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Willkommen im Reich des Superrealismus: Hier begegnet Bardin, der stets korrekt gekleidete Mann mit dem Wasserkopf, bei seinen täglichen Ausflügen dem andalusischen Hund, erkundet das kosmologische System der superrealistischen Gottheiten, in dessen Zentrum eine dreiäuige Micky Maus sitzt, und zieht als einsamer Ritter aus, um die eigenen Alpträume zu besiegen.

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Produktbeschreibung
Willkommen im Reich des Superrealismus: Hier begegnet Bardin, der stets korrekt gekleidete Mann mit dem Wasserkopf, bei seinen täglichen Ausflügen dem andalusischen Hund, erkundet das kosmologische System der superrealistischen Gottheiten, in dessen Zentrum eine dreiäuige Micky Maus sitzt, und zieht als einsamer Ritter aus, um die eigenen Alpträume zu besiegen.
Autorenporträt
In einer schwindelerregenden Mischung aus surrealistischen Bilderwelten, in denen die Logik außer Kraft gesetzt ist, Zitaten aus der Kunstgeschichte von Breughel und Füssli bis zu Magritte und Dali, Chris Wares klarer Linie und einer Hauptfigur, die mit ihren Neurosen und Ängsten an einen erwachsen gewordenen Charlie Brown erinnert, hat der spanische Comiczeichner Max ("Der lange Traum des Herrn T.") eine moderne Version von Winsor McCays legendärem Traumbuch "Dreams Of A Rarebit Fiend" veröffentlicht. Dafür gab es beim Comic-Festival in Barcelona drei Hauptpreise, u.a. "Bestes Album des Jahres 2006"!
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.01.2008

Andalusische Hunde beißen nicht
Hommage an den Surrealismus: „Bardín, der Superrealist” des Comiczeichners Max
Comic und Surrealismus – das ist eine komplizierte, aber innige Affäre. Kompliziert deshalb, weil schon Jahre vor der eigentlichen Formierung der avantgardistischen Bewegung 1921 in Paris zwei der Gründungsväter des Comics, Winsor McCay und George Herriman, Surrealismus avant la lettre betrieben: Fünf Jahre nach Freuds für Breton und seinen Umkreis so wichtiger „Traumdeutung” werden in McCays Traumcomicserie „Dreams of the Rarebit Fiend”, so etwas wie die düstere Variante seines legendären „Little Nemo”, Erwachsene abwechselnd lebendig begraben oder von Krokodilen verspeist, bloß um stets am Ende erleichtert im eigenen Bett zu erwachen. George Herrimans „Krazy Kat und Ignatz” von 1913 schließlich wirkt heute so, als habe Miró einen Comic gezeichnet: Vor der kargen Landschaft Coconino Countys, wo der Mond von einer Schnur vom Himmel hängt und Topfpflanzen in der Wüste stehen, treiben Katze und Maus unsinnig-abstruse Spielchen, die dem absurden Theater alle Ehre machen. Kein Wunder also, dass Avantgarde-Größen wie E.E. Cummings und James Joyce zu den frühen Bewunderern des Comics zählten, ebenso wie Walter Benjamin, der sich in seinem „Kunstwerk”-Aufsatz für die Aufwertung des „kathartischen Kollektivtraums” von der Mickey Maus einsetzte.
Bereits mit seinem im Jahr 2000 erschienenen Heft „Der lange Traum des Herrn T.” erwies sich Max (von Max Ernst), in seiner Heimat Spanien einer der wichtigsten Comiczeichner seiner Generation, als Nachfolger McCays und Herrimans. Mit dem nun vorliegenden Album „Bardín, der Superrealist” legt er sowohl eine Art Quintessenz seines bisherigen Schaffens als auch eine verschmitzte Hommage an den Surrealismus vor. Bardín heißt der Held der kurzen hier versammelten Episoden, und schon sein Aussehen deutet darauf hin, dass es die Welt nicht gut mit ihm meint: Der Wasserkopf kennzeichnet ihn als großen Bruder Charlie Browns, sein stets akkurater Anzug indes verweist auf seinen Versuch, dennoch irgendwie dazuzugehören.
Paranoia, Neurosen, Blasphemie
Gleich zu Beginn trifft er in einer Wüstenlandschaft, in der einsam ein Leuchtturm steht, auf niemand anderen als den Andalusischen Hund. Ein Initiationserlebnis – überträgt dieser doch seine superrealistischen Kräfte auf Bardín, dessen Umwelt sich fortan immer wieder unversehens in eine überwirkliche Umgebung verwandelt. Und ähnlich wie im Surrealismus wird auch der Superrealismus dominiert von Paranoia, blasphemischen Allmachtsphantasien und sexuellen Neurosen. So kann es geschehen, dass sich Bardín entsetzt im Prado auf Brueghels Gemälde „Triumph des Todes” in der Schar der Verdammten wieder erkennt, um wenig später liebevoll den eigenen Samen im Garten zu umhegen, aus dem dann Pflanzen in der Form des Kopfes des Protagonisten sprießen. Die dreiäugige Mickey Maus, die Bardín eines Nachts erscheint, verwickelt er kurzerhand in ein Wortgefecht, an dessen Ende er ihr beweist, dass sie nicht existiert. Dazwischen: Treffen mit befreundeten Künstlern im Café, wo man sich die Zeit mit Nonsense-Spielen vertreibt und hitzige Manifeste verfasst – nein, nicht für den Surrealismus, sondern für von jeder Logik und Syntax (und dem Mainstream-Giganten Marvel) befreite Comics.
Manche der pubertären Späße in „Bardín” kann man getrost überblättern, und man mag es bedauern, dass Max es zu oft bei der losen Aneinanderreihung von auf Pointe geschriebenen Episoden belässt. Bezeichnenderweise sind es denn auch jene Passagen in dem schmalen Album, wo den knallbunten, zweidimensionalen Bildern ohne Worte das Kunststück gelingt, sowohl als visualisierter Traum für sich zu stehen, als auch eine Linie in der Malerei aufzuzeigen, die direkt vom Gothic Movement über Dalí zu den comictypischen Darstellungsformen der Übersteigerung führt: In der rasanten Schlusssequenz zieht Bardín aus, das Pferd und den Affen aus Füsslis „Nachtmahr” zu besiegen, die ihn zuvor im Schlaf quälten. THOMAS VON STEINAECKER
MAX: Bardín, der Superrealist. Reprodukt Verlag, Berlin 2007. 80 Seiten, 18 Euro.
Bardín im Kampf gegen die Monster der eigenen Alpträume Abb.: Reprodukt
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Thomas von Steinaecker würdigt Max als den bedeutendsten zeitgenössischen spanischen Comiczeichner und erkennt in seinem jüngsten Album mit kurzen absurden Episoden nicht nur eine augenzwinkernde Liebeserklärung an den Surrealismus, sondern auch die "Quintessenz" seines bisherigen Werks. Held der Zeichnungen ist der stets im Anzug auftretende Bardin, der durch einen Wasserkopf als Außenseiter gekennzeichnet ist und der den Betrachter durch Alpträume, Phantasien und "blasphemische Allmachtsphantasien" führt, erklärt der Rezensent. Nicht alle Abenteuer Bardins findet Steinaecker wirklich bedeutend und ihn stört, dass viele der Geschichten nur lose aneinandergereiht vor allem auf die Schlusspointe abzielen. Dafür begeistern ihn besonders die textlosen, zweidimensional gezeichneten Episoden, deren beste gleichermaßen als eigenständiges Kunstwerk überzeugen als auch die Traditionslinie vom "Gothic Movement" bis zum Comic vor Augen führen.

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