagschale als der Vorwurf unmoralischen Handelns". Im Wortwitz ist er Wilde dann allerdings wieder eng verwandt.

Chesterton verteidigt insbesondere die Institution der Ehe und reagiert allergisch auf die grassierende Zersetzung derselben in den Künsten - zum größten Feindbild hat er sich hier Henrik Ibsen auserkoren: "Ein Dramatiker darf die Einrichtung der Ehe in Zweifel ziehen, solange er die allgemeinen gesellschaftlichen Gepflogenheiten korrekt wiedergibt, und ich habe schon Ibsenverehrer und Pessimisten getroffen, die ein Glas Bier als unmoralisch zurückwiesen, aber die Einnahme von Blausäure für zulässig erklärten." So herrlich ätzend geht Chesterton noch viele andere Zeitprobleme an. Mögen die Titel seiner kleinen Betrachtungen auch noch so belustigend wirken (etwa "Der rechtgläubige Barbier" oder "Vom Liegen in Betten") - die ernsten moralischen Kernthemen der späteren Essays Chestertons klingen in ihnen doch schon unüberhörbar an.

Dale Ahlquist, der Präsident der amerikanischen Chesterton Society, hat die "Trifles" eine der besten Einführungen zu Chesterton genannt. Das kann man nur unterschreiben, denn ebenfalls im Kern schon erkennbar ist in einigen dieser Kolumnen neben dem großen Essayisten auch der Biograph und der Literaturhistoriker Chesterton, der über Charles Dickens, William Blake und Thomas von Aquin schreiben sollte, so wie sich in anderen auch sein Talent als Erzähler und Reiseberichterstatter aufs Angenehmste zeigt. Ein kleiner Wermutstropfen bei diesem Buch sind seine Aufmachung und Ausstattung: Broschiert und im etwas körnigen Computersatz ist der Band denkbar fern von den Ausgaben im Jugendstil, die von Chesterton noch im Umlauf sind.

Ein gewisses Remedium wäre es vielleicht, das Buch in braunes Packpapier einzuschlagen und mit bunter Kreide zu bemalen (inspiriert vom schönsten Text dieser Sammlung mit dem Titel "Ein Stück Kreide", in dem der Autor auf Wanderung in Sussex geht, sich zum Zeichnen niederlässt und zunächst verdrießt, weil er ausgerechnet die weiße Kreide vergessen hat. Dann jedoch fällt sein Blick auf den Felsen, auf dem er selbst sitzt: Der besteht wie ein Großteil der südenglischen Landschaft aus weißer Kreide, und er bricht sich ein Stück heraus). Ansonsten ist jedoch nichts zu bemängeln an dieser Ausgabe; sie kommt zudem mit sehr sachdienlichen Erläuterungen und einer Zeittafel daher. Den gewitzt oxymoronischen Titel "Tremendous Trifles" überträgt Jakob Vandenberg als "Gewichtige Kleinigkeiten", woran nichts auszusetzen ist. Um den Gleichklang im Anlaut zu wahren, hätte man sie sogar "kolossal" nennen können. Schwierig wiederzugeben ist dagegen eine weitere Bedeutung, die im Englischen mit anklingt und durchaus ihre Berechtigung hätte: "Trifles" sind auch mehrschichtige, traditionelle englische Desserts mit Sahnehäubchen.

JAN WIELE

G.K. Chesterton: "Vom Wind und den Bäumen oder Gewichtige Kleinigkeiten". Betrachtungen und Skizzen. Aus dem Englischen von Jakob Vandenberg. Elsinor Verlag 2008, 203 S., br., 16,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Jan Wiele begrüßt diesen Band mit frühen Kolumnen des britischen Erzählers, Romanciers und Journalisten G.K. Chesterton. Das Gemeinsame der Texte liegt für ihn in dem Prinzip, vom Kleinen, Nebensächlichen wie von einem Bettpfosten auszugehen, um durch "planvolle Kontemplation? dann "tiefere Bedeutungsschichten? zu entdecken. Das Verfahren mutet Wiele sehr modern an, inhaltlich sieht er Chesterton allerdings eher einer konservative Linie folgen, wobei er ihn im Blick auf seinen Wortwitz wiederum mit Oscar Wilde vergleicht. Bei der Lektüre der Betrachtungen hat sich Wiele bestens amüsiert, besonders, wenn Chesterton "herrlich ätzend? Zeitprobleme angeht und den Sittenverfall geißelt. Er hebt hervor, dass die Kolumnen bereits die moralischen Themen der späteren Essays anklingen lassen und auch den Biografen und der Literaturhistoriker Chesterton ankündigen. Wiele schätzt die vorliegende Ausgabe auch wegen ihrer sachkundigen Erläuterungen, hätte sich aber eine etwas schönere Aufmachung des Buchs gewünscht.

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