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Die Bremer Stadtmusikanten leben glücklich und zufrieden auf einem Bauernhof. Eines Tages kommt Herr Fresssack, angeblich ein großer Zauberer, der verspricht mit einem dicken fetten Sack voll Geld alle glücklich zu machen. Das Leben auf dem Hof wird sich ziemlich verändern ...
Die Geschichte und das Hörspiel entstammen der Feder des bekannten Sängers und Liedermachers Rio Reiser. Zehn Jahre nach seinem Tod erscheint nun sein einziges und erstes Kinderbuch im Kinderbuchverlag Wolff.

Produktbeschreibung
Die Bremer Stadtmusikanten leben glücklich und zufrieden auf einem Bauernhof. Eines Tages kommt Herr Fresssack, angeblich ein großer Zauberer, der verspricht mit einem dicken fetten Sack voll Geld alle glücklich zu machen. Das Leben auf dem Hof wird sich ziemlich verändern ...

Die Geschichte und das Hörspiel entstammen der Feder des bekannten Sängers und Liedermachers Rio Reiser. Zehn Jahre nach seinem Tod erscheint nun sein einziges und erstes Kinderbuch im Kinderbuchverlag Wolff.
Autorenporträt
Manuela Olten, geboren 1970, studierte an der Fachhochschule für Gestaltung in Offenbach mit dem Schwerpunkt Illustration. Sie lebt als freie Illustratorin in Offenbach und veröffentlichte seither zahlreiche Bilderbücher.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.2005

Und fröhlich winkt der Anarchismus
Ein Märchen als Sponti-Echo, gesungen von Rio Reiser

Kinder lieben Übertreibungen, jede Art von Lärm und klare Grenzen zwischen Gut und Böse. Das alles bietet dieses Buch, und mehr noch die beigefügte CD. Sie enthält die aufregendere Version der ganz und gar moralischen Kindergeschichte aus dem Echoraum seliger Sponti-Tage. "Macht kaputt, was Euch kaputtmacht" und "Keine Macht für Niemand": Die Hymnen von Rio Reisers Systemverweigerer-Band "Ton Steine Scherben" bilden gleichsam den tönenden Rahmen für das Märchen "Herr Freßsack und die Bremer Stadtmusikanten", das der Theaterautor Dietmar Roberg geschrieben und mit den Musikern 1973 aufgenommen hat. Die Platte wurde kein Erfolg.

Doch die Jahrzehnte, die inzwischen vergangen sind, haben ihr nicht geschadet. Im Gegenteil. Ihre aufrührerische Naivität und der fröhliche Dilettantismus springen auch heute noch unmittelbar an, die Aufnahme lockt das Kind im Erwachsenen gleich zweifach: als prustende Märchenparodie und als Antrieb der eigenen, im Lauf der Zeit womöglich ein wenig sentimental gewordenen Rückerinnerung, die sich wie von selbst einstellt, wenn man längst vergessen geglaubten Zeugnissen der eigenen Vergangenheit neu begegnet.

Eine Wiederentdeckung ist vor allem Rio Reisers Gießkannenstimme, die er in der Aufnahme mit purer Lust am Kraftmeiern in einer Doppelrolle dröhnen läßt: Er spricht den Storch, der in der Rahmenhandlung den Frosch am Wegesrand am liebsten auf der Stelle fressen würde und nur durch eine lehrreiche Geschichte abzulenken ist. In ihr wird erzählt, wie der böse Zauberer Freßsack die Tiere ausbeutet, indem er sie mit allerlei Konsumschnickschnack wie Hawaiigitarre, Waschmaschine und Fernsehapparat korrumpiert, und wie die Tiere endlich ihren Peiniger vertreiben und alle fortan in Frieden miteinander leben, sogar Frosch und Storch. Und fröhlich winkt dazu die Faust des Anarchismus.

Die CD dauert eine knappe Stunde, in der die nächtlichen Kommunenpartys der Hausbesetzerszene mit einem Mal wieder akustische Gegenwart sind: die Rollenspiele im Flackerlicht, das gemeinsame Moritaten-Singen ganz ohne Reime, die Gelage mit billigem Rotwein. Eine "Hasenpolka" rumpelt, der Chor der zufällig Anwesenden buchstabiert mit schwerer Zunge "Lalala", ein Saloon-Klavier hämmert, und immer haut jemand im richtig falschen Moment auf die Pauke.

Das Buch zur CD ist eine Transkription. Sie ergänzt die Dialoge des Hörspiels um Erzählpassagen und trifft dabei den Ton der Vorlage recht genau, ohne den Versuch zu machen, ihre dramaturgische Flachbrüstigkeit aufzupolstern. Eine eigene Dimension steuern die Bilder von Manuela Olten bei. Die gewitzten Vergröberungen und Vereinfachungen ihrer Porträts der Figuren führen geradewegs zu den ewigen Vorlieben kindlicher Blicke: Übertreibung, Klarheit und Lärm.

ANDREAS OBST.

Rio Reiser / Dietmar Roberg: "Herr Freßsack und die Bremer Stadtmusikanten". Mit Illustrationen von Manuela Olten und einer CD. Kinderbuchverlag Wolff, Bad Soden 2005. 39 S., geb., 18,50 [Euro]. Ab 5 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Diese CD hat alles, was Kinder wollen, vermutet Andreas Obst: Lärm, Überzeichnungen sowie Gut und Böse, klar erkennbar. Ein böser Zauberer versucht, die Tiere mit nutzlosen Konsumartikeln zu verführen. Diese können sich aber befreien und leben fortan friedlich und herrschaftsfrei miteinander. Die Vertonung der Kindergeschichte aus dem "Echoraum seliger Sponti-Tage", die 1973 das erste Mal aufgelegt wurde, bringt aber vor allem das Obstsche Kind im Manne zum Erblühen, indem es ihn an die vergangene Jugend, die Partys in der Kommune und den billigen Rotwein erinnert. Besonders Rio Reisers "Gießkannenstimme" sorgt dafür, dass dem Rezensenten die "aufrührerische Naivität und der fröhliche Dilettantismus" jener Zeit wieder unmittelbar lebendig wird. Die Illustrationen Manuela Oltens bedenkt er mit dem etwas orakelhaften Satz, sie fügten dem Gehörten eine "eigene Dimension" hinzu.

© Perlentaucher Medien GmbH